Ein entscheidender Minuspunkt, den du als Hardcore-Fan gegenüber einem Progrock-Fan hast, ist, dass du für die gleiche Zeit, in der du Musik hören willst, deutlich mehr Platten kaufen musst. Was ich damit sagen will, ist, dass gute Hardcore-Songs meistens extrem kurz gehalten sind.
Diesem Schema folgen auch Restraining Order auf Future Fortune. Gerade mal drei der dreizehn Songs, die das Album beinhaltet, gehen über zwei Minuten.
Das Skelett von Hardcore war ja eh schon immer der Punk. Das merkt man auf Future Fortune extrem deutlich. An das Skelett klatschen Restraining Order diesmal dicke Fleischbrocken, die auch oft eine rockigere Seite haben. Fetzen von Hardrock oder Glam. Aber immer treibend und extrem nach vorne gehend. Ob Pat Cozens raucht, weiß ich nicht, aber seine Stimme ist ein wenig rauchiger als auf den Vorgänger-Alben. Das würde sich teilweise auch gut bei einer Oi!-Band machen.
Hardcore-Bolzen mit Flirttereien in andere Gefilde

Trotz dass Will Hirst das Album produzierte und alles von Tom Delgety (Ghost, Pixies, Royal Blood) gemischt wurde, wurde gekonnt auf eine Überproduktion verzichtet und sich nur aufs Wesentliche konzentriert. Roh soll es klingen und das ist gelungen.
Mit Free Ride dürften Restraining Order sogar einen kleinen Hit produziert haben. Zwar ist es immer noch ein Hardcore-Song, aber der The Hives-Einschlag ist unverkennbar und ich kann mir den Song gut auf der einen oder anderen Playlist diverser Indie-Clubs vorstellen.
Das war einer der letzten Songs, den wir für das Album geschrieben haben und er war ziemlich schnell fertig“, erinnert sich Will. „Er ist simpel, aber die Hook ist riesig. Wir haben nicht zu viel darüber nachgedacht. Inhaltlich geht es vielleicht darum, nicht immer den einfachen Weg zu wählen. Wir sind jetzt seit acht Jahren eine Band und haben immer den schwierigen Weg eingeschlagen: eigene Touren gebucht, selbst aufgenommen, eigenes Merch gedruckt. Ganz DIY.“
Free Ride‘ stellt Dir die Frage: ‚Wohin gehe ich eigentlich?‘“, fügt Keith hinzu. „Du arbeitest auf ein Ziel hin – es wird dir nicht einfach geschenkt. Wir glauben, dass es besser ist, sich die Dinge zu erarbeiten als alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen.
Ein weiteres Highlight dürfte Time To Go sein, das so eine fiese Ohrwurm-Qualität hat mit seinem unglaublich einprägsamen Gitarrenriff.
Der Song startet als geradliniger Punk-Track, aber am Ende eskaliert er völlig, lacht Will. Es gibt tolle Gitarrenleads und Percussion-Elemente, die fast wie bei Pink Floyd klingen.
Bashfull Blue ist ein superrotziger Punk-Song, der irgendwie klingt, als hätte man ihn von den Anfangstagen des Punk in die heutige Zeit importiert. Herrlich rotzig und wild ohne Ende.
Time To Go erinnert ein wenig an Don’t Really Think So, bis es dann zum Ende ein wenig schräg wird mit komischen Drumsounds, aber dazu wieder so eine Melodie, die sich dir in die Synapsen brennt.
The Suffer ist einfach ein Hardcore-Klopper erster Güte mit einer kleinen Two Step Einlage und Cowbells. Geil!
Was sich Restraining Order mit Journeyman gedacht haben, oder vor allem mit dem Platzieren des Songs an zweitletzter Stelle, weiß ich nicht. Eigentlich hätte es gut als Intro oder als Outro gedient.
Fazit
Stillstand heißt Tod. Restraining Order haben sich ein gutes Stück weiterentwickelt. Ihre Wurzeln haben sie dabei weder verkauft noch vergessen. Ja, das ist immer noch ein fetter Hardcorebolzen, allerdings mit kleinen Flirteinlagen in andere Genres. Ein Album, was unglaublich Spaß beim Hören macht. Sicherlich eins der besten Alben, das dieses Jahr zu bieten hat. Aber ganz sicher das beste Album, das Restraining Order bisher auf die Menschheit losgelassen haben.
TRACKLIST
- Know Not
- Shame Game
- Insomnia
- Free Ride
- Adapt
- Checkmate
- Used Love
- Future Fortune
- The Suffer
- Bashful Blue
- Time To Go
- Journeyman
- Were You There