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BLOOD BY DAYS im Interview zu ihrem Abschied

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Bild-Credits: MoLuxImago Phoptography

Blood By Days werden sich nach 14 Jahren Bandgeschichte Anfang 2018 auflösen. Davor haben die Siegener mit Throughout The Years Anfang August ein Abschiedsalbum veröffentlicht. Was Blood By Days außerdem vor ihrer Auflösung geplant haben und wie Sänger Moe über das Wolf Down Outing und Sexismus im Hardcore denkt, erfahrt ihr in unserem Interview, das wir mit ihn führen konnten.

Interview mit Moe von Blood By Days

Sau viele Sachen, die ich früher geschrieben habe, würde ich so nicht mehr schreiben. Deswegen bin ich aber trotzdem immer noch kein Freund davon Wörter zu verbieten oder alles und jeden sofort zu labeln.

AFL: Hey, erst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt! Ihr veröffentlicht am 04. August euer neues und leider auch letztes Album THROUGHOUT THE YEARS und löst euch nach 14 Jahren Bandgeschichte auf. Was sind denn die Gründe für eure Auflösung und wann seid ihr zu der Entscheidung gekommen, dass Anfang 2018 Schluss sein soll?

Wir haben zu danken! Cool, dass Du dir Zeit für uns nimmst.

Es ist einfach so, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wurde, den Arsch hochzukriegen und dieses Band-Ding mit dem Alltag unter eine Decke zu kriegen. Häuser kaufen, Kinder großziehen und so Erwachsenenkram, du weißt schon. Wir wollten nicht zu so einer Truppe werden, die solange inaktiv oder nur halbherzig dabei ist, bis sich niemand mehr dafür interessiert. Es gibt nen arschvoll geile Bands in Deutschland, das ist super, da können so ein mittelmäßig musizierende Ü30 Herren wie wir beruhigt abdanken. Ende letzten Jahres haben wir uns nach der ein oder anderen existenziellen Krise mit Glühwein betrunken und das schweren Herzens beschlossen. Es ist schon schade, fühlt sich aber auch richtig an.

AFL: Gibt es denn schon Pläne für eine große Abschiedsparty?

Wir basteln auf jeden Fall dran. Wir wollen jetzt erst mal noch so viel live spielen, wie es geht. Nächstes Jahr wird das mit ganz viel Blut, Schweiß, Tränen und einer heißen Fete zu Ende gehen, versprochen.

AFL: Wenn ihr die vergangenen 14 Jahre so Revue passieren lasst, was waren eure persönlichen Höhepunkte mit BLOOD BY DAYS?

Für mich persönlich ist die ganze Anfangszeit etwas Besonderes gewesen. Jede Show war ultra-aufregend, wir waren ja nicht mal 18. So ab 2007 wurden wir plötzlich deutschlandweit gebucht, das war total verrückt für uns. Da waren wir noch jung und feierwütig. Es gibt ne Menge witzige Anekdoten aus der Zeit. Wir haben viele Leute kennengelernt, Freunde gemacht, mit super geilen Bands die Bühne geteilt – da fällt es schwer ne Top 10 rauszuhauen. Sicherlich gehören die ersten Konzerte in Belgien oder Holland dazu, die Tour 2013 mit den Bekloppten von RTC und jede einzelne Show in unserer Heimat.

Diese Diskussion über Machotum, Prollgehabe und inwieweit das automatisch mit Sexismus oder irgendwelchem „male supremacy“-Gedankengut zu tun hat, ist deswegen auf jeden Fall wichtig.

AFL: Euer neues Album THROUGHOUT THE YEARS erschien am 04. August. Würdet ihr sagen, dass es ein typisches BLOOD BY DAYS Album geworden ist oder was können die Hörer erwarten?

Ich glaube schon, dass es irgendwie eine typische Platte ist, weil wir noch mal versucht haben alle Trademarks reinzupacken. Trotzdem hört man ne enorme Weiterentwicklung im Vergleich zu den alten Sachen. Ein paar Überraschungen sind dabei. Wir singen wieder viel mehr auf Deutsch und die ein oder andere Pop-Hookline hat sich neben dem altbewährten HC/Rap-Crossover auch auf die Platte verirrt. Insbesondere der Sound ist dank dem Kohlekeller Studio der absolute Kracher.

Blood By Days – Throughout The Years ::: Review (2017)

AFL: Was für Themen behandelt ihr denn so auf dem Album?

Tatsächlich hängt dieser Abschiedsgedanke der ganzen Platte ein bisschen an. Das ist aber unbewusst passiert. Für mich transportiert das Album eine gewisse melancholische Grundstimmung, pendelt sich aber dann doch irgendwo zwischen Wut, Schwermut und guter Laune ein. Es geht ums jung sein, das Erwachsen werden, Abschied, Enttäuschung, Selbstzweifel, Motivation. Die volle Suppe Emotionen, aber ohne Tränendrüse. Irgendwie ist es ne sehr persönliche Platte geworden und arbeitet Eindrücke aus mehr als 30 Lebensjahren und fast 15 Jahren BBD auf. Es ist diesmal auch nur ein Spaß-Song dabei. Definitiv ist das textlich das Beste, was ich bisher geschrieben habe. Die Themen sind vielfältiger, es sind weniger Phrasen dabei. Sogar politisch sind wir zum ersten Mal geworden.

 AFL: Ihr habt ja sicher auch das „Wolf Down Outing“ mitbekommen. Wie seht ihr denn ganzen „Fall“? Konntet ihr über die Jahre auch beobachten, dass es ein Sexismus-Problem in der Szene gibt?

Sexismus ist ja irgendwie überall. Ich glaube nicht, dass die Szene da ein größeres Problem hat, als andere Subkulturen. Mit der voll emanzipierten Wertegemeinschaft, die viele gern proklamieren, hat Hardcore aber eben auch nicht viel gemein. Diese Diskussion über Machotum, Prollgehabe und inwieweit das automatisch mit Sexismus oder irgendwelchem „male supremacy“-Gedankengut zu tun hat, ist deswegen auf jeden Fall wichtig. Gleichzeitig finde ich das aber sehr schwierig. Wir wurden ja auch schon mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Ich habe das früher immer als Quatsch und PC-Gehabe abgetan und mich ziemlich darüber aufgeregt. Fakt ist aber, dass ich jetzt ein paar Jahre älter bin und dieses ganze „Awareness“-Ding generell mit anderen Augen sehe.

Sau viele Sachen, die ich früher geschrieben habe, würde ich so nicht mehr schreiben. Deswegen bin ich aber trotzdem immer noch kein Freund davon Wörter zu verbieten oder alles und jeden sofort zu labeln.

Ich glaube nicht an den ultimativen safe space oder daran, dass alles gleichgeschaltet sein muss, weil es für mich utopisch ist zu glauben, dass wir innerhalb dieser Subkultur bis ins kleinste Detail den ultimativen Wertekanon teilen sollten. Vor allem weil Hardcore doch auch ein Sammelbecken der verschiedensten Backgrounds ist, eben auch ein Querschnitt der Gesellschaft. Es bringt da einfach nicht jeder die gleiche Sozialisation mit.

Ich finde es wichtig, dass man darüber sprechen kann ohne direkt das ganze Umfeld in Gut und Böse zu sortieren. Man kann halt weder immer die Anti-PC/Satire-Flagge schwingen und sagen „Ist doch nur Spaß“, noch jeden als Sexisten abstempeln, der nicht dem eigenen Moralkodex entspricht. Ich hab das Gefühl, dass die ganze Debatte immer nur aus dem eigenen ideologischen Elfenbeinturm heraus geführt wird.

Klar, Gleichberechtigung hat ganz sicher was mit gesundem Menschenverstand zu tun – es gibt Sachen, da brauchen wir nicht drüber diskutieren. Aber wo das anfängt, finde ich schwierig. Die eigene Erziehung und Sozialisierung schalten wir doch auch nicht auf Knopfdruck aus. Wenn dich dein Umfeld vom Kindergarten an in eine bestimmte Richtung anschiebt und bewusst oder unbewusst bestimmte Attribute für Männlichkeit oder die Rolle der Frau indoktriniert, dann ist das ja das eigentliche Problem. Das soll aber auch keine Ausrede sein. Das ist problematisch.

Für mich ist das allerwichtigste, sich damit auseinanderzusetzen. Und damit meine ich nicht, dass Jemand ankommt und anderen von oben herab die Welt erklärt. Das funktioniert meiner Meinung nach einfach nicht.

Die Wolf Down-Sache zeigt ja, dass selbst die absolute hardline Moralinstitution ihre Leichen im Keller hat. Das ist auf jeden Fall ne wirklich schlimme Geschichte. Das sollte die Leute aber eben auch nochmal daran erinnern, wie wichtig es ist, erst mal vor der eigenen Haustür zu kehren. Ich fände gut, wenn sich mehr Menschen – gerade auch innerhalb der Szene – versuchen sich mal wirklich damit zu befassen, statt Parolen zu dreschen und sich durch so Gehabe irgendwie  zu profilieren. Wenn man Interviews liest oder mit Leuten spricht, dann gibt’s ja offenbar ein großes Problem mit Sexismus, gleichzeitig sieht sich aber keiner als Teil des Problems.  So einfach ist es dann eben doch nicht.

AFL: Gibt es denn Pläne für neue musikalische Projekte, wenn jetzt bald mit BLOOD BY DAYS Schluss ist?

Marco spielt nach wie vor bei der Punk-Rock-Truppe For Heads Down, ich trommel noch in einer Sludge Metal-Band namens Wolves Carry My Name. Ansonsten gibt es keine richtigen Pläne. Ich glaube schon, dass man von einigen von uns nochmal was hören wird. Irgendwann, irgendwo. Erstmal wollen wir das BBD-Schiff jetzt behutsam in den Eisberg steuern, dann gucken wir mal.

AFL: Hier noch ein paar Schlagworte. Was kommt euch al erstes in den Sinn?

  • Lieblingsshow, die ihr gespielt habt:

Das erste Mal in Holland als Ersatz für Nasty, weil das die positivste Stimmung war, die ich auf einer Show bisher erlebt hatte und die Abschiedsshow von Tobi & Dehne im Vortex, weil keiner so gut feiert, wie die 57!

  • Beste Supportband, die ihr hattet:

Reborn To Conquer. Geilste Typen, super fiese Band.

  • Band, mit der ihr gerne einmal gespielt hättet:

Mit Hatebreed zu SITDOD oder Perseverance-Zeiten!

  • Größte Crowd, vor der ihr gespielt habt:

Puh, das dürfte das Filled With Hate Festival gewesen?! Wobei wir da eröffnet haben und noch nicht so viele Leute da waren haha. Generell auf jeden Fall irgendein Festivalding, RTS, OLOC, FWH oder so. Auf die ganz großen Bühnen haben wir es ja nie geschafft.

  • Song, den ihr am liebsten live spielt:

Das wechselt ständig. Wenn man irgendeinen alten, ewig nicht gespielten Schinken ausgräbt, macht das immer besonders Spaß. Ansonsten würde ich sagen „Fire Walk With Me“, weil der die Leute am meisten animiert.

AFL: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehen raus an euch!

Danke für das Interview und viel Erfolg mit AWAY FROM LIFE! Checkt unsere neue Platte und ordert das Ding auf www.bloodbydays.bigcartel.com, wenn es gefällt. Wenn ihr uns nochmal buchen möchtet, haut uns an, wir haben Bock! Küsse gehen raus an 57’HC und alle Kumpelbands- und Booker!

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– Playlist: Happy Release Day

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