Rock gegen Rechts ist bekanntlich ein wiederkehrendes Motto für verschiedene Veranstaltungen. In Saarlouis wird das Festival seit mehreren Jahren veranstaltet. Es ist dort eine Aktion des Netzwerkes für Demokratie und Courage Saar e.V. und Teil eines gesellschaftlichen Konsens, wie die zahlreichen Stände von unterstützenden Vereinen und Verbänden zeigten. Die GEW verkaufte zum Selbstkostenpreis T-Shirts mit Marlene Dietrich und dem Slogan „Aus Anstand Antifaschistin“, die IG Metall stellte Sonnenhütte zur Verfügung. Der Opferverein Weisser Ring hatte einen Infostand, ebenso das Sozialpädiatrische Zentrum des Landkreises. Auch politische Parteien waren vertreten: Einen großen Infostand mit Kinderunterhaltung stellte Die Linke zur Verfügung, außerdem waren die Jusos und Volt mit einem eigenen Stand vertreten. Das ist auch gar nicht so selbstverständlich. Saarlouis war Ort der berüchtigten Kameradschaft Fraulautern und außerdem bekannt für die Ermordung von Samuel Kofi Yeboah, der bei einem Brandanschlag ums Leben kam und dessen Tod erst 2023 aufgeklärt werden konnte.
Den vermutlich bis dato heißesten Tag des Jahres eröffneten die Jungs von DNJVN. Ein Wortspiel, tut mir leid. Ich löse auf: „die Jungs von Die netten Jungs von Nebenan„. Wurde mir aber auch erst klar, als sie sich vorstellten. Dabei hatte ich doch auch mal ein Review verfasst. Lange her, würde heute vielleicht sogar etwas freundlicher ausfallen. Mit Ratingen war damit bereits der Opener eine Band außerhalb des Saarlandes. Ska-lastiger Deutschpunk mit klarer Breitseite und zum Glück auch interessanten Texten. Als ich mich vom Stand zur Bühne bewegte, vor der nicht so viel los schien, wurde mir plötzlich klar, das die Leute wegen der Hitze sich alle unter dem Bierstandund den wenigen Bierbänken mit Zelt verkrochen hatten und der Roland-Henz-Platz doch recht gut gefüllt war. Ein kleiner Pool diente zur Abkühlung. Es war echt verdammt heiß.
Landrat Patrik Lauer ließ es sich dann nicht nehmen, ein paar Worte ans Publikum zu richten, um die Menschen willkommen zu heißen. Sogar ein paar Kraftausdrücke gegen das rechte Pack ließen sich vernehmen. Auch einer, wenn nicht der Hauptorganisator Dustin Wax, der an diesem Tag gefühlt fast alles managte*, richtete ein paar Worte an die Besucher. Damit war das kostenlose Festival auch endgültig eröffnet.
* Er war natürlich nicht alleine verantwortlich, er hatte ein gutes Team hinter sich, ohne könnte man das Festival sicherlich nicht stemmen.
Es folgte mit Generation.F die erste Lokalband. Post Hardcore aus Saarbrücken. Nicht ganz meine Baustelle. Dennoch konnten sie mich so begeistern, das ich mir ihre EP Dreamscape zulegte, wobei ich jedoch leider niemanden am Stand antraf. Hoffe, das Geld kam an…
Es folgte Holly Would Surrender aus Hamburg, die den längsten Anfahrtsweg hatten. Ihr melodischer Punkrock überzeugte mich doch sehr. Auf dem Album, das mir am Merchstand empfohlen wurde (von dem sie aber nur zwei Songs performten), findet sich sogar ein Feature mit MC Lars, einem der von mir verehrten Nerdcore-Rapper. Live ballerte eine Coverversion von Vengaboys‘ Boom Boom Boom ziemlich gut.
Small State kann man schon fast nicht mehr als Localband bezeichnen. Sagen wir besser lokaler Headliner. Man muss dazu sagen, dass die Band in den 2000ern auf lokaler Ebene sehr bekannt war, jedoch nie richtig groß wurde. Nach Auflösung startete Max Young später eine „Karriere“ als Singer-Songwriter und im Corona-Jahr startete die Band wieder so richtig durch. Seitdem erschienen zwei fantastische Alben, auf denen sich die Band deutlich erwachsener präsentierte, allerdings ohne ihren jugendlichen Charme gänzlich zu verlieren. Musikalisch eine gute Ergänzung zur Band vorher präsentierte sich die Band um Max Young von ihrer besten Seite. Mittlerweile gab es auch ein bisschen mehr Schatten und der Platz vor der Bühne füllte sich merklich. Mit einer perfekten Songauswahl zeigte die Band in ihrem 25. Jahr ein deutliches Zeichen gegen rechts.
Zur besten Sendezeit spielte dann Flash Forward auf. Mittlerweile waren alle Infostände abgebaut und nur noch der IG-Metall-Stand harrte aus. Für das leibliche Wohl sorgten übrigens die Urban Food Family mit echt geilen Vegan Dogs und Pommes (gut, die anderen Hot Dogs waren sicherlich auch gut, aber die hab ich nicht gegessen). Dort war auch beständig Treiben. Ach so, zurück zu Flash Forward. Die Band kommt aus dem Ruhrpott und ist dme Alternative Rock zuzuordnen. ich kannte sie bislang nicht, aber zwei Alben schafften es in die deutschen Charts und tatsächlich konnten viele auch die Texte mitsingen. Für meinen Geschmack etwas zu glatt, muss man doch sagen, dass die Band ihr Handwerk versteht und den ein oder anderen Emo-Brecher dem Publikum präsentierte. Auch an allen Publikumsspielen hatte die Band ihren Spaß. So suchte der Sänger immer wieder den Standort beim Publikum.
Normalerweise mag ich dieses hinknien nicht. Ist für mich immer so Heldenverehrung, aber wenn der Sänger udn Gitarrist mit den Besuchern zusammen kniet und weiterspielt, ja dann kann ich das akzeptieren. Highlight des Sets war eine Version von Believe der unvergleichlichen Cher, die der Sänger auch als T-Shirt-Motiv trug. Für drei Zugaben kanm die Band dann noch mal zurück und um kurz vor Zehn ging das Konzert dann pünktlich und ohen Zwischenfälle zu Ende. Etwa 500 Besucher wurden gezählt. Schwierig zu schätzen, da es sich ja um ein kostenfreies Konzert ohne Einlassbeschränkung handelte.
Danke für einen trotz der Hitze wundervollen Tag! Ich freue mich schon auf das nächste Jahr! Und: FCK NZS…always.