Jan Müller (Tocotronic)
Jan Müller (Tocotronic)

Jan Müller ist von Musik begeistert! Zum einen ist seine Band, Tocotronic, eines der bekanntesten Gesichter der Hamburger Schule, des weiteren betreibt er den Reflektor Podcast. Hier spricht er leidenschaftlich über Musik, oft auch mit Gästen wie Thees Uhlmann oder Kolja von der Antilopen Gang. 2022 veröffentlichte er mit Vorglühen seinen ersten Roman.
Heute listet uns Jan seine zehn Lieblingsplatten auf. Eine spannende Liste mit vielen Bands; die mit absoluter Sicherheit noch nie bei AWAY FROM LIFE genannt wurden!

1The Modern Jazz Quartet – The Last Concert (1975)

Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich schon in frühen Jahren mit dieser wundervollen Musik vertraut gemacht haben. Immer wenn ich Das Modern Jazz Quartet höre, erschrecke ich mich, wie viel Zeit ich in meinem Leben mit Krach verbracht habe.
Außerdem finde ich den Titel „The Last Concert“ ungeheuer poetisch. Gerne wäre ich mit dabei gewesen, im Jahr 1974 in New York.
Das Modern Jazz Quartet, das sich bereits 1952 gegründet hatte, fand sich 1981 wieder zusammen und löste sich im Jahr 1994 mit dem Tod des Schlagzeugers Connie Kay auf.

2Dschinghis Khan – Dschinghis Khan (1979)

Das war die erste Platte, die ich mir von meinem eigenen Geld kaufte. Ich war acht Jahre alt und sparte lange auf dieses Album. Ich liebe es noch heute. Niemand sollte behaupten, dass ich da auf etwas reingefallen bin. Ralph Siegel ist ein großer Produzent und Konzeptkünstler – hier stimmt alles. Und im Übrigen: Passt auf der Drache kommt!

3Kiss – Alive 2 (1977)

Es ist kein weiter Weg Dschinghis zur New Yorker Band Kiss. Ich war 12 Jahre alt als ich Kiss für mich entdeckte. Bald waren sie die Superhelden in meinem Kinderzimmer. Niemals wäre ich damals auf die Idee gekommen, selbst in einer Band mitzumachen. Viel zu erhaben schien mir die Tätigkeit in einer Band zu sein.

4Franz Josef Degenhardt – Spiel nicht mit den Schmuddelkindern (1965)

Dies ist wieder ein Album, das ich im Plattenregal meiner Eltern entdeckte. Franz Josef Degenhardt ist bis heute ein wichtiger Impuls für mich. Auf dieser Platte finden sich viele seiner schönsten Lieder. Manche von ihnen, wie zum Beispiel „Wölfe mitten im Mai“, sind leider heute erschreckend aktuell. Vor einigen Jahren coverte ich den Jahrhundertsong „Hochzeit“ mit meiner Band Das Bierbeben.

5The Specials – More Special (1980)

Als ich 18 Jahre alt war, liefen in meinem Walkman die Specials aus Coventry. Ihr zweites Album „More Specials“ stand im Plattenregal meiner ersten Freundin. Eigentlich gehörte es ihrem großen Bruder. Ich hatte es mir auf Cassette überspielt. Auch heute noch ist es eins meiner absoluten Lieblingsalben. Bald war Schluss mit der ersten Liebe und Terry Halls Stimme und Jerry Dammers Orgel trösteten mich.

6Dinosaur Jr. – Where You been (1993)

Das fünfte Album von Dinosaur Jr. hielten seinerzeit viele in meinem Freundeskreis für schwach. Für mich war es eine Offenbarung. Vorhang zu, Stereoanlage an und Dinosaur Jr. eingelegt. Mein Tag war gerettet.

7Abwärts – Ich seh die Schiffe den Fluss herunterfahren (1990)

Die Hamburger Band Abwärts hat in den 45 Jahren seit ihrer Gründung im Jahr 1979 viele Kapriolen geschwungen. Von Post Punk zu Wave, zu Pop zu Rock, zu Punk. Und trotzdem trug diese Band eine beeindruckende Stringenz in sich. Grund dafür ist die künstlerische Kraft, des im Jahr 2024 verstorbenen Frank Z. Das Rock-Album “Ich seh die Schiffe den Fluss herunterfahren” ist nicht das einzige Abwärts-Album, dass mehr kommerziellen Erfolg verdient hätte. Trotz des Weltekels in vielen der Texte und der opulenten Rock-Produktion ist es ein zartes und verletzliches Werk..

8Янка – Не Положено (1992)

Im Jahr 1995 hörte ich das erste Mal die Musik von Yanka und war sofort von ihr verzaubert. Der tieftraurige und zugleich trotzige Gesang und die manchmal geradezu kinderliedartigen Melodien gehen unter die Haut.
Yanka Dyagileva wurde 1966 in Novosibirsk geboren. In ihrem 25-jährigen Leben schenkte sie uns 29 Songs, die zum tiefsten und poetischsten gehören, das ich je gehört habe.

9Ingrid Caven – Der Abendstern (1979)

Seit 20 Jahren beenden wir jedes unserer Konzerte mit dem Chanson „Die großen weißen Vögel“ von Ingrid Caven. Es ist auf ihrem Album „Der Abendstern“ zu finden. Und es lohnt sich, das ganze Album zu hören. Chansons auf einem fernen Land: „Pünktlich rauscht der Intercity durch die Bundesrepublik / Überall herrscht Bombenstimmung / von Bad Tölz bis Osnabrück“. Ingrid Cavens Stimme und Charisma ist in die wundervollen Kompositionen von Peer Raben eingebettet..

10Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem (1964)

Zum Schluss noch ein Hamburger: Johannes Brahms. „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ heißt es in diesem Requiem, das Brahms nicht für die Toten, sondern für die Hinterbliebenen schuf. Bereits mit der Frage, welche Einspielung die Beste ist, kann man Jahre verbringen. Ich tendiere zur 1964er Aufnahme von Herbert von Karajan. Allein schon deshalb, weil das Logo der Deutschen Grammophon so geil ist.

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Jan arbeitet im Reflektor Podcast unabhängig. Um dies weiterhin möglich zu machen; hat er den Klub Reflektor gegründet. Man kann dem Klub in verschiedenen Preisstaffelungen beitretet. Alle Infos findet ihr dazu hier.

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