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THE BABOON SHOW im Interview – „Es ist nicht nur eine Gesellschaft für Männer.“

The Baboon Show aus Schweden verzeichnen in den vergangenen Monaten einen kometenhaften Aufstieg. Ausverkaufte Clubshows, ihr neues Album "Radio Rebelde", Shows mit den Toten Hosen. Wer denkt der Erfolg ist der Punk-Rock Group zu Kopf gestiegen, wird in unserem Interview eines besseren belehrt.

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The Baboon Show (Pressebild)

Für wirklich kaum eine andere Truppe passt der Begriff „Hard working Band“ so wie für The Baboon Show. Seit Jahren spielt sich die schwedische Punk-Rock Group sprichwörtlich den Arsch ab. Mit zunehmenden Tourneen stieg auch die Anzahl der Fans und so ist es wenig verwunderlich, dass The Baboon Show auf der Release-Tour zu ihrem neuem Album Radio Rebele, das im Februar 2018 erschienen ist, regelmäßig vor ausverkaufter Kulisse spielen.

Umso mehr freut es uns natürlich, dass The Baboon Show am 06. Oktober für unserem Stäbruch Festival für eine exklusive Show von Schweden nach Deutschland kommen.

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Wir hatten die Möglichkeit das sympathische Quartett während ihrer Show in der Arena in Wien Ende März zu interviewen, das wir euch nun nicht länger vorenthalten möchten.

Interview mit The Baboon Show

Keiner von uns möchte das Gefühl verlieren, das du bekommst, wenn du Kopf an Kopf mit den Fans stehst, ihren Schweiß spüren kannst und die Show zusammen mit ihnen rockst.

The Baboon Show - Punk-Rock Band Schweden - Female Fronted
The Baboon Show (Pressebild)

AFL: Ihr habt in einem Interview 2005 gesagt, dass ihr kleine Bühnen mögt und gerne in Clubs vor ca. 200 Leute auftrettet. Mitlerweile füllt ihr deutlich größere Locations. Hättet ihr euch das jemals vorstellen können?

Cecilia: Ich denke schon. Unsere Fans haben schon immer sehr gern unsere Shows besucht. Es war also nur eine Frage des Bekanntheitsgrades. Und in 2005 -wir haben uns gerade mal ein paar Jahre vorher gegründet- hatten wir noch keine so große Fanbase. Liveshows sind für uns das wichtigste oder besser gesagt; wir spielen viele, wir haben es sehr gern und die Leute mögen es. Also ja, ich würde sagen wir waren darauf vorbereitet.

AFL: Ihr wart letztes Jahr mit den Toten Hosen auf Tour, wie kam es dazu?

Cecilia: Sie haben uns eingeladen und wir waren natürlich super glücklich darüber. Es sind sehr nette Typen, die Shows waren super und wir hatten viel Spaß. Es war großartig in so große Hallen zu spielen. Es ist natürlich was ganz anderes als in Clubs.

AFL: Konntet ihr auch auf so großen Bühnen die Verbindung zu den Fans spüren?

Cecilia: Ja, ich denke schon, dass ich sie gespürt habe. Aber es ist natürlich eine ganz andere Sache, da man nicht so nahe an den Fans ist. Man muss es einfach auf eine andere Art angehen. Und bei den Toten Hosen Shows waren natürlich hauptsächlich Tote Hosen Fans und nicht unsere. Natürlich hatten wir auch ein paar Fans von uns im Puplikum.

Ich denke, wenn wir keine so gute Liveband wären, wären wir auch nicht ganz so interessant. Es ist also die Kombination aus allem.

AFL: Wenn ihr zwischen kleinen und großen Bühnen oder Shows entscheiden müsstet, welche würdet ihr nehmen?

Cecilia: Ähm, ich denke nicht, dass wir wählen müssen, wir wollen beides!

AFL: Also werdet ihr auch weiterhin in kleinen Clubs spielen, auch wenn ihr große Stadien füllt?

Bassistin Firda (Photo by Michelle Olaya)

Cecilia: Ja!

Frida: Keiner von uns möchte das Gefühl verlieren, das du bekommst, wenn du Kopf an Kopf mit den Fans stehst, ihren Schweiß spüren kannst und die Show zusammen mit ihnen rockst.

AFL: Viele Bands können euch als Beispiel nehmen. Die letzten Jahre wart ihr so viel auf Tour, wie kaum eine andere Band. War das der Schlüssel zu eurem Erfolg?

Cecilia: Ja, das hilft natürlich dabei den Namen und die Music bekannter zu machen.

Håkan: Aber es gibt auch noch andere wichtige Dinge: Gute Lieder, eine gute Show, etwas  Unterstützung von Bands wie den Toten Hosen oder Broilers.

Cecilia: Stimmt.

Håkan: Wir haben keine Hits im Radio, also ja …

Cecilia: Ich denke, wenn wir keine so gute Liveband wären, wären wir auch nicht ganz so interessant. Es ist also die Kombination aus allem.

Es ist nicht nur eine Gesellschaft für Männer.

AFL: Die nächste Frage ist über euer neues Album „Radio Rebelde“. Wie haben sich eure Songs und eure Music bis hierhin entwickelt?

Cecilia: Ich denke, unsere ersten Platten waren viel mehr, purer Punk, harte und schnelle Lieder. Wir haben schon immer mit viel Melodie gearbeitet, das tuen wir auch immer noch. Aber jetzt sind unsere Lieder vielleicht etwas langsamer und schwerer als die Frühen und vielleicht auch ein bisschen melancholischer.

AFL:  Was sind eure Lieblingssongs von euch selbst?

Cecilia: Uhm, von allen Alben?

AFL: Ja, von all euren Liedern. Welche gefallen euch am besten?

Cecilia: Ähm.

Håkan: Meinst du zu spielen oder zu hören? Das ist ein Unterschied.

AFL:  Ihr könnt uns gerne beides sagen.

Håkan (Photo by Michelle Olaya)

Cecilia: Einer meiner liebsten Livesongs ist „Queen of the dagger“. Ich liebe es dieses Lied zu spielen. Ähm, zur Zeit ist „Radio Rebelde“ das Lied das ich am liebsten höre, aber das kann sich natürlich auch ändern.

Niclas: Für mich ist es „Radio Rebelde“ und natürlich immer „You got a problem without knowing it“. Das Gefühl das man bekommt, wenn man den Song spielt und sich die Fans anschaut ist einfach unglaublich. Der Song ist perfekt.

Cecilia: Uuuh und ich hab noch einen Song vergessen. Ich liebe es ihn zu spielen, aber wir machen das nicht mehr sooft, da wir zu viele Lieder haben. Es ist „ref and the red card“

Frida: Ich liebe dieses Lied.

AFL: Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Lieder?

Cecilia: Ähm, normalerweiße schreibt Håkan meistens die Melodien und die Musik und du schreibst vieles während unseren Tours? (Sie fragt Håkan)

Håkan: Jop oder wenn ich spazieren gehe. Dabei kommen mir einfach so Melodien oder Texte in den Kopf. Die Gitarre herzunehmen und etwas zu erwzingen klappt nicht… Wenn ich laufe, fliegt mir Melodie einfach zu und wenn ich dann wieder zu Hause bin, nehme ich mir meine Guitarre und mache die Chords zur Melodie und versuche ein Lied zu schreiben.

Cecilia: Yeah und dann zeigt uns Håkan was er geschaffen hat und wir probieren es aus. Und dann schreibt der, dem der Song gefällt, die Lyrics dazu.

Niclas: Wer ein Gefühl für den Song bekommt, schreibt die Lyrics.

AFL: Normalerweise entsteht also erst die Melodie und dann die Texte?

Niclas: Ja.

Cecilia: Ja.

Niclas: Manchmal hat man natürlich auch einen Text im Kopf.

Håkan: Stimmt, manchmal mache ich Chords und Texte gemeinsam.

Niclas: Für mich gilt das gleiche. Wenn mir was in den Sinn kommt, nehme ich es mit meinem Handy auf, damit ich es nicht wieder vergesse.

AFL: Cecilia, eine Frage zu deinem Tattoo. Dort steht „girls to the front“, was bedeutet das für dich?

The Baboon Show (Pressebild)

Frida räuspert sich und zeigt das gleiche Tattoo an ihrem Schienbein

Cecilia: Frida hat das selbe, wir haben es uns gemeinsam stechen lassen. Aber meines ist natürlich an einer Stelle, an der man es öfters sieht, und es wird auch gerne fotografiert. Es ist ein „riotgirl“-Spruch. Ich glaube in den 90ern wurde er zum erstem mal von Kathleen Hanna – sie war Mitglied der Band „bikini kill“-  verwendet. Es ist ein feministisches Zitat, denn es ist nicht nur eine Gesellschaft für Männer. Es ist also was es ist; ein feministisches Statement.

AFL: Denkt ihr, dass die Punk und Hardcore-Szene von Männern dominiert ist?

Cecilia: Ich denke die ganze Musikindustrie wird von Männern dominiert. Ich glaube nicht nur dass es so ist, es ist so!

Frida: Stimmt!

AFL: Was könnten die Gründe dafür sein?

Cecilia: Natürlich die Geschichte der Menschheit. Männer kontrollieren die Welt, zumindest schaut es geschichtlich so aus. Nun ändert sich das. Nicht nur jetzt im Moment, sondern schon seit längerer Zeit. Nur als Beispiel, in Schweden ist es noch nicht mal 100 Jahre her, dass man Frauen das Recht zu Wählen zugestand. Und 100 Jahre ist keine wirklich lange Zeit. Sachen verändern sich die ganze Zeit aber es schau weltweit so aus, dass die Gesellschaft von Männern dominiert wurde und noch immer wird.

Håkan: Mit Ausnahme von Angela Merkel.

(Lachen).

Schlagzeuger NIclas (Photo by Michelle Olaya)

Frida: Wenn man sich die Führungspositionen in der Musikindustrie oder den Plattenlabels anschaut, sieht man dass diese von Männern dominiert werden. Und die Frauen im Popbuisness sind auch alle vom selben Typ. Man will Frauen sehen, die sexy sind.

Cecilia: Jung und dünn.

Håkan: Hat er nicht nach der Punk und Hardcore-Szene gefragt? Wenn wir uns die anschauen, ist es da dasselbe?

Cecilia: Es gibt möglicherweiße mehr Frauen, aber trotzdem wird sie noch von Männern dominiert.

Frida: Ja natürlich, schaut euch nur die Festivals an auf denen wir spielen. Wir sind die einzigen Frauen dort.

AFL: War es schwer für euch als Frauen in unserer Szene?

Frida: Ja.

Cecilia: Ich weiß nicht. Natürlich merkt man das wir eine Band mit Frauen sind, aber ich glaube in unserem Fall war es so, dass wir einfach unsere Musik gemacht haben und das nicht wirklich spürbar war.

AFL: Was sind eure lieblings female-fronted Bands?

Cecilia: Patti Smith wir immer meine Droge sein.

Frida: Für mich sind es „The Distillers“, „Hole“, „Lunachicks“ ..

Cecilia: „Blondie“

Frida: wir haben auch viele gute Bands in Schweden. Es gibt viele gute Bands da draußen, aber nur wenige bekommen die Change bekannt zu werden.

AFL: Wenn man sich umschaut, bekommt man das Gefühl, dass es jedem Land die Unzufriedenheit und die Wut über die Politik und Gesellschaft zunimmt und die Menschen entweder resignieren oder extremer werden. Wie denkt ihr darüber?

Niclas: Oh, das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht, es ist ein bisschen wie du sagst. Es wird in beide Richtungen extremer. Es ist in der Politik in ganz Europa mittlerweile ziemlich normal reche, faschistische Gedanken zu haben. Keiner denkt mehr das sei extreme. Aber wenn ich für eine Revolution bin, dann denken sie ich wäre extrem. Dabei will ich nur Frieden und gut zu allen Menschen, der Natur und den Tieren sein. Ist das extreme?

Sängerin Cecilia (Photo by Michelle Olaya)

AFL: Auf keinen Fall. Aber ich versteh was du sagen willst: Die Gesellschaft wird rechtsextremer?

Niclas: Weil es einfach ist. Nicht für mich, aber für Menschen die sich nicht so sehr für Politik interessieren. Sie glauben alles was sie lesen. Ich sag nicht das alle Medien korrupt sind, denn das ist nicht der Fall. Aber ich denke viele Medien sind oberflächlich und sie zeigen nie das ganze Bild. Zum Beispiel: Wenn jemand eine Fernsehshow über Kuba macht, oder irgend ein anderes sozialistische Land, dann zeigen sie nur die schlechte Seiten oder was falsch läuft. Man sieht nie was diese Länder gut gemacht haben. Das ist immer so in unserer westlichen Gesellschaft und das nervt.

AFL: Also versuchen Medien die Menschen zu kontrollieren oder in eine gewisse Richtung zu lenken?

Niclas: Ja. Nicht alle, aber einige sicher.

AFL: Gibt es etwas das Musiker dagegen unternehmen könnten oder sollten?

Cecilia: Nein, ich denke wenn du Musiker bist, dann bist du Musiker und kein Politiker

Niclas: Wir machen es trotzdem jede Nacht.

Cecilia: Stimmt. Wenn du die Macht hast Menschen zu beeinflussen, dann solltest du sie nutzen. Aber das gilt auf verschiedenen Ebenen. Es gibt nämlich auch Musiker die eine abgefuckte Agenda haben und die können auch Menschen beeinflussen. Ich weiß nicht, ich denke es ist etwas komplizierter. Musik macht Menschen glücklich, man will tanzen und ist in Partystimmung. Wenn man dann auf der Bühne steht kann man fast alles machen und sagen und manchmal reagiert das Publikum nicht mal darauf. Das ist gefährlich.

Niclas: Wir machen das ganze zwar zum Spaß , wir lieben es zu spielen, aber wenn wir die Chance bekommen was zu sagen, warum sollten wir sie nicht nutzen? Wir bekommen sogar manchmal Emails oder Facebook-messages von Leuten die sich bei und bedanken, da unsere Texte ihre Ansichten und Meinungen geändert haben. Was wir machen ist also nicht nur Bullshit. Musik ist sehr stark um etwas auszudrücken.

Frida: Man hat aber immer Menschen die sich nicht um die Message kümmern sondern einfach nur feiern wollen.

AFL: Wenn ihr auf der Welt drei Sachen ändern könntet, was wäre es?

Cecilia: Armut, Krieg und die Gleichberechtigung aller Menschen.

Niclas: Das würde ich so unterschreiben.

Frida: Ich würde dich wählen Cecilia.

AFL: Gibt es einen speziellen Ort oder ein Festival auf dem ihr gerne mal spielen wollt?

Frida: Uns hat Kuba immer sehr gefallen.

Cecilia: Wir waren zum Punkrock-Bowling eingeladen, schafften das aber leider nicht. Das hätte sicher Spaß gemacht

Frida: Yeah das ist in Vegas. Baboon Show geht nach Vegas, das wäre sicher spaßig.

Cecilia: Sie würden uns nicht reinlassen, aber wir könnten es zumindest versuchen. (lachen)

AFL: Danke für das Interview!

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– Playlist: Happy Release Day

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