Start Hardcore New York Hardcore Roger Miret – United & Strong: Mein Leben mit Agnostic Front!

Roger Miret – United & Strong: Mein Leben mit Agnostic Front!

Die Autobiografie vom Agnostic Front Sänger ist eine absolute Pflichtlektüre. Und zwar nicht nur für New York Hardcore Liebhaber!

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Roger Miret (Bild zur Verfügung gestellt von Gordeon Music)

Wusstest du das Roger Miret zwischenzeitlich sogar für Warzone spielte? Und das es beinahe nicht dazu kam, dass er Frontmann von Agnostic Front wurde? Roger außerdem einer der wenigen ist, die Lemmy Kilmister nicht wirklich ausstehen konnten?

Das und vieles mehr, erfahrt ihr in seiner Autobiografie United & Strong, die seit Sommer 2018 auch als deutschsprachige Version erhältlich ist. Dort erzählt Roger auf fast 300 Seiten über sein Leben als Sänger der sagenumwobenen Hardcore-Legende Agnostic Front, sein Leben auf der Straße in einem New York, das man so heute nicht mehr kennt und vieles mehr.

New York Hardcore: Mein Leben mit Agnostic Front

Das Buch beginnt mit zwei kurzen Vorworten von Al Barr (Dropkick Murphys) und Jamey Jasta (Hatebreed), bei denen schnell klar wird, was für ein interessanter Typ Roger Miret ist und es absolut gerechtfertigt ist, eine Autobiografie über sein Leben zu veröffentlichen. Das Buch ist mit unzähligen, vielen kleinen Stories gespickt, die bei jedem Hardcore-Punk-Liebhaber für ordentlich Unterhaltung sorgen sollten.

Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert, auf die im folgenden kurz eingegangen wird.

1. Kapitel: Roger’s Einwanderung von Kuba nach New York

Cover zur Verfügung gestellt von Gordeon Music.

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und startet mit Roger Mirets ersten Erinnerungen als kleines Kind. Rogers Familie ist in den späten 1970er aufgrund der angespannten politischen Lage in Kuba nach New Jersey / New York gezogen. Dort erlebt er als Kind viel extreme häusliche Gewalt durch seinen Vater und kurze Zeit später, nachdem sich seine Eltern trennten, auch durch seinen Stiefvater. Doch das sind weitaus nicht die einzigen Probleme des jungen Roger.

Er ist außerdem Außenseiter und hat keine Freunde, was vor allem dem geschuldet ist, dass er und seine Familie aufgrund ihrer Armut ständig umziehen müssen. Doch das soziale Umfeld bleibt stets gleich: Es herrscht Armut auf den Straßen, in denen Banden die Viertel regieren. Ein weiteres Problem, dass fast am geringsten erscheint ist, dass er kaum Englisch sprechen kann.

2. Kapitel: Roger Miret’s Einstieg in New York Hardcore

Die Jahre ziehen da hin, doch die Probleme bleiben: Roger leidet immer noch unter der Gewalt seines Stiefvaters, der auch von seiner Mutter nicht Halt macht und auch vor seiner „Haustüre“ sieht es nicht anders aus: Gewalt regiert die Straßen.

Durch einen Cousin bekommt Roger Miret als junger Teenager erstmalig in Kontakt mit früher Punk-Musik wie beispielsweise den Ramones – und auch den ersten Kontakt mit Drogen. Schon beim Besuch der ersten Punk-Konzerte stellt er fest, dass genau dies die Welt ist, die er schon immer haben wollte. Roger ezählt im Buch wie er seinen Einstieg in die Szene findet und seine ersten Weggefährden wie Vinnie Stigma (Agnostic Front), Raybeez (Warzone), Harley Flanagan (Cro-Mags) oder Jimmy Gestapo (Murphy’s Law) kennen und lieben lernt.

Im Buch wird hier sehr detailliert ausgeführt wie das eigentlich Fundament des New York Hardcores entstanden ist. Der Leser bekommt auch einen sehr guten Einblick wie das Leben in New York in den frühen 80ern war. Eins ist sicher: Wäre man in dieser Zeit als Tourist durch die Lower East Side gelaufen, wäre nicht nur die Kamera beschädigt gewesen. Die Mitglieder der Szene waren in dieser Zeit totale Anarchisten, die vor fast nichts zurückschreckten, ohne dabei einen gewissen Ehrenkodex außer Acht zu lassen.

3. Kapitel: Roger Miret und Agnostic Front; eine Liebesbeziehung

Agnostic Front (Bild zur Verfügung gesellt von New York Hardcore Chronicles)

Da Roger schon als Teenager Bass gespielt hat, findet er recht schnell nach seinen Einstieg in der berühmt berüchtigten Hardcore-Szene in New York Einstieg als Bassist bei The Psychos. Auch wenn er dort stets Spaß hatte, erfüllte es den jungen Musiker dort nie vollends. Das sollte sich ändern. So ersetzte Roger 1983 den damaligen Agnostic Front Sänger John Watson als Frontmann. Schon vor seinen Einstieg hatte Agnostic Front absoluten Kultstatus – zumindest in New York.

Auch wenn die Band, die bei Rogers Einstieg meist (die Besetzungen wechselten recht häufig, was sich auch in den Folgejahren fortsetzte, bis auf Vinnie und Roger, die bis auf einzelnen Ausnahmen wie kurzzeitige Auflösung immer Teil der Band waren) aus Raybeez (Drums), Vinnie (Gitarre) und Rob Kabula (Bass) bestand, nicht wirklich spielen konnte. Das lag vor allem an dem extrem aggressiven Auftreten der Band, von dem sich viele New York Kids einfach angesprochen fühlten. Es folgte ihre erste Veröffentlichung United Blood, mit dem Agnostic Front landesweit Bekanntheit in der Hardcore-Szene erzielen konnte.

Es folgte ein Jahr später ihr Debütalbum Victim In Pain, mit dem es erstmalig auch auf US-Tournee ging.

Es sind immer wieder die vielen kleinen Geschichten (Boston-Hardcore-Rivalität, die Vorwürfe vom Maximum Rock’n’Roll Zine, Tourchaos in Kalifornien usw.), bei der man sich nicht nur in diesem Kapitel als Leser hinterfragt „Was zur Hölle! Hat er das wirklich so erlebt? Das muss er sich doch ausgedacht haben.“ – die Stories sind dabei auch sehr unterhaltsam geschrieben, bei der vor allem die vielen kleinen Details entzücken. Sehr gutes Gedächtnis der Herr – und das trotz der Tatsache das Roger Miret in dieser Zeit laut Buch ständig besoffen und/oder auf Drogen war.

4. Kapitel: Wechselzeiten im Leben von Roger

Freddy Madball singt als Teenager für Agnostic Front (Bild zur Verfügung gestellt von Drew Stone)

Mitte der 80er deutete sich nach und nach ein Tapetenwechsel im New York Hardcore an. Viele Bands entfernten sich musikalisch vom Punk-Rock und gingen eher Richtung Metal. Ein Grund dafür war sicher auch Agnostic Fronts zweites Studioalbum Cause For Alarm, das bis heute bei vielen Kultstatus hat, was von einigen anderen so gar nicht nachvollzogen werden kann. Es polarisierte – auch bei Roger. So kann er sich heute noch nicht richtig entscheiden, ob der Metal-Hardcore-Sound der richtige Schritt war. Ein wegweisender war es definitiv, denn es verhalf Agnostic Front zu einem weiteren Karriereschub, auch wenn alte Fans sich von der Band distanzierten, womit Roger schwer zu kämpfen hatte und was auch der Grund ist, weshalb er erstmalig, auch wenn nur recht kurz, aus Agnostic Front ausstieg.

Doch das war bei weiteren nicht sein einziges Problem. Der Sänger hatte mehr und mehr mit Drogen zu kämpfen und auch sein Gewaltpotential erreichte einen neuen, wie er heute sagt, negativen Höhepunkt.

Nach Cause For Alarm folgte 1987 das dritte Studioalbum Liberty & Justice for…, bei dem zwar der große Erfolg ausblieb, der Sound jedoch wieder mehr in Richtung Roger’s Vorstellung ging.

Roger war zu dieser Zeit mit Amy zusammen, die er kurze Zeit später auch heiratete. Amy, die zugleich in der Crust/Hardcore-Band Nausea unterwegs war, wurde schwanger und Roger wird Vater einer Tochter. Die Beziehung ist jedoch immer von Höhen und Tiefen geprägt und nie wirklich beständig.

5. und 6. Kapitel: Freiheit hinter Gittern

Roger rutschte aufgrund von finanziellen Problemen immer mehr in die Kriminalität ab, was seinen negativen Höhepunkt schließlich zu einer Verhaftung führte, bei der er zu vier Jahren Haft verurteilt wird. Roger geht in dem Buch auf seine Zeit hinter Gittern ziemlich detailliert ein. Das viele Negative, das er erleben musste, wie es ihn als Mensch geprägt und auf gewisse Art auch die Augen geöffnet hat.

Nach der Haftstrafe, die letztendlich nicht vier, sondern „nur“ etwa anderthalb Jahre betrug, probierte Roger wieder in seinen Alltag zurückzufinden. Auch wenn Roger heilfroh darüber ist, frühzeitig aus dem Knast entlassen worden zu sein, sind die Probleme, die es zuvor gab, immer noch da. Er versuchet seine Beziehung zu retten, was jedoch scheiterte. Roger versuchte sich in dieser Zeit selbst zu finden. Was ist richtig? Was ist falsch? Der Sänger hat hier viele Fragen, die er damals noch nicht wirklich beantworten konnte. Eine Zeit, die ihn für sein restliches Leben geprägt hat und ihn auch als Künstler weiter formte. Agnostic Front veröffentlichte in dieser Zeit das Album One Voice (1992), bei der er vor allem seine Erlebnisse im Knast und seiner Kindheit aufarbeitete. Knapp ein Jahr später löste sich Agnostic Front auf. Als Abschluss gibt es das Livealbum Last Warning (1993). Ein Abschied, der ganze fünf Jahre dauern sollte.

7. Kapitel: Comeback mit Agnostic Front

So brachte sein Halbbruder Freddy Roger und Stigma während einer Madball-Show auf die Bühne, um einen alten Agnostic-Front-Song zu spielen. Roger hatte wieder Blut geleckt! Es folgten mit 1998: Something’s Gotta Give (1998), Riot, Riot, Upstart (1999) und Dead Yuppies (2001) drei Alben auf Epitaph Records.

8. Kapitel: Roger Miret heute

Agnostic Front

Das letzte Kapitel erzählt von Roger Miret von Anfang der 2000er bis heute. Er veröffentlichte in verschiedenen Besetzungen mit Agnostic Front seit Dead Yuppies vier weitere Alben, in denen näher eingegangen wird. Roger erzählt außerdem von seinem neuem Bandprojekt Roger Miret & The Disasters, das anders wie Agnostic Front eher die Punk-Rock-Richtung einschlägt. Er geht außerdem auf die Entwicklung vom Rebellen zum Familienvater näher ein. So verliebte sich der Sänger und zog zu seiner Frau, mit der Miret auch noch heute verheiratet ist, von New York nach Arizona. Dort wurde er Vater von zwei weiteren Kinder.

Das Buch flacht ab Kapitel 6. etwas ab, jedoch ist es natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass Roger Miret nicht mehr ganz das wilde Leben seiner Anfangszeit führt. Das Buch bleibt jedoch weiterhin absolut lesenswert und es erfreuen weiterhin die vielen genannten Kleinigkeiten. Zum Beispiel wird auf die Entshteung und Hintergründ zu den einzelnen Alben und größten Songs eingegangen. So wäre der Song For My Family beispielsweise fast nicht aufgenommen worden, weil ihn Agnostic Front als zu schlecht betrachteten – bis auf Roger, der sich durchsetzte den Song aufzunehmen. For My Family ist nun einer der größten Hits der Band!

Fazit

Agnostic Front

Diese Autobiografie ist nicht nur für Agnostic-Front-Fans, sondern alle Hardcore-/Punk-Liebhaber eine absolute Pflichtlektüre, da sie einen sehr guten Einblick über die Entstehung und Einwicklung einer wichtige Station dieser Subkultur gibt – dem New York Hardcore.

Auch alle, die Agnostic Front kritisch gegenüber stehen, sollte sich das Buch zu Gemüte führen, da Roger Miret auf quasi alle Punkte eingeht, die der Band schon Jahrzehnte lang vorgeworfen werden. Vielleicht ändert der ein oder andere seine Meinung zur Band und Roger, nachdem das Buch gelesen wurde oder hinterfragt zumindest manche Vorwürfe, die im Raum stehen.

Ein sehr gut geschriebenes, unterhaltsames Buch, einer unglaublich interessanten Persönlichkeit. Was Herr Miret zu erzählen hat, ist einer Autobiografie allemal wert und von seinen Inhalt absolut filmreif. Von kriminellen Einwanderer, der gleichzeitig einer der wichtigsten Hardcore-Bands wurde, zum glücklichen Familienvater, der seinen Hardcore-Traum mit Agnostic Front auch mit über 50 Jahren weiterlebt.

Ich persönlich freue mich schon riesig auf den Film The Godfathers Of Hardcore, der ja ebenfalls von Roger Miret und seinen Kumpanen Vinnie Stigma handelt. Dieser soll demnächst auch in Europa verfügbar sein. Es stehen außerdem neue Alben von Agnostic Front und Roger Miret & The Disasters in der Mache, die schon bald erscheinen sollen. Die Legende lebt.

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– Playlist: Happy Release Day

6 Kommentare

  1. Auf jeden Fall ein sehr gutes und spannendes Buch, auch wenn ich den Schreibstil und diese Gedankensprünge recht anstrengend und schwer zu lesen fand. Auch weil alles einfach ohne Absätze runtergeschrieben wurde. Cool wäre nun noch gewesen wenn einzelne wichtige Leute zu Schlüsselszenen ihre Eindrücke als Einschub beigesteuert hätten. Hätte , glaube ich, das Buch noch bereichern können.

    • Hi Sebastian, das mit den Einschüben von wichtigen Personen, wäre auf jeden Fall noch einmal eine richtige Bereicherung gewesen. Den Schreibst fand ich persönlich sehr angenehm.

      • Hi, den Schreibstil selber finde ich gar nicht mal so schlimm, da habe ich mich vielleicht ein wenig falsch ausgedrückt, sondern die Art wie es ohne Absätze runtergeschrieben wurde. Was aber jetzt nichts mit dem Text selber zu tun hat, sondern wie das Buch gesetzt wurde. Vom Stil her lässt sich das Buch echt gut lesen. Sehr locker und angenehm.

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