Seit ihrer siebenjährigen Album-Pause und der Rückkehr mit Herz für die Sache haben sich ZSK in die obersten Gefilde des deutschsprachigen Punkrocks gespielt. Und das, ohne ihre klare Kante und politische Haltung aufzugeben. Jetzt steht mit Feuer & Papier der neue Longplayer ins Haus und die Berliner machen da weiter, wo es über die zurückliegenden Jahre hingeführt hat. Melodien zum Mitsingen, Texte über Freundschaft, Politik, Musik und gegen Rechts. Dazu wechseln sich schnelle – dem Skatepunk nahe – Songs mit eingängigen Midtempo-Nummern ab.
Die Vorab-Singles Keine Liebe für Berlin, Wir kommen in deine Stadt, So viel Gutes, Nicht allein und das Feature mit den Rogers Sommer ohne Nazis haben ja schon einen wirklich guten Eindruck vermittelt, in welche Richtung die Scheibe gehen wird. Doch glaubt mir, die (in meinen Augen) auffälligsten Hits sind da noch gar nicht zwingend dabei. Denn die Platte überrascht mit einigen Tönen, die gar nicht unbedingt ZSK-typisch sind. Aber der Reihe nach:
Es geht mit einem poppigen 3 Uhr nachts los und lasst Euch davon nicht abschrecken. Wir ham hier definitiv keine Pop-Platte vorliegen. ZSK lassen sich halt jetzt nicht an einem durchgängigen Stil festmachen. Und jede*r Meckeroni wird diesen Song beim nächsten Konzert sowas von mitgrölen. Außerdem kommt ja eh danach schon das schnelle und bekannte Wir kommen in deine Stadt. Also alles gut, gibt auch Tempo hier. So viel Gutes ist einer meiner Lieblingstracks der Scheibe. Denn bei allem Scheißdereck, der hier und heute passiert schadet es nicht, auch mal einen Aufruf zur Hoffnung zu verbreiten.
Feuer & Papier hat so viel Gutes, auch das darf uns Hoffnung geben. Denn man darf auch sehen, wie viele Menschen auf der Straße sind, bei Konzerten gegen die rechten Strömungen protestieren und arbeiten. Und völlig egal, ob das in Riesa oder Tokyo ist. Dieser Track ist eine Erinnerung und Hommage an die Tour, die ZSK im letzten Jahr in Japan gespielt haben. Daher kann man sich dann schon denken, warum Keine Liebe für Berlin mehr übrig bleibt… Auch eine Danksagung an die Internet-Trolle und Hassverbreiter, welche nichts besseres zu tun haben als Bands, die dem linken Spektrum zugehörig sind, mit ihrem Müll zu überschütten. Sei es FSF, Alarmsignal oder Die Toten Hosen. Wenn man deren Kommentarspalten liest, dann kann man nur noch die einzig namentlich bekannte Waldfee herbeirufen. Aber genauso, wie wir nicht allein sind, seid ihr das ja auch nicht.
Jetzt nehmen wir zum Abschluss nochmal alle unsere Leuchtraketen in die Hand und finden uns dann bei meinem persönlichen Lieblingssong der Platte wieder: Jede Hand! Schon beim ersten Durchhören war ich verliebt in diesen Track. Er ist irgendwie so untypisch von seiner musikalischen Art. Destruktiv, richtig schön aggressiv und textlich sowieso geil. Wie gesagt, mein absoluter Nummer-Eins-Song. Final haben wir dann noch den Sommerhit mit den Rogers am Start. Und einen Sommer ohne Nazis wünschen wir uns doch alle. Aber dazu wünsche ich mir, dass dann 365 oder 366 Tage im jahr Sommer ist und diese Brut einfach gar nicht mehr existent ist.
Feuer & Papier ist ein wichtiges Zeichen an Euch, an Uns, an Alle, die es nicht hinnehmen wollen und werden, wie sehr es doch an allen Ecken und Enden hakt und den Bach runter geht. Es ist ein Aufruf zur Hoffnung, ein Aufruf zum Mut…Ja ja, ich werd grad pathetisch, aber es ist einfach wichtig, dass die Bands, die auch die großen Bühnen bespielen ihren Auftrag und ihre klare Kante nicht verlieren. Man kann von den Berliner „Punkverrätern“ halten, was man will, aber sie bleiben stabil und das ist wichtig.
Fazit: Für Fans ein Muss, für Punkrocker ein Genuß und für Faschos absoluter Stuß. ZSK machen sich viele Feinde, aber die Freunde, die sie sich auch hier wieder machen, die sind garantiert stärker und lauter als die Schwurbel-Alice und ihr Brauner Bernd. Feuer & Papier hat alles, was wir brauchen und sogar ein bisschen mehr.
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