Start Hardcore VEILSIDE – Interview mit Sänger Tritschi zum „Neuanfang“

VEILSIDE – Interview mit Sänger Tritschi zum „Neuanfang“

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Photo by Boris Schöppner

Veilside aus Frankfurt am Main hatte in den vergangenen Monaten, wenn nicht sogar Jahren, wirklich mit einigen Problemen zu kämpfen. So bremsten immer wieder vorkommende Besetzungswechsel die Hardcore Combo zu den falschen Zeitpunkten aus. Doch nun scheinen Veilside 2017 ihr Line-Up endlich gefunden und haben einiges vor. Mit dem „Neuanfang“ hat die Band einige grundlegende Entscheidungen getroffen, die sich ab sofort ändern. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Interview mit Veilside Frontmann Tritischi.

Interview mit Tritschi von Veilside

Faule Eier erkennt man unter anderem daran, dass das Eigelb instabil wird!

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AFL: Moinsen Tritschi! Unser letztes Interview ist ziemlich genau ein Jahr. Seitdem hat sich bei VEILSIDE einiges geändert. Aber erzähl am besten einmal selbst was sich in den vergangenen Monaten bei euch getan hat.

Tritschi: Gude!Ja, es hat sich in der Tat einiges geändert. Leider wurden wir von Gründung der Band an aus verschiedensten Gründen von Besetzungswechseln geplagt. Meist war das prägnanteste Problem, dass die Band größer und zeitintensiver geworden ist, als es sich die meisten vorgestellt haben. Es wurde viel Arbeit, Zeit und Herzblut in die Sache gesteckt und dem ein oder anderen ist dann aufgefallen, dass man doch mehr der genannten Faktoren investieren muss um weiter zu kommen. Leider macht da oft die alltägliche Planung nicht mit. Ich denke, dass das ist nichts ist, was keine Band kennt, die sich komplett neu aus größtenteils unerfahrenen Leuten gegründet hat.

Außer mir gab es bei Gründung kein Mitglied mit Live- bzw. konkreter Banderfahrung und leider holt den ein oder anderen dann der Alltag wieder ein. Zu einem sehr großen Teil ist es im Guten auseinander gegangen und ich denke jeder kann auf eine schöne Zeit zurück schauen. Zum Teil gibt es ja noch Freundschaften die daraus entstanden sind und bis heute bestehen.

Ende letztes Jahr stand der größte Besetzungswechsel der Bandgeschichte an und ich bin der letzte Verbliebene aus der Ur-Besetzung. Jetzt haben wir aber erfahrene Leute am Start, die genau wissen worauf sie sich einlassen und den Background mitbringen um die nächsten Schritte zu gehen.

AFL: Euer letztes Release liegt ja mittlerweile schon ein wenig zurück. Gilt es nun auch mit der neuen Besetzung neue Songs an den Mann / die Frau zu bringen? Habt ihr was geplant? 2016 hattet ihr ja noch ein neues Album angekündigt!

Tritschi von Veilside live in Aktion. (Photo by m0le.photo)

Tritschi: In der Tat haben wir schon im Songwriting für neuen Stuff gesteckt. Das ist mit einer neuen Besetzung natürlich dann nicht ganz so einfach und wir mussten da noch einmal von vorne anfangen. Die Pläne vom ursprünglich geplanten Album mussten somit verworfen werden. Bisher haben wir seit Januar vier neue Songs geschrieben, die auch noch in irgendeiner Form raus kommen. Da es sich um eine Konzeptreihe handelt und die Tour aktuell im Fokus steht, sind wir in dem Punkt noch nicht der weit in der Planung gekommen. In jedem Fall soll noch in irgendeiner Form in diesem Jahr Output folgen, das sind wir unseren Zuhörern schuldig!

AFL: In welche Richtung gehen die neuen Songs? Ähnlich wie auf eurem letzten Release oder beschreitet ihr mit VEILSIDE „neue Wege“?

Tritschi: Ich denke nach so einem prägnanten Wechsel wäre es unnötig sich auf bestehende Strukturen zu versteifen, schließlich soll jeder in der Band einen Einfluss auf das Songwriting haben können und so einen möglichst individuellen Style hervorbringen.  Die neuen Songs kommen in jedem Fall brachialer und mit mehr Metalkante rüber. Dabei haben wir viel Wert darauf gelegt, eher in Richtung FINAL PRAYER oder SICK OF IT ALL, statt Metalcore zu gehen.

Das Songwriting ist Facettenreicher geworden, ohne dabei zu vertrackt zu sein. Sprich der technische Anspruch ist gestiegen, dabei soll aber der oldschoolige NYHC nach wie vor eine große Rolle spielen. Aber auch vor Einflüssen wie Thrash und modernerem Hardcore haben wir uns nicht gescheut.
Textlich hat sich ebenfalls etwas geändert. Die neuen Songs sind nicht nur komplett auf Deutsch, sondern auch nicht mehr ganz so roh wie beim letzten Release. Die Lyrics sind chronologisch konzeptioniert und erzählen eine Geschichte. Wichtig war uns auch, dass die Inhalte einzeln einen Sinn ergeben, aber gemeinsam ihre volle Wirkung entfalten. Wir wollen unsere Wurzeln behalten, aber den Staub der letzten Jahre etwas abklopfen.

AFL: Welche Geschichte wird denn erzählt und weshalb die Entscheidung die Songs ganz auf Deutsch zu singen?

Tritschi: In der Geschichte geht es um eine Person, die sich in der Welt von heute wiederfindet und merkt, dass es um sie herum zu laut, hektisch und unruhig geworden ist. Zunächst findest sich in einer Situation wieder in der ihr alles zu viel wird und merkt, dass es so nicht weiter gehen kann und sie etwas ändern muss. Im nächsten Song begibt sie sich auf die Suche und merkt, dass es in der Flut von Informationen wahnsinnig schwierig geworden ist, sich für den „richtigen“ Weg zu entscheiden. Es ist eine bedrückende Stimmung und der Ausweg scheint unmöglich. im dritten Song lichtet sich die Situation langsam, sie hat sich viel mit sich und ihrer Umgebung beschäftigt. Sucht nach verschiedenen Wegen und plant ihr entkommen. Fokussiert sich, kanalisiert die Energie und schöpft neuen Mut. Wo soll es hin gehen und vor allem wie kommt man dahin?

Im letzten Song „Strum“ ist die Zeit gekommen nach vorne zu gehen und die Pläne in die Tat umzusetzen. Keine stumpfe Heldenspielerei, sondern sich mit Verstand und Köpfchen helfen aus der Situation heraus zu kämpfen und dem Sturm zu stellen. Es soll Mut machen sich den Ängsten zu stellen und die Veränderung in die eigene Hand zu nehmen. Man kann die Welt nicht verändern, aber seine kleine Welt um sich herum und nicht zuletzt sich selbst. Oft ist es die Angst vor Veränderung, die uns phlegmatisch werden lässt. Raus aus der Komfortzone und dem Status unzufrieden zu sein. Aber über Beschwerden des Zustandes kommt man oft nicht hinaus. Auch kleine Änderungen können eine große Wirkung haben, man muss sich nur trauen. Raus aus der Lethargie, es ist Zeit die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten im Leben: Kämpfen oder sich nicht beschweren, der Rest ist irrelevant.

Die Entscheidung auf deutsch zu schreiben ist banal. Es ist wesentlich leichter und präzieser in der Muttersprache die Emotionen und Schritte zu beschreiben. Englisch ist eine harte Sprache deren auseprägtes Vokabular ich nicht so beherrsche um es adäquat umzusetzen. Aus unserer Sicht kann man so die Facetten besser betonen. Natürlich ist das subjektiv, aber so macht es für uns mehr Sinn.

AFL: Für euch geht es demnächst ja auch wieder auf Tour. Wo und mit wem spielt ihr denn auf dieser so? Gibt es eine Show auf die ihr euch besonders freut?

Tritschi: In der Tat geht es Ende April wieder auf eine eineinhalb Wochen Tour. Diesmal mit unseren Freunden von OUT OF STEP aus Hamburg. Primär werden wir uns im Osten der Republik aufhalten und für zwei Tage einen Abstecher nach Tschechien machen. Termine in Frankfurt und Hamburg sind leider noch nicht bestätigt, dafür kommen wir zum ersten Mal weiter in den Westen, nämlich nach Köln. Ein Highlight wird mit Sicherheit Leipzig werden, da wir da eine kleine Fanbase haben und es jedes Mal ein kleines Familientreffen ist wenn wir da sind.

Am ersten Mai steht noch im Raum, in Berlin zu spielen, aber leider ist das noch nicht in trockenen Tüchern. Wenn das klappen würde, wäre es natürlich der Hammer! Wer würde nicht gerne am 1. Mai in Berlin spielen? Haha!

AFL: Man sieht sich ja selbst öfters mal auf der einen oder anderen Show und du hast mittlerweile selbst schon das ein oder andere Konzert gespielt. Was ist für dich die perfekte Hardcore Show?  Und was hat deiner Meinung nach nichts auf ein Konzert verloren, was dennoch immer wieder zu sehen ist bzw. vorkommt?

Tritschi: Perfekt ist ein schwieriges Wort, aber ich denke was du meinst. Es gibt viele Faktoren, die für mich auf einem Konzert relevant sind. In erster Linie spielt die allgemeine Stimmung an der Location da eine große Rolle. Wenn man merkt, dass man sich mit Respekt und Höflichkeit begegnet und ein Lächeln für den anderen übrig hat, ist das sehr viel wert. Wenn die Bands dazu noch Bock haben und das Publikum sich ohne „Stock im Arsch“ austoben kann, lässt es das Erlebnis „Konzertbesuch“ um einiges steigen.

Ich war vor einigen Jahren in Winnipeg/Kanada und hatte das Glück, dass dort HAVE HEART zu dem Zeitpunkt eine Show ihrer Abschiedstour spielten. Das ganze fand in einem Community-Center (Sporthalle) am Rande der Stadt statt. Es war eine Matinee-Show, Kids fuhren vor dem Laden mit Skateboards rum, man konnte mit jedem, auch den Bandmitgliedern,  ins Gespräch kommen, die Leute hatten (trotz des echt unterirdischen Sound in der Halle) eine Menge Spaß und jegliche Form von Subkultur war anwesend. Das fand ich schon sehr nahe an einer perfekten Show:

Grundsätzlich hat für mich das hin und wieder zu sehende Abgefucke, Crowdkilling und Rumgepose nicht viel für mich an Konzerten verloren. So ein Verhalten kenn ich schon aus der Gesellschaft und aus Abneigung gegenüber Vorurteilen und Ellenbogengesellschaft bewegt man sich ja schließlich in einer Subkultur!

AFL: Ihr nenn dir jeweils 2-3 Begriffe. Nenn einfach einmal für welchen du dich spontan entscheiden würdest und warum gerade für diesen.

Dr. Martens, Vans Old Skool oder Nike Air Max: Wären Docs nicht so Umständlich… da nehme ich die Air Max, da tun einem die Füße net so weh!

Club Mate, Coca Cola oder Pilsbier: Pils bzw. (Brau-)Wasser! Mate geht auch mal, aber von dem anderen Konzern lasse ich gänzlich meine Finger.

Hardcore oder Punk: Das ist, als würdest fragen: „Oma oder Großmutter?“. Haha! Hmm, dann eher Hardcore, dort sind mitunter meine tiefsten Freundschaften entstanden. Wobei meine Wurzeln im Punk liegen und die soll man ja bekanntlich nie vergessen.

Eastcoast oder Westcoast: Eastcoast. Ich bin New York Hardcore Fan und Boston gefällt mir mit Musik und Lifestyle auch ganz gut. Es gibt auch (sehr-)gute Westküsten-Bands, aber mich hat es immer schon eher Richtung Osten gezogen. Das kam mir immer roher und ehrlicher vor, deswegen kam mir das immer interessanter vor.

SPD oder CDU: Pest oder Cholera? Kollektivistischer Anarchismus! Wenn ich mich nur zwischen den Beiden entscheiden MÜSSTE, SPD. Ich hab alte Bekannte, die da lokalpolitisch sehr aktiv und smart sind, die schätze ich sehr. Schließen wir die Bundespolitik mal aus.

AFL: Vielen Dank fürs Interview. Die letzten Worte gehen, wie bei uns üblich, wie immer an dich und die Band!

Tritschi: Faule Eier erkennt man unter anderem daran, dass das Eigelb instabil wird! Meine Mutter hat mir das während des Interviews erzählt. Muddi knows best!

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– Playlist: Happy Release Day

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