Los Fastidios im Flying Dutchman (2025)

Ich hatte mich im Vorfeld riesig auf dieses Konzert gefreut. Zum einen hatte ich Los Fastidios tatsächlich noch nie live gesehen, zum anderen ist es auch ewig her, dass ich Toxkäpp! zuletzt live gesehen hatte.
Im Flying war ich auch schon Jahre nicht mehr gewesen.

FLYING DUTCHMAN

Aber von Anfang an. Das Flying Dutchman, oder Flying wie wir es hier nennen, ist die älteste Disco aus Luxemburg. Seit 1971 besteht der Laden nun. Es gab wohl eine Zeit in den 80er  wo das Flying ein wenig in Verruf geraten war. Man sprach immer wieder von Konsum von harten Drogen und einer eher üblen Kundschaft. Das war unter anderem auch ein Grund, weshalb es mir als Jugendlicher eigentlich von zu Hause aus verboten war, dahinzugehen.

Aber da verbotene Dinge ja oft am reizvollsten sind, bin ich mit siebzehn Jahren dann doch das erste Mal da aufgeschlagen. Und was soll ich groß sagen, der Laden gefiel mir damals auf Anhieb.
Das Flying ist in dem kleinen Dorf Beaufort gelegen, quasi mitten im Dorf inmitten von Wohnhäusern.

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Der Laden versprühte immer so eine Atmosphäre zwischen uriger Dorfkneipe und besetztem Haus. Die Musik war stets cool. Fernab von Mainstream-Discosound.  Hier liefen gut und gerne mal alte Hippie Songs oder später alternativere Sounds wie Korn oder Rage Against The Machine.

Ich hatte jedenfalls immer Spaß da und das Publikum zu meiner Zeit war auch super.

Nun, der Weg dahin ist egal, von wo du aus Luxemburg anreist, immer die reinste Plackerei. Stichwort Arsch der Welt.  Mittendurch Wälder auf schmalen Straßen durch massive Serpentinen.

All das trug auch dazu bei, dass ich irgendwann nicht mehr hinging. Es war halt einfacher, nach Stadt Luxemburg oder nach Trier zu kommen, um sich am Wochenende zu amüsieren.

Bus- und Zugverbindung hierhin kann man einfach mal vergessen. Deshalb war für mich definitiv auch Alkoholverbot an diesem Abend.
Als wir ankamen, standen die Toxkäpp! schon vor der Tür. Wir gesellten uns dazu und hielten nette Gespräche.  Viele, die vor der Tür standen, hatte ich eine gute Zeit nicht mehr gesehen und so verging die Zeit ganz gut.
Als wir das Flying betraten, stellte ich fest, dass sich hier mal so gar nichts verändert hatte. Dabei ist es bestimmt schon 20 Jahre her, dass ich zuletzt in dem Laden war.
Aber eigentlich hatte sich auch nichts verändert, seit ich das erste Mal vor 30 Jahren da war.
Der riesige Fallschirm hing immer noch an der Decke und die Poster an der Wand (Pulp Fiction, Led Zeppelin, The Doors …) sind Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Man, wie alt bin ich denn mittlerweile geworden?

Aber immerhin fühlte ich mich direkt wieder heimisch.

The Agitator

Den Abend eröffnete The Agitator, ein in Luxemburg recht bekannter DJ, der sich aufs Auflegen von Ska, Rocksteady und Early Reggae spezialisiert hat. Zu coolen Klängen füllte sich der Laden mehr und mehr. Und ich selbst hatte eine ganze Menge an Gesprächen, denn von den 180 zahlenden Gästen kannte ich ungefähr 175. Na gut, unser Land ist halt klein und unsere Szene noch kleiner. Das ist alles sehr familiär hier.
Um 20:30 starteten dann die Toxkäpp!

Toxkäpp!

Toxkäpp! zu Deutsch etwa Dickköpfe ist die dienstälteste und wohl auch einzige 2Tone Band in unserem Land. Gegründet 1995 als Oi!-Band, fanden sie später ihren Sound im Ska, mit dem sie auch recht bekannt wurden.

Da der Laden mit 180 Zuschauern sozusagen ausverkauft war, war es dann auch schön kuschelig und warm. Und es ging direkt gut ab. „Do deng Ska-Schong un, fänkt un mat danzen!“ Also zieh deine Ska-Schuhe an und fang an zu tanzen. Dieser Aufforderung folgte das Publikum prompt. Hier wurde geskant, dass sich die Balken bogen. Das Publikum feierte die Lokal-Heroes richtig ab. Alle recht textsicher und heftig am Tanzen. Der doch recht frenetische Applaus, den man hier im Lande beim doch meist verhaltenem Publikum eher selten hört, verriet, dass die Band alles richtig machte.
Für mich sind Songs wie Abriecher, oder Vugelsmillen Klassiker. Meine Freundin fand es musikalisch zwar gut, aber kann nicht viel mit unserer Sprache anfangen. Ich kann es verstehen. Früher stand ich auch nicht auf Musik mit luxemburgischen Texten. Das hat sich heutzutage aber geändert.
Jedenfalls kochte die Stimmung, der Sound war top und alle hatten an diesem Auftritt massiv Spaß. Schade nur, dass das oft vom Publikum geforderte Béierland (Bierland) nicht gespielt wurde.
Grandioser Auftritt dieser Luxemburger Legenden.

SETLIST TOXKÄPP!

  1. Hallefnuecht
  2. Ska Schong
  3. Klatzgeschass
  4. Sympathie Fir Mech
  5. Stoussnéckel
  6. Vugelsmillen
  7. Nëmmen Ligen
  8. Weekend In Beefort
  9. Abriecher (The Swing Song)
  10. Pitcher(g)lidd
  11. Erëm kee Concert
  12. Global Rezessioun
  13. In Ternet We Trust
  14. Stroosserowdy
  15. Virverurteelt
  16. Net Bezuelt
  17. EE(ër) Fir De Sall
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LOS FASTIDIOS

Über Los Fastidios denke ich, muss ich nicht mehr viel schreiben. Die Band aus Verona besteht seit 1991 und ist eigentlich auf Dauertour.  Zurzeit sind sie unterwegs, um ihr neues Album Lovesteady  zu promoten.
Toxkäpp! hatte das Publikum auf jeden Fall gut vorgeheizt und so ging es dann bei Los Fastidios weiter. Auch hier wurde von Anfang an wild getanzt. Der dauergrinsenden Elisa schien es zu gefallen.  Sowohl sie als auch Enrico gab einfach nur Vollgas auf der Bühne. Wer los Fastidios kennt, weiß auch, wofür sie stehen. Gegen Rassismus, gegen Homophobie, für Tier- und Menschenrechte.  Das bekundeten sie sowohl durch Ansagen als auch durch ihre Songs. Das Publikum fraß ihnen dabei aus den Händen und die Stimmung kochte.

So hatte die Band leichtes Spiel, alle zum Mitklatschen, mit singen und mit tanzen zu animieren. Wahnsinn, was da für eine Energie herüberkam. Die Setlist bestand aus einigen neuen Liedern sowie aus alten Klassikern. Die Spielzeit war auch enorm. Bei Heart Of Woman hieß es dann Girls to the front, oder besser gesagt auf die Bühne. Hier durften alle Frauen ihre Girlpower beweisen auf auf der Bühne mit der Band tanzen.

Antifa Hooligans wurde ganz klar von jedem mit gegrölt.
Die Kleider von Enrico und Elisa wurden mit jedem Song nasser und nasser, da sich das Flying in eine Sauna verwandelt hatte.
Top-Leistung der Band, die am Schluss mit langem Beifall belohnt wurde.

SETLIST LOS FASTIDIOS

  1. You’re So Young
  2. Radio Babylon
  3. Back In ’79
  4. Clandestino (Manu Chao Cover)
  5. Where Are You Now?
  6. Why Don’t You Eat Your Cat
  7. Skabillyboogie
  8. I Don’t Wanna Say To You Goodbye
  9. Beverly
  10. Skankin‘ Town
  11. Take A Stand
  12. Ellos Dicen Mierda
  13. Antifa Hooligans
  14. This Is How It Feels (Inspirial Carpets Cover)
  15. Blue Beat Boy
  16. Heart Of Woman
  17. True Rebel
  18. Three Minute Hero (The Selector Cover)
  19. Ska Medley (The Specials & Cock Sparrer)
  20. Antifa Hooligans Ska

AFTER SHOW PARTY

Zur Aftershow-Party mit Dr. Gonzo und Mr. Ant die auch nochmal Early Reggae und Ska auflegten, blieben wir nicht mehr. Ich war dann doch von der Frühschicht gezeichnet, und wie bereits erwähnt ist der Weg bis nach Hause nicht so toll zu fahren.

FAZIT

Ein wundervoller Abend mit zwei richtig guten Bands, die beide super Sets spielten und für massiv gute Stimmung sorgten. Hier ging jeder zufrieden nach Hause, Publikum, Bands so wie der Veranstalter, was will man mehr? Ganz klar, mehr solche Abende.
Wer sich ein wenig die Eindrücke von dem Abend ankucken will, kann das in diesem Tourtagebuch Video von Los Fastidios tun. Viel Spaß damit.

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– Playlist: Happy Release Day

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