Nachdem sich Rejected Youth, nach fast 15 Jahren politisch-motiviertem Punk, im Jahr 2012 selbst ein Ende gesetzt haben, wurde es für Sänger und Gründungsmitglied Magenta Caulfield im Jahr 2018 allerhöchste Zeit ein neues Band-Projekt auf die Beine zu stellen.
Dieses fand er in seiner neuen Band Meanbirds, die nach eineinhalb Jahren im Bandkeller nun am 21. August ihr Debütalbum Confessions of an Unrest Drama Queen via Concrete Jungle Records veröffentlichen werden.

So darf man sich auf klassisch gehaltenen Punkrock freuen, der gleichzeitig mehrere Schubladen füllt. Freuen dürfen wir uns auch auf ihren Auftritt auf unserem diesjährigen Stäbruch Festival.
Nun übergeben wir das Feld aber erst einmal Magenta Caulfield und seinen Alltime-Favorites!

Weitere 10 Records Worth To Die For

Meanbirds (Photo by Arne Marenda, 2019)
Meanbirds (Photo by Arne Marenda, 2019)

Hey.
Hier Magenta, Gitarrist und Sänger der MEANBIRDS. Wenn man seit so langer Zeit Punk und Hardcore Platten hört, ist es ziemlich schwierig 10 absolute Favoriten aus seiner Sammlung herauszupicken. Immerhin wechseln aktuelle Vorlieben auch immer wieder mal. Daher spiegeln die Platten hier nicht unbedingt meine aktuelle Top 10 wider – aber es sind alles Alben, die irgendwann mal für mich unentbehrlich waren.

1COCK SPARRER – GUILTY AS CHARGED

Ich muss gestehen, dass ich (wie wohl die meisten) die Shock Troops musikalisch noch viel besser finde. Aber die Guilty As Charged war meine erste Cock Sparrer Platte und als die damals in Deutschland bei Blitzcore rauskam, hat sie mich sofort gefesselt.
Ich hab die Scheibe rauf und runtergehört. Because You‘re Young ist wohl, was ich so mitbekomme, mittlerweile auch ein absoluter Cock Sparrer Evergreen geworden. Ich verfolge die Band schon länger nicht mehr.
Die letzten Alben fand ich nicht mehr interessant. Allerdings frage ich mich bis heute, ob das bei den Aufnahmen eigentlich ein Drum-Computer ist?! Das ist so ziemlich das monotonste aber auch eines der tightesten Schlagzeuge, was ich je auf einer Punk Platte gehört habe. Aber sei‘s drum. Wenn dem wirklich so ist, waren sie ja quasi Vorreiter für viele aktuelle Bands, die das vor allem aus Kostengründen heute auch so machen. Und wenn das doch so eingespielt ist, dann Props an den Schlagzeuger für die Tightness. Insgesamt auf jeden Fall ein großartiges Album.

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2MURDER CITY DEVILS – IN NAME AND BLOOD

Ich habe bestimmt zwei Jahre am Stück kaum was anderes gehört als diese Scheibe. Entdeckt hatte ich die Band leider erst nachdem sie sich schon wieder aufgelöst hatten. Und zwar durch den echt ganz coolen Low-Budget Film „The Edge of Quarrel“. Kennt den noch jemand?
Seattle. Ende der Neunziger. „Bandenkrieg“ zwischen Punks und SXE Kids. Die Band tritt nicht nur live in dem Film auf, sondern einige von ihnen spielen auch als Darsteller mit. Die Story ist leider zwischendurch etwas langatmig aber insgesamt doch sehenswert für jeden, der irgendwie einen Bezug zu beiden Szenen hat. Vor allem die Stelle mit der Zahnbürste ist grandios. Aber zurück zur Platte. Für mich damals revolutionärer Sound. Das straighte und druckvolle Songwriting, der Gesang, die Texte und vor allem die Orgel, die nochmal das düstere Gesamtbild der Murder City Devils unterstreicht. Die finnische Band I Walk The Line hatte MCD sicherlich auch als großes Vorbild. Nur waren MCD noch viel mehr „in your face“. Die Band gibt es mittlerweile auch wieder. Leider trotzdem noch nicht live gesehen.

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3SUPERPUNK – EINMAL SUPERPUNK, BITTE

Ist das Punkrock? Klar. Steht ja schon im Namen. Was für ein Album. Das lief damals im Concrete Jungle Plattenladen wirklich sehr oft. Geniale Texte gepaart mit grandiosem Songwriting und Arrangements. Soulpunk für alle verbliebenen Mods. Das Album kommt so leicht und flockig daher und ist trotzdem sehr tief- und scharfsinnig. Schon alleine durch den Song Ein bisschen Seele verdient das Album in die Top 10 mit aufgenommen zu werden. Und immer wenn ich die Platte auflege, bekomme ich, wie bei keiner anderen Band, Lust loszuziehen und Tanzen zu gehen. Und ich tanze sonst nie. Auch kein Pogo oder Circle Pit. Sehr Schade, dass es die Band nicht mehr gibt. Die Nachfolgeband Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen konnte mich bisher leider nicht ganz so mitreißen. Ist schon auch ganz gut, kann aber Superpunk nicht ganz das Wasser reichen.

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4YOUTH OF TODAY – BREAK DOWN THE WALLS / CAN’T CLOSE MY EYES

Das aus Pfullingen bei Tübingen stammte Label We Bite hat irgendwann mal eine CD mit beiden Alben rausgebracht. Ich war damals 17 als mir das Teil mehr oder minder zufällig im Müller in die Hände gefallen ist. Ich kannte die Band nicht, aber das Cover hat mich sofort angesprochen und nach kurzem Soundcheck vor Ort hab ich mir die CD gekauft. Da hatte ich noch keine Ahnung, wie intensiv mich diese Band beeinflussen würde. Auch hier rauf- und runtergehört. Und obwohl die Texte so unfassbar simpel geschrieben sind, gaben sie mir doch einiges und haben mir ganz neue Perspektiven in dem ganzen Punk / Hardcore Zirkus aufgezeigt. Minor Threat war auch wichtig in dem Bezug. Aber YOT war ungemein prägender. Immerhin waren sie auch der Auslöser wieso ich Rejected Youth gegründet habe. Und ganz am Anfang hatte ich für RY sogar einfach nur Youth Of Today Texte neu vertont. YOT ist tatsächlich auch das einzige Band-Tattoo was ich trage. Ich finde Ray Cappos andere Bands und Projekte größtenteils auch gut. Allerdings kann ich mit dem Krishna-Kult nichts anfangen. Im Gegenteil, ich finde es mehr als nur befremdlich und widerspricht für mich auch einem progressiven „outlook on life“.

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5RANCID – INDESTRUCTIBLE

Rancid hatten bis zur Indestructible ja nur Hit-Alben. Ich finde die wirklich alle gut und eine davon auszuwählen war nicht leicht. Aber diese hat mich damals am meisten umgehauen und auch sicher viel beim damaligen Songwriting beeinflusst. Aber die Scheibe hat nicht nur gute Songs, sondern ist auch in meinen Ohren perfekt produziert.
Brett Gurewitz hat es halt schon irgendwie drauf. Witzig war als wir damals an der Ostküste auf Tour waren und einen Offday in Booklyn hatten, haben Rancid gerade ihr Video zu Red Hot Moon im CBGBs gedreht. Auch die Szene, bei der sie mit Skinhead Rob vor dem CBGBs performen. Irgendwann kam einer in die WG, in der wir gerade rumhingen rein und meinte, dass er gerade das Video Spektakel gesehen hatte und die Leute in der WG machten sich ziemlich lustig darüber. Die Band und auch das CBGBs hatten, zumindestens bei den damaligen New Yorker Anarcho-Punks, nicht gerade ein gutes Standing. Vor allem wegen der Kooperation mit Warner für dieses Album gab es in der Szene natürlich einige „Sell-Out“ Vorwürfe.
Würde heute wohl kaum noch ein Hahn danach krähen. Aber damals
war sowas ein riesen Thema. Genau wie bei Against Me! und ANTI-FLAG ein paar Jahre später. Heutzutage versuchen manche Bands sich in diesem Punkt ja eher zu überbieten – wer ist beim größeren Label oder der größten Booking Agentur. Ganz nach dem Motto „mein Haus, mein Auto, mein Boot“. Ich finde es generell ja nicht schlimm, wenn Bands versuchen möglichst gute Deals und breit aufgestellte Partner zu bekommen, aber mir fehlt bei einigen Leuten dann doch etwas der ursprüngliche Spirit sich nicht komplett dem Mainstream anzubiedern. Naja. Zwei, drei Tage später haben wir dann selber im CBGBs gespielt und Manhattan war wirklich zugeschissen von diesen riesigen roten Indestructible-Postern, die auch im Video zu sehen sind. Da hat Warner damals auf jeden Fall einiges springen lassen. Trotzdem cooles Video, mega Song und grandiose Platte.

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6TRANSPLANTS – S/T

Wenn wir schon bei Tim Armstrong sind, dürfen Transplants nicht fehlen. Sicher gab es davor schon einige Bands, die einen ähnlichen Crossover-Style gefahren haben. Aber das Teil hat es für mich nochmal auf ein anderes Level gebracht. Auch das ganze Artwork von Mister Cartoon passte wie die Faust aufs Auge. Die zweite Platte war auch noch sehr stark. Aber des Debüt war für mich damals bahnbrechend.

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7REGRET – S/T

Regret war eine Hardcore Band, die ich zufällig bei ihrer letzten Show zusammen mit Sidekick in der Villa Roller in Waiblingen bei Stuttgart gesehen hatte. So um 2001 rum muss das gewesen sein. Und bereits mit dem ersten Akkord war ich Fan. Das ging direkt auf die 12. Aber nicht so ein aufgesetzter Scheiß. Und so kitschig das jetzt vielleicht klingen mag, aber das war wirklich Hardcore in seiner Reinform. Extrem angepisst. Erst einige Zeit später hab ich dann die selbstbetitelte Scheibe von denen irgendwo als einseitig-bespielte 12“ gefunden. Released auf Our World Records und CrapChord – ganz simple in einem weißen unbedruckten Coversleeve mit drei kopierten DINA4 Beiblättern – wobei das Coversleeve entweder mit einem Regret-Schriftzug als Aufkleber versehen oder mit Schablone besprüht war. 100% DIY. Und die Scheibe klingt genauso wie die Band live rüberkam. Rough und energiegeladen. Die Aufnahme ist nicht die beste, aber das macht es nur noch authentischer, sympathischer und brachialer. Selten eine Band gehört und gesehen, die so wütend war. Oder um es mit den Worten der Band zusammenzufassen:
Hardcore. Punk. GO!

8REAGEN YOUTH – YOUTH ANTHEMS FOR THE NEW ORDER

Für mich DIE Ami-Punkplatte überhaupt. Habe ich ganz lange sehr intensiv gehört. Der Spirit, den die Band mit jedem Song und dem gesamten Artwork versprüht, packt mich bis heute. Und die tragische Geschichte rund um Sänger Dave Insurgent könnte Stoff für einen ganzen Roman hergeben. Ich muss nur leider sagen, dass es manche Bands gibt, die nicht unbedingt eine Re-Union durchziehen sollten. Das kann viel von dem „Zauber früherer Jahre“ zerstören. Vor allem wenn der Sänger nicht mehr lebt, sollte man es irgendwie gut sein lassen. Aber muss am Ende ja jeder selber für sich wissen, ob er das machen will oder nicht.

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9TURBONEGRO – ASS COBRA

In dem Subgenre gibt es etliche sehr gute Platten. Aber Ass Cobra ist einfach eine echte Granate. Selbst wenn Turbonegro wirklich von Anfang an eine Konzeptband gewesen sein sollte – es ist einfach gut gemacht. Und sie waren im Zuge der ganzen aufkommenden Pop-Punk-Bands genau die richtige Antwort gewesen. Provokation pur, so dass selbst einige Leute in der Szene zum angewiderten Spießer mutierten. Der Film von Turbonegro ist auch ziemlich cool. Aber auch bei Turbonegro bin ich seit langem raus. Ich gönn ihnen ja den großen Erfolg nach der Re-Union. Aber schon die erste Platte nach der Re-Union hatte mich nicht mehr abgeholt. Zudem waren ab da dann doch auch einige Turbojugend Fans ziemlich befremdlich. Waren das nicht teilweise genau die Art von Typen, die Turbonegro früher angepisst hatten?!

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10ZSD – EHRE & GERECHTIGKEIT

Auch wenn das hier jetzt in der Auflistung die einzige Deutschpunk-Platte ist, hör ich schon deutlich mehr Deutschpunk, als es den Anschein haben könnte. ZSD war eine Band, die ich erst relativ spät mit ca. 16-17 entdeckt habe – dafür aber um so stärker konsumiert habe als alle anderen. Selbst Chaos Z, Slime oder auch Toxoplasma hab ich nicht so oft gehört. Irgendjemand hatte damals die Scheibe auf Vinyl nachgepresst und so ziemlich jeder in der Szene sprach plötzlich über die Münchner. Wenn ich die Platte höre, fühl ich mich auch sofort wieder zurückversetzt in die Zeit Mitte-Ende der Neunziger, als das irgendwie alles noch deutlich rougher war. Venues, Leute, Bands, etc. Es war alles weniger  durchstrukturiert. Vor allem im Osten. Ich bin ungern Nostalgiker, aber das kann man nicht mehr mit der heutigen Zeit vergleichen. Wobei ich nicht mal werten möchte, was jetzt besser ist. Es war halt einfach anders. Und ZSD war lange mein Soundtrack dafür.

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