Heute möchte ich euch Alex aus Hof vorstellen, welcher viel für die regionale Kunst- und Musikszene macht und unter anderem für das jährlich stattfindende Musik Open-Air „IN.DIE Musik Open-Air“ verantwortlich ist. Alex kenne ich nun schon länger und war mit einer der ersten Veranstalter, die eine Band bei mir gebucht hat, als ich mit meiner Booking Agentur an den Start ging. Daher hier nun sein Eindruck zu seiner regionalen Szene.

AFL: Hallo Alex, du gehörst ja zu den Leuten rund um In!Die Musik aus Hof. Stell dich und deine Veranstaltergruppe doch mal bitte vor und erzähl, was ihr so in Hof treibt, denn zumindest auf der Landkarte ist ja Hof dann doch eher eine kleine Stadt, von der man nicht denken würde, dass da regelmäßig was los ist.

Hey Nico, mein Name ist Alexander. Ich bin 35 Jahre, im Erwerbsleben Sozialpädagoge und seit über 20 Jahren in der Punkrockszene unterwegs. Seit fast 20 Jahren lebe ich in Hof in Oberfranken (Das ist in Bayern ganz oben, haha). Hier habe ich mich vor über 6 Jahren IN.DIE.musik angeschlossen und bin nun auch seit 4 Jahren Vorsitzender. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens. IN.DIE.musik ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat alternative Musikszene der Gegend, fernab des Mainstreams zu fördern und zu unterstützen.

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Der Verein selbst ist 2016 10 Jahre alt geworden und hat über 100 Mitglieder (wobei davon ca. 20 Prozent wirklich aktiv sind).Gegründet von alten Recken der lokalen Szene, nachdem deren kleines Open Air auf dem Lande nicht mehr funktioniert hat, hat sich IN.DIE.musik (die Entstehung des Namens ist wohl einer Bierlaune zu verdanken) in den letzten Jahren zu einer wichtigen Institution in der lokalen Musiklandschaft entwickelt. Wir unterstützen inzwischen auch Andere beim Veranstalten von Konzis und sind auch gesellschaftspolitisch unterwegs, indem wir uns in der Stadt für eine intensivere Förderung und Akzeptanz von sub-und jugendkulturellen Aktionsformen stark machen.
In Hof haben wir damit auch guten Erfolg, das liegt zum Teil sicher auch daran, dass Hof schon immer eine rege alternative subkulturelle Szene hat.

Meiner Meinung nach ist das auch der isolierten Lage zu Zeiten des Kalten Krieges zu verdanken. Hier gab es schon immer viele Bands und auch immer entsprechende Freiräume, zumindest im kulturellen Sinne, um sich zu betätigen. Mittlerweile hört man auch von Zugezogenen immer wieder überraschte Töne, wieviel hier in der Provinz doch geboten ist. Ob es kleine Undergroundkonzerte in diversen Proberäumen oder Open Airs wie unser jährliches Festival, Clubkonzerte (z.B. im Alten Bahnhof, in dem seit Ende der 70er Jahre bis heute regelmäßig gute Konzerte sind) oder kleine Wohnzimmershows sind, eigentlich ist immer was geboten.

AFL: Wie ist denn bei euch die Musikszene in der Stadt verankert? Bekommt ihr da sowohl moralische als auch finanzielle Unterstützung von der Stadt oder habt ihr da andere Sympathisanten, die euch unterstützen?

Inzwischen kann man wohl behaupten das IN.DIE.musik zu einem wichtigen Faktor in der lokalen Kulturlandschaft geworden ist. Von der Stadt Hof, insbesondere dem Kulturamt, bekommen wir regelmäßig unbürokratische Unterstützung. In den letzten Jahren haben wir sowohl den Jugendpreis der Stadt verliehen bekommen, als auch regelmäßig Spenden in 4-stelliger Höhe aus dem Kulturfonds der Sparkasse erhalten. Aber natürlich unterstützen uns auch andere Spender. Auch andere Akteure der Hofer Kulturlandschaft arbeiten gerne und regelmäßig mit uns zusammen. Es gibt sogar regelmäßige Treffen mit anderen Veranstaltern und Kulturschaffenden und Vertretern der Politik (zum Teil haben sich daraus sogar schon Kleine Anfragen im Bayrischen Landtag ergeben). Wir sind also insgesamt ziemlich gut vernetzt.

AFL: Was mich immer sehr interessiert, ist die Frage, wie man dazu kommt, das Zepter in die Hand zu nehmen und Konzerte zu veranstalten. Da gibt es ja völlig unterschiedliche Wege, wie man dazu kommt. Ich zum Beispiel kann überhaupt kein Instrument spielen, geschweige eine Note lesen und daher war damals meine Ambition, sich um die Sache hinter der Bühne zu kümmern. Wie war da bei dir der Einstieg und macht es auch noch so viel Spaß wie zur Anfangszeit oder sogar noch mehr oder ist es inzwischen eher so ein „Gewohnheitsding“ geworden?

Ich habe ja schon in frühester Jugend gerne Konzerte besucht und bis heute ist Live Musik das Beste. Aber ähnlich wie du konnte ich kein Instrument spielen und habe in meiner Jugend auch nie in einer Band gespielt oder so. Heute klopfe ich mehr schlecht als recht auf eine Cajon, wenn wir mal mit Freunden Musik machen. Anfang der 2000er Jahre habe ich in Hof bei ProjektX mitgemacht. Wir hatten einen kleinen Vereinsladen im Hinterhof, dort habe ich meine ersten Konzerte mit veranstaltet.

Als ich 2003 einen lokalen Club übernommen habe, fing ich richtig an mit Veranstaltungen. Größere Konzerte mit über 300 Besuchern waren dort kein Problem mehr. Nach einem Jahr war dort aber Schluss, was eher an der Bausubstanz des uralten Gebäudes lag. Nach einer langen Pause bin ich 2010 bei IN.DIE.musik eingestiegen und konnte endlich wieder loslegen. Organisieren und auf Konzerten arbeiten macht mir einfach Spaß. Sicherlich ist es manchmal anstrengend nebenher noch Veranstaltungen zu organisieren, aber das ist eher positiver Stress.

Blumentöpfen die aus Backstageräumen auf Polizeiautos geworfen wurden


AFL: Was war denn bisher deine beste und vielleicht auch schlechteste Show, die du veranstaltet hast? Hast da ja sicher auch schon mal die Erfahrung mit besoffenen Bandmitgliedern oder völlig überfüllten Konzerträumen machen dürfen, oder?

Ich habe über die Jahre schon viel erlebt, von Blumentöpfen die aus Backstageräumen auf Polizeiautos geworfen wurden, könnte ich dir da erzählen, oder von völlig überfüllten Konzerthallen bei einem Fuckin´ Faces Konzert bei dem das Kondenswasser von der Decke regnete. Jedes Konzert hat so seine Höhen und Tiefen. Aus Veranstaltersicht ist kein Konzi perfekt durchorganisiert. Irgendetwas geht immer schief, aber das macht das ganze ja auch so spannend. 

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AFL: Wenn du die Möglichkeit hättest, welche Band würdest du gerne mal nach Hof einladen und warum?

Das entscheide ich zwar nicht alleine, weil solche Sachen bei uns meist in Abstimmung mit anderen Vereinsmitgliedern entschieden werden, aber wenn ich könnte hätte ich gern mal Rancid, als all time favorite (oder noch besser Operation Ivy )zu Gast.

AFL: Was steht denn bei euch so grob für 2017 an Konzerten an?

2017 machen wir unser Open Air wieder Anfang Juni, diesmal auf dem Volksfestplatz mitten in der Stadt in Hof, da unser Stadion zu diesem Zeitpunkt saniert wird. Neben kleineren Clubshows wird es diesmal auch ein „Kommerz Kann Oben Bleiben“ Festival geben. In einer alten Gewölbekeller-Anlage werden wir an zwei Tagen auf zwei Bühnen verschiedene Künstler zu Wort und Ton kommen lassen. Von Punk bis Pop von Akustik bis Elektrisch ist da alles dabei. Ansonsten gibt es unser jährliches XMAS Festival und mal sehen, was uns sonst noch einfällt.

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AFL: Möchtest du noch was für unsere Leserschaft los werden?

Wenn bei euch nix los ist, seid ihr selbst dran schuld! Vielen Dank an Alex für das äußerst interessante Interview und solltet ihr mal auf der Durchreise sein, schaut euch Hof mal an, das ist neben der Kulturszene eine wirklich sehr interessante Stadt.

Website IN.DIE.musik

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AWAY FROM LIFE
2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

2 Kommentare

  1. Oi!
    Was der in.Die Verein macht, ist ja an sich ’ne echt gute Sache und es ist auch gut, dass es Leute wie dich (Alex) gibt, die sich in solchen Vereinen engagieren.
    Allerdings ist mir unklar, wie man so etwas Subkultur bzw. Freiraum nennen kann. Die Sparkasse als Akteur der kapitalistischen Unterdrückung sollte in einer Subkultur/Freiraum keinen Platz finden.
    Auch kann ich nicht nachvollziehen, wie man versuchen kann mit der CSU einen „kulturellen Freiraum“ zu schaffen, wenn diese Partei einen rassistischen, sexistischen, homophoben, … politischen Diskurs einschlägt.
    Durch die von der CSU angestrebte Leitkultur, wird nicht nur eine kulturelle Vielfalt verhindert sondern sogar bekämpft.

    Viel Spaß noch weiterhin auf euren überteuerten Konzerten mit beschissenen Securitys!

    Peace out!

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