Caleya - Lethe

Die fünf Jungs von Caleya legen mit ihrem inzwischen vierten Album (ab 06. September 2019, Black Omega RecordingsLethe ein Werk hin, das man so leicht nicht vergisst. Was für eine Analogie! Denn genau um den Kampf gegen das Vergessen dreht sich die Story der insgesamt sechs Songs:

Lethe ist einer der Flüsse in der Unterwelt der griechischen Mythologie. Ein jeder, der beim Eintritt in die Unterwelt von ihm trinkt, löscht seine Erinnerungen an das Leben vor dem Tod.

Soviel zur Story. Die Texte sind nachdenklich, lyrisch und so sehr eins mit der Stimme von Sänger Tobias Brand, dass sie runterrutschen wie Öl. Was überrascht und überzeugt: Man merkt streckenweise gar nicht, dass hier deutsch gesungen und geschrieen wird, so rund klingt das Ganze. Die eindringlichen Gitarren und Drums werden eins mit der zornigen Stimme. Hier steht nichts im Vordergrund. Alles ist eins.

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Caleya

Man hört den Hamburgern die jahrelange Erfahrung an: Brachial und leise, eindringlich und zerbrechlich, mal Schreien, mal Singen, mal Spoken Words, mal getragen, mal rockig, mal vertrackt. Hier ist alles dabei, was Post-Hardcore-Fan Herzen höher schlagen lässt. Lethe erinnert an die guten alten 2000er Jahre, als der brachiale Hardcore plötzlich poetischer und feinsinniger wurde. 

Gleich der erste Titel haut mich weg. Und es geht weiter so: Song 2, Golem, begeistert mich, als Liebhaberin von vertrackten Drums, auch noch mit vertrackten Gitarrenriffs.

Song 3, Trostland, liefert reines Chaos. Erst schnell, dann tragend, schließlich moshend – aber immer mit einer zarten Melodie irgendwo zwischen all dem Noise. Die Stimme klingt zerbrechlich und gleichzeitig stark.

Mein Lieblingstitel ist Heym. Vielleicht, weil er unter all den Songs am aufgeräumtesten klingt, was Caleya am besten steht. Und weil sich hier die Stimme immer wieder auf eine Art und Weise überschlägt, die ich so noch nicht gehört habe. Das inbrünstige Geschrei fällt plötzlich in wenige gutturale Spoken Words ab. Und dann wieder. Und am Ende des Songs mündet der Sprechgesang dann umgekehrt in überbordendes Geschrei. Das ist wirklich mal was neues. Und auch die Gitarren zeigen sich hier so vielzeitig wie in keinem anderen Song.

Nur selten hat mich deutschsprachiger Post-Hardcore so sehr überzeugt, wie dieser hier. Der Sound ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Nichts hat hier die Vorderhand. Ich würde gern etwas negatives sagen, kann aber nicht wirklich etwas finden. Außer, dass die mystisch-mythischen Lyrics nicht so ganz meins sind. Aber im Endeffekt passen sie zur Story.

FFO: Deafheaven, Oathbreaker, Fjort, Pianos Become Teeth, The Hirsch Effekt, Amenra und Envy.

Tracklist

  1. Lawra
  2. Golem
  3. Trostland
  4. Heym
  5. Freilicht
  6. Trophäe
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– Playlist: Happy Release Day

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