Teenage Bottlerocket 2021 - Photo by Jonathan Weiner

Pop-Punk, Ramonescore, … – viele Genrebegriffe passen wohl auf den Sound, den uns Teenage Bottlerocket seit mittlerweile über 20 Jahren kredenzen.
Welchen Begriff man hier wählt, ist allerdings schlichtweg irrelevant, denn letztendlich ist doch eines wichtig, dass einem der Sound gefällt und das tut er wohl nicht gerade wenigen. Schließlich haben sich die Jungs aus Wyoming, mit ihren bisher veröffentlichten neun Alben, eine feste Fanbasis aufgebaut und sich von dem Independent-Label One Legged Pup über Red Scare Industries und Rise Records zu Fat Wreck Chords hochgespielt.

Bei letzterem erschien nun auch ihr aktuelles Album Sick Sesh!, zu welchem wir dem Bassisten Miguel Chen einmal ein paar Fragen stellen konnten.

Ich denke viele Bands sind damit beschäftigt, Songs zu spielen, von denen sie glauben, dass sie anderen gefallen werden. Wir aber versuchen in erster Linie Platten zu machen, auf die wir stolz sind und die uns durchweg gefallen.

AFL: Euer neues Album hört auf den Namen Sick Sesh!. Was bedeutet Sick Sesh! denn überhaupt?

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Miguel: Es bedeutet sowas wie eine gute Zeit zu haben oder einfach cool abzuhängen. Das sagen wir immer, wenn eine Show besonders viel Spaß macht oder wir abhängen, nachdem wir uns eine Weile nicht gesehen haben.
Jeder auf der Erde hatte in den letzten Jahren eine schlechte Zeit, so dass wir nun denken, dass eine Pause davon dringend erforderlich ist und darauf zielt der Name des Titels ab.

AFL: Ich habe gelesen, dass euch das Vorgängeralbum Stay Rad! im Nachhinein zu radiotauglich war und ihr dieses bei Sick Sesh! unbedingt vermeiden wolltet. Wie habt ihr dem denn entgegengesteuert?

Miguel: Ich denke, wir haben aktiv daran gearbeitet, diese Platte etwas rauer zu machen. Wir benutzten alte Verstärker und hörten unsere alten Platten, um herauszufinden, was uns gefiel und was nicht. Das Ziel war es, mehr von unserer Live-Power auf ein Studioalbum zu bekommen.

AFL: Neben eurem neuen Album kommen wir an einem Thema natürlich nicht vorbei, der Pandemie. Wie seid ihr bisher durch diese durchgekommen? Habt ihr es auch so empfunden, als ob man euch über Nacht gekündigt hätte und wie habt ihr euch über Wasser gehalten?

Miguel: Ja, das war ein Kampf. Ich bemühte mich soviel ich konnte, um über die Runden zu kommen, aber es war nicht einfach. Irgendwann habe ich dann einfach beschlossen, mir weniger Sorgen zu machen und mich mehr darauf zu konzentrieren, die Zeit mit meinen Kindern zu genießen.

AFL: Während der Entstehungsphase von Sick Sesh! galten ja noch die strengeren Corona Regeln. So war es bestimmt nicht einfach gemeinsam Songs zu entwickeln, wie lief das denn so ab?

Miguel: Tatsächlich hatte sich da für uns gar nicht soviel geändert. Wir leben ja sowieso alle in verschiedenen Städten. Somit sind wir es gewohnt, Songs getrennt voneinander zu schreiben. Einer von uns schreibt etwas, nimmt es daheim auf und sendet es dann per Mail an die anderen. So arbeiten wir bereits seit Jahren.

AFL: Der Titel Statistic wurde von Ray Carlisle und seinem Sohn Milo geschrieben. Wie fühlt sich das an, einen Sohn eines Bandmitglieds sozusagen mit an Bord zu haben und war das ab einem bestimmten Punkt auch absehbar, dass er in die Fußstapfen des Vaters treten würde?

Miguel: Wir nehmen Milo schon seit seiner Kindheit mit auf Tour und jetzt geht er bereits auf die High School, das ist echt verrückt. Ich bin froh, dass sich alle unsere Kinder zur Musik hingezogen fühlen, aber als Eltern möchten wir einfach, dass unsere Kinder glücklich sind. Da ist es egal, was meine Kinder tun, solange sie glücklich sind und ihr Bestes geben.

AFL: Aber fühlt es sich nicht auch manchmal etwas seltsam an, denn in der Szene spielen ja auch Drogen und Alkohol eine gewisse Rolle.

Miguel: Drogen und Alkohol gehören eben zum Leben mit dazu, zum Guten oder zum Schlechten. Ich denke, dass zumindest im Punkrock Raum für ein ehrliches Gespräch ist und auch sein muss. Drogen- und Alkoholmissbrauch können wirklich hässlich sein, aber hoffentlich schaffen wir eine Umgebung, in der unsere Kinder letztendlich ehrlich mit uns reden können und so ihre eigenen und hoffentlich auch guten Entscheidungen treffen können.

AFL: Habt ihr euch mit dem Release auch bisschen Zeit gelassen, um die Chancen zu erhöhen, eine passende Release-Tour starten zu können?

Miguel: Wir haben das Veröffentlichungsdatum tatsächlich immer wieder verschoben, damit wir mit diesem auch touren können. Das gab Andrew und Jason wiederum viel zusätzliche Zeit, um das Album zu mixen/remixen und zu mastern und ich denke das hört man auch. Die zusätzliche Zeit war somit auf seltsame Weise auch ein Segen.

AFL: In den Staaten ward ihr ja bereits schon wieder auf Tour. Wie fühlte sich das an, endlich mal wieder auf einer Bühne stehen zu können? Und hat das Publikum genauso gefeiert wie vor der Pandemie oder war eine Veränderung spürbar, so dass das Publikum z.B. noch etwas verhalten war?

Miguel: Diese erste Tour hatte viel Aufmerksamkeit in den Medien, da sie so zeitnah nach der „Freigabe“ stattfand, wodurch wir wiederum auch ziemlich nervös waren. Als wir dann aber wieder auf der Bühne standen, stellten wir fest, dass alle einfach nur glücklich waren, wieder bei einer Show zu sein und so feierten wir das auch entsprechend. Die Leute waren dabei echt aufgepumpt und es war eine unglaubliche Party.

Teenage Bottlerocket - Sick Sesh! (2021)
Teenage Bottlerocket – Sick Sesh! (2021)

AFL: Eure Alben unterscheiden sich optisch immer nur im Titel und in der Farbwahl. Wie wählt ihr denn die Farbe für ein neues Album aus und was ist überhaupt der Grund für dieses Cover-Design?

Miguel: Brandon hatte diese Idee: gleiches Cover für jedes Album. Jetzt ist ist das schon 20 Jahre her, also glaube ich nicht, dass wir es jemals ändern könnten. Farblich wollte ich, dass dieses Album grün ist, dann erinnerte ich mich allerdings, dass wir bereits ein grünes gemacht haben.

AFL: Auch wenn Sick Sesh! etwas rougher geworden ist, so klingt es doch ganz typisch nach TBR. Warum und vor allem wie habt ihr es geschafft, dass TBR immer durchweg nach TBR geklungen haben und immer noch klingen?

Miguel: Die erste Priorität ist immer Songs zu schreiben, die wir uns auch privat anhören wollen. Ich denke viele Bands sind damit beschäftigt, Songs zu spielen, von denen sie glauben, dass sie anderen gefallen werden. Wir aber versuchen in erster Linie Platten zu machen, auf die wir stolz sind und die uns durchweg gefallen.

AFL: Auch wenn es gerade noch schwer vorhersehbar ist, wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus und plant ihr auch bereits mal wieder nach Europa zu kommen?

Miguel: Wir reden weiter mit unserem europäischen Agenten und machen Pläne, aber dann ändern sie sich ständig. Es ist wirklich schwer vorauszusehen, wann wir wieder international touren können, es ist so eine Schande – aber ich weiß, dass wir eines Tages wiederkommen werden.

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