Diese Platte rockt. Punkt.
Mehr muss man zum selbstbetitelten Debütalbum von True Gloom aus Hamburg/Hannover eigentlich nicht sagen – aber weil’s so schön ist, lohnt sich ein genauerer Blick.

True Gloom haben schon mit ihrem Demo 2024 ein erstes Ausrufezeichen gesetzt und gezeigt, dass sie keine engen Genregrenzen brauchen. Jetzt legen sie mit ihrem ersten Album nach – und liefern neun Songs plus Intro und Interlude. Im Kern ist das Hardcore-Punk, roh und wütend, der stellenweise an Modern Life Is War oder The Hope Conspiracy erinnert. Dazu mischen True Gloom aber Sludge und jede Menge Rock’n’Roll der ganz schmutzigen Sorte: Nietengürtel, zerrissene Jeans und Lederjacke, „up the horns“!
Dreams II eröffnet das Album als atmosphärisches Intro und knüpft direkt an das Demo an, das ebenfalls mit einem Dreams-Stück startete. In der Mitte der Platte dann setzt Dreams III als Interlude die Nomenklatur konsequent fort. Wie schon im Intro des Demos fühlt man sich stimmungsmäßig in den staubigen Wüstensand der Steppe versetzt – inklusive Trompete! Die bringt aber keine Westernromantik, sondern eher eine staubige Endzeitstimmung a la Fallout.
Viel wichtiger ist aber, was dazwischen passiert, besonders dann, wenn die Genregrenzen, die man im Hardcore sehen möchte, weit zurückgelassen werden. Die Songs sind meist im Midtempo Bereich und laden zum Two Step und Kopfnicken ein, abgesehen von den immer wieder präsenten Sludge Elementen. Besonders stark ist das schleppende This City, das sich genüsslich durch die erste Hälfte zieht, bevor es nach vorne bricht. Black Dog erinnert mit seinem Gitarrenbuildup im C-Teil fast schon an Kvelertak, während das Anfangsriff in The Best locker auch auf einem frühen Guns’n’Roses-Album hätte stehen können – inklusive Solo. Klassische Crewshouts werden auch hier und da akzentuiert eingebaut und funktionieren hoffentlich auch live bald sehr gut bei Songs wie PMSPMA oder The Best. Ein größeres Publikum hat die Band definitiv verdient.
Im Vergleich zum Demo ist der Sound deutlich gewachsen: dichter, druckvoller, klarer. Die Gitarren stehen fett im Raum, ohne den Bass zu erdrücken – etwa in Constant Pressure bekommt der richtig schöne Läufe spendiert. Die Vocals sind schön angepisst und keifend, kommen aber mit etwas mehr Wucht als noch auf dem Demo.
Unterm Strich ist True Gloom ein kompromissloses Hardcore-Album mit Ecken, Kanten und einer gesunden Portion Dreck. Kein durchproduziertes Hochglanzding, sondern ein raues Brett mit Charakter. Veröffentlicht wird True Gloom im übrigen am 3.10. über über das kleine Label Not Sorry Records digital und auf Vinyl.
Diese Platte rockt. Punkt.
Unsere Fotos von der Release Show in Hamburg findet ihr hier.
Tracklist
- Dreams II
- True Gloom
- Black Dog
- Rise of the Pigs
- Please the Slate
- Dreams III
- Defeated
- This City
- PMSPMA
- The Best
- Constant Pressure