Das erste Mal bin ich auf Regional Justice Center aufmerksam geworden, als ich über ein Live-Video von hate5six gestolpert bin. Der Auftritt hat mich geflasht, aber doch auch etwas verstört zurückgelassen. Dasselbe Gefühl hatte ich ebenso, als ich mir im Anschluss die Single KKK Tattoo reingezogen hab. Kaum Songstruktur, wildes Geknüppel in Abwechslung mit knochenbrecherischen Mosh-Parts. So etwas hatte ich davor noch nie gehört, ich war aber angefixt.
Umso mehr hat es mich gefreut, als ich mitbekommen habe, dass die Powerviolence/Hardcore-Band aus den USA am 05. März ihr erstes Full Length Album Crime And Punishment über das New Yorker Label Closed Casket Activities veröffentlichen. Produziert wurde das Album von Taylor Young (Nails, Twitching Tongues, etc). Die Voraussetzungen für den großen Wurf sehen also schon vorab nicht schlecht aus.
Und hell yeah, das Album übertrifft all meine Erwartungen! Zehn Songs werden den Hörer*innen in 13 Minuten um die Ohren geprügelt, so dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Am Sound wurde, im Vergleich zu den vorherigen Releases, nochmal ordentlich geschraubt: Trocken, klar, starke Bässe, mega Drums – so macht das Ganze Spaß! Ian Shelton, Schlagzeuger und Sänger (!) der Band, rotzt einem die Worte nur so um die Ohren. Stellenweise klingt das Ganze so, als würde er seinem Publikum den Kopf abbeißen wollen – so eine Stimme habe ich selten gehört, total wahnsinnig dazu parallel auch noch Schlagzeug zu spielen. Die Gitarrenriffs sind saumäßig stark, der Basssound taugt mir auch total und generell sind die Songs einfach brutal: Die Mischung aus Powerviolence und Hardcore beherrschen Regional Justice Center eben wie kaum eine andere Band. Die Musik lebt von den Extremen, gerade die immer wiederkehrenden Wechsel zwischen unfassbar schnellen Passagen und kompromisslosen Breakdowns weiß zu faszinieren.
Inhaltlich handelt das Album hauptsächlich von Sheltons Wurzeln und persönlichen Erfahrungen. So hat er das Album thematisch in Ursache und Konsequenz aufgeteilt. Persönliche Themen wie Missbrauch, Obdachlosigkeit, Sucht und die Auswirkungen der Inhaftierung seines Bruders werden ebenso beleuchtet, wie auch Selbstbewusstsein, Überschätzung und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, bei welchem trotz der sehr harten Musik, Empathie und Reflexivität in den Texten erkennbar werden.
Fazit
Mit Crime And Punishment haben Regional Justice Center das brutalste an Musik veröffentlicht, was mir bislang zu Ohren gekommen ist…und es begeistert! Sowohl die musikalische wie auch die textliche Darbietung sind ohne Zweifel sehr stark und ich hoffe sehr, dass diese Band die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Einen Song herauspicken ergibt keinen Sinn, das Album ist ein Gesamtkunstwerk. Kaufen!