Mit diesem Interview möchte ich eine neue Serie starten, in der keine Bands, sondern die Leute hinter der Bühne vorgestellt werden sollen. Hauptaugenmerk soll hierbei auf lokale Konzertveranstalter, aber auch Labels, Plattenläden, Fanzines usw. liegen: DIE SZENEMACHER!

Den Anfang dieser neuen Reihe macht Pascal, welcher in Voralberg (Österreich) tätig ist und dort viele tolle Konzerte veranstaltet. Hier nun das Interview für euch!

Es wird immer schwieriger unkommerzielle Veranstaltungsorte aufrecht zu erhalten.

AFL: Hallo Pascal, wir kennen uns ja schon ein Weilchen und durften ja auch schon persönlich mehrmals ein paar Worte austauschen. Du bist ja in Österreich, genauer in Vorarlberg Konzertveranstalter und holst Bands nach Bregenz und Feldkirch und manchmal auch in andere Städte. Was ist dein Antrieb, Konzerte zu veranstalten?

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Hallo Nico, schön von dir zu hören. Da ich schon immer ein begeisterter Konzertbesucher war (und immer noch bin), wuchs das Interesse was da alles eigentlich hinter den Kulissen passiert. Ich bin da irgendwie rein gerutscht. Am Anfang war ich nur am Mitarbeiten auf irgendwelchen Shows, dann war ich in einem Kulturverein Mitglied und dabei habe ich gelernt wie das Ganze abläuft und auch gelernt wie man es nicht machen sollte.

Ich habe dann für meine Geburtstagsparty meine erste Show mit Live-Bands organisiert und gemerkt dass es sehr viel Spaß macht. Zum Beispiel immer wieder neue Leute kennen zu lernen und in einem tollen Team zu arbeiten. Mein Antrieb ist, neben dem Spaß, hauptsächlich das es mittlerweile keine bzw. sehr wenige Punk Rock Shows in Vorarlberg gibt, zumindest im Underground-Bereich. Klar spielen alle paar Jahre mal große Bands wie Dropkick Murphys, Millencolin oder Bad Religion in Vorarlberg. Es gibt auch den Club Vaudeville in Lindau der großartige Arbeit leistet, aber der halt auch größere Shows veranstalten muss um die ganzen Kosten zu decken. Daher habe ich unsere Nische im Underground Bereich gefunden, mit Punk-Bands die nicht den Bekanntheitsgrad haben um in unserer sehr ländlichen Gegend in großen Clubs zu spielen. Ein sehr wichtiger Aspekt ist aber das es sehr schön ist, mit guten Freunden eine gute Show aufziehen zu können. Und am nächsten Tag einfach zu denken wie geil war das den!

Positive Rückmeldungen vom Publikum, die unsere Arbeit schätzen ist natürlich eine gute Motivation um immer dran zu bleiben und nicht auf zuhören falls mal ein paar Shows nicht gut laufen.

AFL: Ich verfolge deine Shows ja schon lange und sehe immer wieder viele tolle Bands, die ich auch gerne mal veranstaltet hätte. Ist es schwer, für dich als Konzertveranstalter an die „dicken“ Bands zu kommen oder sind die Bands inzwischen froh, wenn Sie in Österreich überhaupt noch aufspielen können?

Ich habe kein Interesse um an die ganz „dicken“ Bands zu kommen. Dazu zähle ich Bands die in unserer Gegend über 300 Leute ziehen. Wie schon erwähnt gibt es da den Club Vaudeville in Lindau der diese Konzerte veranstaltet und hervorragende Arbeit leistet, da müssen wir nicht mit ihnen konkurrieren. Bei den Bands die wir bis jetzt veranstalten haben, hatte ich bis jetzt keine Probleme die nach Vorarlberg zu holen.

Es ist eher die Frage ob du es rechtzeitig mitbekommst das die Band auf Tour kommt, ob Vorarlberg vom Tour-Routing passen würde, ein passender Termin für beide Seiten gefunden werden kann und das Ganze auch finanziell machbar ist. Da Vorarlberg an der Grenze zur Schweiz liegt ist es für Bands oft günstig auf dem Weg nach Wien oder von Deutschland nach Italien einen Zwischenstopp bei uns einzulegen, was es für uns sicher einfacher macht um tragbare Deals auszuhandeln.

„Einfach furchtbar einen wichtigen Ort für Subkulturen abzureißen!“

AFL: Was macht denn die Punk und Hardcore Szene in Österreich überhaupt so? Man bekommt leider aus Deutschland nur selten bis nichts aus dem Nachbarland mit, aber ich hab da schon mehrmals gehört, dass es auch in Österreich immer schwerer mit unkommerziellen und alternativen Konzerten wird. Teilst du diese Beobachtung oder siehst du das anders?

Szene? In Vorarlberg? Nie davon gehört. Ich kann da nicht wirklich was dazu sagen was die Szene in Österreich betrifft. In Wien oder Graz gibt es so etwas wie eine Szene – beide Städte sind aber von meinem Heimatort Feldkirch über 600km entfernt. Daher kann ich die Szene dort nicht beurteilen da ich einfach viel zu selten dort verweile Die Zeiten, als es in Vorarlberg eine Punk und Hardcore Szene gab sind meiner Meinung nach vorbei.

Viele Leute sind in größere Städte wie nach Wien oder Berlin gezogen. Ich kenne diese Zeiten wo es angeblich noch eine große Szene in Vorarlberg gab nur vom Hörensagen. Ich würde eher sagen dass es bei uns eine Konzert-Besucher-Szene gibt, die aber übergreifend für die verschiedenen Subkulturen gilt.

Es wird immer schwieriger unkommerzielle Veranstaltungsorte aufrecht zu erhalten. In Vorarlberg sind es hauptsächlich autonome Jugend u. Kulturzentren die alternative und unkommerzielle Konzerte ermöglichen. Seitens der Politik ist da kein Interesse vorhanden um solche Orte zu erhalten oder zu schaffen. Bei uns wurde vor ein paar Jahren das Culture Factory in Lustenau geschlossen. Die dort aktive Gruppe war sehr aktiv und schaffte es immer wieder größere internationale Bands nach Vorarlberg zu holen. Mitte 2018 wird das legendäre Graf Hugo in Feldkirch geschlossen, da spielte schon eine der ersten österreichischen Punkbands (Chaos aus Feldkirch) und machte da 1978 (+/- ein Jahre) die ersten Live-Aufnahmen für eine Platte.

Einfach furchtbar so ein historisch wichtiger Ort für Subkulturen, indem schon seit 40 Jahren Bands auftreten, abzureißen. Zumindest wurde von der Stadt eine gleichwertige neue Bleibe für das Jugendhaus versprochen – mit einem Veranstaltungsraum. Die Stadt ist angeblich auch bereit wirklich Geld in den neuen Standort zu investieren, ich bin da sehr skeptisch, wir werden sehen.

AFL: Was waren denn bisher deine besten und schlechtesten Shows in deiner Zeit als Konzertveranstalter und welche Bands willst du denn unbedingt noch veranstalten?

Highlights waren sicher Bands wie Discharge, Poison Idea und Knochenfabrik in Bregenz, 7 Seconds in Rankweil oder mein persönlicher Favorit Leftöver Crack in Hohenems. Ich freue mich auch schon riesig auf Reagan Youth im April, manchmal packe ich es kaum von was für Bands wir überhaupt Zusagen bekommen.

Die Enttäuschung war bei SNFU groß als nur 50 Besucher gekommen sind. Aber so ist es in Vorarlberg halt – die Show war aber super! Live hat mich noch keine Band enttäuscht die ich veranstaltet habe, vielleicht habe ich auch eine verdrängt. Auf alle Fälle fällt mir jetzt keine schlechte Show ein. Okay MDC hat eine Stunde nach Ankunft in Bregenz ihren Drummer aus der Band geworfen und dann aber noch eine Akustik-Show gespielt. Das hat dann eher nach Country als nach HC Punk geklungen. Aber es war eine schwierige Situation für die Band und sie haben zumindest noch das Beste aus daraus gemacht.

Unbedingt möchte ich noch The Restarts, Subhumans, Pizza Tramp und Toxoplasma veranstalten, Snuff wäre auch ziemlich geil.

AFL: Was mich noch ganz brennend interessiert. Wie schaut es denn bei euch mit Nachwuchs Bands und Veranstaltern / Gruppen aus? Gibt es da eine Art neue Bewegung bei euch zu verzeichnen oder geht es eher wie in vielen anderen Gegenden den Bach hinunter?

Bands im Bereich Punk/HC aus Vorarlberg kannst du dir an einer Hand abzählen, es kommt einfach kein Nachwuchs mehr nach. Dafür sind wir, was Veranstaltungsgruppen anbelangt, gut ausgestattet. Zum Teil verschwinden diese Veranstaltungs-Gruppen wieder, aber es kommen dann auch immer Neue nach. Man darf in Vorarlberg nicht jammern was Konzerte anbelangt. Wir haben das Schlachthaus in Dornbirn, welches hauptsächlich Metal-Geschichten veranstaltet. Früher gab es da mehr Hardcore, je nach dem wer gerade Bands bucht.

Im Graf Hugo in Feldkirch ist momentan eine gute Mischung verschiedener Genres am Start. Die letzten Jahre wurden aber viele Stoner-Rock und Doom-Bands gebucht. In Lustenau startet jetzt die Gruppe, die früher auch für das Culture Factory zuständig war mit melodischen Punk Rock Shows durch. Es ist schön zu sehen, das es doch noch viele Personen in unserer kleinen Region gibt denen Live-Shows wichtig sind.

AFL: Möchtest du unseren Lesern noch etwas ans Herz legen?

Geht auf Shows, besucht Konzerte der lokalen Bands, besucht die Locations in eurer näheren Umgebung, so dass solche Orte weiter leben können! Gebt Rechtspopulisten keine Chance!

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AWAY FROM LIFE
2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

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