Start Hardcore TURNSTILE Sänger Brendan Yates im Interview zu „Time & Space“

TURNSTILE Sänger Brendan Yates im Interview zu „Time & Space“

Interview mit Turnstile Frontmann Brendan Yates zu ihrem neuen Album "Time & Space", der musikalischen Entwicklung und dem neuen Plattenlabel.

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Turnstile (Photo by Jörg Baumgarten von Kuckuck Artwork)

Spätestens mit der Veröffentlichung ihrer zweiten EP Step 2 Rhythm ist Turnstile in aller Munde und hat einen richtigen Hype um die aus Baltimore stammende Band ausgelöst. Grooviger Hardcore-Punk, der regelrecht erfrischend zum oftmals gleichklingenden Sound aus der Szene daherkommt.

Auch die ersten Singles ihres bevorstehenden zweiten Albums machten unüberhörbar klar, dass Turnstile mit Time & Space erneut neue Wege einschlägt. Stillstand ist der Tod – Turnstile (übersetzt „Drehkreuz“) macht ihren Namen also wieder einmal alle Ehre und mischt die Hardcore-Punk Szene kräftig auf.

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Umso schöner, dass wir mit Sänger und Kopf von Turnstile, Brendan Yates, ein Telefonat führen konnten, indem wir mehr über die Band, ihr neues Album Time & Space und den neuen Record-Deal mit Roadrunner Records erfahren konnten.

Interview mit Turnstile Frontmann Brendan

Turnstile (Photo by Jimmy Fontair)

AFL: Hey Brendan! Klasse, dass es mit dem Interview geklappt hat. TURNSTILE wird am 23. Februar 2018 ihr neues Album TIME & SPACE veröffentlichen.

Brendan: Ja genau, TIME & SPACE erscheint in knapp zwei Wochen.

AFL: Was hat es mit dem Titel TIME & SPACE auf sich? Da kann man ja ziemlich viel rein interpretieren.

Brendan: TIME & SPACE handelt um unsere ganz persönliche Zeit und persönlichen Raum. Es geht darum, Zeit und Raum zu haben, um zurückzutreten und zu atmen. Der Titel ist viel mehr eine persönliche Sache als eine „Weltraumsache“ oder so.

AFL: Ihr habt bisher drei Videos zu dem Album veröffentlicht. Plant ihr denn für alle Songs von TIME & SPACE Videos zu veröffentlichen? Zuvor gab es ja nicht wirklich arg viele Musikvideos von Euch.

Brendan: Ich bin mir gerade noch nicht sicher, ob wir zu allen 13 Songs vom neuen Album auch Videos veröffentlichen werden. Zwei der Videos, die wir bisher gemacht haben, sind detaillierte Videos und zwei wurden gezeichnet, um so ein visuelles Bild zu den Songs zu bekommen. Aber wie gesagt, ich bin mir noch nicht sicher, ob wir den Rest auch als Video drehen bzw. zeichnen werden.

AFL: Franz hatte bereits auf eurem ersten Album NONSTOP FEELING ein Song gesungen. Nun singt er auf eurer neuen Platte auch den Song MOON, zu dem es ja auch schon ein Video gab. Wird er noch mehr Tracks von TIME & SPACE singen? Kannst du uns auch mehr zu den beiden anderen Vorabsingles I DON’T WANNA BE BLIND und REAL THING sagen?

Brendan: Ja genau, Franz singt den Song MOON, den ich für einen sehr coolen Song halte. Ich wollte damals, als ich den Song geschrieben hatte, unbedingt, dass Franz den Song singt, da es sich für mich einfach richtig anfühlte.

I DON’T WANNA BE BLIND ist das wahrscheinlich langsamste Lied, das wir jemals mit TURNSTILE gemacht haben. Ich denke auch der Track ist ganz cool geworden, auch wenn er sehr sporadisch ist. Ich mag gewöhnlich eher kurze Songs mit vielen Tempowechsel, aber ich fand es einfach cool einen Song zu schreiben, der eher langsam ist und eine andere Art von Energie aufbaut wie es schnelle tun.

Der Song REAL THING war eine einfache Songidee, die eigentlich für sich selbst spricht. Das Video dazu bildet mystische Träume ab, die im Grunde aus einer Traumwelt stammen.

AFL: Warum habt ihr euch dazu entschlossen TIME & SPACE über das Majorlabel Roadrunner Records (nicht direkt ein Majorlabel, aber gehört ja zu Warner Music Group) zu veröffentlichen und nicht über ein „bandinternes“ Label Pop Wig Records?

Brendan: Ja – eigentlich kennen wir Roadrunner Records auch schon seit längerer Zeit. Sie hatten uns schon vor Jahren kontaktiert und gefragt ob wir eine Platte mit ihnen rausbringen wollten. Damals kannten wir Roadrunner Records jedoch noch nicht sonderlich gut und wir wollten uns damals auch nicht in irgendetwas blind stürzen. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen unsere letzte LP und die 7“ auf Pop Wig Records rauszubringen. In den vergangenen beiden Jahren hatten wir dann mehr und mehr eine Beziehung zu Roadrunner aufgebaut. Wir haben einfach gemerkt, dass dort viele großartige Leute sind und das Label wirklich an uns interessiert war. Es gab dann sehr viele Gespräche was für Möglichkeiten wir mit der Band haben und welche Richtung wir einschlagen können. Roadrunner Records stellte uns dann eine Menge Leute zur Verfügung, die sich um unsere Probleme kümmerten, die wir hatten.

Es war auch ein guter Kontakt für Pop Wig Records, da sie uns aufgezeigt haben, was möglich ist und auch dort unterstütze. Es sind also weiterhin eine Reihe von neuen Veröffentlichungen auf Pop Wig geplant. Es ist sehr cool, in viele verschiedene Musikstile involviert zu sein und auch in Erscheinung zu treten. Am Ende hilft es uns, die Musik weiterzuentwickeln.

AFL: Meiner Meinung nach habt ihr bei euren drei EPs PRESSURE TO SUCCEED (2011), STEP 2 RHYTHM (2013) und MOVE THRU ME (2016) einen deutlichen größeren Hardcore-Einfluss als auf euren beiden Alben Nonstop Feeling (2015) und TIME & SPACE (2018). Zufall?

Turnstile – Time & Space

Brendan: Ich denke, dass es eine Mischung ist. Es ist eine Mischung verschiedener Einflüsse dessen, was die Band bereits getan hat. Ich denke, wir sollten immer darauf aufbauen, was die Band schon gemacht hat. Es hält uns davon ab, in ein festgelegtes Muster und einen bestimmten Sound zu fallen und in diesem gefangen zu sein und sich festzufahren. Am Ende geht es darum etwas neues auszuprobieren – egal ob die Leute es dann letztendlich mögen oder nicht. Ich denke es ist, seit wir mit TURNSTILE begonnen haben, rauszuhören, dass wir von frühen „Oldschool“ New York Hardcore Bands beeinflusst sind. Dieser Einfluss war schon immer bei uns verankert. Zudem kam eben der melodische Gesang.

Ich denke, es ist ein natürlicher Prozess, auf dem zu aufzubauen, was die Band bereits zuvor getan hat und in vielerlei Hinsicht auch „über den Tellerrand“ zu treten, um so das zu machen was sich richtig anfühlt. Man sollte nicht das Gefühl haben, dass man jetzt irgendetwas abliefern muss, nur um in der Szene akzeptiert zu werden. Das passt auch zu allem was man im Leben macht. Man sollte sich nicht anpassen.

Ich bin der Meinung, dass jeder der Musik hört auch einen eigenen Referenznamen hat. Ich höre aus irgendeiner Band beispielsweise ganz andere Einflüsse heraus wie du es vielleicht tust, verstehst du was ich sagen möchte?

Ich finde es cool, dass jeder die Art Musik hören kann wie er möchte und die Geschmäcker verschieden sind. Bands sollten also die Art von Musik machen, das sie am besten wiederspiegelt und worauf sie Lust hat. Wir schreiben Songs, von denen wir denken, dass sie gut zu spielen sind und uns auch ein gutes Gefühl beim spielen geben. Wir versuchen mit unserer Musik positive Energie aufzubauen und den Spirit von TURNSTILE in unserer Musik weiterzugeben: Feel good, feel natural.

AFL: Was mich schon immer interessiert hat: Was hat es mit den Bandnamen TURNSTILE genau auf sich?

Brendan: Wir fanden es einfach ein cooles Wort, weshalb wir uns dann auch für den Bandname TURNSTILE entschieden haben. Ich hatte natürlich auch bei dem Namen das Gefühl, dass es sich zu seinem „eigenen Ding“ entwickelt könnte. Wir dachten damals einfach, dass TURNSTILE cool klingt, ganz ohne besonderen Hintergrund.

Livebilder by Jörg Baumbarten von Kuckuck Artwork

AFL: TURNSTILE gibt es nun auch schon seit 2010. Und Hand aufs Herz: Hättet ihr bei eurer Gründung jemals daran geglaubt so erfolgreich zu sein. Ich meine, ihr zählt zu den angesagtesten Bands unserer Zeit und bei euren Shows geht es immer gut zur Sache.

Brendan: Du weißt, dass wir die Band damals nur aus dem Grund gestartet haben, um Spaß zu haben. Es war unser Ventil unsere Kreativität freien Lauf zu lassen und mit Freunden zusammen zu sein. Dass wir auch so beste Freunde sind, ist auch die Grundlage von TURNSTILE. Franz wusste zuvor zum Beispiel nicht einmal wie man Bass spielt – aber ich brauchte ihn einfach in der Band, weil er mein Freund ist – selbst wenn er davor noch nie eine Bassgitarre angerührt hatte. Ich wollte also unbedingt mit meinen Freunden in einer Band spielen. Er hat Bass gelernt und wir fingen an Shows zu spielen.

Es ist auch so: Je mehr du spielst, desto besser fühlt es sich für dich an. Ich denke, wenn wir mit TURNSTILE morgen aufhören würden, würden wir uns gut fühlen, mit dem was wir erreicht haben. Ich habe nicht das Bedürfnis danach die beste und größte Band der Welt zu sein – ich habe das Bedürfnis danach Musik zu kreieren und live zu spielen. Ich finde es gut, wenn wir Musik spielen, die es zuvor in dem Stil noch nicht wirklich gab und TURNSTILE eine Band wird auf die andere später einmal aufbauen. Ich möchte, dass unsere Musik unseren Fans gefällt.

AFL: Diese Frage muss ich stellen, weil sie einfach sehr vielen Fans interessiert (inklusive mir!). Ihr seid für den Sommer bereits für das Hellfest in Frankreich und das Outbreak Fest in Leeds bestätigt. Zwei exklusive Europa-Show oder kommt da noch mehr? Ihr habt euch in den letzten Jahren ja doch etwas rar bei uns gemacht!

Brendan: Ja, es gibt tatsächlich Pläne auch über die zwei Shows hinaus einige Clubshows und Festivals zu spielen. Es ist also eine Europa-Tour in Planung!

AFL: Was hältst du davon, dass Konzertbesucher Fotos und Videos von eurer Performance machen und in sozialen Medien veröffentlichen?

Brendan: Das ist cool für mich. Ich finde es immer cool, wenn Leute das machen worauf sie Lust haben. Die Menschen sollten frei indem sein was sie tun, solange sie niemand anderen damit Schaden.

AFL: Ich checke vor Interviews immer mal die Facebook-Seiten der Band, die ich interviewe. Bei euch ist mir aufgefallen, dass nur vier Bandmitglieder aufgelistet sind, aber ihr seid doch momentan zu fünft oder?

Brendan: Echt? Danke dir für den Hinweis. Ich selbst habe kein Facebook, aber ich werde das mal checken. Sean, unser Originalgitarrist, spielte bis 2015 bei uns. Wir sind noch Freunde, aber haben uns getrennt, weil es mit den ganzen Tourneen nicht funktioniert hat. Seitdem spielt Pat bei uns Gitarre.

AFL: Hast du irgendwelche letzten Worte?

Brendan: JA! Ich liebe Bands wie KRIMEWATCH, ILLUSION und KING NINE. Es gibt viele großartige Bands und tolle Menschen in unserer Szene, von denen ich hoffe, dass ich weiterhin lang mit ihnen befreunden bin und ich ihnen helfen kann. Danke dir Franz für die Zeit und das Interesse an unsere Band.

Übersetzt von Simon Hereth

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10 Kommentare

  1. […] Turnstile gehen mit Time & Space den Weg weiter den sie mit ihrem Debütalbum Nonstop Feeling (2015) eingschlagen haben. Höchst experimentierfreudiger Hardcore mit Einflüssen aus fast allen Bereichen der handgemachten Musik. Irgendwie erinnert mich Time & Space von der Bandbreite und dessen Wirkungsgrad stark an das Refused Album The Shape Of Punk To Come. Auch von der Produktion konnte man sich im Vergleich zum Vorgänger nochmal stark verbessern. […]

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