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Broilers – Puro Amor Live Tapes ::: Review (2022)

Wer die Broilers mag, wird an dieser Platte sowieso nicht vorbei kommen. Wer sie gerne kennenlernen würde, sollte dieses Album als Einstieg nutzen.

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Wenn ich auf meinen persönlichen Konzert-Sommer 2022 zurück blicke, war er definitiv von den Broilers geprägt. Drei mal durfte ich sie sehen, jeweils in ganz verschiedenen Situationen: zuerst bei Rock am Ring, wo sie die mit Abstand beste Band des Wochenendes waren, dann als Überraschungsgast beim Ruhrpott Rodeo, wo sie 40 Minuten lang Vollgas gegeben haben und letzten Endes auch beim Stadion-Konzert in Essen, was nicht nur zur größten Broilers-Show aller Zeiten wurde sondern auch zum besten der 14 Konzerte, die ich bisher von ihnen gesehen habe. Mit den Puro Amor Live Tapes (PALT) werde ich nun also in diesen wunderbaren Sommer zurückversetzt.

Drei Sachen stehen nach den ersten Durchläufen fest:

  1. Die Broilers waren, sind und werden immer eine Live-Band sein (auch wenn die letzten fünf Alben ebenfalls durchgängig klasse waren).
  2. Wer die Broilers aus Prinzip nicht mag, wird auch mit diesem Werk wenig anfangen können (obwohl die aufgezeichnete Atmosphäre eigentlich jeden mitreißen sollte).
  3. Wer die Broilers neu für sich entdecken will, für den ist diese Platte genau die richtige.

Vor allem auf den letzten Punkt möchte ich etwas genauer eingehen. Die Puro Amor Live Tapes könnten problemlos auch als gut kuratiertes Best-Of auf dem bisherigen Höhepunkt der Bandgeschichte durchgehen. Jeder wichtige Hit, vor allem seit Santa Muerte, ist hier vertreten. Zwar werden einige Fans der ersten Tage außer „In 80 Tagen um die Welt“, „Paul der Hooligan“, „Blume“ und „Lofi“ keine alten Songs finden, dafür ist aber so gut wie jedes wichtige Lied der letzten 11 Jahre vertreten. Wenn man die Broilers neu entdeckt, wird man das vermutlich über Songs wie „Zurück zum Beton“, „Meine Sache“, „Ist da jemand?“ oder „Tanzt du noch einmal mit mir?“ tun. All diese Hits, und natürlich noch viele mehr, sind auf den Live Tapes mit einer unfassbaren Wucht und Energie aufgezeichnet worden, dass sie für neue Hörer*innen vermutlich nur eine Konsequenz haben werden: und zwar das Verlangen, die Broilers auch einmal live sehen zu wollen. Genau so ging es mir als 14-Jähriger, als die Santa Muerte Live Tapes rauskamen und ich bin mir sicher, dass auch jetzt zahlreiche neue Fans entstehen werden. Nun aber zur Musik…

Credits: Stefan Kuback
Credits: Stefan Kuback

Die Setlist ist der Hammer. Natürlich wird mit „Zurück zum Beton“ angefangen und mit „Meine Sache“ und „Blume“ aufgehört. Dazwischen ist bei jedem Songs pure Action angesagt und vor allem die Lieder von Puro Amor klingen richtig gut – „Schwer verliebter Hooligan“ oder „Gib das Schiff nicht auf“ kommen nochmal besser als auf den Studioaufnahmen. Abseits davon machen auch die Songs von den letzten Platten richtig Bock. Anspieltipps sind hier „Meine Familie“, „Wo es hingeht“, „Die Beste aller Zeiten“ und vor allem „Ihr da oben“. Allgemein ist die Sequenz der Trauerlieder aus „Ihr da oben“, „An allen anderen Tagen nicht“ (vermutlich der beste Text, den Sammy je geschrieben hat) und „Nach Hause kommen / Zurück zu mir“ der wohl intensivste Teil des Albums – zwar schwierig zu hören, wenn man gerade gute Laune hat, insgesamt jedoch ein Meisterstück für sich.

Was ebenfalls cool ist, ist dass fast alle live gespielten Songs der Tour auf den Tapes drauf sind. Wenn man bei manchen Konzerten also das ein oder andere Lied verpasst hat, weil es nicht auf der Setlist war, kann man es hier nachhören und sich dank des überragenden Atmosphären-Sounds wie auf dem Konzert selbst fühlen. Die einzige Sache, die ich an den PALT kritisieren würde, ist die Positionierung der Ansagen. So wie auf allen anderen Live-Alben hätte ich gerade die längeren Reden von Sammy eher ans Ende des vorangegangen Liedes geschnitten als auf den selben Track. Jedes Mal eine Minute Ansage zu hören, bevor endlich das Klavier bei „Meine Sache“ anfängt, ist auf Dauer doch etwas anstrengend.

Insgesamt sind die Puro Amor Live Tapes jedoch eine sensationelle Momentaufnahme einer Band, der man wirklich anmerkt, wie sehr ihr das Live-Spielen in den letzten Jahren gefehlt hat. Sammys „Berliiiiinnnn!“ in „Zurück zum Beton“ sagt alles. Wer die Broilers mag, wird an dieser Platte sowieso nicht vorbei kommen. Wer sie gerne kennenlernen würde, sollte dieses Album als Einstieg benutzen. Danach will man nämlich mit Sicherheit auch zu den Shows.

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– Playlist: Happy Release Day
BEWERTUNG
Puro Amor Live Tapes
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Oi! Ich bin Marcell, Jahrgang 1998, aus NRW und seit Ende 2017 bei AWAY FROM LIFE. Reviews, Interviews, Konzertberichte – hier findet ihr ab und zu meine geistigen Ergüsse. Neben AWAY FROM LIFE studiere ich, spiele selbst in einer Punk-Rock-Band und schaue gerne Fernsehen. Abfahrt!
broilers-puro-amor-live-tapes-review-2022Quasi ein Best Of auf dem bisherigen Höhepunkt der Karriere - nur mit geiler Live-Atmosphäre.

1 Kommentar

  1. Gute Rezi! Mit „Meine Sache“ hast du dir aber fast den einzigen Track ausgesucht, wo die Ansage wirklich am Anfang kommt…

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