Die Electropunk-Band Senor Karoshi setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die aus Göttingen, Trier und Köln stammen. Seit 2013 sind sie aktiv, um dem Punkrock in neuem Gewand auch neuen Schwung zu geben. Eine Umbesetzung an den Drums im Jahr 2014 fand auch noch statt. Damals noch als reine Deutschpunk-Band unterwegs hat sich das Ganze aus der Not heraus geändert. Ich will auf die Gründe hier nicht näher eingehen. Zur 2020er EP Krise hat sich der Stil dann eben durch Synthies und Samplepads in den heute gespielten E-Punk gewandelt. Und auch auf Egosystem haben Senor Karoshi viel Neues zu bieten. Also widmen wir uns doch mal ein paar Songs.
Natürlich schau ich gleich mal auf den Opener Eisbrecher, denn oftmals ist das ja die Initialzündung einer Platte und ebnet den Weg in das Folgende. Das Intro des Tracks ist komplett in Synthie und Samples gepackt und kommt sehr destruktiv daher, aber dann bricht es aus dem Trio heraus – eben wie ein Eisbrecher. Aber keine Angst. So komplett destruktiv und elektrisch ist nicht alles hier. Sei es zum Beispiel 180g Vinyl. Irgendwo zwischen Kraftklub und Schmutzki. Schön rotzig und mit mehr Sprechgesang als Gesang schiebt dieser Song wirklich sehr gut voran. Also definitiv kein Müll, der auf 180 Gramm Vinyl daher kommt.

Immer wieder sind aber schon sehr viele Elektro-Elemente in den Songs, welche einfach passen: Selbst für einen Elektro-Hasser wie mich. Die Mischung machts und ich feiere wirklich jeden einzelnen Song. Klar, ich tanze auch nicht aber die Tanzbarkeit will ich ebenfall noch ganz ganz hochjubeln. Offbeats und so laden ja eh jeden Körper zum „moven“ ein und zwar mit beiden Armen in der Luft und einem Knie am Kehlkopf. Nimmt man dann zum Beispiel die kritische Ode an den Pogo Eau d´homme, dann haben wir hier sogar ein kleines Feeling von NDW. Textlich wird hier die „Schattenboxer-Kultur“ im Moshpit aufs Korn genommen und der moderne Pogo, der ja eher einer Schlägerei gleichen mag kritisiert.
Im Allgemeinen nehmen Senor Karoshi vieles auf doch ironische und humorvolle Art in ihre Texte auf und garnieren es mit sehr abwechlungsreicher Musik. Teilweise schnell, teilweise nicht so schnell, immer mit coolen Melodien garniert. Mein Lieblingssong auf der Platte ist Es gibt kein richtiges Leben in Pfalzel. Geht klasse nach vorne, textlich sehr witzig und es kommt ein Dönerladen drin vor.
Alles in allem muss ich wirklich ein Lob aussprechen. So viele verschiedene Sounds und trotzdem homogen. Niemals langweilig und wirklich sehr innovativ. Zwischen Gesang und Sprechgesang wird ebenso gewechselt, wie zwischen härterer Punk-Gangart und nicht ganz so aggressiven Tönen.