One Step Closer - Chemiefabrik Dresden (c) core.oh.graphy / Christin Domin

Nachdem Turnstile und One Step Closer sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp zu den Straight Edge Hardcore Institutionen schlechthin entwickelt hatten, war klar, wenn die nach Europa kommen, muss ich sie sehen.

Als sie ihre Tour mit GAG und Glitterer verkündeten, war die Begeisterung entsprechend groß. Vor allem, weil die Booking Agentur Kingstar neben den üblichen Bekannten wie dem SO36 Berlin, dem Backstage München und dem Schlachthof Wiesbaden auch eine Show der überwiegend ausverkauften Tour in die Chemiefabrik Dresden gelegt hatten. Zum Glück für mich und alle aus der Umgebung. Mit Freude nahmen wir die dennoch 2 Stunden Hin- und 2 Stunden Rückfahrt in der Mitte der Arbeitswoche auf uns und wir wurden belohnt.

Mit einem Abend, der für mich unvergessen bleiben wird, weil er seit langem wieder diese spezielle Atmosphäre spüren liess, die Hardcore für mich so besonders macht: recht kleiner Club, fast ebenerdige Bühne (perfekt zum Stage Jumpen), ein selbstgespraytes Banner von One Step Closer, euphorische Stimmung und strahlende Gesichter auf und vor der Bühne und ein rücksichtsvoller, beinahe schon liebevoller Umgang miteinander. Diese „stay positive DIY we are one“-Attitude hat mich damals mit der Hardcore Musik „in Liebe fallen“ lassen und ich bin froh, dass diese Liebe nicht nur in meinem Herzen noch immer existiert.

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Ich habe mich, um meine Kamera zu schützen, während der Show immer wieder zu anderen Plätzen bewegt und so quasi das ganze Publikum oder zumindest einen guten Querschnitt kennengelernt. Einer tippte auf meinen „Aufnehmen-Button“, weil ich zu verpeilt / sprachlos war, um es selbst zu schnallen. Ein anderer rief seinem Vordermann immer wieder zu, was für ein cooler Typ er doch sei und bekam es mindestens genauso oft zurück. Wiederum andere machten mir extra Platz, um Fotos schießen zu können oder stellten sich sogar schützend vor mich. Neben all dieser Nächstenliebe verband uns an diesem Abend das dringende Bedürfnis, dauerhaft die Arme und die Stimme zu erheben, um zum Ausdruck zu bringen, wie glücklich uns Musik und Abende wie dieser machen.

Den Start machte Glitterer. Ned Russin, der ruhelose Title Fight Sänger und Bassist, zeigte, dass er auch allein auf der Bühne rocken kann. Mit seiner One Man Hardcore Shoegaze Elektro Indie Performance liess er einige Augen und Münder vor Erstaunen offen stehen. Unglaublich, diese Präsenz auf der Bühne, die einem das Gefühl gibt, als wäre Russin allein eine ganze Band für sich und würde mit sich selbst musizieren.

Schon kurze Zeit später – auch unnötig lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Acts gab es zu meiner Freude nicht – legten One Step Closer los. Ich war vor allem wegen ihnen gekommen, denn seit ihrer Platte From Me To You, die sie 2019 veröffentlichten, bin ich stark verliebt in diese Band und ihren frisch aufgelegten Oldschool Sxe Sound. Und sie enttäuschten mich nicht: Ehrlich und sichtlich spielfreudig legten die fünf aus Pennsylvania eine beeindruckende Show hin – ohne ausgelutschte HC Posings, ganz natürlich und leidenschaftlich.

GAG waren die nächsten in der Runde. Ich gestehe, dass diese Band bislang an mir vorbei gegangen ist. Das mag auch daran liegen, dass die Männer aus Olympia, Washington sich online rar machen. Weniger zurückhaltend war ihre Show. Selten habe ich eine optisch so vielseitige Band gesehen. Vom Metalltore über Oi, Rock, Punk war optisch alles vertreten, was sich auch in den Songs der Band nieder schlägt. Kraftvoll, wütend, eigensinnig, impulsiv und schnell. So könnte man ihre Musik und ihre Show beschreiben.

Turnstile machten den Kohl schließlich fett, wie man so schön sagt. Eine mitreißend fröhliche (ja, das darf es im Hardcore geben) Hardcore Tanzshow lieferten die fünf aus Baltimore ab. Der Schweiß lief gefühlt die Wände herunter. Und man wurde förmlich mitgerissen von der Ekstase der Crowd. Ich bin ob der immensen Stage- und Crowsurfing Frequenz überrascht, dass ich nur einmal einen Fuß abbekommen habe und meine Kamera heil blieb. Ich musste zwar mit etwas Abstand Bilder machen, aber ich denke so bekommt man einen noch besseren Eindruck von der „crowded house show full of love“, wie ich diesen Abend abschließend beschreiben würde.

Wenn ihr die Chance habt, diese Show zu besuchen, nutzt sie! Unbedingt!

Turnstile – Europa-Tour 2020 w. GAG, One Step Closer & Glitterer

09. Mrz – Academy 2, Manchester
10. Mrz – The Trinity Centre, Bristol
11. Mrz – The Garage, Glasgow
12. Mrz – The Mill, Birmingham
13. Mrz – University of London Union, London
14. Mrz – Dynamo, Eindhoven
15. Mrz – MOD, Hasselt

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– Playlist: Happy Release Day

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