Es gibt wirklich wenige Veröffentlichungen und noch viel weniger Bands, die es schaffen mich beim ersten Hören so richtig von allen Bäumen fallen zu lassen – aber CLEARxCUTs For The Wild At Heart Kept in Cages ist definitiv eine davon. Ich würde so weit gehen, sie als die deutsche Antwort zu Gouge Away zu bezeichnen, wenn ich nicht die Befürchtung hätte, dass jeglicher Vergleich eigentlich total fehl am Platz ist, denn was diese female-fronted Hardcore-Band auf ihrem ersten full length abliefert ist einfach jenseits aller Maßstäbe.
Das mag jetzt natürlich auch sehr subjektiv sein, aber lasst mich erklären. Wir alle können uns hoffentlich darauf einigen, dass Hardcore „more than music“ ist, dass es Teil einer emanzipatorischen Bewegung ist und der kulturelle Ort, an dem Wut über Missstände unsanktioniert artikuliert werden kann, oder? CLEARxCUT setzen genau diesen Anspruch um, und zwar mit einer Ernsthaftigkeit, die den patriarchalen, speziezistischen und kapitalistischen Zuständen, in denen wir uns befinden mehr als angemessen ist. In 7 Songs machen sie unmissverständlich klar, dass es ihnen nicht um Befindlichkeiten und nicht um Hedonismus geht, sondern um die radikale Befreiung aus einem unterdrückendem System – für Menschen und für Tiere. Und da kann Mensch auch ruhig mal schreien, wie es die beiden Sängerinnen der Band mit Bravour kultiviert haben. Vor einer kompromisslosen Soundkulisse wechselt sich hier aggressives Screaming mit Talk-Passagen ab. Dadurch erwächst eine Anspannung, die im besten Fall etwas auslöst in den Hörer_innen, die sich dem länger aussetzen – den Drang zu handeln, den Drang sich zu organisieren und die Zustände kaputtzuschlagen. Und wenn ich was empfehlen kann, dann ist es, sich diesem Album länger auszusetzen, denn es ist nicht nur ein Genuss für jeden Hardcore-Fan, sondern etwas, von dem wir alle noch was lernen sollten.
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