Rauchen starteten 2017 als Powerviolnece-Band. Nach einer EP kam 2019 das Album Gartenzwerge unter die Erde über das Hamburger Independent-Label Zeitstrafe (das laut einem Aufkleber ganz Hamburg hasst, warum weiß ich nicht, hatte letztens mit Tigeryouth erst ein großartiges Album von ihnen). Sechs Jahre später ist es nun Zeit für Fallen und Schweben. Und was soll ich sagen: ich bin begeistert. Wurde der Band zum Debüt zusammenfassend vorgeworfen, schwerverständliches Gekreische zu produzieren und wenig Einfallsreichtum zu haben (zumindest laut der Zusammenfassung auf Wikipedia, ich wars nicht…), so kann man diese Charakterisierung für das zweite Album definitiv vergessen. Das Debüt kenne ich nicht, aber hier passt alles wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Was nicht heißen soll, dass Frontsängerin Nadine zahmer geworden ist. Sie schreit so laut, dass es weder meiner Tochter noch meiner Frau im Auto gefällt (wo ich meine Reviews meist im Kopf vorbereite). Ein ziemlich sicheres Zeichen, das ein großes Hardcore-Punk-Album vor uns liegt (gut, wenns beiden gefällt eigentlich auch). Aber die Texte sind sehr gut verständlich und sie sind vor allem sehr gut geworden. Siehe auch obiges Visualizer-Video zur ersten Auskopplung (Das) Brennen.
Nicht zu simpel, aber auch nicht zu verschwurbelt. Melancholische Texte voller Hoffnungslosigkeit, wütend und anklagend. Sie behandeln Isolation, Einsamkeit und Beziehungen, Empowerment und Selbstaufgabe. Alles dabei. Besonders herausstechend ist das Talking-Blues-Stück Desfred. Ein langes Zitat aus dem formidablen Roman Der Report der Magd von Margaret Atwood. Der ein oder andere kennt vielleicht die Serie, ich zugegebenermaßen nur das Comic.
Es gibt jedenfalls nichts, was ich an diesem Album auszusetzen habe. Ein geniales Werk!
1. ISOLATION 01:59
2. FESSELN 01:52
3. ES FÜHLT SICH NICHT SO AN 02:15
4. STURM 02:18
5. FLIMMERN 03:32
6. STACHEL 02:14
7. NACHT 02:14
8. DESFRED 02:57
9. (DAS) BRENNEN 02:31
10. FALLEN UND SCHWEBEN 02:24
RAUCHEN – LIVE 2025
- 02.10. Hamburg, Hafenklang
- 03.10. Leipzig, Conne Island
- 04.10. Dresden, Heartbreak
- 30.10. Bochum, Die Trompete
- 31.10. Darmstadt, Oetinger Villa
- 01.11. Köln, Castell
Tickets: http://www.dq-agency.com/dates