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Festival-Bericht: Rock am Kuhteich 2017

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Das Rock am Kuhteich ist in aller Munde und neben einem sehr schönen Line-Up stand auch der Umzug nach Deutzen an, wo es in den Kulturpark ging, welcher unter anderem auch ein Liedermacher- und ein Gothic Festival beherbergt. Grund genug, diesem inzwischen weit über die Region hinaus bekannten Festival einen Besuch abzustatten.

Lutz hat dieses Jahr insgesamt 20 Bands auf 3 Tage eingeladen und gespielt haben zum Schluss 21, wobei der zusätzliche Act ein Liedermacher war, dazu aber später mehr.

Ich reiste bereits am Donnerstag mit meinem Freund Jens an, der mir dankbarerweiße sein Zelt zur verfügung stellte und mich auch so mega gut mit Bier und Essen versorgt hat. Danke dafür an dieser Stelle.

Der Donnerstag wurde von den regional ansässigen TEXAS MUSIC MASSACRE eröffnet, die einen völlig anderen Sound gespielt haben, wie ich mir vom Namen her erhofft hatte. Irgendwas zwischen Country, Rock und ein wenig Fun-Punk würde ich diese Band am ehesten beschreiben, welche mich allerdings überhaupt nicht überzeugen konnte. Ein aufgesetztes Lust sein und dazu belanglose Texte haben mich direkt an den Bierstand getrieben, um mir Mut für RUMMELSNUFF anzutrinken, denn diesen hatte ich zwar bisher nicht live gesehen, aber schon viel über ihn gelesen und in den Medien gesehen. Irgendwie aber eben auch nicht so richtig mein Ding. Die Bühnenshow von RUMMELSNUFF war Lustig und hat einen leichten Touch von Turbonegro gehabt, aber musikalisch auch nicht so mein Ding und weiß auch ehrlich gesagt nicht, in welche Sparte man diese Band einordnen sollte. Egal, gegen 23 Uhr war Schluß mit Lustig und es ging mit ein paar Bekannten ans eingemachte. Zuerst wurde mit Mexikaner, Rhabarber Schnapps und Bier angestoßen, bis sich dann auch noch Pfeffi hinzu gesellt hat. Die Auswirkungen dieser brisanten Mischung möchte ich an dieser Stelle lieber nicht schreiben, Tatsache war allerdings, dass ich am nächsten Tag erst gegen 16 Uhr das Licht der Welt wieder erblickte.

Der Freitag begann dann erst mal mit einem bierhaltigen Frühstück und einem spontan spielenden Singer-Songwriter, dessen Namen ich leider vergessen habe, aber trotzdem sehr toll fand. Direkt danach ging es mit 100 KILO HERZ aus Leipzig los, welche eine sehr interessante Mischung aus Ska, Punk und Alternative Rock gespielt haben. Aufgrund meines Hungers habe ich allerdings nur 3 Songs der Band mitbekommen. Statt der Band zuzuschauen, habe ich mir erst einmal mega leckeres veganes Essen von KITCHEN RIOT aus Dresden rein gezogen und mich mit den Jungs und Mädels über ihr leckeres Essen unterhalten. Für mich persönlich war das ein kulinarisches Highlight, was Festival Essen angeht und kann ich nur empfehlen. Die Leute geben sich verdammt viel Mühe und zaubern aus den einfachsten Sachen ein sau starkes Essen.

Gestärkt ging es dann wieder vor die Bühne, wo bereits SICKSICKSICK aus Regensburg. Ich habe bis dato die Band nicht gekannt und war von der Wucht der Sängerin völlig überrascht. Wer auf guten Rock mit Frauengesang steht, kann mit dieser Band eigentlich nichts falsch machen. Die Band hatte mir sehr zugesagt und so hätte ich dann zum Schluß doch gerne mehr von der Band gesehen.

Als dritte Band des Tages kamen dann THE POKES aus Berlin auf die Bühne, die meines Erachtens mit allen Mitteln versuchen, THE POGUES zu imitieren und nicht ansatzweise ran kommen. THE POKES spielen netten deutschen Folk-Punk, der mich allerdings überhaupt nicht überzeugen konnte und so habe ich es vorgezogen, mit meinem Kollegen Steffen von Schoisaal Dresden/ Subkultura Booking & Records ein Gespräch über die Ost/West Konflikte der Punkrock Szene zu führen. Darin wurden wir uns bei einem kühlen Bier einig, dass im Osten um einiges mehr los ist, wie im Süden Deutschlands.

Noch mitten im Gespräch trieb es mich dann beim Line-Check der nächsten Band vor die Bühne und was mich da erwartete war für mich DIE Überraschung des gesamten Festivals. MOBINA GALORE aus Kanada fangen sowas von derb ihr Set an und zogen dieses ohne Kompromisse eine 3/4 Stunde lang durch. Die Band besteht aus 2 Mädels, welche zum einen Schlagzeug und zum anderen Gitarre spielen und beide auch singen. Geboten wurde hier feinster energiegeladener Pop-Punk, der mich direkt überzeugte. Wahnsinn! Wer die Möglichkeit hat, diese Band live zu sehen, sollte dies unbedingt tun. Falls nicht, kauf euch die Platten der Band, die sind mindestens genauso gut.

Da ich meine ganze Energie raus gehauen hatte und erst einmal eine kleine Pause brauchte, konnte ich leider nur 2 Songs von WISECRACKER sehen, welche mir aber auch nicht so zusagten, da irgendwie alles schon mal gehört und so. Für eingefleischte Ska-Punk Fans könnte die Band interessant sein, aber an diesem Abend war das bei mir leider nicht so der Fall und so unterhielt ich mich in der Zwischenzeit mit dem ein oder anderen Gast über Gott und Welt, wodurch ich dann auch fast THE MOVEMENT verpasst hätte.

THE MOVEMENT kommen aus Kopenhagen und spielen ihren eigenen Stil, welchen sie gerne Antifa-Mod-Punk nennen. Ich selber habe die Band schon einmal selber veranstalten dürfen und so habe ich mich um so mehr gefreut, diese überaus tollen Musiker nach so langer Zeit mal wieder live sehen zu dürfen. Von der ersten bis zur letzten Minute hat diese Band überzeugt. Mit einer Wucht hat die Band das Set durchgespielt, dass einem nicht einmal Zeit für ein neues Bier blieb. Der Bassist, hat zudem eine mehr als überzeugende Bühnenshow hingelegt, bei der sich die ein oder andere Band mal was abschauen kann.

Da mich THE MOVEMENT so zum schwitzen gebracht haben, dass ich als ein inzwischen in die Jahre gekommener Mann, erst einmal eine Pause brauchte und dadurch FAHNENFLUCHT mit ihrem Deutschpunk leider verpasste, kann ich hierzu leider nicht wirklich etwas berichten.

Zum Schluß des Freitag Abends haben dann FCKR aus dem Leipziger Umland das Publikum komplett in der Hand gehabt und das Zelt mit ihrem Minimal-NDW-Punk zum kochen gebracht. FCKR sind schon länger bei mir auf dem Schirm und so war die Vorfreude groß, die Jungs live zu sehen. Die Texte von FCKR treffen den Nagel auf den Kopf und ich muss gestehen, ich kenne derzeit kaum eine Band, die so direkt Texte über das politische Geschehen in der Gesellschaft schreibt. Nach der Show bin ich dann auch noch eine ganze Weile mit FCKR am reden und trinken gewesen, bis mich dann mein Kater erinnerte, dieses Mal frühzeitig ins Bett zu gehen, um den Samstag miterleben zu können.

Am Samstag gab es dann auch zum ersten Mal Sonnenschein und einigermaßen warmes Wetter, welches allerdings mit dem Wetter in Süddeutschland nicht zu vergleichen ist. Als wir Donnerstag in Süddeutschland los gefahren sind, waren es 16 Grad und als wir in Deutzen ankamen, waren es nur noch lediglich 12 Grad! Egal, das Wetter wäre eh nur Nebensache gewesen, da es genug Unterstände gegeben hätte und hätte das auch nichts geholfen, wäre immer noch die Möglichkeit im Raum gestanden, sich mit ASTRA Bier für 2 Euro (wo gibt es denn bitte noch Bier für 2 Euro auf einem Festival?) das Wetter schön getrunken.

Samstags sollte es eigentlich schon um 14:15 Uhr mit der TRINK-UND-SING-GEMEINSCHAFT los gehen, welche allerdings im Stau standen und dadurch kurzerhand DR.TENTORKEL das Samstagsprogramm eröffneten. Aufgrund der Sonnenstrahlen und sehr interessanten Gesprächen mit Leuten von DIE KUHLE WAMPE (der einzige alternative Motorradclub Deutschlands, der auch keine Kutten Pflicht hat!!!) und so kam es, wie es kommen musste und habe glatt die erste Band verpasst. Daher kann ich zu DR.TENTORKEL und leider auch über TRINK-UND-SING-GEMEINSCHAFT überhaupt nichts schreiben, ausser das sich bei zweiter Band um ein Nebenprojekt um Willi von OXO86 handelt, welches später auch noch spielen werden.

S.U.F.F. aus Leipzig habe ich dann wiederum anschauen können und fand die Band ganz witzig. Mir wurde gesagt, dass diese Band eine Leipziger Institution ist und es bereits über 20 Jahre gibt. Alterstechnisch könnte das auch so hin kommen. Alte Herren spielen Fun-Punk, der ab und an auch für Nicht Kenner zum mitsingen animiert.

STONER TRAIN habe ich dann leider verpasst, da ich mir wieder einmal den Magen bei KITCHEN RIOT vollstopfen musste und mich mit Andreas von THE PORTERS ausgiebig über dies und das unterhielt.

Dann folgten BURNING LADY, welche ein wirklich fettes, extrem energiegeladenes Set hinlegten und vor einem sehr gut gefüllten Zelt überzeugen konnten. Ich hab auf dem Festival von keiner anderen Band so viele Band Shirts rum laufen sehen und so können BURNING LADY mit gutem Gewissen sich als eine der erfolgreichsten Female Streetpunk Bands Frankreichs schmücken. Nach der Show habe ich mich dann noch sehr lange mit der Band unterhalten und gefeiert. Leider durfte ich da auch erfahren, dass es nach den Shows im Juli und August bis auf weiteres keine Shows mehr von der Band geben wird und eine längere Pause eingelegt wird. Extrem schade, ist die Band doch aktuell auch in Deutschland mehr als gefragt.

DISCO//OSLO waren als nächste Band dran und da ich von der Band bereits alle Alben besitze, wusste ich was mich musikalisch erwarten würde und so konnten die Jungs auch live voll überzeugen. Die Band spielt einen Mix aus PASCOW und TURBOSTAAT mit gesellschaftskritischen Texten. Beim Rock am Kuhteich konnte mich die Band live absolut überzeugen und so bleibt mir nur zu hoffen, dass ich in naher Zukunft noch mal die Möglichkeit bekomme, die Band live zu sehen.

Da ich nach DISCO//OSLO zwischen den Merch Ständen von 100BLUMEN und BURNING LADY hin und her sprang, um mich mit den Bands zu unterhalten, habe ich THE PORTERS fast komplett verpasst, konnte aber immer wieder mal einen Blick auf die Bühne vom Merch Stand aus werfen und so kann ich sagen, dass THE PORTERS auch beim ROCK AM KUHTEICH voll überzeugen konnten. Das komplette Zelt war am tanzen und selbst jede Menge Kids hatten ihren Spaß. Wer THE PORTERS kennt, weiß das diese Band für Stimmung sorgt und egal ob um Pub oder auf einem Festival alle mit in ihren Bann zieht. Es war mir jedenfalls wieder einmal eine Freude, die Band gesehen zu haben, wenn auch nur teilweise.

Bei OXO86 muss ich gestehen, habe ich im Backstage mit BURNING LADY und ein paar anderen Musikern und Helfern Bier und Pfeffi getrunken und konnte dadurch nur noch die letzten 4 Lieder mitbekommen. OXO86 haben aber auch hier wieder voll überzeugt und mir ist bis heute ein Rätsel, warum die Band es mit ihrem Bekanntheitsgrad nicht groß über die Grenzen des Ostens hinaus geschafft hat. Ich durfte die Band schon mehrmals auch im Westen sehen und hatte dabei den Anschein, dass die Jungs hier nicht gemocht werden oder an der Szene vorbei gehen. Nicht so im Osten der Republik, wo OXO86 mit ihrem Ska-Punk immer vor ausverkauften Häusern spielen und auch beim Rock am Kuhteich war das Zelt welches etwa 900 Leute fasst, komplett voll und die Stimmung grandios.

Nach einer kurzen Pause und 2 Bier mehr, konnte ich dann die schon lange ins Herz geschlossenen 100BLUMEN live erleben. Gestartet mir Bengalo und Rauchbombe schlug der extrem experimentelle Hardcore-Elektro-Punk voll ein und den ein oder anderen Gast hatte es erst einmal geschockt, was ihm da um die Ohren gehauen wird. Ich muss zugeben, dass man sich an den Sound von 100Blumen erst einmal gewöhnen muss. Hat sich dieser allerdings einmal in dein Gehirn gebrannt, wirst du süchtig danach und so gab es das gesamte Set über einen sehr ausgelassenen Pogo bis Malte dann kurzzeitig mit einer zweiten Rauchbombe das Zelt in eine völlige Nebelschwarte versetzte und von der Band eine Zeit lang nichts mehr vor Nebel zu sehen war. Das ein oder andere Blitzlicht wäre hier sicherlich sehr fett gekommen. Wer Lust auf neue Musik hat, sollte 1000BLUMEN (Insider Witz des Tages) unbedingt antesten.

Das Festival beendeten dann ALARMSIGNAL mit ihrem Deutschpunk. Die Jungs schafften es, binnen kürzester Zeit eine derb aufgeheizte Stimmung zu verbreiten und das gesamte Zelt zum tanzen zu animieren. Die Texte der Band sind gesellschaftskritisch und hoch aktuell. ALARMSIGNAL sind nicht ohne Grund eine der derzeit wichtigsten Deutschpunk Bands des Landes. Auch hier muss ich schauen, dass ich diese Band noch mal live sehen kann und hoffe, sie finden den Weg nach Süddeutschland.

Nach einem mehr als positiven Wochenende, vielen neuen Bekanntschaften, tollen Bands und einem Team, was hier Hand in Hand gearbeitet hat, bleibt mir nur DANKE zu sagen. DANKE für ein Festival, welches ich in mein Herz geschloßen habe und hoffe, dass DEUTZEN den Veranstaltern, Gästen und Bands lange erhalten bleibt. Danke auch an Lutz, mit welcher das Festival schon seit der ersten Stunde ehrenamtlich organisiert und hier einen Charakter in das Festival gebracht hat, welchen es so nur einmal geben kann. Deutzen, Rock am Kuhteich, Lutz, ich werde wieder kommen. Versprochen.

P.s.: Euer Mexikaner war der bis dato schärfste, den ich bis dato trinken durfte und gefühlt brennt er immer noch nach 🙂

P.p.s.: Leider habe ich aufgrund der geringen Akku Kapazitäten meines Handys nur ein paar wenige Bilder festhalten können. Hoffe, es reicht trotzdem, um euch einen kleinen Eindruck geben zu können, wie die Stimmung war.

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2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

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