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Stäbruch Festival 2018 – Der Festivalbericht

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Copyright Laura Keimel

In diesem Jahr sollte es nun endlich einmal soweit sein – ich schaffe es nach zwei missglückten Versuchen endlich einmal zum hauseigenen Stäbruch Festival!

Kein Arbeitgeber und keine familiäre Verpflichtung konnte mich in diesem Jahr davon abhalten meinen Rucksack voller guter Laune zu schnappen und mich auf den Weg in Richtung Süden zu machen. Dort musste ich nämlich hin, um das im Frankenland gelegene Örtchen Untererthal zu erreichen, wo das Festival in diesem Jahr seinen offiziellen vierten Geburtstag feiern sollte. Offiziell daher, weil das Festival eigentlich schon älter ist, aber dazu später mehr.

Stäbruch-Festival-Flyer-2018_neu_web
Stäbruch Festival 2018 in Untererthal

Das Stäbruch Festival im unterfränkischen Dorf Untererthal

Erst einmal hieß es die A7 überstehen und mit Ausnahme eines kleinen Erinnerungsfotos, welches mir in den nächsten Tagen durch die ansässige Gemeinde zugestellt werden wird, gab es keinerlei sonderlichen Vorkommnisse, mit Ausnahme meiner Nervosität!
Denn ich sollte vor Ort auch zum ersten Mal die KollegInnen von AWAY FROM LIFE kennenlernen.

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Ja, ihr lest richtig – obwohl meine Tätigkeiten für dieses Magazin nun bald ins vierte Jahr gehen wird, hatten wir es bis dato noch nicht geschafft uns einmal leibhaftig kennen zu lernen. Immer wieder haben wir es geschafft uns unbeabsichtigt aus dem Weg zu gehen und das fühlte sich schon seltsam an, denn schließlich kommuniziere ich mit den KollegInnen teilweise mehr als mit manchen engen Freunden.

Auf dem Stäbruch sollte die Anonymität aber enden und so verabredete ich mich im Vorfeld direkt mit einigen am festivalnächsten Schlafquartier, dem Landgasthof „Zum Stern“.

Copyright by Sven Nöhren

Landgasthof ist hierbei das Schlüsselwort, denn die Region um Untererthal ist wirklich ländlich. So ländlich, dass ich vorher noch nicht einmal wusste in welcher Region es liegt. Ehrlich gesagt bin ich am Morgen nämlich auch einfach in mein Auto gestiegen und bin losgefahren und habe nicht weiter geschaut wo die Region Hammelburg überhaupt liegt. Ich wusste lediglich, dass ich erst auf die A7 und dann bei der Abfahrt 96 wieder abfahren musste.

So staunte ich nicht schlecht, als mir nicht nur der CSU-Söder von diversen Wahlplakaten debil entgegengrinste, sondern mich auch im Landgasthof ein älteres Ehepaar mit einem freundlichen „Grüß Gott“ begrüßte, während sie unter dem Kruzifix ein paar satte Knödel mit Braten zu sich nahmen – ich war in Bayern (entschuldigt bitte, Franken)?
Bin ich irgendwo falsch abgebogen? Gibt es noch ein Obererthal mit einem Landgasthof Stern?

Nein, ich habe in Erdkunde schlicht und ergreifend nicht ordentlich aufgepasst und so war die Überraschung gelungen. Gelungen war auch die Überraschung der Wirtin, als sie mir offenbarte, dass das Frühstück bis Zehn bereitsteht und die Zimmer so bis halb elf geräumt sein sollten.
Selten hatte sich meine Leber so nach einem Late-Check-Out gesehnt, aber dafür war der Gasthof echt gemütlich und total nett. Im Innenhof hatten sich auch schon ein paar andere Festivalbesucher versammelt, die ihr erstes Getränk zu sich nahmen.

Was ist eigentlich ein Stäbruch?

Das wollte ich auch und nachdem ich die ersten KollegInnen vor Ort kennenlernen durfte, machten wir uns gemeinsam auf zum Austragungsort des Festivals.
Dieser war die Sporthalle des ansässigen Sportvereins 1.FC Untererthal, aus dessen Reihen auch eine Vielzahl der FestivalhelferInnen stammen.
Einige Dieser wuselten vor Ort auch noch durch die Gegend und erledigten letzte Vorbereitungen, denn schließlich sollten in einer halben Stunde die Tore öffnen.

Diese Zeit nutzten wir nicht nur um uns am ersten Getränk zu laben, sondern auch um darüber zu grübeln woher das Wort Stäbruch überhaupt stammt. Alle Mutmaßungen waren hierbei falsch, denn wie ich mittlerweile von Simon erfuhr, stammt das Wort daher, dass Stäbruch der Spitzname ihres alten Sportplatzes war (weil auf dem Sportplatz auch sehr viele Steine liegen) und sie auf diesem auch die ersten Vorläufer des jetzigen offiziellen Festivals veranstalteten.

Damals allerdings noch als Privatfeier mit ansässigen lokalen Bands, wie z.B. die aus der Stäbruch-Clique heraus geborenen Bands Kamutzi Utzi und The Poor Devils. Obwohl die Stäbruch-Clique natürlich auch älter wurde und es manch einen mit dem Älterwerden fort zog, sorgten vor allem diese Bands dafür, dass der Nachwuchs nicht ausblieb und sich die Musik mehr und mehr in den Dörfern etablierte.

Empowerment (Copyright Sven Nöhren)

Und das ist es auch was man am Tag des Festivals merkte, denn so ein Festival organisiert man nicht einfach allein. Auch wenn die Planung in den Händen Weniger liegt, bedarf es doch ordentlich Leute um es dann in die Tat umzusetzen und so sah man unter den HelferInnen Eltern, Dorfbewohner, Fußballer und AFL-Teamer.

Genau diese hatten in den letzten Tagen wohl auch ordentlich rangeklotzt, denn die Sporthalle war keine Sporthalle mehr, sondern eine richtig gemütliche Konzertbutze!

Ich selbst befürchtete beim Wort Sporthalle nämlich das Schlimmste und war auf kühle Akustik und Bodenturn-Flair eingestellt. Aber weit gefehlt, die HerferInnen hatten in den letzten Tagen ganze Arbeit geleistet und aus der Sporthalle eine richtige Festival-Location gezaubert. So erinnerte mich tatsächlich kaum noch etwas an meine schlimmen Kindheitserinnerungen im Sportunterricht (ich sage nur dicker Junge vs. Stufenbarren).

Nachdem wir immer mehr Online-Bekannte kennenlernten stellten wir fest, dass einer fehlt…der Simon, seines Zeichens Initiator unseres feinen Magazins und mit Erstaunen stellten wir fest, dass der sich noch auf dem Sportplatz befindet und für seinen Verein dem Ball hinterherlief, Hut ab!

Meinen Hut nehme ich auch vor den Soundleuten, denn diese Halle in einen solchen Wohlklang zu versetzen ist wahrlich nicht einfach, zumindest wie ich das als pensionierter Klangmann beurteilen kann. Aber wie dem auch sei, die TechnikerInnen haben es auf jeden Fall geschafft und bereits die erste Band erklang klar, brachial und durchdringend.

Die ersten Bands: Klischee Rock’n’Roll’l, Hardcore-Granate und Singalong-Punk-Rock

Cock Riot (Copyright Sven Nöhren)

Dieses war eine Band namens Cock Riot, die ihren selbstbetitelten Stil des Klischee Rock’n’Roll’s darboten und ich muss sagen, dass bereits das ein gelungener Start in das Programm vom Stäbruch darstellte, auch wenn die Halle sich leider erst langsam füllte. Dadurch bekamen leider nicht allzu viele Leute die Antwort auf die Frage, was sich denn überhaupt hinter Klischee Rock’n’Roll’l verbirgt und diese Frage ist echt nicht so einfach zu beantworte…ich würde mal sagen eine Mischung aus Peter Pan Speedrock und Nashville Pussy, schlichtweg Party-Punk’n’Roll!

Worst (Copyright Sven Nöhren)

Mit der Band Worst erfolgte anschließend ein Genre-Wechsel hin zum Hardcore und ich muss sagen, auch wenn ich die Zeiten, in denen Bands wie Hatebreed aus meinen Lautsprechern donnerten, schon lange hinter mir liegen, gefielen sie mir richtig gut. Ihre metallischen Downtempo-Riffs entlockten mir und der sich langsam füllende Halle auch fortlaufend stärkere Oberkörperbewegungen, bis sich schließlich auch ein paar Leute zu ersten Violent-Dance-Einlagen hinreißen ließen.

This Means War (Copyright Laura Keimel)

Mit This Means War drehte sich das Genre-Karussell lustig weiter, denn entgegen unseren Vermutungen, dass es bei dem Namen im Hardcore bleiben würde, verbarg sich dahinter eine Band, die zumindest in meinem Herzen den Klang vergangener Zeiten heraufbeschwor. Denn auch wenn die Herren schwer nach Oi! aussehen, präsentierten die Niederländer doch reinsten Singalong-Punk-Rock, der mich an tolle Abende mit Far From Finished oder auch den Briggs erinnerte.
Definitiv die ersten Band des Abends für mich, die noch öfter meinen Weg kreuzen wird, dafür werde ich sorgen.

Von der nachfolgenden Band hatte ich im Vorfeld zwar schon einmal gehört bzw. gelesen, aber mehr auch nicht und darum war ich echt gespannt ob es so famos weitergehen würde, wie bisher.
Aber um es kurz zu machen, das tat es leider nicht, denn Slope konnten mich mit ihrem groovigen Hardcore nicht wirklich beeindrucken. Im Gegenteil, für mich klang es wie eine Mischung aus Mr. Ed Jumps The Gun und Turnstile und das kann, in meinen Augen und Ohren, nicht funktionieren.
Das sahen aber viele auch anders, denn nachdem es bei den Vorgängern von This Means War eher etwas übersichtlich war, füllte sich die Halle nun wieder zusehends.

Aber so ist das halt mit den Geschmäckern und so nutzten wir diese dazugewonnene „Pause“, um einmal dem Untergeschoss der Halle einen Besuch abzustatten, denn dort befand sich der Festivalmarkt.
Auf diesem präsentierten die KollegenInnen vom Plastic Bomb ebenso ihre Auslegware wie die Hardcore Help Foundation, Demons Run Amok Entertainment und  Better World Booking. Somit mehr als genug Stationen, um ein paar Tauschhandel einzugehen.
Diese konnte man natürlich auch an den Merch-Ständen der Bands eingehen, wo man auch nochmal mit dem einen oder anderen Bandmitglied plauschen konnte.

SAVE THE DATE – STÄBRUCH FESTIVAL 2019

Nachdem wir dann das Hallenlicht wieder erblickten musste ich feststellen, dass doch mehr Zeit vergangen war als gedacht, denn auf der Bühne standen bereits Arrested Denial und somit die erste Band die ich wirklich kannte und auf keinen Fall verpassen wollte. Aber so ist das wohl, wenn man sich im Kaufrausch befindet.
Ich genoss auf jeden Fall noch die letzten Songs der Hamburger, deren politischer Punk-Rock mit Ska-Kante für mich eine der Entdeckungen des letzten Jahres darstellte.

Hardcore-Showdown mit AYS, Empowerment, Risk It! und Born From Pain

Mittlerweile hatten wir fast du Hälfte der Bands geschafft und auch ich merkte, dass die Getränke so langsam ihre Wirkung taten, was mich dazu brachte einmal der Kantinenausgabe einen Besuch abzustatten. Egal ob Fleisch- oder Pflanzenfresser, keiner musste Hunger leiden und somit auch ich nicht.

AYS (Copyright Sven Nöhren)

Frisch gestärkt ging es dann über zum nächsten Akt, welcher von AYS gefüllt werden sollte. Einer Hardcore-Band, deren Stil ich in der Folge nur noch als Doom-Hardcore bezeichnen sollte. Getoppt wurde ihr düsterer und rauer Klang nur noch durch ihren Sänger, der offensichtlich das schlimmste heraufbeschwören wollte. Seine Gestik, Mimik und Art, alles schrie nach Zerstörung und Wut.
Diesem war es wohl auch geschuldet, dass ich bereits nach ein paar Songs genug davon hatte, denn ebenso wie früher beim Doom-Metal war ich relativ schnell von der Soundwand gelangweilt. Also machte ich das was ich die ganze Zeit schon tat, meinem Körper weiter Flüssigkeit zuführen.
Währenddessen durfte ich aber auch noch einer mehr als hörenswerten Wortmeldung des Sängers von AYS lauschen und darum hört doch auch ihr mal rein (55 Sekunden):

Als nächstes enterte die deutsche Hardcore-Formation Empowerment die Bühne und sorgte für ordentlich Stimmung. Dafür sorgte auch langsam bei mir die zuvor bereits genannte Flüssigkeit und es zog mich immer stärker in Richtung des Schnaps-Tresens, wodurch meine Erinnerungen ab diesem Moment leider etwas ausbleichen.
Gerne würde ich auch noch mehr zu Empowerment sagen können, da sie echt sympathisch und richtig gut sein sollen, aber das muss ich wohl mal an anderer Stelle tun, denn in diesem Fall fehlen mir einfach die Erinnerungen.

Risk It! (Copyright Laura Keimel)

Diese setzen bei den Oldschool-Klängen von Risk It! leicht wieder ein, aber eben auch nur leicht. Verdammt…was habe ich da bloß getrieben? Mmmhhh…auf jeden Fall war Wodka mit ihm Spiel und ein Herr mit neonfarbender Kopfbedeckung! Aber wie dem auch sei, was ich noch weiß ist, dass die Dresdener HC-Formation ganz schön was abgerissen hat und vom Publikum auch entsprechend gefeiert wurde.

Gefeiert wurde auch die nächste Band, was ich in keinster Weise verstehen kann. Was zum Geier soll diese Band namens Moscow Death Brigade? Elektronischer Karaoke Hardcore? Ganz ehrlich, für mich der letzte Scheiß und ich verstehe einfach nicht, warum diese Band so gefeiert wurde –  und das wurde sie nicht zu knapp!

Aber nach Regen folgt ja zum Glück auch wieder Sonnenschein und dieser erschien für mich, als sich das MDB-Banner senkte und das Born From Pain-Banner erhob.
Denn die Niederländer haben mich immer mal wieder begleitet, egal ob ich in meiner HC-Hochphase war oder nicht. So genoss ich die letzten HC-Klänge des Abends, denn den Abschluss sollten die Punkrock-Durchstarter von The Baboon Show stellen. Tja und was soll man sagen, die Schweden um Rockröhre und Frontsau Cecilia Boström verlangten dem feierwütigen Publikum auch noch die letzten Reserven ab und machten vom ersten Takt an einfach nur Spaß!

Baboon Show (Copyright Sven Nöhren)

Mit dieser Band fand das Festival dann auch einen mehr als krönenden Abschluss. Wobei der Abend danach noch lange nicht vorbei war, denn die Aftershow-Party bat noch zur Verlängerung. Diese habe ich aber nicht mehr wirklich erlebt, denn längst hatte mein zweites Ich die Vorherrschaft über meinen Körper erlangt und außer der Erkenntnis, dass ich aus dem Asbach-Cola-Alter definitiv raus bin und dass die Gräben zwischen Unter- und Obererthal tiefer sind als man denkt, ist mir nicht mehr allzu viel im Sinn…obwohl? Doch, das es mit einer der feinsten Tage des Jahres für mich war!

Fazit zum Stäbruch Festival 2018

Fazit: Es ist einfach bewundernswert was dort aufgezogen wird und das betrachte und beurteile ich keines Wegs mit einer AFL-Brille. Im Gegenteil, wahrscheinlich beäuge ich das Festival noch einen ticken kritischer als so manch anderer Besucher. Aber Kritik habe ich wirklich nicht zu äußern – die Bandauswahl und Running-Order war super abwechslungsreich gestaltet, die Preise für Essen und Trinken wirklich fair, die Location habe ich bereits genug gelobt und was am wichtigsten war, obwohl ich dort erst niemanden kannte fühlte ich mich super wohl und aufgehoben – das ist eine Szene wie ich sie sehen möchte!!!


Abschließend noch ein paar Tipps für alle die nächstes Jahr ein Teil der Besucherschaft sein wollen: Kümmert euch rechtzeitig um Schlafplätze, wartet mit dem Fahrtantritt am nächsten Morgen lange genug (Kontrollen) und kommt rechtzeitig, denn die Umgebung lädt auch zum Schlendern ein!

Last but not least: Sichert euch rechtzeitig eure Tickets im Vorverkauf. In diesem Jahr war das Festival dem Ausverkauf nahe.

SAVE THE DATE – STÄBRUCH FESTIVAL 2019

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– Playlist: Happy Release Day

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