Silver Linings – ein Albumtitel der wohl gerade nicht aktueller und passender sein könnte und doch hatte dieser ursprünglich rein gar nichts mit der Pandemie zu tun. Den Jungs von Less Than Jake war nämlich bereits vorher klar, dass dieses der Titel ihres neunten Studioalbums sein sollte.
Das neunte seit ihrer Gründung 1992 und wiederum auch das erste ohne Langzeit-Schlagzeuger und Texter Vinnie Fiorello.
Nicht zuletzt darum war ich im Vorfeld sehr gespannt, wie denn das neue Werk ausfallen würde, denn Mitgliederwechsel bringen ja auch manchmal frischen Wind in die Bude und bei einem neuen Mitglied wie Matt Yonker (Teen Idols, The Queers) hat dieser bestimmt auch eine klare Windrichtung.
Natürlich war ich aber auch textlich gespannt, denn diesbezüglich passten die Texte von Vinnie bisher wirklich wie Arsch auf Eimer zum musikalischen Gewand.
Zumindest musikalisch hat dieses Album aber definitiv noch denselben Schneider wie ihre vorherigen Alben und so knüpft es auch nahezu Nahtlos an den 2013er Vorgänger See The Light an. Denn auch hier bekommt man wirkliche Party-Laune in gepresster Form.
Das war und ist ja auch die ganz klare Stärke der Jungs aus Florida…läuft mal die Party nicht, dann schmeiß z.B. Hello Rockview in die Anlage und schon läuft der Hase!
Ganz so verhält es sich mit Silver Linings leider nicht, aber das wäre vielleicht auch zuviel verlangt.
Nichts desto trotz finden sich in den 12 Titeln auch wirkliche Perlen, die allein gestanden so manche Feier bereichern werden. So gefallen mir zum Beispiel Tracks wie King of the Downside und Bill wirklich ausgesprochen gut und haben es längst in meine Party-Playlist geschafft, die ich hoffentlich bald mal wieder anschmeißen kann.
Letzterer genannter Track ist übrigens eine Hommage an Bill Stevenson, dem wir nicht nur als Produzenten die mit größten Punk-Alben der Geschichte zu verdanken haben.
Neben den beiden Songs glänzt das Album auch vor allem durch den Reichtum an Abwechselung. Nicht nur die Songs alleine sind abwechslungsreich arrangiert, sondern auch zueinander, wodurch in keiner Sekunde der Spielzeit Langeweile aufkommt. Ja und textlich gefällt mir diese Band ohne Vinnie auch wirklich gut, denn sie kommen etwas nachdenklicher daher und das tut auch einem Partysong mal gut.
Saxophonist JR dazu:
Wir haben uns erlaubt, verletzlich zu sein. In der Vergangenheit ging es in den Texten früherer Platten darum, einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeit zu verlassen. Hier geht es mehr um die Abgänge in unserem persönlichen Lebe: Familie, Freunde, Beziehungen. Diese Seite haben wir nie wirklich erforscht. Mit dieser Platte haben wir versucht, den Vorhang zurückzuziehen. Wir zeigen eine gewisse Zerbrechlichkeit in einer Zeit, in der die Menschen so verhärtet scheinen.
Kurz und knapp…mit diesem Album haben sich Less Than Jake kein neues Denkmal gesetzt, aber zu mindestens schon einmal das Fundament gegossen! Reinhören lohnt sich.
15.10.21 DE, Cologne – Live Music Hall +
17.10.21 DE, Wiesbaden – Schlachthof +
19.10.21 DE, Nuremberg – Z-Bau +
20.10.21 DE, Munich – Backstage +
21.10.21 DE, Leipzig – Felsenkeller +
22.10.21 DE, Hannover – Faust +
23.10.21 DE, Hamburg – Gruenspan +
24.10.21 DE, Berlin – SO36 +
30.10.21 AT, Wels -Sbämoween %
01.11.21 DE, Lindau – Club Vaudeville %
03.11.21 CH, Zurich – Dynamo #+ mit Tequila & The Sunrise Gang; Wonk Unit
# mit Elvis Jackson
% mit Bad Cop / Bad Cop
LESS THAN JAKE – SILVER LININGS (2020)
Tracklist:
1. The High Cost of Low Living
2. Lie To Me
3. Keep on Chasing
4. Anytime and Anywhere
5. The Test
6. Dear Me
7. Monkey Wrench Myself
8. King of Downside
9. Lost at Home
10. Move
11. Bill
12. So Much Less
Less Than Jake Bassist Roger hat uns übrigens kürzlich, in unserer Rubrik Support Your Locals, seine Lieblingsbands aus seiner Heimat Florida verraten – schaut doch mal HIER.