Wolfpack hatten Anfang April eine EP mit dem Titel A.D. veröffentlicht (Review hier), die in gewisser Weise so ein bisschen einen Neuanfang darstellt. Ein kleines Interview habe ich deshalb mit ihnen geführt. Wer lieber das englische Original liest, kann hier hereinschauen. Viel Spaß!
We’ll fight this shit all together but all at home, nothing better to do.
AFL: Hallo, als ich für das Review angefragt wurde, hatte ich keine Ahnung, dass es euch schon etwas länger gibt. Stellt euch doch mal kurz vor!
Wir sind aus Paris und haben mit der Band 2012 angefangen. Bisher haben wir zwei Alben (None Above/None Equal, 2016 und Loathe, 2018) veröffentlicht und sind jetzt hier, um über unsere neue EP A.D. zu reden, die über BDHW Recordings erschienen ist.
AFL: Warum gerade jetzt eine EP?
Wir haben das EP-Format gewählt, um einen frischen Start hinzulegen. Da sich unsere Art zu denken geändert hat, haben wir auch unser Image, unser Logo und natürlich auch unsere Musik geändert. Mit einem ganzen Album wäre diese Veränderung vielleicht etwas zu hart für unsere Fans. Wir wollten die Leute schonend auf unseren neuen Stil vorbereiten.
AFL: Wie hat sich der Sound verändert?
Er ist jetzt mechanischer, geradeaus und wild! Vorher hatten wir mehr Tracks im Midtempo oder Downtempo mit etwas sludge-mäßigen Passagen. Es ist jetzt mehr nach vorne, aber auch wechselnder. Außerdem haben wir einige Industrial-Parts, um unseren Sound so gut es geht zu entmenschlichen. Es sollte sich so anhören, wie die Welt in der wir leben.
Euer Promotext vergleicht die Musik mit Godflesh und Fear Factor. Waren das so eure Inspirationen?
Sicher, wir mögen wirklich diese beiden Bands! ! Ich spreche jetzt für mich selbst, aber ich bin ein großer Nu-Metal- und Industrial-Metal-Fan. Sogar unser Cover ist in der Farbwahl von Godflesh beeinflusst. Wir sind als Metalkids mit dem Programm von Roadrunner Records groß geworden.
Welche anderen Bands haben euch inspiriert?
Ich könnte tausende nennen! Aber wie gesagt, der US-Nu-Metal der 1990er und Anfang 2000er: Slipknot, Machine Head, Chimaira… Und dann natürlich auch diese neue Welle von Metal-Hardcore-Bands wie Code Orange, Vein, Kublai Khan, Bloodbather… Ich denke, darauf können sich alle in der Band einigen. Es ist so geil, wie diese Nu-Metal-Jungs ihre Musik mit dem Hardcore verschmolzen haben.
AFL: Versteht ihr euch als politische Band?
Wir sind keine politische Band, aber meine Texte fokussieren sich auf den Selbsthass, den Willen, jemand anderes zu sein. Aber auch, wie die Welt, in der wir leben, missverstanden wird. Das hört sich natürlich schon ein bisschen politisch an, aber für mich sind die Texte eher sozial geprägt. Ich will nicht für andere sprechen, also beschreibe ich, was ich sehe und wie ich etwas empfinde. Und vielleicht fühlt ja jemand ähnlich und ihn berühren meine Texte.
AFL: Wofür steht A.D. auf eurem Album?
Die bekannteste Bedeutung von A.D. ist „Anno domini“, also „Das Jahr des Herrn“. Aber irgendwo anders in der Bibel gibt es auch die Bedeutung „Ante Diluvian“, also „Der Fall des Menschen und die Sintflut“. So wollen wir es verstanden wissen. Wir wollen damit ausdrücken, dass es immer zwei Seiten gibt. Außerdem wollten wir einen möglichst kurzen Titel für die EP… eine Art Codename.
AFL: Und was soll das Artwork ausdrücken?
Das Artwork soll das ausdrücken, was ich gerade versucht habe zu erklären. Es zeigt zwei betende Hände (entnommen aus einem alten Gemälde), was man als Zeichen für Frieden und Erlösung interpretieren kann. Aber die schwarze und rote Gestaltung soll dem entgegenwirken. So soll die andere Seite der Menschheit gezeigt werden: der Blutdurst und die Gier um jeden Preis. Die Hände sollen quasi unsere wahre Natur verstecken.
AFL: Lurk beginnt mit einigen Breakdowns. Aber der Rest der EP ist wesentlich straighter. War das beabsichtigt? Oder ist das nur meine Meinung?
Vielleicht empfindest du das so, weil der Song mit einem schnellen Part beginnt und dann das Tempo drastisch verringert wird. Wir wollten nur die ganze Bandbreite der Band im ersten Song abdecken, also zeigen, dass es harte Parts gibt, aber auch klassisches Metalcore-Riffing und sogar einen ruhigen Part. Wir wollten zeigen, wie verrückt wir werden können und dass wir nicht nur eine „heavy band“ sind, aber die Metalfans dennoch auf uns zählen können.
AFL: Ihr habt mit vielen Hardcore-Bands gespielt und habt eure Heimat in der europäischen Szene. Wie ist es um die Pariser Szene bestellt? Kannst du uns andere Bands empfehlen?
Wir lieben unsere Stadt, wir booken hier auch einige Shows, um zeigen, dass die Szene lebt. Es ist uns wichtig, nicht nur zu empfangen, sondern auch zu geben. Wir sind definitiv niemand, der davon redet, dass die Szene mehr unterstützt werden muss, während man selbst nix macht. Wir wollen aktiv sein! Wegen der Bandempfehlungen: als erstes solltest du dir Worst Doubt anhören. Wenn du sie jetzt noch nicht kennst, ist das nur eine Frage der Zeit. Meiner Meinung nach sind sie die beste Hardcore Band Frankreich. Falls ein paar Doom-Fans diese Zeilen lesen, sollen sie sich Hangman’s Chair anhören, eine der besten Bands der Welt. Perturbator ist auch ein Tipp, wenn man auf Synthwave steht. Unser ehemaliger Schlagzeuger ist jetzt Teil von ihnen.
AFL: Covid-19 traf die Underground-Szene (so wie die Welt an sich) sehr hart. Eure Tour wurde gecancelt. Wie kommt ihr damit klar? Was haltet ihr von der Pandemie? Wie ist Paris jetzt gerade?
Ja, es ist ziemlich hart für uns, wir warten auf bessere Zeiten. Ich hoffe, dass bei unserer nächsten Tour dieser Scheiß vorbei ist. Wir denken auch an all die anderen Bands und Promoter, die unter der Situation leiden. Ansonsten arbeiten wir weiter an der Promotion unserer EP und geben Interviews wie dieses hier… Wir arbeiten auch an neuem Promomaterial, aber ich kann dir jetzt noch nichts verraten. Wir haben viel Geld, Zeit und Energie in unsere Musik reingesteckt, aber so gehts wohl allen Bands. Also beschweren wir uns nicht und arbeiten weiter. Ansonsten ist Paris schon etwas schräg im Moment. Hier hat keiner einen Garten, es gibt so viel Druck und Angst, aber das ist auch das Paris nach einem Jahr voller Aufstände. Paris ist nicht so eine ruhige Stadt, wie ihr es aus den Filmen kennt. We’ll fight this shit all together but all at home, nothing better to do.
AFL: Was sind eure nächsten Pläne? Soll es ein Album geben?
Wir arbeiten an neuen Tracks, aber ich kann dir noch nicht sagen, welches Format wir gerade aufnehmen. Ich denke, wir versuchen erstmal unsere neuen Tracks unters Volk zu bringen und schauen, wie sich die Dinge danach entwickeln.
AFL: Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr folgendes hört?
- Violcent dancing: Can be hard but keep it fun
- Nazipunks: FUCK OFF
- Trump: Same as nazipunks
- Angela Merkel: Nothing
- AWAY FROM LIFE: The scene
AFL: So, das waren die letzten Fragen. Danke für eure Zeit. Die letzten Worte gehören euch.
Thanks for this interview, stay safe, stay at home, listen to music, it’s the moment to support your favorite bands and also to discover some other !