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10 Records Worth To Die For: #82 mit Tille (Pestpocken, Mirror Monkeys)

Dieses Mal meldet sich Tille, seines Zeichens Schlagzeuger bei den Mirror Monkeys und den Pestpocken aus Gießen Asozial, zu Wort mit seinen Top10!

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Bei der 82. Ausgabe unserer 10 Records Worth To Die For kann ich mir das Schwingen großer Reden sparen, denn das macht unser nächster Gast gleich selber! 😉 Viel Spaß mit den 10 Favorites von Tille:

10 Knaller Alben. Tja, wie auch immer ich diese Liste auf 10 reduzieren soll. Musik, vor allem Punkmusik und alle Variationen davon waren für mich schon immer ein unwahrscheinlich wichtiger Begleiter für alle möglichen Lebenssituationen. Von euphorischer Laune und saufen mit den besten Freunden über brutal angepisst sein und mich selbst pushen bis hin zum in der eigenen Melancholie alleine in der Bude versinken ist da alles dabei. Für jede Stimmung die entsprechende Platte, daher auch ein ziemlich bunter Mix. Auswählen kann ich hier nur die, die nicht nur mal so ein Jahr meine Playliste hoch und runter geballert sind, sondern es seit deren Release immer wieder in meine Ohren schaffen. Aber, wie gesagt, um das hier auch nur in die Nähe der Vollständigkeit bringen zu können, müsstest du mich wohl nach meinen 100 Lieblingsalben fragen.

1Ruiner – Sorry, ich kann mich nicht entscheiden.

Diese Band hat mich seit der ersten Minute sofort in der Tasche gehabt. Schneller, wütender, aber sehr melodischer Hardcore Punk mit kaum Songs über 2 Minuten. Ganz großes Musikkino, wie man es in den Jahren der Releases von Bridge 9 Bands erwarten würde. Aber was mich da wirklich regelmäßig platt macht ist Robs Gesang. Die Stimme überschlägt sich regelmäßig, bringt dabei aber volles Brett die Energie, Emotion und Authentizität rüber, die man in jeder brüllenden Bollo-Beatdown Nummer nicht mal erahnen kann. Die Band hat durch ihre Texte einen sehr persönlichen Bezug für mich (besonders A Bridge Too Many und Kiss That Motherfucker Good Night) und landet deshalb mit den Alben Prepare To Be Let Down, I Heard These Dudes Are Assholes und dem vielleicht intensivsten und in vielen Teilen nihilistischsten Album Hell Is Empty direkt auf der Pole Position. Right in da feels, Emopunks!

2Slime – Slime / Yankees Raus

Alter, die Deutschpunk-LE-GEN-DE! Haha, Dirk mag sich, Slime und deren neue Alben gerne selbst promoten. Ich bin aber nach wie vor Fanboy, vor allem von den alten Parolenkloppern auf der Self-titled LP Slime und der Yankees raus. Ich fand übrigens damals, dass besonders der Schlagzeuger mit den wilden Fills ein besonders rausstechendes Merkmal der Band war. Slime haben einen großen Teil zu meiner mit ca. 15 Jahren begonnenen Deutschpunksozialisation beigetragen und mir die typischen Themenbereiche des (Deutsch-)Punk (scheiß Nazis, scheiß Bullen, scheiß Staat, scheiß Kapitalismus, scheiß Militär, scheiß Religion, scheiß Bonzen, scheiß Spießer und geil, saufen!) auf eine oft recht plumpe, aber langfristig sehr wirkungsvolle und nachhaltige Weise nähergebracht. Die neuen Sachen sind trotzdem scheiße.

3Toxoplasma – Gut und Böse

Hier dann Part 2 der oben schon angekratzten Deutschpunksozialisation (tolles, schlaues Akademikerwort). Toxoplasma (Alter!) sind, genau wie Slime, mittlerweile ja auch Punk-Opas, haben aber wohl deshalb einen nicht minderen Einfluss auf den 15-jährigen Iro-Stiefel-Kutten-Tille gehabt, als Dirk et al. Auch die Themen (Nazis, Bullen diesdas, siehe oben) sind eigentlich dieselben. Der große Unterschied ist wohl die textliche Gestaltung und Ausformulierung der Punkerparolen, die Toxoplasma meiner Meinung nach immer eher dem Schlaupunk (mag ich ja in bestimmten Maßen voll) als dem Prügel-/Pennerpunk (mag ich in manchen Teilen auch) zugeordnet haben. Musikalisch ist das auch kein rumpeliger Rattenpunk, sondern hat spielerisch schon einen ganz guten Anspruch. Geiles Album, bei dem ab dem Opener sofort Hit an Hit kommt. Auch wenn Deutsch in Kaltland nicht drauf ist, mein liebstes Toxoplasma Album.

4Another Breath – Mill City

Another Breath sind oder waren (ich hab neulich mal bei hate5six ein relativ aktuelles Live-Video gesehen, die sind aber eigentlich aufgelöst, oder?), ähnlich wie Ruiner, eine sehr authentische Band, bei der es wieder der persönliche Bezug ist, der mich da schnell packt. Die haben, glaub ich, was auf Rivalry Records rausgebracht, obwohl die Musik genauso gut in das typische Bridge 9 Raster gepasst hätte – schnell, rough, melodisch, kein Bolloquatsch. Besonders geil, weil mir auch sehr wichtig, find ich, dass Sänger Ted besonderen Wert darauf legt, dass die Leute nicht nur die Musik konsumieren, sondern sich auch mit den Texten auseinandersetzen. Das fehlt gerade im HC-Bereich meiner Meinung nach sehr oft. Another Breath haben auf dem Album vor der Mill City z.B. zu allen Songtexten noch ein paar Infos zu Motivation/Hintergrund und so weiter dazugepackt. Mill City besticht durch rauen Sound bei bester Beherrschung der Instrumente und der Stimme. Jailbreak, Marla und Anchors gehören für mich zu den besten Songs in dem Genre, die ich jemals gehört hab.

5Youth Of Today – Break Down The Walls

Gaaaaauuaaauuaauu-yes! Oder so ähnlich. Ray Cappo klingt auf der Break Down The Walls (und der Can’t Close My Eyes) als hätte er die Vocals bei voller Fahrt in der Achterbahn aufgenommen. Geil. Obwohl der Typ an sich ein ziemlich anstrengender und zweitweilen seltsamer (was soll dieser Krishna-Mist?) Zeitgenosse ist, und, obwohl ich als Bierliebhaber mit der sXe-Sache nie was am Hut hatte, hat mich der Youth-Crew-Hardcore, wie er auf der Platte zelebriert wird, schon relativ früh zum Moshen und Mitschreien gebracht. Ich hab mit meiner ersten Band zu Schulzeiten (da hab ich eher mäßig erfolgreich versucht, zu singen) sogar mal Positive Outlook gecovert, haha. DIY-Attitüde, PMA, und die unabdingbare Notwendigkeit, das Maul aufzumachen, wenn man angepisst ist, werden hier in 20 Minuten schnörkellos und energiegeladen rausgefeuert. Rezept: Klare Message, 3 Akkorde (okay, manchmal 4) und 2 Minuten. Bäm! Äh, waaaaouw!

6Sick Of It All – Yours Truly

Die CD hab ich mir mit 13 von meiner Mutter kaufen lassen, haha. In der generell hier sehr Hardcore-lastigen Liste reihen sich SOIA nicht ein, sondern machen den Vorreiter. Ja, während ihr mit 13 alle zu Bravo Hits gezappelt habt, hab ich versucht, mit dem allerbesten Schulenglisch, das ich aufbringen konnte, Sick Of It All Texte mitzuschreien und zu verstehen. Ich mag fast alle deren Alben, aber die Yours Truly hat einfach alles. Groove, schnelle Ballersongs, Singalongs und – wie gewohnt – politische und sozialkritische Texte. Ich hab keine Band öfter Live gesehen als SOIA. Und dabei war nicht ein einziges schlechtes Konzert! Deswegen dürfen die meinetwegen auch die nächsten 20 Jahre noch immer wieder dasselbe Album rausbringen.

7Trap Them – Darker Handcraft

Ich geb zu, dass Trap Them mit der Darker Handcraft hier in dem bunten Rundumschlag ein bisschen der Exot sind. Aber die müssen hier einfach rein. Ich bin großer Fan von Bands, bei denen man das, was sie versuchen zu transportieren, auch genauso raushören oder überhaupt glauben kann. Vielen der Geballerbands, die so unterwegs sind, gestehe ich zwar gutes Geballer und Instrumentenbeherrschung zu, kauf einigen aber null ab, dass die wirklich so drauf sind, wie sie es vorgeben. Habt ihr Trap Them mal Live gesehen? Der Typ am Mirko hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der hat sich auf nem Konzert beim Springen vom Boxenturm beide Knöchel (oder so) gebrochen und hat das Konzert kriechen auf dem Bühnenboden zuendegebracht. Auch dieser Schlagzeuger! Meine Fresse. Das reinste Chaos, aber dermaßen koordiniert und auf den Punkt, dass ich mich immer Frage, wie die die Songs eigentlich schreiben. Wahnsinn. Dazu noch der Kettensägen-Rasenmäher-Sound von der Gitarre (typisch Southern Lord und Konsorten) und ein perfekter Knüppelkasten ist fertig. Obergeil. 100% bekloppt. Die haben irgendwann ihren Drummer gewechselt (wie konntet ihr nur!) und mit dem dann ein langweiliges und ein mäßiges Album rausgebracht. Jetzt sind sie aufgelöst. Tja, think about it!

8Ceremony – Rohnert Park

Als ich das erste Mal auf einem Ceremony Konzert war, fand ich die scheiße. Typ stranguliert sich mi dem Mikrokabel selbst, kriecht wie ein Wurm auf dem Boden rum und alle Lieder sind vorbei, bevor sie angefangen haben. Was soll der Scheiß? Von dieser Powerviolence Sache hatte ich damals noch nix gehört (NYHC oder D-Punk lief ja schließlich rauf und runter). Irgendwann kam dann die mega Explosion solcher Bands (Punch, Trash Talk, … auch geil!), lange nachdem es das Genre zum ersten Mal gab (Spazz, Charles Bronson, Infest, auch alle geil!) und ich hab dann, das Trendopfer, das ich bin, auch mehr damit anfangen können. Violence, Violence ist ein gutes Ceremony Album, das sich perfekt in diese Powerviolence Schiene einfügt, aber die Rohnert Park hat das Ganze dann mehr auf die ursprüngliche Punkschiene zurückgebracht. Vom Sound könnte das auch ein Dead Kennedy’s Album sein. Hat daher für mich auch nachhaltiger Substanz als Blastbeat + Gaaaa = ok, reicht. Der Opener Sick ist der Oberknaller! Ich muss übrigens immer an Entenhausen denken, wenn ich den Sänger auf der Platte höre (besonders bei M.C.D.F.). Was danach an Releases kam, kann ich nicht verstehen. Dieses „wir sind jetzt erwachsen geworden. Wir können nicht immer nur Geballer machen.“ Falsch/lahm.

9Cock Sparrer – Shock Troops

Hier müsste man ja wissen, welches Release der Shock Troops ich meine. Ich mag die erste, 1983er Version am liebsten. Da sind alle Hits drauf, es fehlen aber dieses ewig lästige England Belongs To Me, mit dem alle Hohlbirnenglatzen ihren scheiß Patriotismus / Nationalismus rechtfertigen wollen („Hey, bei denen ist es doch auch ok!“ Nein. Fresse.) und Colonel Bogey. Verdammt, ich HASSE dieses Lied! Aber zurück zum eigentlichen Album. Ich kann mit vielem England-Punk nicht so viel anfangen. Cock Sparrer bilden da eine Ausnahme, die mich auch schon mindestens mein halbes Leben lang begleitet. Irgendwo muss dieser Oi!-Touch ja herkommen, obwohl die, soweit ich weiß, nie eine Oi!-Band sein wollten. Super eingängige Melodien und Singalongs machen das ganze Album sehr leicht zugänglich. Dann noch der (fast schon) Emo-Abschluss Out On An Island! Großes Kino. Und schon wieder alte, alte Punker.

10Bouncing Souls – How I Spent My Summer Vacation

Wie der Titel schon verspricht, liefern Bouncing Souls mit der Platte der perfekten Sommer Soundtrack (kein Hippiequatsch). Das Wort Singalong ist ja hier auch schon öfter als positives Merkmal gefallen. Naja, hör mal rein. Mehr davon geht ja kaum, denn dann hätte der Sänger (scheiße, ist der heiß!) ja nix mehr zu tun. Ich hätte mich beinahe für die Hopeless Romantic entschieden.- Höre aber beim Schreiben gerade die How I Spent My Summer Vacation und bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Was ein geiles Album! Bis auf den Snaresound ein perfektes Werk – es gibt nicht einen Song, der mir nicht so gefällt. Bomben Sound für die Musik plus rundum sympathische Leute machen den Evergreen hier aus und bringen mir instant gute Laune. Wer mal in meine Band Mirror Monkeys reinhört, wird den Einfluss der Bouncing Souls wohl kaum nicht hören können. Warum sind auf deren Konzerten eigentlich immer so viele Skinheads?

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Ahoi! Ich bin Felix, komme aus Dresden und bin seit Mai 2017 bei AWAYFROM LIFE aktiv. Hier schreibe ich hauptsächlich Reviews und Konzertberichte, wirke bei „10 Records Worth To Die For“ mit und schreibe ab und an einen News-Artikel. Musikalisch fühle ich mich im Punk-Rock zu Hause und steh‘ da besonders auf alles was in die Rubrik „Raw’n’Dirty“ passt! Je nach Gemütslage schwankt die bpm-Anzahl. Ich bin ansonsten Student in Dresden und spiele in der Band Deep Shining High Gitarre. Ich bin gerne draußen unterwegs, gehe auf Konzerte und verbringe liebend gerne eine gute Zeit mit Leuten, die ich gerne habe. Wandern (also auf richtigen Bergen) fetzt, bouldern auch und in der Natur mal die Ruhe genießen finde ich auch schön. In diesem Sinne, UP THE PUNX!

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