Luxemburg im Hochsommer – 32 Grad draußen, Schweiß steht selbst beim Warten auf den Bus. Zum Glück hat die Rockhal eine Klimaanlage, sonst wäre das, was Amyl and the Sniffers später auf der Bühne abziehen, absolut lebensgefährlich. Aber von vorne.
Warm-Up mit Big Noter
Eröffnet wurde der Abend von Big Noter, die irgendwo zwischen Garagenpunk und Lo-Fi-Attitüde pendeln. Nicht spektakulär, aber solide – das Publikum wusste es zu schätzen, auch wenn man merkte, dass alle eigentlich nur auf eines warteten: Amyl.
Australischer Sturm im Bikini
Dann ist es so weit: Amy Taylor stürmt im Bikini und Shorts auf die Bühne, der Bassist steht ihr mit seiner minimalistischen Hosenwahl in nichts nach. Schon beim Opener „Don’t Need a Cunt (Like You to Love Me)” wird klar: Das hier ist kein Auftritt, das ist ein wütendes Manifest. Amy ist pure Energie – ein Duracell-Hase auf Speed, der mit jedem Song weiter eskaliert. Ich bin mir sicher: Würde ich nur zwei Minuten so über die Bühne hetzen, bräuchte ich Sauerstoff, einen Rollstuhl und einen Therapeuten.
Setlist wie ein Faustschlag
Die Setlist liest sich wie ein „Best Of“ der bisherigen Diskografie – inklusive „Security“, „Guided by Angels“, „Knifey“, „Chewing Gum“ und natürlich „Some Mutts (Can’t Be Muzzled)”. Die Band feuert einen Song nach dem nächsten raus, Amy brüllt, spuckt, tanzt, dirigiert das Publikum mit ausgestreckten Fingern und knallhartem Blick. Das ist mehr Punk als viele in den letzten zehn Jahren auf Albumlänge gepresst haben.
Die Rockhal selbst ist an diesem Abend halb geöffnet, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut – der vordere Bereich ist gut gefüllt, das Publikum geht mit, schwitzt mit, schreit mit. Der Sound? Rockhal-typisch eher mittel – man kennt’s, man lebt damit. Viel wichtiger ist die Energie, und die war da. Und wie.
Merch, Drinks, Atmosphäre
Die Preise für Merch und Getränke bewegen sich im Rahmen – kein Abzocke-Vibe, keineFestival-Touristen-Mentalität, sondern ein Abend, der angenehm roh und reduziert blieb. Trotz größerer Location hat sich das Ganze nicht nach Zirkus angefühlt – eher nach einer Band, die trotz gewachsenem Status ihren DIY-Charakter nicht verloren hat.
Fazit: Kein Konzert – ein Abriss
Nach gut 70 Minuten, inklusive Zugaben wie „Big Dreams” und „GFY”, war Schluss – kein unnötiges Pathos, keine großen Reden. Einfach auf die Fresse und raus. Genau so muss das sein.
Amyl and the Sniffers haben einmal mehr bewiesen, dass sie live eine absolute Naturgewalt sind – kompromisslos, laut, schweißtreibend und auf eine erfrischende Art unangepasst. Wer Punk will, bekommt ihn hier. Und zwar in seiner schönsten, dreckigsten Form.
Ich fand die Vorband eher möchtegern 90’s Crossover Hip Hop. Nicht super schlecht, auf Dauer aber langweilig, da alles gleich klang und mir der Groove fehlte.
Die grosse Frage ist, wie ist es möglich dass eine neue Band, ohne Album, mit gerade einem Song auf Spotify ihr viertes Konzert vor grossem Publikum auf grosser Bühne geben können? Ein Schelm wer böses denkt.
ich frage mich was das kostet sich einzukaufen auf so einer Tour? und was man sich davon erwartet? Ruhm? Find sowas unfassbar. Gibt definitiv auch genug Locals die den Spot hätten spielen können. aber naja so ist das wohl heutzutage.
Absolut nachvollziehbar – ich hatte nach drei Songs auch eher Lust auf die Raucherterrasse als auf weitere 30 Minuten Sound, der sich kaum voneinander abhebt. Klanglich hat’s mich auch eher kaltgelassen – viel Attitüde, wenig Substanz.
Was den Slot angeht: Ich sehe das ähnlich. Das wirkt stark nach Connection, TikTok-Hype oder Booking-Algorithmus. Ohne Album, ohne echte Präsenz, aber gleich auf einer großen Bühne – schwierig. Gerade in Luxemburg und Umgebung gäb’s definitiv genug spannende (near-)Local Acts, die den Spot mehr als verdient hätten. Schade, dass da oft nicht nach Qualität, sondern nach Zahlen oder Trends gebucht wird.