In unserer Rubrik Mein Label! stellen wir euch Labels und allen voran die Personen dahinter näher vor.
Diese sind es schließlich, die dafür sorgen, dass wir immer wieder mit neuen Klängen versorgt werden und auch die bisher eher unbekannteren Bands eine Plattform zum Aufstreben bekommen.
Hinter diesem Ganzen steckt eine Menge Arbeit und diese tun die Labelmacher oftmals nicht nur aus Selbstzweck, sondern auch aus Liebe zur Musik und Szene.
Nachdem wir in den letzten Ausgaben bereits viel Interessantes erfahren durften, erzählt uns dieses Mal Kevin etwas über sein, laut ihm semi-unprofessionelles, Punkrock-Label Monster Zero.
„Ohne DIY kein Groezrock und kein Punkrock Holiday. Alles entsteht im Underground…da werden neue Sachen bedacht, da bleibt man allem treu, was gut und wichtig ist.“
Interview mit Kevin von Monster Zero Records
AFL: Moin Kevin, eigentlich fast jeder der dem Pop-Punk zugewandt ist, stolpert früher oder später über dein Label Monster Zero. Und doch wird es bestimmt ein paar unserer Leser geben, die von euch noch nie was gehört haben. Darum verliere doch mal ein paar Worte zu Monster Zero und seiner Entstehungsgeschichte!
Kevin: Servus! 2007 habe ich eine Party in Rotterdam veranstaltet und dafür habe ich einen Name gebraucht – The Monster Zero Mash. Ein Jahr später bin ich dann darauf gestoßen, dass das Banana Brain von The Mugwumps nur auf LP raus gekommen ist. Also habe ich ein bisschen Kohle gesammelt, Monster Zero Records gegründet und das Ding auf CD rausgebracht. Jetzt sind wir 10 Jahre und 65 Releases weiter.
AFL: Weißt du noch wann dir zum ersten Mal die Idee in den Sinn kam, ein Plattenlabel zu gründen?
Kevin: Ouch, das ist schon lange her! Anfang der 90er habe ich mich seinerzeit in Punkrock verliebt und war auch schon immer in Sachen Magazines, Tapetrading, Shows usw. unterwegs. Dieses gipfelte dann darin, dass ich 2000, zusammen mit Stefan Tijs , Stardumb Records gegründet habe. Darunter brachten wir dann u.a. Platten von Bands wie Groovie Ghoulies, Backwood Creatures, Retarded, Apers, Travoltas, Methadones oder auch den Sonic Dolls heraus. Da ich damals zu faul war, bin ich dann ausgestiegen, aber habe es dann in 2008 doch mal wieder versucht.
AFL: Gibt es eine bestimmte Message, beziehungsweise bestimmte Werte, die ihr mit Monster Zero vertreten wollt und auch nach außen hin verbreiten möchtet?
Kevin: Monster Zero wurde schon mit der Idee gegründet, die europäische Szene ein wenig zu unterstützen. Es gibt noch immer so viele sehr gute Bands bei uns, die leider anscheinend nicht interessant genug für so manche Labels und Festivals sind. Ich selbst bin auch mega begeistert von Labels wie Lookout!, Fat Wreck, RipOff und Crypt, die es geschafft haben eine ganze Szene zu vereinigen.
AFL: Welche drei Adjektive beschreiben euer Label deiner Meinung nach am besten?
Kevin: Ehrlich, treu, etwas chaotisch!
AFL: Spielen wir doch einmal Wunschfee und du könntest dir eine Band oder ein Release heraussuchen, welches du über Monster Zero veröffentlichen könntest. Welche Band bzw. welches Release wäre es und warum?
Kevin: The Queers – Don’t Back Down. Beste Poppunk Platte aller Zeiten.
AFL: Ist es bei euch eher so, dass die Bands zu euch kommen oder geht ihr frontal auf Suche? Oder sucht ihr überhaupt nicht, sondern lasst einfach nur das Schicksal entscheiden?
Kevin: 100% Schicksal. Meistens bei Konzerten oder auf Tour – da werden ‚Deals‘ gemacht. Nicht über Mails oder auf Facebook, sondern bei einem Bier oder bei einem Konzert!
„Die fetten Jahre sind vorbei – ein Label macht deine Band nicht riesig, ohne dass du etwas dafür tust!“
AFL: Gibt es bestimmte Kriterien auf die ihr bei einer Band wert legt?
Kevin: Ich mag echte Bands! Leute die auch andere Bands supporten, in der Szene aktiv sind, auf Konzerte gehen, Shows spielen und die Ramones feiern. Band und Label sollten beide dran arbeiten, etwas zu erreichen.
AFL: Ich wollte unsere Demo-Tapes früher immer mal zusammen mit einer Dose Hansa-Pils in einen Umschlag packen und an verschiedene Labels schicken, habe es aber nie getan. Gibt es Tipps von deiner Seite, die du einer Band geben würdest, wenn sie bei einem Label anfragen möchten?
Kevin: Hahaha, Bier ist immer gut! Aber ich würde dafür sorgen, dass du einen Plan hast. Was erwartest du vom Label? Was sind deine Pläne mit deiner Band?
Die fetten Jahre sind vorbei – ein Label macht deine Band nicht riesig, ohne dass du etwas dafür tust. Ich versuche Bands zu unterstützen und Platten unter die Leute zu kriegen, aber die Band selbst sollte auch Gas geben.
AFL: Ich bin, ehrlich gesagt, erst über deinen Namen darauf gekommen, dass du bei The Apers spielst.
Somit macht jetzt auch vieles echt mehr Sinn für mich. Man kann dann ja fast schon sagen, dass der Pop-Punk dein Leben bestimmt oder hast du nebenbei als Ausgleich noch einen Job als Steuerberater oder so?
Kevin: Ich spiele seit einigen Jahre auch bei Insanity Alert, eine Crossover Thrash Band (Anmerkung: der ein oder andere hat sie vielleicht auf der letzten Persistence Tour gesehen). Damit läuft es eigentlich super. Viele Konzerte und Festivals. Daneben habe ich immer wieder dumme Jobs für ein bisschen extra Cash. Und ich stecke eben viel Zeit in Monster Zero. Mit The Apers machen wir momentan nicht soviel. Ist auch schwierig da ich in Tirol wohne, und die anderen Jungs noch in Rotterdam.
AFL: Und wo wir gerade bei The Apers sind bzw. waren, möchte ich hier noch einmal kurz nachhaken…dürfen wir uns denn dann bald auf Neuigkeiten aus dem Haus der Apers freuen?
Kevin: Leider ist wirklich nichts geplant. Wir haben in 2017 drei Konzerte gespielt, das war es. Drummer Ivo spielt viele Shows mit seiner Bands The Windowsill (mit ex-Apers Marien Nicotine und Jerry Hormone) und Lone Wolf (mit Leuten von Bat Bites und Accelerators). Gitarrist Mikey hat viel Erfolg mit seinem party punk orchestra Drunken Dolly. Gitarrist Kasper (auch 20 Belows) wohnt auch in Innsbruck und hat eine Bar.
Ich bin tief in der Metalszene unterwegs. Aber wir bleiben dabei, thepunkrockdontstop!
AFL: Nun aber schnell zurück zum Label-Thema: „Ohne Independent-Labels würde Hardcore- und Punk-Musik aussterben!“
Würdest du dieser Aussage zustimmen oder sie doch eher ablehnen? Gerne mit Begründung.
Kevin: 100% richtig! Ohne DIY kein Groezrock und kein Punkrock Holiday. Alles entsteht im Underground – da werden neue Sachen bedacht, da bleibt man allem treu, was gut und wichtig ist.
AFL: Bitte vervollständige folgenden Satz: Ein gutes Label zeichnet aus, …
Kevin: …gute Platten von guten Bands rauszubringen.
„Punkrock is not a job, aber es geht dann leider doch manchmal um Geld.“
AFL: Gibt es große Risiken oder Probleme, wenn man ein Label betreibt? Mal abgesehen von der bestimmt nicht geringen Arbeit? Apropos – warum ist es für dich den Aufwand denn trotzdem wert?
Kevin: Punkrock is not a job, aber es geht dann leider doch manchmal um Geld. Das macht manche Situationen und Beziehungen schwierig, auch wenn es oft um sehr wenig geht. Aber mit guter Kommunikation und Ehrlichkeit entstehen dann die schönsten Sachen. Alle Bands auf Monster Zero sind auch meine Freunde.
AFL: Sammelst du selbst Platten? Falls ja, welches sind dir persönlich die wertvollsten bzw. gibt es welche die du immer wieder in regelmäßigen Abständen rauskramst und sie abfeierst wie am ersten Tag?
Kevin: Die ersten vier Ramones Platten sind eigentlich alles was ich brauche.
AFL: Was für Releases stehen bei euch in der nächsten Zeit noch so an? Und was sind eure allgemeinen Zukunftspläne?
Kevin: Wir haben gerade neue 7inches von Rene SG (NL) und The Hangups (S) rausgebracht. Jetzt kommen Releases von Neon Bone (D), Lucy & The Rats (UK), Sugus (ES), Lame Shot (F), The Queers (USA), Dorkatron (AT) und The Yoohoos (D). Wir planen immer wieder Parties und Releases. Ich werde auch versuchen mehr Bands mit meinem Distribution Program ‚Super Involved‘ zu unterstützen.
AFL: Jedem der mal Super Mario Bros. gespielt hat, ist der Goomba, euer Markenzeichen, ja wohlbekannt. Wie kam es dazu, dass ihr ihn als Zeichen gewählt habt? Saßt ihr einfach bei NES und Bier zusammen und dachtet “das ist es“?
Kevin: Ich liebe Super Mario – schon seit über 25 Jahren. Damals habe ich Stefan von Stardumb gefragt ob er ein Monster Zero Logo entwerfen kann. Er hat dann Goomba genommen und es war sofort richtig!
AFL: Wie du eingangs schon berichtet hast, veranstaltet ihr auch euer eigenes Label-Festival The Monster Zero Mash, welches immer im Dezember stattfindet. Warum gerade in den kalten Tagen und nicht auf einer sonnigen Alm? Habt ihr Pläne dieses noch zu vergrößern bzw. auszuweiten oder wolltet ihr es eher weiter als „Familienfest“ sehen?
Kevin: Angefangen hat es im Oktober, aber dann waren da immer wieder andere ähnliche Parties. Also haben wir es mal im Dezember versucht und das hat funktioniert. Aber wir haben in den letzten Jahren auch zwei Sommer Mashes in Bergamo (jetzt Punkrock Raduno) und Paris veranstaltet. 2014 war unsere Party in Madrid, da war es gar nicht so kalt. Dieses Jahr wird das ganze im September in Toulouse/Frankreich stattfinden.
Jeder ist natürlich herzlich eingeladen aber es soll keine Profi Punkrock Party werden. We’re a happy family, woasch eh!
AFL: Wenn ich mir so anschaue, wie viele Pop-Punk Bands es z.B. in den Niederlanden gibt, muss ich sagen, dass Deutschland dahingehend echt ein Entwicklungsland ist. Siehst du das ähnlich bzw. entwickelt sich hier in deinen Augen überhaupt was?
Kevin: Bist du wahnsinnig? Mit Neon Bone, Yoohoos, Barbecuties, Sewer Rats, Burger Weekends, Nimrods und Flatulinees seid ihr doch richtig am Start! Und mit Giganten wie Sonic Dolls, Backwood Creatures, Reekys, Jet Bumpers und Richies habt ihr auch eine mega legacy!
AFL: Gibt es Bands, die nicht unbedingt in eurem Katalog enthalten sein müssen, die du uns derzeit sehr ans Herz legen würdest? Welche Alben drehen sich denn derzeit so bei dir in der Dauerrotation?
Kevin: Momentan höre ich nur ABBA und Goatwhore. Und ich liebe Ella Fitzgerald.
AFL: Nun bin ich an der Stelle angelangt, an welcher ich mich bei dir bedanke und euch alles Gute für die Zukunft wünsche. Möchtest du auch noch was loswerden?
Kevin: Ich sag danke! Liebe Grüße aus Tirol und support your local punkscene!