Start Hardcore Post-Hardcore Hot Water Music – Feel The Void ::: Review (2022)

Hot Water Music – Feel The Void ::: Review (2022)

Hymnische Melodien, Klassikerfeeling und neuer Drive mit Überraschungsmomenten auf dem neuen Album 'Feel The Void'.

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Hot Water Music - Feel The Void (2022)

Wow! Was für ein Album. Anfangs war ich noch skeptisch, quasi keine Liebe auf den allerersten Blick. Denn da war vieles, das so bekannt ist und genau das, was ich nach all den Jahren auch irgendwie von Hot Water Music hören wollte. Doch da waren auch diese Momente, die mich verblüfft haben und die ich erst nicht so in meine Erwartungen einordnen konnte. Doch beim erneuten Durchhören überrollte mich dieser neue und eben doch vertraute Sound mit voller Wucht.

Feel The Void hat alles, was man an dieser Band so sehr lieben muss: den charakteristischen rauen Gesang von Chuck Ragan, die harmonische Ergänzung durch Chris Wollard, die dominanten und jazzigen Bassläufe, Post-Hardcore-Gitarren, solide Kompositionen und einen Hauch Southern Rock. Aber jetzt wird das alles eben einmal gut durchgemischt und mit neuen spannenden Nuancen versehen. Diese frischen Facetten machen die lang ersehnte Veröffentlichung von Hot Water Music rundum perfekt. Feel The Void erscheint am 18. März 2022 und hat zwölf energiegeladene, leidenschaftliche und wiederholt überraschende Songs im Gepäck.

Auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte

Hot Water Music hat mit einigen Unterbrechungen bald 30 Jahre auf dem Buckel und sich in dieser Zeit immer wieder neu aufgestellt. Die letzte Herausforderung stand an, als sich Sänger und Gitarrist Chris Wollard 2017 von Live-Auftritten der Band zurückgezogen hatte, um sich um seine psychische Gesundheit zu konzentrieren.

Für bereits bestätigte und zukünftige Shows fand sich passende Unterstützung durch Chris Cresswell von The Flatliners. Auch für die 2019er EP Shake Up The Shadows blieb dieser mit an Bord. Sein kreativer Einsatz und die Ideen, auch wenn es darum ging sehr alte Songs zu spielen, brachte wohl einen gewissen Frischekick mit. Sänger Chuck Ragan fasst es so zusammen:

Er hat definitiv etwas in der Band entfacht, das vielleicht eine Zeit lang verloren gegangen war oder einfach nur geschlummert hatte.

Und so wurde Hot Water Music nach all den langen Jahren der Bandgeschichte vom Quartett zum Quintett. Und so trifft der Ruhm der Vergangenheit bei den neuen Stücken auf völlig neue Dynamik. Diese neue Kraft und Energie ist durch und durch zu spüren. Man könnte sagen Hot Water Music sind auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte.

Hot Water Music (Photo by Dave Decker)
Hot Water Music (Photo by Dave Decker)

Produziert von Brian McTernan

Gemeinsam und doch aus der Ferne geschrieben entstanden später die Aufnahmen in den Black Bear Studios in Gainesville. Und zwar mit keinem Geringeren als Brian McTernan von Battery und Be Well auf dem Produzentenstuhl. Nach fast 20 Jahren also wieder eine gemeinsame Produktion von ihm und der Band. Daher ist es auch kein Zufall dass Feel The Void oft nach sehr klassischen Hot Water Music klingt. Vor allem auch weil Ragan und Wollard nun wieder gemeinsam singen, was sehr prägend für das Album ist. Doch da ist auch noch diese Dynamik aus dem neuen Setting, die so frische und kraftvolle Seiten der Band ans Licht bringt.

Das leicht düstere und tiefgründige Another Breath eröffnet die musikalische Reise in das Album. Ungewohnt als Einstieg, aber hier zeigt sich bereits dass sich die Band nochmals entwickelt hat. Das bereits vor einigen Wochen veröffentlichte Killing Time hat so viel Power, macht Spaß und hat einfach alles was man von einem Hot Water Music Song erwartet. Das unbestrittene Herzstück der Band ist die Rhythmusgruppe um George Rebello und Jason Black. Deren starkes und inspirierendes Feuer trägt nach wie vor jedes Stück zuverlässig auf Händen, wie auch im recht ruhigen und doch eindringlichen Newtown Scraper.

Sehr persönliche und melancholische Songs

Das hymnische Habitual fängt wohl am Besten ein, wer und was Hot Water Music heute sind. Und zugleich ist es vielleicht auch der persönlichste Song, den Ragan je geschrieben hat. Melancholisch und doch mit kraftvoller Melodie und noch stärkeren Worten – mit „I hope you die“ richtet er sich an den Krebs, den es zu besiegen gilt.

Es ist überall, es ist anstrengend und es bricht einem das Herz. Aber in dem Song geht es einfach um den Kampf und darum, den Willen zum Weitermachen zu finden und das zu nutzen, was in uns steckt, das offensichtlich die Kraft hat, zu heilen.

Die dagegen sehr ausgelassene Stimmung im schnellen und raffinierten Collect Your Things And Run mit packendem Refrain und treibendem Bass ist ein intensiver Aufruf auch einfach mal Dampf abzulassen und Spaß zu haben. Er gehört auch zu den Songs der Scheibe, denen ich mich erst annähern musste weil er so untypisch daherkommt. Dafür liebe ich dieses schnelle Stück mittlerweile umso mehr. Es ist fast unmöglich beim packenden Refrain „I count to 4,5,6, I feel like shit – Hell no, not me!“ nicht mitzusingen.

Ebenso einnehmend, aber auf einer anderen Ebene, nämlich mitten ins Herz, ist Hearts Stay Full. Ein herrlich melodisches Stück auf dem Chuck Ragan sein tiefstes Herzblut beisteuert. Regelrecht zum Träumen und voller positiver Energie. Der basslastige Titeltrack Feel The Void schließt hier im gleichen Duktus an und ist ebenso schwungvoll wie tanzbar.

Überraschende Momente

Was erstmal irgendwie bekannt und gleichzeitig doch so fremd klingt auf dieser Scheibe ist das stürmische und kantige Turn the Dial. Denn hier übernimmt Chris Cresswell den Leadgesang. Sehr hymnisch und deutlich anders als die weiteren Stücke fällt es etwas aus der Reihe und macht doch auch gleichzeitig sehr neugierig auf weiteren Input von Cresswell am Mikro.

Da hat man nun schon acht so energiegeladene und verschiedenste Lieder aufgesaugt, da kommt mit The Weeds ein Stück ums Eck, das einem wieder kurz den Atem stocken lässt. Hier ist es der wunderbar harmonische Doppelgesang mit dem aufsteigenden Refrain, der von der starken Rhytmusgruppe in eine musikalische Wolke gehüllt wird. Die Geschwindigkeit und Intensität zieht beim nächsten Song Scratch On wieder an und ist weniger träumerisch sondern eher schnell und drückend.

Volle Wucht trifft auf Verletzlichkeit

Mit voller Wucht und gleichzeitig sehr gefühlvoll mit melancholischem Habitus ist der vorletzte Song Ride High. Ich gestehe, der hat mir in den letzten Tagen ein paar Mal Tränen in die Augen getrieben, weil er mich emotional so tief berührt hat. Wie auch schon bei Habitual zeigt sich hierbei eine zusätzliche Ebene der Verletzlichkeit auf dieser Platte. Sie spiegelt die traurigen und zerrütteten Zeiten wider, in denen wir uns befinden. Mit dem Knaller Lock Up beschließt ein besonders starkes und intensives Stück mit wogendem und kräftigem Brüllen dieses wunderbare Album.

Die Musik von Hot Water Music ist schon immer kraftvoll, lebendig und bedeutungsvoll. Feel The Void toppt das mit neuem und wiederentdecktem Drive und macht neugierig auf die Weiterentwicklung der Band in den nächsten Jahren. Wow. Einfach wow.

 

Tracklist

  1. Another Breath
  2. Killing Time
  3. Newtown Scraper
  4. Habitual
  5. Collect Your Things And Run
  6. Hearts Stay Full
  7. Feel The Void
  8. Turn The Dial
  9. The Weeds
  10. Scratch On
  11. Ride High
  12. Lock Up

HOT WATER MUSIC & BOYSETSFIRE – EUROPA-TOUR 2022

Plus Special Guest: Samiam & Be Well
04.10.2022 UK–London, Electric Ballroom
05.10.2022 BE–Antwerpen, Zappa
06.10.2022 NL–Amsterdam, Melkweg
07.10.2022 DE–Dortmund, Warsteiner Music Hall
08.10.2022 DE–Hannover, Swiss Life Hall
09.10.2022 DE–Berlin, Columbiahalle
10.10.2022 DE–Nürnberg, Löwensaal
11.10.2022 DE–München, Tonhalle
12.10.2022 AT–Wien, Gasometer
13.10.2022 DE–Stuttgart, LKA-Longhorn
14.10.2022 DE–Wiesbaden, Schlachthof
15.10.2022 DE–Wiesbaden, Schlachthof

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– Playlist: Happy Release Day

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