Hinweis: Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – also für all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden. Der Begriff FLINTA* wird oftmals verwendet, um deutlich zu machen, wer in bestimmten Räumen und bei bestimmten Veranstaltungen willkommen ist.
Jetzt schreiben wir auch schon Texte über Texte. In diesem Fall könnte es aber nicht nötiger sein, dass ich hier ein zwei oder viele Zeilen da lasse. Hier lest ihr alle Infos zum Buch zuzüglich meiner Gedanken zu Punk as F*ck:
Die Szene aus FLINTA*-Perspektive
Der Sammelband, der von Diana Ringelsiep und Ronja Schwikowski herausgegeben wurde, beinhaltet 50 Beiträge von FLINTA* Personen, die im Punk arbeiten, aktiv sind oder andere Erfahrungen in Bezug auf Punk gemacht haben. Dieses Buch bietet den Raum für die Perspektiven von unterschiedlichen Personen und reichen von Johanna Bauhus (Gründerin Ladies & Ladys Label) über Fini (Black Square) zu Tessa Ganserer (Mitglied des deutschen Bundestags). Dabei machen sie durch ihre verschiedenen Erfahrungen auf verschiedene Probleme in unserer Gesellschaft, aber auch in unserer eigenen Subkultur aufmerksam – es geht um Queerfeminismus, Sexismus und Wut.
Sich solidarisch zu zeigen, bedeutet meines Erachtens auch, sich gegenseitig zu versichern, dass die Ungerechtigkeiten ernst genommen werden und wir gemeinsam daran arbeiten, sie zu überwinden. Seid also mit uns wütend, denn lieb sein war gestern. „Fickt euch“ ist Punk! – Andrea (Pestpocken)
Fuck, diese FLINTA* sind wütend. Nein, WIR sind wütend. Selten habe ich mich so gesehen gefühlt, wie alleine in dem Vorwort dieses Bandes. Dass viele der Beteiligten sich unsicher waren, ob die Person die „richtige“ ist, finde ich sehr bezeichnend für die Erfahrungswelt als FLINTA*. Immer zu wenig, aber doch zu viel. Zu laut. Zu hysterisch. Leute sind beeindruckt, dass mensch dasselbe kann wie der nächste cis-Mann. No shit, wir können das auch und noch viel mehr! Punk as F*ck hält allen in unserer Subkultur den Spiegel vor. Nicht nur einem selbst als FLINTA* Person, sondern auch als cis-Mann.
In diesen Spiegel habe ich auch reingeschaut. Ich habe lange nachgedacht, was ich denn selbst noch zu dem Buch schreiben kann, denn schon immer habe ich mir Gedanken über meine Rolle in der Subkultur gemacht, aber nie hatte ich so greifbare Wörter und Verbündete wie jetzt. Meine Hardcore-Punk-Sozialisierung sah nie aus wie von den meisten Dudes, die ich in der Subkultur kenne. Keine coole Elternperson, die mir meine erste CD in die Hand drückt. Niemand der*die im JUZ nebenan mit mir eine Band gründen will, obwohl wir alle mehr schlecht als recht Instrumente spielen. Das kenne ich so nicht. Meine subkulturelle Erfahrung hat sich viel im Internet abgespielt. Eine Szene gab es erst wenn mensch Stunden mit den Zug zurück legte. Und auch da kam mir immer das Gefühl, dass ich nicht heavy genug für Hardcore bin. Hardcore und Punk hat mich in Relation sehr spät erreicht, aber das macht mich, meine Erfahrung und subkulturelles Zugehörigkeitsgefühl nicht weniger. Trotzdem überwog das Gefühl von nie Punk genug zu sein. Alle wussten mehr als ich über Punk Geschichte und politische Theorien. Alle kannten mehr Songs, mehr Bands und waren mehr antifaschistisch als ich. Ohne, dass es ausgesprochen im Raum stand, hatte ich das Gefühl nicht genug zu wissen um in dieser Szene aktiv zu sein. Die Ausnahme ist tatsächlich AWAY FROM LIFE. Endlich konnte ich mich vernetzen, austauschen und Erfahrungen sammeln! Oft ärgere ich mich noch über die tiefsitzende Misogynie, die in allen, aber auch in unserer Subkultur innewohnt. Die Grenzüberschreitungen bei Shows. Das Herabsetzen von FLINTA* in der eigenen Szene. Das nicht Glauben von Betroffenen! Inzwischen habe ich aber gelernt, dass auch ich Probleme und Themen ansprechen kann. Gemeinsam können wir Repräsentation schaffen und uns gegenseitig Raum geben.
Also, bildet Banden, vernetzt euch, macht mit. Ich bin sicher, in jeder Freundin, die neben ihrem große Reden schwingenden (Punk-)Freund steht, schlummert jede Menge ungenutztes Potential! – Schlossi
In den letzten Jahren gab es weitere Aha-Momente. Es gibt FLINTA* Personen, die Netzwerke und Kollektive gegründet haben. FLINTA* Bands, die mit ihren feministischen Texten der strukturellen Benachteiligung ordentlich aufs Maul hauen. Hört diesen Personen zu, folgt ihnen oder ladet sie in eure Städte ein! Einige durfte ich nun kennenlernen und habe immer wieder neue Erfahrungen gesammelt und mich und meine Rolle reflektiert. Daraus resultiert eine ordentliche Menge Wut, aber auch genauso viel Willen in der Szene und politisch zu arbeiten und Awareness zu streuen.
Wir sind hier, mitten unter euch und obwohl ihr uns oft überseht und nicht ernst nehmt – das ist auch unsere Szene und den Platz darin lassen wir uns nicht nehmen, denn egal, was ihr behauptet: Wir sind PUNK as FUCK! – Diana & Ronja
Fazit
Das Format des Buches ist super umfangreich, aber keine Angst. Die Beiträge sind unterschiedlich lang, aber halten sich alle in einem Format auf, welches viele Inhalte bietet, aber auch einfach keine lange Lesezeit braucht. Die Zusammenstellung des Buches ist unfassbar toll und jeder Beitrag trägt eine eigene spannende Perspektive. Dort ist es möglich sich wieder zu finden, manchmal in kleinen Teilen und manchmal fast komplett. Eine wichtige Bestandsaufnahme für die Punk-Szene! Danke für dieses tolle Buch und die tollen Texte <3
Auch bin ich sehr froh und tatsächlich ein bisschen stolz darauf eine der Herausgeberinnen von Punk as F*ck in meinem Wohnort Regensburg willkommen heißen zu dürfen!
Termine 2023
06.01. Osnabrück – Shock Café – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
07.01. Oldenburg – Alhambra – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
11.01. Offenburg – Alarm e.V. / Linkes Zentrum (Bianca & Sévérine)
03.02. Würzburg – Standard – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
04.02. Regensburg – Büro – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
11.02. Düsseldorf – LZ Hinterhof – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
04.03. Oldenburg – Werkstattfilm – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
05.03. Köln – tba – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja & Ronny)
09.03. Rostock – Peter Weiss Haus – Queerfeministisches Festival (Diana & Ulli)
10.03. Greifwald – STRAZE (Diana & Ulli)
11.03. AJZ Neubrandenburg (Diana & Ulli)
17.03. Berlin – KVU – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja & Jeri)
18.03. Göttingen – Juzi – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
24.03. München – Kafe Marat – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
25.03. Karlsruhe – Café Noir – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
07.04. (Karfreitag) Flensburg – Hafermarkt – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
08.04. (Ostern) Halberstadt – Zora – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
15.04. Jena – JG-Stadtmitte – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
16.04. Chemnitz – Subbotnik – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
17.05. Berlin – Bunte Kuh – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)
17.06. Wien – Arena – SWNF Festoval – Lesung und Sexismus-Vortrag (Ronja)