In meinem dritten Teil der „Szenemacher“ möchte ich euch Ela, vorstellen, welche zusammen mit Benny in Essen die wohl durchgeknallteste Kneipe mit Konnzertmöglichkeit im ganzen Ruhrpott bietet. Angefangen von der Inneneinrichtung, über die Gäste bis hin zum Personal ist alles ein wenig freakig und dadurch einzigartig in der Freak Show. Macht euch am Besten mal selber ein Bild von der Freakshow, wenn ihr das nächste Mal in Essen unterwegs seid. Hier nun das ausführliche Interview mit Ela.

AFL: Du hast ja zusammen mit Benny die Freak Show in Essen, welche ja einen sehr gewagten Innenausbau hat und doch zu etwas wirklich einmaligem in der Punk Szene macht. Ich habe selten so eine wirklich geniale Einrichtung gesehen. Erzähl doch mal, wie ihr zwei auf die Idee gekommen seid, vor 5 Jahren die Freak Show zu eröffnen und so einzurichten, wie sie ist?

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Für mich begann alles im kleinen Panic Room in Essen-Steele. Dort hatte ich u.a. die ausrangierten Barbie-Puppen meiner Tochter für den Ausbau verwendet. Die Verwandlung der einstigen „Oppa-Kneipe“ dauerte von 2005-2007. Im April 2009 siedelten wir dann zum Viehofer Platz um.

Benny und ich haben uns in der Endphase des kleinen Panic Rooms kennengelernt, als er mit seiner damaligen Band Sonic Farm bei uns spielte.

Ende 2010 habe ich die Kellerbar am Grendplatz 2a bei einer Zwangsversteigerung erworben. Dann folgte ein Jahr am Limit! Damals hatte ich noch den Panic Room und zeitgleich habe ich in jeder freien Minute tonnenweise Gips in der heutigen Freak Show verarbeitet. Zwischen Staub und Werkzeugen habe ich meine Matratze auf einem Astra-Kisten-Lattenrost von einer Ecke in die andere geschoben. Benny lebte und arbeitete zu der Zeit noch in Schweden und kam jedes zweite Wochenende angereist. Die wenige Zeit, die uns blieb, verbrachten wir ganz romantisch mit Pinsel, Akkuschrauber und Staubmasken.

Nach zwei Jahren Fernbeziehung hat Benny dann kurz vor unserer Hochzeit im November 2011 seine Heimatstadt Stockholm für mich verlassen. Ich bin dann aus dem Panic Room ausgestiegen, wir haben im Endspurt die restlichen Arbeiten in der Freak Show durchgezogen und am 13.1.2012 haben wir dann die Eröffnungsparty gefeiert.

Mittlerweile ist die Freak Show zu einem Familienbetrieb geworden, denn mein Sohn Michel schmeißt seit Längerem mit uns zusammen die Theke und wenn meine Tochter Kim Zeit hat, knöpft sie den Gästen bei Konzerten den Eintritt ab.

Ich würde sagen, dass sich in den letzten Jahren im Pott und besonders in Essen ganz schön was getan hat.

AFL: Essen ist ja das Herz vom Ruhrpott und da wohnen ja bekanntlich sehr viele Menschen. Wie ist denn die Szene im Pott und hat diese sich in den 5 Jahren eures Bestehens sehr verändert oder ist diese eher konstant geblieben? Würdet ihr im Hier und Jetzt den Laden noch einmal so aufziehen oder würdet ihr bestimmte Dinge anders machen und wenn ja, was und wie?

Ich würde sagen, dass sich in den letzten Jahren im Pott und besonders in Essen ganz schön was getan hat. Und da bin ich natürlich stolz, mit dem damaligen Panic Room und der Freak Show dazu beigetragen zu  haben.  Und es gibt ja mittlerweile noch mehr Läden und Konzerte hier in Essen, obwohl Vieles schwieriger geworden ist.  Konzerte sind für den Veranstalter immer mit viel mehr Unkosten verbunden und riskanter als die meisten glauben…. GEMA, Künstlersozialkasse, Hotel/Appartment, Essen, Trinken, Soundmann, Werbung, Typen in der Kasse usw. Deshalb müssen wir immer genau abwägen, welche Bands wir buchen, denn bevor die Band überhaupt auf der Bühne steht, sind da schon mal ein paar Hundert Euro weg. Bei aller Leidenschaft müssen wir auch auf unsere Existenz achten.

Aber das hat bei uns in den letzten 5 Jahren meistens ganz gut funktioniert, deshalb würden wir das auch so weitermachen. Es sei denn, wir würden Zuschüsse für kulturelle Arbeit bekommen, dann könnte man auch viel mehr unbekannten Bands eine Chance geben.

Anfangs hatten wir die Freak Show auch wochentags geöffnet. Da sich das aber meist nicht wirklich lohnte und die Arbeit drumherum sehr zeitintensiv ist, haben wir unsere Öffnungszeiten eingeschränkt:

Jeden Freitag + Samstag – ob mit Event oder ohne. An allen anderen Tagen nur bei Events…wenn z.B. Silvester oder so ist. Und wenn eine Band kommt, die wir saugut finden und wir wissen, dass der Laden auf jeden Fall voll wird, dann kann das durchaus auch mal auf einem Sonntag sein.

Da wir alles alleine machen, vom Putzen, Booking, Flyer, Buchhaltung usw, haben wir in den letzen 5 Jahren nicht viel Freizeit gehabt. Damit wir noch `ne Weile weitermachen können, müssen wir ein bisschen runterschrauben, schließlich gehen Benny und ich stark auf die 50 zu…

Es ist immer so`n Auf und Ab…mal denkste, du willst das bis zu deinem Lebensende machen, und dann haste manchmal die Schnauze voll, weil es natürlich auch Sachen gibt, über die man sich ärgert oder die einen stressen. Ich hab noch Ideen und Träume, aber wie soll man das in einem einzigen Leben alles umsetzen? Also im Hier und Jetzt nochmal genau dasselbe… kann ich gar nicht so genau sagen. Alles hat seine Zeit und die Umstände wirken natürlich auch immer stark mit in die Entscheidungen und was draus wird.

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AFL: Ihr habt ja eine sehr schräge Getränkekarte und durfte letztens bei euch zum Beispiel Hering mit Eierlikör bestaunen. Auch ein Hit soll ja euer Wurstwasser Schnapps sein. Wer kommt denn auf solche Ideen und wird das wirklich getrunken? Kommen bei solchen Schnäpsen besonders interessante Gespräche an der Theke auf?

Die meisten Ideen kommen von uns, manches kommt von den Gästen. Benny hat z.B. den Fearless Vampirekiller kreiert, da ist Chili und vor allem natürlich viel frischer Knoblauch drin, dass man auf jeden Fall sicher ohne Bisswunden am Hals nach Hause kommt… und wohl auch eher ohne neue Bekanntschaften 😀

Das ist aber nur einer von den vielen Special-Shots. Mexikaner, den man ja wahrscheinlich mittlerweile fast überall bekommt, wird bei uns auf Wunsch mit einem Anchovyfilet versehen…Mexikaner mit Fisch. Die Frage, ob das alles getrunken wird, kann ich nur mit JA beantworten… und VIEL sogar 😀

(Für eine ganze Weile hatten wir einen Stammgast aus Lübeck.. Gregor. Er meinte, wenn wir schon so viele schräge Shots haben, dann sollten wir auch mal „Seemannsgrab“ anbieten – Korn mit Anchovyfilet drin hängend. Haben wir am nächsten Tag sofort umgesetzt. Dann sagte ein paar Tage später ein anderer Gast, er wolle den Fisch lieber im Mexikaner. Seitdem ist das der Renner… Gregor ist mittlerweile zurück inne Heimat, aber der Fisch erinnert immer an ihn…)

Der Fisch im Eierlikör war aber eine spontane „Schnapsidee“…das wird wohl eher nich der Kassenschlager.

AFL: Was war denn das beste und schlimmste Erlebnis in den letzten 5 Jahren in der Freak Show?

Das Beste, was wir kürzlich erleben durften, war unsere „5 Jahre-Freak Show-Party“

2 Wochenenden volle Möhre, also insgesamt 4 Tage. Geile Bands und DJ`s, volle Bude, tolle Stimmung. So viele Leute, die dankbar sind, dass es die Freak Show gibt. Das freut uns natürlich total und überhaupt hatten wir echt schon viele gute und legendäre Bands bei uns. Alles schön, echt!

Das Schlimmste… wär natürlich, wenn das Bier alle is 😀 Aber wir sorgen dafür, dass das nicht passiert.

AFL: Ihr habt ja euren Laden etwas ausserhalb von der City und Essen-Steele ist ja jetzt nicht unbedingt die Punk Hochburg. Wie seid ihr denn in das örtliche Leben integriert? Werdet ihr eher geduldet oder habt ihr ein gutes Verhältnis zur direkten und indirekten Nachbarschaft?

Dadurch, dass mich die Steeler noch vom alten Panic Room kannten, hatten wir einen etwas leichteren Start. Die meisten haben sich gefreut, dass wieder sowas nach Steele kommt. Manch andere waren skeptisch. Aber mittlerweile sind wir gut integriert. Wir organisieren schon zum 2. Mal mit 3 anderen „Steelensern“ ein Steeler Kneipenfestival.

Vom 6.-8-April wird es beim 2.STEELER KNEIPENFESTIVAL in vielen Kneipen, Bars und Cafes in Essen-Steele wieder Livemusik, Parties und anderere Veranstaltungen geben.

Das is zwar nich alles Rock oder Punk aber super, dass in Steele jetzt wieder mehr passiert.

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AFL: Was steht denn in nächster Zeit bei euch so an und warum sollten die Leser von awayfromlife.com unbedingt mal bei euch rein schauen? Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Wir haben neben punkigen Events auch Karaoke, Whisky-Tastings, Ska-Reggae und Metalparties und verschiedene Super-DJ´s, die viel Garage, Punk, New Wave und so auflegen.

Ausserdem spielen die legendären SLAUGHTER AND THE DOGS am 25.Februar bei uns. Im März kommen THE DEFECTS, HI-FI SPITFIRES, CYANIDE PILLS, THE VAGEENAS, THE JANCEE PORNICK CASINO und im April SPIZZENERGI. Und noch ganz viel mehr; wir haben schon wieder gaaanz viele Konzerte im Kalender. Am Besten auf unserer Webseite ,Facebook oder Livegigs gucken.

http://freakshow-bar.de/

https://www.facebook.com/Freakshowbar/events/

http://www.livegigs.de/venues/essen-freak-show

Am 7.4. findet bei uns zum 5.Mal die „NRW Luftgitarrenmeisterschaft“ statt. Der Gewinner bekommt das Ticket nach München, um am 10.6.2017 an der „Deutschen Luftgitarrenmeisterschaft“ teilzunehmen.

Dort kann man Flug, Hotel und Startplatz zur „Weltmeisterschaft“ im finnischen Oulu im Sommer 2017 gewinnen.

https://www.facebook.com/events/685920141588427/

Manche kommen aber auch gerne, wenn ma gar nix is und die Freak Show auf „normale“Kneipe macht, das kommt auch schon mal vor.

AFL: Möchtest du unseren LeserInnen noch was auf den Weg geben?

Versucht, Eure Träume zu leben…aber von nix kommt nix. Muss man sich anstrengen. Sich nich sagen lassen: “ Das geht so nich“ und geht auf Konzerte, besonders die in den kleineren Bars. Und macht Bands, macht Musik.

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– Playlist: Happy Release Day
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AWAY FROM LIFE
2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

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