HEUMONAT

Endlich war es wieder so weit. Heumonat, zumindest weiß ich nun endlich, woher der Name des Festivals kommt. Nach wie vor eines meiner Lieblingsfestivals. Die Organisation ist immer top, die Besucher*innen auch. Das Einzige, was mir dieses Jahr auffiel, war, dass für meinen Musikgeschmack dieses Mal nicht so viel geboten wurde als sonst. Sonst musste ich immer Abstriche wegen Überschneidungen im Timetable machen, diesmal war das nicht so. Damit steht das Jera aber nicht allein da. Auch auf anderen Festivals ist dieses Jahr für mich eher weniger geboten. Vielleicht werde ich zu alt? Nichtsdestotrotz gab es viele coole Bands, und mein Geschmack ist nun nicht mal ausschlaggebend. Alles in allem war das Jera On Air wieder richtig cool, und für viele waren ja auch die Bands da, die sie sehen wollten.


Donnerstag, den 26. Juni 2025.

Früh ging es morgens los. Der Campingplatz öffnete um 10 Uhr, und wir wollten einen guten Platz ergattern. Abgemacht hatten wir, dass wir uns mit AFL-Kollegen Maik und Manu inklusiv dessen Frau treffen wollten. Glücklicherweise waren wir nicht ganz so pünktlich, denn als wir in der Schlange standen, um auf den Parkplatz zu fahren, ging ein gewaltiger Regenschauer runter. Wir entschieden uns dann mal im Auto zu bleiben und abzuwarten, bis die Sonne wieder schien. Manu und Maik hatten mehr Pech, die waren gerade voll mit dem Zeltaufbau beschäftigt und wurden gut geduscht.

Nach dem Aufbau und ein paar Dosen kühlen Biers und einigen scharfen Mexikanern ging es aufs Infield, um sich Bands anzusehen. Wir waren ja nicht zum Spaß hier.

- NEWSLETTER -

TEENAGE BOTTLE ROCKET

Teenage bottle Rocket – live Jera On Air (2025)

Teenage Bottle Rocket waren die erste Band, auf der Bill, die ich sehen wollte. Viel zu lange nicht mehr live gesehen. Ich glaube, das letzte Mal war vor sechs Jahren auf dem Groezrock. Die Ramones-Core-Band aus Wyoming lieferte zu früher Stunde richtig ab. 45 Minuten Vollgas ohne viel Gerede, mit Klassikern wie Bigger Than Kiss, Headbanger, und natürlich der Überhymne Skate Or Die. Zu meiner Freude wurde mir dann noch They Call Me Steve gewidmet. Energetisch bis zum Ende. Klasse Auftackt.

POLARIS

Als Zweites sahen wir uns Polaris an. Ich hatte die Metal-Core Band aus Sydney eigentlich gar nicht auf dem Schirm, allerdings wollte meine Freundin sie sehen. Da ich die Songs nicht so wirklich kannte, kann ich nicht so viel erzählen. Der Auftritt war in meinen Augen aber gut, die Band ging gut ab, und der Sänger hat eine wirklich gute Stimme.

PAIN OF TRUTH

Von Pain Of Truth sah ich zu meinem Ärgernis nur ein paar Songs. Die gingen aber fett ab, und das Publikum ging steil. Sollte ich mir demnächst mal geben, wenn ich die Möglichkeit dazu kriege.

JINJER

Jinjer ist nicht unbedingt eine Band, die ich zu Hause höre. Allerdings hab ich einiges über deren Frontfrau Tatiana Shymyluk gehört und wollte mir dadurch die ukrainische Kapelle unbedingt ansehen. Und ja, Tatiana ist echt krass. Die Frau singt die ganze Palette von Tönen rauf und runter. Von richtig hohen Tönen zu sehr tiefen Growls. Dabei trifft sie immer die Tonlage. Das war schon sehr imposant. Die Stücke gefielen mir live auch richtig gut. Starke Performance, die richtig Spass machte.

Manu’s Pavillon hielt von 12 bis Mittag.

Nach dem Auftritt der Ukrainer ging es nochmal kurz zurück zum Campingplatz, wo wir leider feststellen mussten, dass es Manu’s Pavillon so richtig zerfetzt hatte.  Dabei war das Wetter eigentlich gut gewesen. Scheinbar genügte ein gezielter Luftstoß, um das Ding in all seine Einzelteile zu zerlegen und unbrauchbar zu machen.

C.O.F.F.I.N.

Zurück auf dem Platz ging es weiter mit C.O.F.F.I.N. (Children Of Finland Fighting In Norway). Auf die Australier hatte ich mich wirklich richtig gefreut. Zum einen finde ich die Band klasse, zum anderen hatte ich sie bis dato noch nie live gesehen. Allein der Anblick ließ mich schmunzeln. Der Frontman fungiert als Sänger und als Drummer zugleich und sieht irgendwie aus wie der bärtige Typ aus Hangover. Der Rest der Band sieht aus, als hätten sie gerade das Woodstock Festival mit Led Zeppelin gespielt. Die Show fing mit ordentlich Wumms an, vielleicht ein wenig zu viel, denn nach dem zweiten Song fiel einfach mal der Strom aus. Die Band wusste die Situation allerdings gut zu überbrücken. Anstelle doof herumzustehen, überbrückten sie das Malheur mit YMCA Tanzeinlagen und We Will Rock You Chants.  Als es dann kurz danach weiterging, hatten C.O.F.F.I.N. nichts von ihrer Energie eingebüßt. Diese Mischung aus dreckigem Action-Rock und Oldschool Hardcore holte mich einfach ab. Wie Ben Portnoy das mit Gesang und diesen grandiosen Beats hinkriegt, ist mir unverständlich. Am Schluss gab es dann zu meiner Freude noch White Dog. Für alle, die C.O.F.F.I.N. immer noch nicht kennen, hört unbedingt mal rein. Super geile Band.

C.O.F.F.I.N. Live Jera on Air (2025)

Das reichte uns dann auch eigentlich für den Tag. Wir wanderten noch ein wenig umher und begaben uns dann auf den Campingplatz, wo wir noch kurz was tranken, uns aber dann dafür entschieden, heute mal früh die Schlafsäcke aufzusuchen. Buenas Noches!


Freitag, den 27. Juni 2025.

Nach Dusche, Frühstück und Gelabere mit den beiden AFL-Kollegen gingen wir recht früh aufs Gelände. Um 13 Uhr sollte es losgehen. Ich hatte wirklich nicht sonderlich viel für diesen Tag auf dem Schirm, also wollte ich es ein wenig ruhiger angehen lassen.

AVIANA

Die schwedische Metal-Core Band Aviana eröffnete für uns den Freitag. Nun ja, ich will nicht sagen, dass es schlecht war, allerdings nervte mich ein wenig der Maskenzirkus, der ja irgendwie gerade mit Bands wie Sleep Token und wie sie alle heißen super trendy ist. Das Zweite, was mich störte, war, dass hier sehr viel Musik von der Backline kam. Instrumente, die nicht auf der Bühne vorhanden waren, genauso wie Drumsamples. Irgendwie brauche ich sowas nicht. Weniger Show, weniger unnötiges Herumgewirbele dafür mehr live Musik hätte ich besser gefunden.

Aviana – Live @ Jera On Air 82025)

FOR I AM KING

Auf die niederländische Combo For I Am King hatte ich mich wirklich gefreut. Zum einen hatte ich die Band schon ein paar mal live gesehen und wusste daher, dass es immer wieder ein Abriss ist, zum anderen hatten For I Am King im Vorfeld angekündigt, dass dies ihre letzte Festival-Show sein würde. Nach dem Jera gibt es wohl noch drei Auftritte, und dann ist es leider vorbei. Gründe weiß ich leider keine. Schade wirklich, denn ich mochte sie wirklich. Also das erste Festival, das sie jemals spielten, war das Jera und es sollte dann ihr Letztes sein. Frontfrau Alma Alizadeh ist großer Manga-Fan und stand wieder mit skurrilem Manga-Outfit auf der Bühne. Total Genre untypisch, aber irgendwie cool, das so durchzuziehen. For I Am King gingen von der ersten Sekunde an ab. Die Sparrow Stage, also die Bühne in der Scheune, explodierte förmlich. Die Crowd feierte jede Sekunde. Es gab viele High Fives und Alma brüllte alles hinaus, was ihre Stimme hergab. Am Schluss gab es dann noch einen Circle Pit mit ihr in der Mitte. Super Stimmung während der ganzen Show. Dummerweise hatte ich keine Ohrstöpsel und deshalb dröhnten mir die Ohren gewaltig. Ich werde diese Band auf jeden Fall vermissen.

For i Am King – Live @ Jera On Air (2025)

STREET DOGS

Eine weitere Band, auf die ich mich im Vorfeld riesig gefreut hatte, waren die Street Dogs. Das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte, war auf der Persistence Tour 2019 in Oberhausen. Leider ging damals kurz nach dem Street Dogs ihren Auftritt begonnen hatten, der Feueralarm los. Wir mussten alle die Halle verlassen, und wegen der Timeslots konnten sie, nachdem die Halle wieder begehbar war, nicht mehr viel spielen. Ärgerlich! Jedenfalls hat man es bei Street Dogs mit Legenden zu tun. Craig Silverman, der unter anderem bei Agnostic Front, Slapshot und Blood For Blood gespielt hat. Und natürlich Mike McColgan der Mitbegründer und erster Sänger der Dropkick Murphys war. Die Street Dogs gaben von Anfang an alles. Klassiker? Welcher Song ist schon kein Klassiker? Punk Rock And Roll, Back To The World, Tobe’s Got A Drinking Problem….
Mike war super drauf und fetzte über die Bühne wie ein Tier. Die Crowd ging voll mit. Ultra geile Show!  Mike kündigte dann noch einen “Secret Gig“ für Abends an, wo sie das erste Album der Murphys spielen wollten. Leider fand ich nicht raus, wo. Aber ja, so ist das und ich war mehr als froh, die Street Dogs mal endlich wieder in voller Länge geniessen zu dürfen.

STATE POWER

State Power standen eigentlich für heute gar nicht auf dem Timetable. Allerdings wurde Online angekündigt, dass sie im Nozem Zelt spielen würden. Nozem Oil ist ein niederländischer Orangenlikör, der gerne auf dem Jera getrunken wird. Das Zelt ist eigentlich eine kleine Bar, die zum Ausschank des Likörs dient, und nicht wesentlich größer ist als unser Zelt auf dem Campingplatz. Ich dachte, dass wohl nicht viele die Ankündigung mitbekommen hatten, aber Pustekuchen! Das Zelt war knüppel voll, Stichwort Heringe in der Tonne. Wir kamen erst gar nicht rein. Aber wir hörten die Band von außen und konnten auf eine der Öltonnen klettern und zum Fenster hineinsehen. Was für ein krasser Auftritt! Ich dachte dauernd, das Ding bricht ein. Der helle Wahnsinn, was da abging. Gut, dass State Power nochmals samstags regulär spielen sollten, das machte Lust auf die Show.

BOOZE & GLORY

Fußball interessiert mich gerade so viel wie Wasserballett. Ob Bayern München oder West Ham United ist mir wurscht. Frag mich bloß keiner, wer aktuell Welt- oder Europameister ist, denn ich kann es nicht beantworten. Der einzige gemeinsame Nenner, den Fußball und ich haben, ist Booze & Glory. Bei denen handelt gefühlt jeder dritte Song über Fußball. Three Points, London Skinhead Crew … Ja, Booze & Glory are forever blowing bubbles. Aber hier kann ich damit leben, da die Band mit ihrem melodischen Oi! live einfach nur mehr als gut sind. Das Publikum, inklusive mir, shoutet die Hymnen mit. Die Stimmung kochte regelrecht über. Das war eine super Show, so macht Fußball dann auch mir Spaß.

WHILE SHE SLEEPS

Ich bin nicht der größte Fan der britischen Metal-Core Band While She Sleeps. Ein paar Songs finde ich ganz okay und kann mir das mal anhören. Meine Freundin mag die allerdings sehr, und ich dachte mir, live kannst du auch nicht wirklich viel falsch machen. Die Engländer lieferten eine gute Show, die wir uns aus der Mitte des großen, doch recht gut gefüllten Zeltes ansahen. Viel Rauch, viel Licht, viel Feuer. Sleeps Society kannte ich dann sogar. Ja und auch wenn ich die Band jetzt nicht so feier, war die Show ganz gut und unterhaltsam.

one, two, three FIRE
While She Sleeps – Live @ Jera On Air (2025)

THE SEX PISTOLS & FRANK CARTER

Nevermind Johnny Rotten; here’s The Sex Pistols. Der Auftritt, der im Vorfeld schon für sehr viele Diskussionen gesorgt hatte. Muss das sein? Ich brauche das nicht! Die machen das doch nur wegen der Kohle! Ohne Rotten und ohne Sid sind das nicht die Sex Pistols! Hier meine Meinung dazu, wenn die Band das machen will, kann und soll sie das tun. Keiner ist gezwungen, es sich anzuschauen. Ob das aus Geldgründen ist, ist mir auch egal. Und selbst wenn, finde ich es legitim. Muss halt jeder gucken, wo er bleibt. Johnny Rotten braucht kein Mensch mehr. Klar war er wichtig für mich in meiner Jugend. Und selbst viele Songs von P.I.L. finde ich super gut. Als konservativer MAGA-Supporter mit fraglichen Ansichten hätte ich ihn mir nicht angesehen. Herr Lydon soll Margarine verkaufen oder sich ins Junglecamp verziehen. Zu Sid Vicious kann ich nur sagen, er war nicht Gründungsmitglied von den Sex Pistols, seine Hakenkreuz-T-Shirts (selbst wenn nur als Provokation gedacht) waren schon immer doof, und wahrscheinlich war der Typ ein Mörder.

Aber egal, zur Show. Im Vorfeld hatte ich ein wenig befürchtet, dass Frank Carter hier eine Frank Carter Show draus machen würde. Ich liebe den Typen zwar, aber es hätte hier nicht gepasst. Und genau das machte Frank nicht. Weder präsentierte er sich als neuer Sänger der Sex Pistols, noch stellte er sich ins Rampenlicht. Er zeigte einen enormen Respekt zu den anderen Dreien, und überließ ihnen das Rampenlicht.
Im Hintergrund liefen Bilder aus den 70er. Wie leicht es damals doch war, mit simplen Grimassen und Mittelfingerposen zu provozieren. Pogo war eher sehr harmlos und die Schlagzeilen der Sun dumm wie eh und je! Rotten und Vicious tauchten bewusst nicht in den Bildern auf.

Paul Cook sah super fit aus. Glenn Matlock auch. Steve Jones wirkte mit seinem Hawaii-Hemd eher ein wenig fehl am Platz. Aber der Mann ist 70 Jahre alt.
Die Sex Pistols spielten eine Top-Show mit Hits wie Pretty Vacant, Anarchy In The UK, God Save The Queen oder Holidays In The Sun. Zu meiner Verwunderung dann auch noch My Way, das ja von Sid gesungen wurde.
Das Zelt war eigentlich nur bis zur Hälfte gefüllt. Die Jungen dürfte das Ganze nicht interessiert haben. Letzten Endes bin ich froh, dass ich es mir angesehen habe. Ich habe die Sex Pistols gesehen! PERIOD!


Weil mein Handy den Geist aufgab, gibt es nur ein Bild. The Sex Pistols – Live @ Jera On Air

Samstag, den 28. Juni 2025.

STATE POWER

Der Samstag startete wieder früh. State Power, die Zweite. Ich war echt froh, dass die Band nochmal regulär spielte und ich mir die Show nicht durch ein Fenster hindurch anschauen musste. Das Zelt war zu so früher Stunde sehr gefüllt, und viele schienen die Band zu kennen, da viele einfach die Texte mitsingen konnten. Die Band gab Vollgas und das Publikum auch. Stagedives und Two Step, wo man hinsah. State Power sind für mich einfach die Neuentdeckung auf diesem Festival, und ich freue mich, dass sie auch auf der Riez dieses Jahr spielen. Großer Tipp meinerseits. Unbedingt anhören.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

THE MEFFS

In letzter Zeit hatte ich sehr viel über The Meffs gehört. Von daher wollte ich sie mir ansehen. Leider muss ich sagen, dass mich das so gar nicht kickte, und wir uns nach drei Songs dazu entschieden, ein Bier trinken zu gehen.

The Meffs – Live @ Jera On Air (2025)

BAD NERVES

Bei den Bad Nerves landeten wir dann durch Zufall. Der Zufall erwies sich dann aber als absoluter Glückstreffer. Obwohl ich die Band nicht kannte, zogen sie mich sofort in ihren Bann. Super sympathischer Frontmann. Die Musik energiegeladen, rotzig wie Punk, dabei eingängig wie süßer Pop. Man sollte nicht an gestern denken und nicht an morgen. Morgen könnte man bereits tot sein. Jeder solle jetzt den Moment genießen, meinte Sänger Bobby Nerves. Das taten wir. Ich muss echt sagen, ich wurde hier zum Instant Fan und muss mir unbedingt Alben dieser Band besorgen. Ich denke, man wird in Zukunft einiges von den Bad Nerves hören. Großartig!

Bad Nerves – Live @ Jera On Air (2025)

RESTRAINING ORDER

Restraining Order waren auch eine Band, auf die ich mich übelst gefreut hatte. Vor zwei Jahren, als sie hier auf dem Jera spielten, war ich mir Black Flag anzuschauen. Es wurmte mich damals, dass ich mich entscheiden musste. Ich dachte aber, dass ich Black Flag vielleicht nicht mehr sehen kann, Restraining Order eher. Ich feiere diese Band. Locked In Time und This World is Too Much finde ich beides richtig gute Alben, die bei mir oft laufen. Live? Der helle Wahnsinn. Positiv, voller Energie und gut gelaunt. Restraining Order feierten eine wilde Party zur letzten Show ihrer aktuellen Tour.
Hier hatten wir noch eine witzige Anekdote. Vor uns stand ein Pärchen über 70. Beide mit kleinen Oldschool Tattoos an den Armen. Beide feierten die Band massiv ab. Regten die Fäuste in die Luft, sangen mit, und die Frau zeigte immer wieder das Herzsymbol mit ihren Händen. Wir empfanden das als super süß irgendwie. Nach der Show drehte sich der ältere Herr zu uns um und rief mit stolz geschwellter Brust: The guitarplayer is our son! Gehts noch cooler? Don’t Really Think.

POPES OF CHILLITOWN

Eine weitere Band, die mich komplett von den Socken hauten, waren die Popes Of Chillitown. Die Mischung aus sehr energiegeladenem Ska in Kombi mit Dub und Punk Einflüssen war einfach der Knaller. Two Tone mit radioaktiver Power. Der Gitarrist hätte mit seinen Akrobatik-Einlagen auch gut in eine Mathcore Band gepasst. Hier konnte man einfach nicht anders als tanzen. Auch eine Band, die ich nicht auf dem Schirm hatte, die mich aber so überzeugen konnte, dass ich mir auch von ihnen eine Platte kaufen muss. Das Tanzen fiel in der Hitze und bei den Massen an Menschen, die samstags auf dem Gelände waren, nicht ganz leicht.

GOOD RIDDANCE

Nach einer wohlverdienten Pause auf dem Campingplatz, wo wir uns mit Dosenravioli und Äppler von Maik gestärkt hatten, waren wir rechtzeitig zurück, um uns Good Riddance anzusehen. Rechtzeitig? Na ja nicht ganz. Zwar kriegten wir die Band von Anfang an mit, dass hier aber so ein Andrang sein sollte, konnten wir vorher nicht abschätzen. So nahmen wir leider Platz im hinteren Teil des Zelts. Good Riddance waren aber gewohnter Weise verdammt gut. Sie hatten sogar richtig Bock! Hits wie Darkest Days, Last Believer, oder Dry Season flogen hier aus den Boxen. Immer wieder geil. Ich mag diese Band einfach sehr gerne.

REFUSED

Wir hatten uns dieses Jahr fast dazu entschieden, zum Mighty Sounds zu fahren. Die Ankündigung von Refused war aber unter anderem ausschlaggebend, uns fürs Jera zu entscheiden. Ich konnte nicht wissen, dass wir sie genau eine Woche vorher in Luxemburg auf der Fete de la musique für lau sehen würden. Bis dahin hatte ich Refused noch nie live gesehen, und zudem würde es auch das letzte Mal sein. Denn die Band hört auf. Ich weiß noch, wo ich war, als ich das erste Mal New Noise im Autoradio hörte und so geflasht war und darauf hoffte, dass die Moderatorin mir verraten würde, was da gerade lief. Am Tag darauf holte ich mir The Shape Of Punk To Come. Sicherlich ein sehr wichtiges Album.
Live? Nun ja, sie waren gut, wenn auch vielleicht ein wenig zu gut. Klar ist die Band super professionell, es wirkte mir aber oft ein wenig zu professionell. Ein wenig zu glattgebügelt vielleicht. Auf die politischen Aussagen Dennis Lyxzen will ich gar nicht eingehen. Ich habe keine Lust auf unnütze Diskussionen im Internet.  Aber auch diese wirkten plakativ und einstudiert, weil sie genau so waren wie in der Woche vorher.
Sollte man als Musikfan New Noise einmal live erlebt haben? Definitiv! Ich habe es in kurzer Zeit zweimal erlebt, danke dafür.
Refused are fucking dead!

STICK TO YOUR GUNS

Was war denn hier los? Scheinbar wollten alle Stick To Your Guns sehen. Das Zelt gefüllt bis unter die Decke. Somit wirklich nur noch Platz in der aller letzten Reihe. Es war aber nicht so dramatisch, da wir Stick To Your Guns erst kurz zuvor mit Gorilla Biscuits gesehen hatten. Jesse meinte, er hält heute seinen Mund, weil nicht viel Zeit ist und sie Songs spielen wollten. Er merkte nur kurz an, dass das die zweite Show für heute sei, denn sie hatten vorher schon auf dem Vainstream gespielt. Er sagte noch, er wäre sehr dankbar, wüsste nicht, womit sie das alles verdient hätten.
Die Antwort kann ich ihm geben: Stick To Your Guns haben einfach die Erfolgsformel gefunden. Eine Hardcore-Band, die nicht nur Männern gefällt, wie es oft der Fall ist, ein Sound, der sowohl Fans von Oldschool Sound als auch Fans von modernerem Sound anlockt. Alles richtig gemacht. Die Show war wieder super und Stick To Your Guns lieferten ein weiteres Mal massiv ab. Immer wieder ein Fest. Dieses Mal ist mir zumindest keiner ins Bein geflogen, was ich eine Woche später hier immer noch spürte.

Volles Haus bei Stick To Your Guns – Live @ Jera On Air (2025)

MAD CADDIES

Bei den Mad Caddies bot sich besuchermäßig das gleiche Bild wie zuvor bei Stick To Your Guns. Ein Hereinkommen ins Zelt war unmöglich. Es waren aber auch verdammt viele Besucher*innen an diesem Samstag auf dem Gelände. Zudem war die Hitze fast unerträglich. Wir entschieden uns dazu, uns ein kaltes Bier zu holen, und den Mad Caddies im Gras sitzen zuzuhören. Musikalisch war das top, und die vielen tanzenden Beine, die wir aus unserer Position heraus sahen und den Applaus, den wir hörten, zeugten davon, dass allen die Show gefallen hatte.

HIGH VIS

High Vis waren für mich bei der Ankündigung schon das absolute Highlight. Eine Band, die ich richtig abfeiere, die ich noch nie live gesehen hatte. Ich ärgere mich heute noch darüber, dass sie vor 3 oder 4 Jahren nicht in Luxemburg gesehen hatte, als sie noch recht klein waren und in den Rotondes vor einer Handvoll Leuten gespielt hatten. Was high Vis aber hier ablieferten, hätte ich mir so dann auch nicht erwartet. Jeder Song traf ins Schwarze. Und alle Songs berührten mich zutiefst. Unfassbar geil, was die live drauf haben. Hits en masse. Walking Wires, Choose To Lose, Mind’s A Lie, Altitude, Guided Tour … Für mich der beste Auftritt auf dem ganzen Festival. Ich muss High Vis definitiv noch mal bei einer Clubshow sehen. Das hat schon extrem geflasht.

High Vis – Live @ Jera On Air (2025)

TERROR

Über eine Terror-Show muss man nicht allzu viel berichten. Im Prinzip ist Terror live immer eine Macht, da man sie aber schon so oft gesehen hat, weiß man eigentlich auch, wie die Show abläuft. Always The Hard Way, Return To Strength, Hard Lesson, 35 Minuten Spielzeit, Keepers Of The Faith und aus. Allerdings muss ich sagen, dass Scott Vogel und seine Kollegen wohl morgens eine Extraportion Kellog’s gegessen hatten. Was die für eine Energie hatten, spottete allen Shows, wo ich sie vorher gesehen habe. Die hatten echt mal richtig Bock und das Publikum auch. Hammer geile Show!

TURNSTILE

Turnstile sollten dann den Abschluss machen. Ich fand die Band bei den ersten Sachen, die sie machten, richtig gut, ich kann aber gar nichts mehr mit dem neuen Material anfangen. Leider war das hier nicht anders. Ich sah mir irgendwie 3 Songs an und wir entschieden uns zu gehen. Zu groß, zu gehypt, mit Songs, die ich nicht mehr mag. Hey, ich vergönne jedem seinen Erfolg, und der scheint ihnen recht zu geben, denn viele wollten es sich ansehen. Aber leider nicht mehr mein Bier. Ich bin froh, wenn Brendan Turnstile zur Seite legt und wenn Justice Angel Dust zur Seite legt und die beiden endlich wieder zusammen als Trapped Under Ice im November in Eindhoven spielen werden. (ich werde berichten)

Wir gönnten uns mit den letzten Token, die wir hatten, noch ein Bier und jeweils ein Nozem und marschierten zum Campingplatz, wo wir noch ein wenig länger mit Maik und Manu herumsaßen und fielen anschließend in unsere Schlafsäcke.

FAZIT

Beim Schreiben dieses Berichts fiel mir dann doch auf, wie viele coole Shows wir am Ende doch gesehen hatten. Vielleicht bin ich auch einfach zu verwöhnt. Jedenfalls hab ich einige alte Bekannte mit guten Shows gesehen und einige richtig gute Neuentdeckungen gemacht. Das Jera ist jedes Jahr ein tolles Festival. Immer top organisiert, mit freundlichen Helfer*innen am Ausschank. Saubere Duschen und Toiletten, tolle Bands und cooles Publikum.

Um es mit den Worten der Veranstalter zu sagen:

WE HAD A BLAST … SEE YOU NEXT YEAR!

- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day

2 Kommentare

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein