More Everything – Das Band-ABC: 200 North

More Everything - Das Band-ABC: 200 North

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200 North war eine Hardcore-Band aus Maryland (USA). Ihre aktive Zeit lag zwischen 1998-2003 und somit genau während einer der Phasen, in der Hardcore/Punk bei drohender stilistischer Sättigung seine Wandelbarkeit bewies. Prägende 90’s Metallic Hardcore-Bands wie Earth Crisis in Form von „Slither“ (2000) und Strife in Form von „Angermeans“ (2001) experimentierten eher gewöhnungsbedürftig mit ihrer Musik, Refused sprengten mit „A Shape Of Punk To Come“ (1998) den Horizont frei, und einflussreiche Emo/Post-Hardcore Bands wie Thursday (1997) und Thrice (1998) starteten ihre erfolgreichen Laufbahnen. Es war aber auch der Anfang eines Jahrzehnts, das etliche Bands hervorbrachte, für welche oftmals die vielleicht etwas lieblose aber wohl treffende Bezeichnung Melodic bzw. Modern Oldschool Hardcore verwendet wurde. Bands wie American Nightmare, Modern Life Is War, Verse und unzählige weitere hinterliessen hier bleibenden Eindruck.

Nach einem Split-Release mit Esteem (1997) veröffentlichten 200 North 2002 ihr einziges Album „Watching The World Die“. Dass die Band damit nicht sehr bekannt wurde, hat bestimmt seine nachvollziehbaren Gründe. Dennoch lohnt sich ein Hörversuch. Die 10 Lieder haben einen ziemlich grossen Wiedererkennungswert, da sie sowohl musikalisch als auch stimmlich Elemente aus all den oben angesprochenen Richtungen integrieren: Modern Oldschool Hardcore, 90’s Metallic Hardcore und Emo. Die ausdrucksstarke Stimme, der auch während der melidiösen Parts doch eher akzentuierte Bass und die Gitarrenmelodien schaffen trotzdem ein stimmiges Gesamtbild. Wirkliche Experimente beschränken sich auf den kurzen Einsatz einer Akkustik-Gitarre und einigen Spoken Words.

Als musikalische Paten könnte man wohl Just Went Black aus Deutschland nennen. Auch At Half-Mast und Defiant Hearts fallen einem ein. Allerdings fällt der Vergleich schwer, da bei 200 North ein Straight Forward-Song im Stile von American Nightmare inklusive vergleichbarer stimmlicher Variabilität auf ein Metall-Riffing, versehen mit Breakdowns und entsprechendem Geschreie oder gar Sprechgesang folgen kann, wobei letzteres bisweilen an Strongarm erinnert. Grundsätzlich ist der Sound aber wohl näher beim Modern Oldschool Hardcore, als beim 90er HC. Grund dafür ist der doch recht melidiöse Grundton, auch betreffend der Stimme, die vergleichbare Produktion und die regelmässige Umwandlung von Energie in Geschwindigkeit. Die 90er Referenzen zeigen sich wie gesagt teils im Riffing, teils in der Stimme. Aber auch die Drums verweisen oft darauf. Der Emo-Hinweis bezieht sich auf die vereinzelten Gesangseinlagen.

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Das Problem ab einer gewissen Variation ist natürlich, dass einem nicht jedes Lied und jeder Teil eines Liedes gleich gefällt. Einige wenige Bands haben es geschafft, Abwechslung in konstante Bedürfnisbefriedigung resultieren zu lassen. 200 North wird wohl für einige dazugehören, für mich jedoch nicht vollumfänglich. Die Stimme ist mir wiederholt etwas zu pathetisch und klingt doch recht jung. Bei der Abmischung hätte ich persönlich auch andere Prioritäten gesetzt. Nichtsdestotrotz finde ich den Gesamteindruck sympathisch, weil alles noch etwas unverbraucht und trotz der bekannten Referenzen nicht übermässig vorhersehbar ist. Der Einsatz der üblichen Mittel zum Taktumbruch wirkt nicht wie Kalkül und wird auch nicht von der Produktion speziell in Szene gesetzt. Die vereinzelten Clean-Vocals klingen nicht wie von einem American Idol-Sieger und die Spoken Words lassen auch nicht zwingend auf einen verborgenen Dichterwunsch schliessen. Im Gegenteil werden die Energie in der Stimme, die Vermischung der Stile und die vielen Umschläge beim Drumming eher von einer gewissen Leichtigkeit und Spielfreude begleitet.

200 North hätten wohl auch heute nicht mehr Erfolg. Wahrscheinlich eher weniger. da mittlerweile zu viele Bands Vergleichbares produziert haben und der Sound vorhersehbar geworden ist. Dennoch kann die Band auch heute noch funktionieren, da jedes Lied Wiedererkennungs-Potential hat und meiner Meinung nach im Vergleich zu At Half-Mast, Just Went Black und Strongarm im Ganzen auf einen extrovertierteren Tanzstil aus ist. Die Lieder reihen sich trotz der Unterschiede sehr unterhaltsam aneinander, und letztendlich merkt man eben doch an kleinen sympathischen Merkmalen, dass das Album zu einer Zeit herausgekommen ist, als Miles Away, Blue Monday, Verse, Defiant Hearts und Modern Life Is War noch keines jener ihrer Alben veröffentlicht hatten, welche sich so vehement in unser Hörbewusstsein pflanzten. Von Verkörperungen neuerer, konsumentenfreundlicherer Entwicklungen, wie z.B. bei Counterparts, ganz zu schweigen.

Watching The World Die (2002):

Trackliste:

1. Barely Breathing
2. The Next Big Thing
3. Watching The World Die
4. Feltonic Prophecy
5. Sticks And Stones
6. Dead London
7. Prelude To A Dream
8. Better Days
9. This Time It’s War
10.Attica

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