Da war ich dann doch sehr überrascht und auch vorwitzig, als ich die Anfrage zum Review von The Subdivisions bekam, denn die Bandzusammensetzung ist schon sehr wirr. Am Bass ist Katharina Neuner, die man vielleicht von Lost Lyrics kennt, an der Gitarre ist Stoffel, der bei Yacöpsae und Razors spielt. Die Schießbude wird von keinem Geringeren als Christian Bass bedient, der ansonsten bei Heaven Shall Burn und Negativ Null spielt.
Den (Karl) Nagel auf den Kopf getroffen.
Damit aber nicht genug. Am Gesang ist nämlich Karl Nagel, der dem Ganzen die Krone aufsetzt.
Nagel dürfte vielen ein Begriff sein, so war er Mitinitiator der Chaostage in Hannover und Mitbegründer der Anarchistischen Pogo Partei (APPD). Des Weiteren initiierte er seinen eigenen politischen Selbstmord, machte Kabarett, schrieb fürs ZAP und sorgte auch sonst schon für den ein oder anderen Skandal.
Das letzte Mal, dass ich bewusst Musik von ihm gehört habe, dürfte bei seinem Projekt Kein Hass Da, einer Bad Brains-Coverband mit deutschen Lyrics, gewesen sein.
Ich war also mehr als gespannt. The Subdivisions könnten in zwei Richtungen gehen, entweder sehr gut oder extrem scheiße. Auch auf die musikalische Richtung war ich gespannt. Es hätte echt in die brachiale Richtung gehen können, sprich Powerviolence oder Grindcore.
Roher Punkrock, der für viel Diskussionsstoff sorgen dürfte.
Tut es aber nicht. The Subdivisions sind purer, roher Punk, mit vielleicht ein paar Rock’n’Roll-Einflüssen. Hier und da und vielleicht ein wenig grindiger in einigen Songs, wie bei Homunculus zum Beispiel.
Alles in allem geht aber viel in die 80er-Hardcore-Richtung. Manchmal könnte man sich von der Geschwindigkeit her an Dead Kennedys erinnert fühlen. Bei I’m Not White weht so ein Hauch von Iggy Pop mit.
Schnell, voller Groove, roh und direkt sind vielleicht die Adjektive, mit denen man das Album am besten beschreiben kann.
Die Texte sind derweil zynisch, gesellschaftskritisch und teils persönlich. Nagel bekennt sich selbst dazu, ein Boomer Tumor zu sein, der stinkt, den man aber nicht loswird. Capslock Tribesmen kann man als Kritik an den Socials sehen. Bei Sex Food hält sich Nagel den Spiegel vielleicht selbst vors Gesicht, denn jeder weiß, dass Essen die Erotik des Alters ist.
Die Texte bieten bestimmt eine Menge Diskussionsstoff.
Bore Me To Death kann man als Kritik an der eigenen Szene sehen, die vielleicht gar nicht mehr so viel zu sagen hat, wie man vielleicht meint. Doesn’t Feel Right, ein Song, der ein wenig doomiger daherkommt, beschreibt ganz gut, wie es sich anfühlt, wenn man sich hier auf diesem Planeten irgendwie nicht mehr zu Hause fühlt.
Alles in allem ein Top-Punkalbum, das ich so nicht erwartet hätte.
Das Album erscheint am 15. August 2025 bei Holy Goat Records. Konzerte sind zurzeit leider keine geplant.
TRACKLIST
- Boomer Tumor
- Stone Man
- I’m Not White
- Everyone Or No One
- Watching Madness
- Homunculus
- Never Call Again
- Riding Days
- Look
- Caplock Tribesmen
- Strain Of Words
- A Better Grave
- Sex Food
- The Other Side
- Grayscale Dancers Unite
- Let There Be Silence
- Old Wreckage
- Doesn’t Feel Like Home
- Bore Me To Death