Start Interviews KMPFSPRT im Interview: „Kompromisslos gegen rechts.“

KMPFSPRT im Interview: „Kompromisslos gegen rechts.“

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Foto von Michael Winkler

KMPFSPRT haben gerade ihr neues Album Gaijin veröffentlicht (Review hier). Zeit, der Band mal auf den Zahn zu fühlen

Alle zwei Jahre ein neuer Tonträger. Ist das der Plan?

Nee, es gibt keinen Plan. Aber irgendwann hat man wieder Bock, neue Songs zu schreiben. Bei uns geht dann alles immer relativ schnell, wir haben ja mit Richard und mir 2 Songwriter, da braucht man gar nicht so lang für ein Album. Aber öfter muss es auch nicht sein, man muss ja erstmal was erleben, worüber man überhaupt schreiben möchte.

Ein neuer Schlagzeuger hat zur Band gefunden. Erzählt mal, wie es dazu kam.

Im Prinzip alles wie immer: Neues Album, neuer Schlagzeuger. Bisher mussten wir tatsächlich jedes Album mit einem neuen Mann an den Drums einspielen. Woran das liegt, dass die bei uns immer aufhören – keine Ahnung. Wahrscheinlich an dem Pensum, das wir absolvieren, das neben einem normalen Vollzeitjob nur mit relativ großen persönlichen Opfern zu schaffen ist. Auf Dauer hält das nicht jeder durch. Aber, und das ist mir auch wichtig, wir haben uns von allen in Freundschaft getrennt.

Mit dem letzten Album seid ihr auf Platz 76 gechartet. Wie fühlt es sich an, in den Charts zu sein und hat das die Arbeit am neuen Album beeinflusst?

Das fühlt sich eigentlich ziemlich absurd an. Ich meine: Was hat ein Punk-Album in den Charts zu suchen? Aber heutzutage bedeutet das ja auch nichts mehr, die Leute im Mainstream kaufen ja kaum mehr Alben, ist also nicht so, als würden wir auf einmal hunderttausende Platten verkaufen. Aber natürlich freut es einen, dass es da draußen Menschen gibt, die unsere Musik genug zu schätzen wissen, um dafür ihr hart verdientes Geld auszugeben, das macht uns schon sehr stolz und glücklich.

Ok, gehen wir mal genauer auf das Album ein. Gajin heißt es. Was bedeutet das und was wollt ihr damit ausdrücken?

„Gaijin“ ist Japanisch und beutet gleichermaßen „Ausländer“ wie „Außenseiter“. Für uns steht der Titel für eine uneingeschränkte Solidarität mit Minderheiten, und für eine Identifikation mit den Außenseitern dieser Welt. Wir hatten einfach keine Lust mehr, der gesellschaftlichen Entwicklung mit dem Einzug faschistischen Gedankenguts in den Mainstream unwidersprochen zuzuschauen. Gaijin ist unser Statement dazu. Kompromisslos gegen rechts.

Was unterscheidet das Werk von euren bisherigen Veröffentlichungen?

Im Gegensatz zu „Intervention“ ist Gaijin von einer Schwere, von einer Dunkelheit geprägt, die wir vorher so nicht hatten. Die happy Momente sind mehr in den Hintergrund getreten und haben wütenden, düsteren Momenten Platz gemacht. Das Ganze war nicht wirklich geplant, aber wenn man das Gefühl hat, in dunklen Zeiten zu leben, entstehen halt dunkle Songs als Reaktion darauf. Ich finde aber auch, dass E-Moll uns generell besser steht als A-Dur.

Ich hör die Single nicht war ironischerweise quasi die Single eures letzten Albums. Was ist die Single dieses Albums?

Dieses Album hat meiner Meinung nach nicht „die eine Single“. Gaijin funktioniert eher als Ganzes. Der Star ist die Mannschaft, sozusagen. Auch wenn ich denke, dass Songs wie „Schwarz“ oder Trümmer“ schon irgendwie hervorragen.

Bild von Michael Winkler

„Trümmer“, der Opener des Albums, ist gleich ein ziemlicher Brecher. Erinnerte mich etwas an Dritte Wahl. Auch ziemlich szenekritisch. Die Fortsetzung von „Ich hör die Single nicht“, nur aus Fansicht geschrieben?

Der Song hat mit unserer Szene, oder unseren Fans, eher wenig zu tun. Es geht dabei um die Gleichgültigkeit einer Hipster-Generation, die nur noch um sich selbst kreist, bei der es kaum mehr Haltung und Rebellion gibt, sondern nur Äußerlichkeiten und oberflächliche Reize zählen, während um einen herum die Welt in Flammen steht. Die Art und Weise, wie der Song geschrieben ist, als nicht mit der Band als Sprecher, sondern einer dritten Person, ähnelt aber Ich hör‘ die Single nicht, da hast du natürlich recht.

„Wir kleiden uns schwarz, weil es dunkler nicht geht“ klingt wie ein T-Shirt-Aufdruck. Was sind eure Gründe schwarz zu tragen?

Wir leben in düsteren Zeiten. Die Zeile ist ein Ausdruck von Rebellion und Widerstand dagegen: Wenn die Welt so wenig Positives bietet, tragen wir schwarz und schreien dagegen an. Die Farbe ist dabei eine Metapher für Unzufriedenheit und Auflehnung.

„Pauken & Trompeten“ handelt unter anderem auch von Polizeigewalt. War der G20-Gipfel da Inspirationsquelle?

Ja, absolut. Im Westen kritisieren wir immer – zurecht – Putin, Erdogan und Co., und wie in ihren Ländern Polizeiwillkür gegen Oppositionelle eingesetzt wird. Aber was ist bei uns? Ist es da wirklich besser? Die Polizeigewalt im Rahmen der G20-Proteste hat ganz deutlich gezeigt, dass wir bei dem Thema auch vor unserer eigenen Tür kehren müssen. Solche Bilder vergisst man auch einfach nicht so schnell. Dazu die geplante Eskalation von Staatsseite aus – das war schon ziemlich schockierend. Daher der Song.

„Herzschrittmacher“ ist mein Lieblingssong auf dem Album, gleichzeitig auch der Rausschmeißer. „Die Hölle sind nicht die anderen, die Hölle das sind wir“ Erzählt doch mal, was ihr damit ausdrücken wolltet.

Eindeutig: Die schlechten Menschen auf dieser Welt sind nicht die, die vor dem Krieg oder was auch immer flüchten, sondern die, die in Frieden leben, und diesen Menschen den Zugang verweigern wollen. So widerlich, da wird einem schlecht.

Mit Titel und Album laden sie jeden ein, der gerade nicht so richtig weiß, wohin er eigentlich gehört, aber ein positives Ziel vor Augen hat und sich ebenso nach weniger Hass und Grenzen, auch in den Köpfen der Menschen, sehnt. heißt es im Promotext. Wozu ladet ihr uns ein?

Solche Promotexte schreiben ja nicht wir, sondern Labels und Agenturen. Aber ich würde sagen: Wir bieten denen eine Plattform, die mit den herrschenden Zuständen und der Richtung, in die die Welt sich bewegt, genauso unzufrieden sind, wie wir. Zusammen können wir das verändern. Und das sollten wir auch, das ist sozusagen die historische Verantwortung unserer Generation.

Ihr legt viel wert auf eure Texte, auch damit sie nicht zu klischeebeladen sind. In Anbetracht der derzeitigen politischen Situation, will man da nicht auch gerne mal ein „Scheiss System – Piss auf dem“ zum besten geben?

Haha, ja, absolut. Aber wenn man sich einige Reviews der Platte so durchliest, SIND unsere Texte einigen scheinbar schon zu plattitüdenhaft, insofern: Lassen wir es mal so.

Was wir  (oder besser ich) auch gerne machen sind Assoziationsblaster. Also:

AFD – Morgen schon Schnee von gestern.

Das letzte Slime-Album – Ich hör vielleicht lieber „Schweineherbst“.

People Like You – Denk ich immer: People like Hugh. Hugh scheint nice zu sein!

Away from Life – Stellen gute Fragen!

Wir haben eine Kategorie mit dem Titel 10 Records worth to die for. Für welche 10 Platten würdet ihr sterben?

WEEZER – Pinkerton
GORILLA BISCUITS – Start today
BRIGHT EYES – Lifted
MINOR THREAT – Out of step
LIFETIME – Jersey’s best dancers
MINERAL – Power of failing
GING NANG BOYZ – Door
THE SMITHS – Louder than bombs
MISFITS – Walk among us
NOFX – Punk in drublic

Wie sind eure nächsten Pläne?

Erstmal: Spielen, spielen, spielen. Festivalsaison, Headliner-Tour im Herbst… dann mal gucken. Vielleicht nach Japan rüber. Oder eine weitere Tour hier. Und dann irgendwann könnte ich mir vorstellen, ans nächste Album zu gehen. 2-3 Songs hab ich schon, haha!

Famous last words?

Get involved!

Als letztes noch die Tourdaten soweit bisher bekannt:

Bild von Facebook
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– Playlist: Happy Release Day

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