Heute wird gefühlt irgendwie alles als Punk bezeichnet. So auch die Viagra Boys. Musikalisch traf das für mich noch nie auf die Band zu. Von der Attitüde her dann schon eher.
In eine Schublade haben die Viagra Boys eh nie hineingepasst. Jazz gemischt mit Elektroklängen, eine große Prise Post-Punk, dazu Flöten, Saxophon und diverse andere Instrumente. Eins steht jedenfalls fest: Das neue Album ist rockiger als die Vorgänger und weniger politisch. Wenn dann findet die Politik eher auf persönlicher Ebene statt.
So ist der Opener Man Made Of Meat textlich eine Beobachtung von Menschen, die durch den Walmart laufen. Die Beobachtung machte Sebastian Murphy bei einer gemeinsamen Tour mit den Queens Of The Stone Age in Amerika. Die Schlussfolgerung ist, dass er am Ende nur ein Haufen Fleisch ist, der umherirrt. Der Song selbst hat einen direkten Ohrwurmcharakter. Bereits nach dem ersten Hören hat er sich in den Synapsen des Hörers festgebrannt.
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Dass er Talent zum Schreiben von bitterbösen satirischen Texten hat, beweist Murphy ein weiteres Mal. Ob es über Menschen geht, die sich Füße im Internet anschauen oder über den OnlyFans-Account deiner Mutter, hier wird kein Thema unserer modernen Welt gescheut.
Richtig schräg wird es dann bei dem Song Uno ll. Hier packt die Band alles aus, was sie auszeichnet. Vom Sound und von den satirischen Texten. Hier überträgt Sänger Sebastian Murphy seine verschwörerischen Ängste auf seinen geliebten Hund. Uno II, ein italienischer Windhund, litt ein Jahr lang an Zahnproblemen und verbrachte dementsprechend viel Zeit beim Tierarzt. Murphy konnte nicht anders, als sich vorzustellen, was der Hund wohl denkt. „Er geht dorthin, wacht dann in einem seltsamen Raum auf und ihm fehlen die Zähne“
Und obwohl Murphy keinen Hinweis darauf gibt, dass Uno II auch für die anarcho-primitivistischen und konspirativen Querdenker steht, über die er früher gesungen hat, gibt es einen klaren Zusammenhang.
Über schimmernden Gitarrenfiguren, dem flirrenden Shuffle des Schlagzeugers Tor Sjödén und dem sanften Flüstern von Oskar Carls Flöte, wendet Murphy seine obsessiven Gedanken kurz nach innen:
„I seem like such a bitch/ When I talk about Swedish politics.“
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Ein weiteres Highlight dürfte The Bog Body sein. Machten Viagra Boys schon immer schräge Videos, dürfte das hier wohl alles übertreffen, was sie bisher gemacht haben. Sicherlich auch ein Video für Fans von alten Troma-Filmen.
Im Video wird ein Körper aus einem Sumpf geboren, anschließend entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen der Zombie-Frau und Murphy, die schließlich zu seinem Untergang führt. Regie führte Eoin Glaister, der dazu sagt:
I love bog bodies. I’m obsessed. Thank GOD someone finally wrote a song about one. Dream gig really, got to spend the day in the pub with my mates watching a Bog Lady dance to one of my favourite bands. Mammoth effort from an extraordinarily talented bunch. Up the Bog!
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Der Song selbst klingt wie Vintage-Rock, gejagt durch Verzerrungsfilter Saxophone reiten auf den Akkordwechseln des Basses, während kleine Synthie-Ausbrüche an den Rändern zerbröseln und bröckeln. Der Song beginnt mit der Beschreibung einer antiken Leiche, die in einem Moor gefunden wurde, was Sänger Sebastian Murphy mit den Worten kommentiert:
„You’re just jealous of her darkened skin and her dainty nose“.
Waren Viagra Boys bisher bei vielen vielleicht noch ein Geheimtipp, dürften diese Tage bald vorbei sein. Dieses Album ist ein großes Gesamtkunstwerk, wie es leider nicht mehr viele gibt.
TRACKLIST
- Man Made Of Meat
- The Bog Body
- Uno II
- Pyramid Of Health
- Dirty Boyz
- Medecine For Horses
- Waterboy
- Store Policy
- You N33d Me
- Best In Show Pt.IV
- River King
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