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Refuse – Demo ’89 ::: Review (2024)

Fünfzehnjährige Kids aus Seattle bringen 1989 ein Demo-Tape heraus und ein deutsch-polnisches Label veröffentlicht das 35 Jahre später auf Vinyl. Hä?! Lest die spannende Geschichte dazu in unserem Review!

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Okay, dieses Review wird verrückt. Ich halte hier ein Re-Release aus dem Jahr 1989 in den Händen, das erste Mal auf Vinyl, die „Musiker“ waren damals vier 15-jährige Kids aus Seattle. Hört sich crazy an? Ist es auch. Ich versuche, das Ganze mal von vorne einzuordnen:

Refuse war eine Straight Edge Hardcore Band aus Seattle, die sich 1988 gegründet hat und deren Mitglieder wohl schon 1990 nicht mehr unter diesem Namen aktiv waren. In der kurzen aktiven Bandphase wurden einige Bassisten verschlissen, es wurden zwei oder drei Konzerte gespielt und eine Demo-Kassette mit acht Songs veröffentlicht. Die kurze Bandphase bestand darüber hinaus aus Streit mit den Eltern über „den Lärm aus der Garage“ und dem Versuch, Fuß in der noch jungen Hardcore-Szene Seattles zu fassen.

Die angesprochene Demo-Kassette wurde nun, fast 35 Jahre später vom deutsch-polnischen Label Refuse Records (kann das Zufall sein?) auf Vinyl re-released. Wie absurd ist das bitte?! Hardcore muss man einfach lieben!

Damit nicht genug: Zum pechschwarzen Vinyl und dem typisch aussehenden Straight Edge-Cover, welche wohl auch schon Ende der 80iger mehrheitlich den bekannten Look hatten, liegt ein zehn-seitiges DIN A4-Booklet auf dickem Karton bei. Wow! Darin enthalten ist die witzige Geschichte der Kids-HC-Band, drei relativ ausführliche Interviews mit teils absurden Fragen und Antworten, zwei Reviews (eines davon aus der Schweiz!), Fotos, Lyrics und vielem mehr. Es ist kaum zu glauben, wie viel Arbeit in diesem kleinen Buch steckt und es macht total viel Spaß die Perspektive der Teenager einzunehmen, die Ende der 1980er ihre ganz eigenen Probleme hatten. Zwei Beispiele gefällig? In einem Interview wird darüber berichtet, dass die Eltern die Bandmitglieder erpressen, sollten sie sich nicht an die Regeln halten, würden sie eine zeitlang nicht proben dürfen. Oder auf die Frage, wie der Sänger zu Vegetarismus stehe, kommt die Antwort: „Ich versuche vegetarisch zu leben, aber meine Eltern zwingen mich Fleisch zu essen.“ Andere Zeiten…

Booklet zur LP

Achja, noch ein paar Worte zum musikalischen Inhalt und was mit Refuse nach 1990 passierte. Zu hören gibt es rudimentären Harcore-Punk alter Schule, vergleichbar mit Youth Of Today oder Alone In A Crowd, nur viel schlechter. Das meine ich gar nicht despektierlich, sondern ergibt sich einfach aus dem Fakt, dass die vier Jungs zum Zeitpunkt der Aufnahmen eben gerade mal vierzehn bis fünfzehn Jahre alt waren, nicht so richtig ihre Instrumente spielen konnten, dafür einfach nur Bock hatten, ihren Frust und Ärger über die Welt und ihre Jugend herauszulassen. Das merkt man und wird beim Lesen des Booklets noch viel klarer. Mit diesem Hintergrund erscheinen die acht Songs sehr sympathisch und irgendwie unbekümmert, auch da sie im rumpeligen Garagen-Sound daherkommen und die Texte derart simpel sind, dass es einfach Spaß macht.

Und wohin führte der Weg von Refuse? Bereits um das Jahr 1990 wurde der Bandname in Undertow umbenannt, die sich im Nordwesten der USA einen Namen machen konnten und mit Sicherheit auch dem ein oder der anderen hier ein Begriff sein dürften. Die musikalische Entwicklung ist nicht zu leugnen!

Wer Lust bekommen hat in eine andere Hardcore-Welt einzutauchen, eine nostalgische, teils sehr lustige und vor allem eine unbekümmerte, der sollte sich die Platte bei Refuse Records bestellen. Es lohnt sich, irgendwie.

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– Playlist: Happy Release Day

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