Am 26. September 2025 erscheint Wir bleiben wach, das je nach Zählung 9. oder 11. Album der Band und das erste Album seit Unbesiegbar von 2022. Es ist ein ganz schöner bercher geworden und aus diesem Anlass haben wir ein interview gemacht. Die Fragen beantwortete Costa Cannabis im Namen der Band.
Kurz vor der Veröffentlichung des letzten Albums Unbesiegbar verstarb völlig überraschend euer langjähriges Mitglied Don Alfonso bzw. Daniel Junker, woraufhin das Album verschoben wurde. Dies thematisiert ihr auch in den ersten drei Songs, aber ganz besonders im Lied „Auf einen neuen Tag“. Wie schwer fiel es euch weiterzumachen bzw. stand auch die Auflösung im Raum?
Sondaschule: Ehrlich gesagt hat uns sein Tod ziemlich umgehauen. Das war ein Schock, mit dem keiner gerechnet hat, und das hat uns auch echt lange beschäftigt. Wir haben uns zurückgezogen, viel gesprochen, viel geweint, noch mehr nachgedacht. In so einer Situation stellt man alles in Frage – aber niemals, ob es weitergeht, sondern nur wie es weitergeht. Denn gleichzeitig war uns auch klar: Wir machen weiter, nicht trotz, sondern wegen Daniel. Er hat diese Band geliebt. Er hätte niemals gewollt, dass es hier endet. Und genau deshalb ist „Unbesiegbar“ auch das, was es geworden ist – ein Abschied, Trost und Neuanfang.
Im Ox fand sich die Ansicht, dass damit Melancholie in euren Texten eingekehrt sei. Ich meine, diese schon früher vernommen zu haben, insbesondere bei Liedern wie „Waffenschein bei Aldi“ oder „Bist du glücklich?“. Irre ich mich da?
Sondaschule: Da triffst du den Nagel auf den Kopf. Wir werden und wurden meist als die typische „Sauf-Ska-Punk“-Band bezeichnet, die nur über Party und Bier singt. Klar, das gehört bei uns auch dazu – aber zwischen all dem Lachen gibt’s eben auch die andere Seite. Wir haben immer schon versucht, das Leben mit all seinen Facetten abzubilden – und da gehört Melancholie genauso dazu wie Euphorie. Vielleicht ist sie mit den Jahren einfach etwas sichtbarer geworden.
Im Gegensatz dazu finde ich gerade die eure Befindlichkeit tangierenden Songs überraschend gelöst und heiter (ohne dass diese dem Anlass nicht gerecht werden, ich fand sie wirklich sehr schön und auch passende Opener)…
Sondaschule: Danke dir, das bedeutet uns viel. Das war auch genau die Gratwanderung, die wir gehen wollten. Wir wollten nicht im Selbstmitleid versinken – sondern selbst mit diesen Songs das Geschehene verarbeiten und auch anderen Hoffnung schenken, ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Auch wenn der Horizont mal schwarz, schwarz, schwarz ist, am Ende kommt immer wieder ein neuer Tag. Man muss die Nacht nur durchhalten.
Der 4. Song „Ich trinke nicht mehr“ kommt als Partylied im Stile von „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ daher, ist aber trotz der zahlreichen Wortspiele und offenkundig heiteren Melodie ein sehr ernster Song über das Thema Alkoholkonsum. Eine Fortsetzung zu „Für immer nie nüchtern“? Gibt es reale Vorbilder?
Sondaschule: Absolut. Das Thema Alkoholkonsum begleitet uns seit Jahren – sowohl auf der Bühne als auch hinter den Kulissen. „Ich trinke nicht mehr“ ist auf den ersten Blick wieder so ein Augenzwinker-Song, aber dahinter steckt echt viel Ernst. Das ist keine Fortsetzung von „Für immer nie nüchtern“, sondern eher die Abrechnung danach. Einige von uns haben echte Kämpfe mit dem Thema Sucht gehabt und das ist auch heute noch sehr aktuell – doch statt im Selbstmitleid zu versinken, retten wir uns immer mit Humor und lachen die Probleme einfach weg. Dennoch ist der Song ist ein ehrlicher Blick in den Spiegel – aber eben mit dem typischen Sondaschule-Sound- und Sprachgewand.
Passend dazu: Wie viel Sex, Kokain und frische Luft gibt es heutzutage bei Sondaschule?
Sondaschule: Der Song beschreibt ja einen Traum, den ich hatte, wo mir Charlie Sheen den Tipp gegeben hat, dass Sex, Kokain und frische Luft der Schlüssel zu einem erfüllten Leben wäre, wie man ja an seinem Leben sehr gut erkennen kann. Hahaha… Im Grunde war es einfach an der Zeit die Droge „Kokain“ mal zum Thema eines Songs zu machen. Früher war es cool zu Kiffen und wir haben da täglich von morgens bis abends mitgemischt. Heute ist das legal und wir sind offiziell nicht mehr kriminell. Nur in der heutigen, leistungsoptimierten Welt wird es eher als cool oder sogar fast schon als normal angesehen, sich die Nase zu pudern. Bei uns kann gerne jeder machen was er will, denn wie gesagt, wir waren auch immer vorne dabei, wenn es um Drogen als Optimierung des Wohlbefindens im Alltag ging. Daher wollten wir da nicht mit dem Zeigefinger rangehen, aber schonmal darauf aufmerksam machen, dass es uns schon auffällt.
„Steh auf“ ist einer dieser Songs, die ich in meiner Spotify-Liste als Durchhalte-Song präsentiere. Auch wichtig…
Sondaschule: Das freut uns riesig! Genau dafür ist der Song da. Ein kleines Mutmach – Arschtritt-Lied im Gedenken an Bruce Wayne: Jeder fällt mal – wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht. Wir sind selber schon tausend Mal auf die Fresse gefallen. Aber wir stehen. Und wir hoffen der Song hilft allen, denen es genau so geht immer wieder auf die Beine.
Produziert wurde das Album von Vincent Sorg. Wie viel Einfluss hat so ein Produzent bei euch?
Sondaschule: Vincent ist mehr als ein Produzent – er ist ein Teil der Familie. Er hat ein unfassbares Gespür für Songs, für Sounds und vor allem für Menschen. Er hört hin, macht Vorschläge, lässt aber immer genug Raum für unsere Vision und Ideen. Er ist im Endeffekt unser Sound Yoda. Wir haben die Macht in uns, aber er lässt sie uns erst erkennen. Es ist ein wenig vergleichbar wie beim Kochen: Wir bringen die Zutaten, machen den Herd an, schnippeln, würzen, achten auf die Dosierung und Vincent macht das Ganze dann richtig lecker.
Der Ed Sheeran hat es nicht so ganz auf euer Album geschafft. Dafür gibt es einen Song namens Weine nicht (feat. tEd Sheeran). Meint ihr, dass die Rechnung aufgeht?
Sondaschule: Haha, ja, Ed war leider gerade in Lappland, als wir angerufen haben. Aber mal ehrlich: Im Rechnen waren wir, wie unser Bandname schon vermuten lässt, nie die begabtesten Schüler. Aber wir hatten immer kreative Ideen um uns den drögen Matheunterricht nicht langweilig werden zu lassen. Daher dachten wir auch in dem Fall, erstmal machen und danach schauen, welches Ergebnis nachher unterm Strich steht. Und genau auf diesem Weg ist sehr viel passiert, womit wir nicht „gerechnet“ haben. Am 26.09. kommt mit unserem Album auch ein Musikvideo raus, was bestätigt, manchmal kann man die Mathematik auch überlisten, wenn man eigene Wege geht. Ihr dürft gespannt sein, wer in diesem Video auftaucht.
„Happy Birthday zum Geburtstag“ steht in der Tradition eures Geburtstagsliedes mit Dritte Wahl. Wie kam es zu diesem Text?
Sondaschule: Da war unser Posaunist Chris Vater des Gedanken, da er uns seit Jahren immer schon „happy Birthday zum Geburtstag“ gewünscht hat und dieser Satz bei allen von uns hängen geblieben ist. Da wir dann im Studio ein Geburtstagskind hatten, haben wir diesen Satz einfach mal gesungen und plötzlich war ein neuer Song geboren, der uns so gut gefallen hat, dass wir ihn mit aufs Album gepackt haben. So umgeht man auch der klassischen Frage „Was schenken wir eigentlich dem Kumpel, der schon alles hat?“ Quasi das musikalische Pendant zu ’nem Gutschein – mit Bläsern.
Eine Frage, die ihr vermutlich schon oft gehört habt, ist die Frage nach dem Bandnamen. Warum habt ihr den Bandnamen gewählt, würdet ihr ihn heute noch wählen und wäre Fördaschule eine Alternative? Auch: was verbindet euch mit der Sonderschule? Ich verbinde das ja eigentlich immer mit „besonders“ und das sind ja eigentlich alle irgendwie…
Sondaschule: Da hast du’s eigentlich schon selbst perfekt formuliert. „Sonderschule“ war früher oft ein Stigma, ein Lacher – wir haben das bewusst aufgegriffen, um’s umzudeuten. Für uns war das immer ein Statement: Wir sind anders, wir ticken anders, wir sind laut, direkt, manchmal drüber – aber immer mit Herz. Würden wir den Namen heute noch wählen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber wir stehen dazu. Und eigentlich kommt der Name ja daher, dass die Mutter unseres Bassisten damals Lehrerin dieser Schulform war und immer sagte, ihr benehmt euch schlimmer als meine Kids. Das haben wir als Kompliment empfunden und der Band diesen Namen gegeben. Das A für Anarchie war uns damals auch sehr wichtig, zudem hatten Punkbands mit denen wir sozialisiert wurden auch immer möglichst „schlechte“ Namen. Daher dachten wir der Name wäre eine sehr gute Idee
Was eine hervorragende Überleitung zu „Du bist gut so“ ist. Auch ein Lied, das man eigentlich jedem mal vorspielen sollte…
Sondaschule: Genau das war die Idee. Wir leben in einer Welt, in der jeder ständig optimiert, bewertet, verglichen wird. „Du bist gut so“ ist unser musikalischer Mittelfinger gegen diesen Druck. Und gleichzeitig eine Umarmung. Für dich. Für uns. Für alle.
Fun-Part: Sekt oder Selters…
• Onkelz oder Frei.Wild? – Die toten Ärzte
• Bier oder Kokain? – Sex, Kokain und frische Luft
• Straight Edge oder lieber einen Paffen? – Straight Paffen
• Ruhrpott Rodeo oder Rock am Ring? – Rodeo fürs Herz, Ring fürs Adrenalin
• Schere, Stein oder Papier? – Brunnen. Der schlägt Schere und Stein.
Apropos, ich muss zugeben, ich liebe euer Akustikalbum und fand es schön, euch beim Ruhrpott Rodeo mit Akustik-Set zu sehen. Wird es da eine Fortsetzung geben?
Sondaschule: Das freut uns mega! Und ja – wir schließen das nicht aus. Das hat richtig Bock gemacht und war spannend für uns, auch mal leise Töne anzuschlagen und die alten Songs in neuem Gewand zu hören. Vielleicht kommt da was. Vielleicht aber auch nicht. Unser Gitarrist Mirko betet auf jeden Fall, dass er das nicht nochmal machen muss, da er Akustik Gitarren hasst. Aber der Gedanke steht definitiv in unserem Notizbuch.
Und jetzt noch der Assoziationsblaster, einfach schreiben, was ihr denkt…
• Feine Sahne Fischfilet – Lecker
• Mülheim an der Ruhr – Zu Hause
• Lokalmatadore – Idole
• Dritte Wahl – Tollste Menschen mit Herz, Haltung und bester Musik
• Rise Against – Unfassbar nette Rockstars
So, jetzt dürft ihr auch noch Werbung für die Tour machen…
Sondaschule: Leute, kommt rum! Die „Wir bleiben wach“-Tour ist nicht einfach nur ’ne Reihe Konzerte – das ist die fetteste Sondaschule Tour aller Zeiten und wir haben uns richtig was überlegt, wie wir dem bisherigen Liveerlebnis eines Sondaschule Konzerts die Krone aufsetzen können. Wir freuen uns auf jede Stadt, auf alle die dabei sein werden und sind uns sicher, das wird absolut unvergesslich für uns alle. Tickets gibt’s bei uns im Shop und allen Vorverkaufsstellen.
„WIR BLEIBEN WACH TOUR“ – 2025
26.09.2025 Oberhausen, Turbinenhalle (Albumrelease-Show)
19.11.2025 Zürich, Dynamo
21.11.2025 Wien, Arena
28.11.2025 Berlin, Columbiahalle
29.11.2025 Hannover, Swiss Life Hall
11.12.2025 Stuttgart, Im Wizemann
12.12.2025 Wiesbaden, Schlachthof (Ausverkauft)
13.12.2025 Düsseldorf, Mitsubishi-Electric-Halle
19.12.2025 Hamburg, Sporthalle
20.12.2025 Leipzig, Haus Auensee
21.12.2025 München, Tonhalle
Und das letzte Wort gebührt auch euch…
Danke!