10 Records Worth To Die For: #251 mit Louis (Peace Of Mind)

"Ihr kennt das: 14 Jahre alt, keine Verpflichtungen, den ganzen Tag mit dem Skateboard unterwegs, erste Erfahrungen, große Gefühle – AFIs 'Black Sails in the Sunset' war der Soundtrack dieses Abschnitts."

0

Für Peace Of Mind ist 2025 ein ganz besonderes Jahr: Zum einen feiert die Band ihr zehnjähriges Jubiläum, zum anderen steht ihr zweites Studioalbum in den Startlöchern. Es trägt den Titel Blood Is The Price und erscheint am 5. September 2025 über Farewell Records (Europa) und Kingpin Records (Australien).

Für die Aufnahmen scheuten die Thüringer keine Kosten und Mühen und flogen nach Kalifornien, um die zehn Songs in Taylor Youngs The Pit Recording Studio (u. a. Drain, God’s Hate, Nail, Xibalba) einzuspielen. Wir haben das anstehende Release zum Anlass genommen, Frontmann Louis Wittmann nach seinen zehn Lieblingsplatten zu fragen – und ab dafür!

Hey, ich bin Louis, singe bei Peace Of Mind – und ich freu mich riesig, euch meine zehn Lieblingsalben vorzustellen. Musik begleitet mich immer, und auch wenn meine Wurzeln tief im Metal liegen, hat mich meine Lust auf Musik immer wieder weit über Genregrenzen hinausgetragen.

Was für mich eine perfekte Platte ausmacht? Es ist dieses schwer greifbare Zusammenspiel aus emotionaler Wucht, Tiefe und die Präzision, den Nerv der Zuhörerschaft zu treffen. Wenn all das aufeinandertrifft, entsteht meiner Ansicht nach etwas, das nicht nur hängen bleibt – sondern sich festsetzt. Solche Alben laufen bei mir nicht nur ein paar Wochen, die begleiten mich über Jahre hinweg – und wahrscheinlich auch ein Leben lang.

1Ulver – Bergtatt

Bergtatt von Ulver war für mich das Tor in eine völlig neue musikalische Welt. Eigentlich habe ich die Platte eher zufällig, weil diese im Angebot war, bei einem Mailorder mitbestellt – und musste dann ein Vierteljahr auf die Lieferung warten, was meine Eltern mit jedem weiteren Tag mehr zur Verzweiflung trieb, weil das Geld längst überwiesen war, haha. Aber das Warten hat sich retrospektiv gelohnt. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Meisterwerk zwischen rauer Folklore und fragiler Schönheit bis heute gehört habe. Für mich ist es ein Album, das ein ganzes Spektrum an Gefühlen einfängt – von tiefer Ruhe bis hin zu einer fast kindlichen Unruhe.

2Nine Inch Nails – Pretty Hate Machine

…habe ich damals nicht gezielt entdeckt – das war eher so ein klassischer „Limewire-Fund“. Ich saß an meinem ersten eigenen PC und wollte mir eigentlich nur den Soundtrack von einem Resident Evil-Film runterladen, weil mich der Abspann so fasziniert hat. Irgendwie landete „Every Day Is Exactly the Same“ in meinem Ordner – was weder auf dem Soundtrack war noch aus dem richtigen Jahr stammte. Und plötzlich kam der Song „Head Like a Hole“ dazu, dessen MP3 gleich das ganze Album umfasste, haha. Was dann aus den Boxen kam, hat mich komplett umgehauen: klirrende Beats, kaputte Synths, und Reznors Stimme irgendwo zwischen Wut, Resignation und totaler Offenbarung. Ich wusste nicht mal, dass sowas Industrial heißt – aber ich wusste sofort, dass das anders war als alles, was ich jemals gehört habe. Es sollte mir nie wieder ein Album aus diesem Genre so nahegehen und mich so mitreißen wie dieses.

3Blind Guardian – Somewhere Far Beyond

… kam ich auch nicht direkt in Berührung – das war kein „Liebe auf den ersten Blick“-Ding. In unserem Kaff war Metal lebendig – die Bar, in der wir mit 15/16 abhangen, Billard gespielt und stundenlang Musik gehört haben, war so etwas wie mein zweites Wohnzimmer. Blind Guardian sind da irgendwann aufgekommen – und nicht mehr weggegangen. Dass diese Band aus Deutschland kommt, konnte ich anfangs ehrlich gesagt nicht glauben. Das Album „Somewhere Far Beyond“ war für mich nicht nur Musik, sondern Erzählung – lyrisch wie musikalisch. Die Kombination aus Speed Metal, orchestralen Elementen, einprägsamen Texten und absolutem Herzblut von Hansi Kürsch ist bis heute unerreicht. Seine Stimme, die Gitarrenharmonien, die Chorarrangements – das lässt mich bis heute nicht mehr los.

4Suffocation – Effigy of the Forgotten

Suffocation kam zu mir über einen Atzen meines Bruders. Der hat mir damals ’ne gebrannte CD in die Hand gedrückt – erster Track: „Hearts on Fire“ von Hammerfall, zweiter: plötzlich Suffocation – „Deceit“ von der Souls to Deny LP. Hat direkt reingekickt. Dieses Grollen, die Brutalität, der Drive – das hat sofort was mit mir gemacht. Danach hab ich mich tiefer reingehört und bin bei Effigy of the Forgotten gelandet. Der Sound ist einfach kompromisslos – roh, technisch, massiv. Bis heute eins der Alben, das ich regelmäßig auspacke. S/o an Frank Mullen – du absolutes Monster, haha.

5AFI – Black Sails in the Sunset

Jaja, ich weiß. „The Boy Who Destroyed the World“ ist ein Tony Hawks Klassiker – keine Frage. Aber im Gegensatz zur All Hallows EP hat mich die LP Black Sails in the Sunset viel mehr gepackt. Weil sie einfach ehrlich war. Kompromisslos, düster, aber trotzdem melodisch – irgendwie alles auf einmal. Keine Ahnung mehr, wie die Platte überhaupt in meinen Besitz gekommen ist – aber sie war, neben 100 Demons, eine der wenigen, die es damals auf meinen kleinen, ekelhaften MP3-Player geschafft haben. Ihr kennt das: 14 Jahre alt, keine Verpflichtungen, den ganzen Tag mit dem Skateboard unterwegs, erste Erfahrungen, große Gefühle – Black Sails in the Sunset war der Soundtrack dieses Abschnitts. Und ist es irgendwie immer noch.

Weitere 10 Records Worth To Die For »

6The Black Dahlia Murder – Nocturnal

Nocturnal war für mich nie einfach nur ein weiteres Death-Metal-Album – es hat mich in einer Phase begleitet, in der Musik mein wichtigster Halt war. Die Präzision der Riffs, das kompromisslose Drumming und vor allem Trevor Strnads Stimme waren Ausdruck pur, keine bloße Technik. Besonders der Einstieg mit „Everything Went Black“ und „What a Horrible Night to Have a Curse“ hat mich umgehauen. Die Kombination aus Raserei und Struktur, Chaos und Kontrolle war neu für mich – roh, ehrlich, und vor allem: nachhaltig. Es ist eines dieser Alben, das mit einem mitwächst.

7Genesis – The Lamb Lies Down on Broadway

Dieses Album begleitet mich schon mein ganzes Leben. In einer extrem schweren Zeit während der Schwangerschaft meiner Mutter – sie war schwer krank – waren zwei Dinge für sie essenziell: grüne Äpfel und Genesis. Das hat sich in mir eingebrannt. The Lamb Lies Down on Broadway ist für mich mehr als Musik – es ist Erzählung, Emotion und Konzept in einem. Peter Gabriels Geschichten haben mich tief geprägt. Ich habe oft versucht, diese Tiefe selbst zu erreichen – z. B. bei Peace of Mind – aber das ist eine andere Liga. Dieses Album muss man erleben, nicht nur hören.

8Black Sabbath – Dehumanizer

Dieses Album war ein Anker in schwierigen Zeiten. Dios Gesang gibt Dehumanizer eine Tiefe, die ich im Metal selten gespürt habe – klar, verständlich, emotional aufgeladen. Besonders Songs wie „Time Machine“ oder „Sins of the Father“ haben mich nachhaltig geprägt. Iommis Riffs sind wie gemeißelt, Butlers Bass unverkennbar. Ich will gar nicht in die „Ozzy oder Dio?“-Diskussion einsteigen – für mich war Dio einfach derjenige, dessen Texte mir mehr gegeben haben. Und auf diesem Album stimmt für mich einfach alles.

9Agalloch – The Mantle

Mein persönliches Winteralbum – entdeckt 2012 beim Ragnarök Festival. Schon beim ersten Hören war klar: Das geht tiefer. The Mantle ist kein bloßer Black-Metal-Ableger, sondern eine fast schon kontemplative Auseinandersetzung mit Natur, Vergänglichkeit und innerer Einkehr. Besonders „In the Shadow of Our Pale Companion“ ist für mich ein 15-minütiges Erlebnis, keine bloße Nummer. Wenn man je in einem verschneiten Wald stand und diese stille Ehrfurcht gespürt hat, weiß man, was dieses Album einem sagen will.

10Bolt Thrower – Mercenary

Mercenary war für mich vom ersten Moment an ein Volltreffer. Keine Eingewöhnung nötig – die Riffs, das Gewicht, der Groove statt Geschwindigkeit: genau mein Sound. Was mich begeistert, ist die Klarheit und Entschlossenheit der Songs. Sie entwickeln sich organisch, wirken nie verkopft, sondern wuchtig und beständig. Trotz aller Härte entdeckt man mit der Zeit melodische Feinheiten und subtile Dynamik. Die trockene, rohe Produktion passt perfekt – direkter als bei The IVth Crusade oder War Master. Kein Hochglanz, sondern ehrliche Kantigkeit. Für mich: 10/10 – kompromisslos stark.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein