Wer sich in den letzten Jahren auch nur ansatzweise mit Hardcore beschäftigt hat, wird unweigerlich über die Band Higher Power gestolpert sein. Das liegt einerseits an ihrem starken Debüt-Album Soul Structure von 2017, vielmehr aber noch an ihrer unermüdlichen Reiselust. Neben zahlreichen Shows in Europa (u.a. als Support für Backtrack) und USA (u.a. als Support für Knocked Loose) haben die Jungs aus UK noch die Zeit gefunden, um an ihrem zweiten Longplayer 27 Miles Underwater zu arbeiten. Der langersehnte Nachfolger von Soul Structure wird am 24. Januar 2020 über Roadrunner Records erscheinen.

Higher Power (Promo, 2019)
Higher Power (Promo, 2019)

Mit ihrem groovigen Hardcore haben sich Higher Power mittlerweile einen Namen gemacht und befinden sich derzeit mit Sicherheit auf dem aufsteigenden Ast. Dementsprechend gespannt war ich also auf ihr neuestes Werk. Bei den ersten Hörproben der vorab veröffentlichten Songs Seamless und Low Season war schon so etwas wie eine kleine Stilrichtung zu vernehmen. Daher hatte ich meine Erwartungshaltung sicherheitshalber gleich einmal etwas zurückgeschraubt…

Los geht es mit dem bereits bekannten Seamless, das gleich einmal vielversprechend mit einem harten Riff und der markanten Stimme von Sänger J Town voranprescht. Zwar fand ich den Refrain zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, den Balanceakt zwischen harten Mosh Parts und cleanem, eingängigen Gesang bekommen die Jungs hier aber wirklich sehr gut hin. Starker Einstieg mit Ohrwurmgarantie. Wer es noch nicht kennt:

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Die nächste Nummer Shedding Skin beginnt dann auch wie ein „typischer“ Higher Power Song. Eifrig schunkelnd und voller Vorfreude wartet man bis der Song seine volle Härte entfaltet, nur um dann von einem recht soften Refrain enttäuscht zu werden. Zwar sind mosherfreundliche Ansätze vorhanden, kurz vor dem „Höhepunkt“ dreht man aber wieder ab und wechselt in den softeren Bereich. Unter dem Strich bleibt es ein ebenfalls guter und eingängiger Song. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass da noch mehr möglich gewesen wäre.

Für die nachfolgenden neun Songs würde ich euch folgenden Tipp geben: vergesst alles was ihr bis dato über Higher Power geglaubt gewusst zu haben. Hier müsst ihr von vorne anfangen, denn ab diesem Zeitpunkt driftet das Gehörte in eine gänzlich andere Richtung.

Während die ersten beiden Nummern getrost noch als astreine Hardcore Tracks bezeichnet werden können (zumindest Seamless), wird es fortan schon etwas komplizierter.  Songs wie Lost In Static (rockig, aber zäh), Rewire 101 (erinnert an Pop Punk) oder das ebenfalls schon bekannte Low Season (Kategorie eingängiger Rock Song) haben dann nicht mehr allzu viel mit den früheren Werken gemeinsam.

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In dieser Tonart geht es dann auch weiter. Passenger und King Of My Domain sind auch eher in die rockigere Kategorie einzuordnen, mit In The Meantime gibt es sogar noch eine Ballade obendrauf. Bei Starring In The Sun und Self Rendered Lost sind wieder härtere Ansätze zu vernehmen, letztlich aber auch nicht mehr. Nach der letzten Nummer Drag The Lane bleibt man unweigerlich etwas verdutzt zurück und weiß gar nicht so recht wo man das Album mit einer Gesamtspielzeit von 34:25 Minuten einordnen soll.

Fazit

Higher Power machen es mir hier nicht einfach. Mich persönlich hat 27 Miles Underwater auf ganzer Linie enttäuscht. Das hat sich auch nach gefühlten 100 Durchgängen nicht gebessert. Auf mich wirkt das Gehörte wie eine weichgespülte „Higher Power Light“ Version. Vergleichbar mit so manchem Schmuddelfilm im Free-TV aus vergangenen Tagen (oder zeigen die sowas noch?). Man kann zwar erahnen was an Action möglich wäre, bevor es losgeht nimmt die Kamera aber lieber artig einen Schwenk in die andere Richtung. Klingt stellenweise ja ganz nett, ist aber überwiegend recht harmlos. Es ist eben nicht das, was ich mir von den Jungs erhofft/erwartet hätte.

Dennoch muss man ihnen zugestehen: Higher Power pfeifen auf Genregrenzen und ziehen kompromisslos ihr Ding durch. Ungeniert werfen sie all ihre Einflüsse in einen Topf (Hardcore, Grunge, Pop Punk, was auch immer..) und spielen das worauf sie Bock haben. Diese Mischung und das Endprodukt wird einige vielleicht abschrecken, für andere wiederum könnte es genau das richtige sein. Durch dieses Release ergibt sich jedenfalls die Chance, sich einem größeren Zielpublikum zu öffnen.

Man darf gespannt sein, wohin die Reise für Higher Power noch gehen wird. Wie die erste Resonanz bei einem breiterem Publikum ausfallen wird, wird sich schon bald auf der anstehenden Tour mit Beartooth und The Amity Affliction zeigen.

Hört euch die Platte an, macht euch euer eigenes Bild und lasst uns eure Meinungen dazu wissen. Die würden mich nämlich wirklich interessieren!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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– Playlist: Happy Release Day

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