Bisher hatten wir noch von keiner Band jemanden doppelt. Doch ist die Terrorgruppe wie eine andere Band? Gibt es eigentlich 2016 noch Bands die im Punk ihre Gitarren so wenig verzerren?

Mit neuem Album gibt’s die besten 10 (in Worten: ZEHN) Platten von der Terrorgruppe. Mc Motherfucker und Johnny Bottrop stellen jeweils ihre Lieblingsalben vor. DOPPELFEATURE! Das ist bei der Band aktuell auch angebracht denn die Zahl Zwei spielt momentan eine große Rolle bei der Band: Zweiter Anlauf durch die Reunion, zweiter Frühling (und vielleicht doch mal einen Sommer der Liebe?!) und Zip Schlitzer ist auch das zweite mal der Band beigetreten. Aber was erzähle ich? Hier die besten Platten von Berlins Bonny & Clyde aka Johnny und Archie!

MC MOTHERFUCKER‘s Top ten

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  1. The Sweet – Best Of 1971-1974

Diese meiner Meinung nach Beste aller Glam-Rock Bands mit den Hits des Autorenteams Mike Chapman und Nicky Chinn begleitet mich heute noch. Sie brachten mich schon als Kind zu härterem Rock und eichten meine Synapsen für den späteren Punk-Rock. Ich war 1973, 8 Jahre alt und mopste jede Woche die Bravo am Kiosk um Neues über diese Band zu erfahren. Das Taschengeld reichte nicht.  Das Songwriting, Andy Scotts Falsett-Harmonien und sein Gitarrenspiel beeinflussen mich noch heute bei meiner Arbeit.

  1. Thin Lizzy – Bad Reputation

Bis heute bekomm ich eine Gänsehaut wenn ich Phil Lynott singen höre und die zweistimmigen Gitarren-Leads haben sogar die Terrorgruppe schon des öfteren inspiriert. Meiner Ansicht nach das konkreteste Werk dieser Band. Und eine Platte die mich über 40 Jahre begleitet hat. Durch diese Platte bin ich zum Rock-Liebhaber und Nerd geworden.

  1. Sex Pistols – Never mind the Bollocks

Das ist die Quintessenz der Punkrock-Hochphase und das Album, das alle für mich wichtigen Ingredienzien des Punk vereint. Ein minimalistisches aber fettes Brett an Sound, ein aggressiver aber nie prollig wirkender und sehr eigenständiger charaktervoller Gesang. Provozierende, intelligente, nihilistische Texte mit etwas Sozial- und Gesellschaftskritik und einer Prise Dadaismus. Und wirklich jeder Song ein Riesen Hit. Klar, The Stranglers, The Clash, Ramones, The Adverts u.v.m hatten alle ihre Hits, aber an dieses Monster von Punk-Album kamen alle nicht mit einer ihrer Platten ran. Dazu verkörperte die Band in den Medien den Punk wie keine Andere. Ich liebe dieses Album bis heute und es hat einen grossen Einfluss auf meinen Projekten.

  1. Motörhead – The Ace of Spades

Während meine Klassenkameraden Kiss, Queen und AC/DC feierten, die ich zwar alle ganz cool fand, aber nie cool genug, um mir unbedingt auch eine Platte dieser Bands besorgen zu wollen, haute mich dieses Album vollends von den Socken. Das war so ein rauher, dichter und brutal-erdiger Sound. Und wie die Typen da in ihren mexikanischen Gangsterklamotten auf dem Cover in der Wüste standen. (Das war wahrscheinlich nur eine Sanddüne irgendwo an der englischen Küste) Jeder, dem ich diese Platte vorspielte, verzog die Fresse. Meine Punkfreunde waren der Meinung, das wär doofer Rockscheiss und meine Rockfreunde fanden das wär Punk. Ich fand’s übergeil und wieder ein Album mit ausschliesslich Hits. Leider hab ich die Band seit Orgasmatron aus den Augen verloren.

  1. The Police – Reggatta de Blanc

Ich weiss nicht wie oft ich zu diesem Album gevögelt habe. 2-3 Dutzend Mal bestimmt. Das war die Vögel-Platte schlechthin. Du musstest nur die Platte auflegen und das Mädchen in deinem Zimmer wurde rattig. Das Album ist musikalisch wirklich bahnbrechend. Als ich dann noch einen glorreichen Auftritt der Band in einer Rockpalast-Nacht sah, war ich von diesen 3 Genies völlig beeindruckt, bis heute.

  1. Discharge – Here nothing see nothing say

Diese Platte war mein persönliches Hardcore-Punk-Fundament. Die Scheibe lief 1982-83 bei mir in Dauerrotation und war  die größte Inspiration und Motivation für meine damalige eigene Proto-Hardcore-Punk-Band „Inferno“. Wir wollten einfach nur schneller und härter als Discharge sein.

  1. Misfits – Walk Among Us

Wieder so ein Hit-Monster. Das war unsere Tourbus-Platte bei Inferno. Die lief über 3 Jahre auf jeder Konzertreise unserer kleinen Hardcore-Band im Bandbus und wir gröhlten alle die Hits mit, bis wir komplett heiser waren. Ein Geniestreich.” ….20 eyes in my head….20 eyes in my head…“

  1. The Replacements – Pleased to meet me

Als ich 1986 von Augsburg nach Berlin zog, hatte ich zu Anfang eine sehr schlimme Wohnung in Kreuzberg ohne Wasser und Strom. Nur der Kohleofen ging. Ich hatte aber ein Radio, dass mit Batterien lief und just in dieser Zeit kam dieses Album mit den Überhits Alex Chilton, Skyway, Red Red Wine, Can’t Hardly Wait… raus und wurde auf Radio100  rauf und runter gespielt. Ich verliebte mich sofort in Paul Westerberg’s Stimme, in die irgendwie destruktiven aber doch meist positiven Texte und in diese ganz speziell molligen Gesangsmelodien. Dieser dreckige aber poppige College-Rocksound war für mich die logische und sinnvollste Weiterentwicklung von Punk. Später erschloss sich für mich dann auch das Frühwerk dieser Band aber “Pleased to meet me“ ist für mich bis heute noch die wichtigste ihrer Platten. Ein Album das mich von 0 auf 100 glückselig machen kann.

  1. Sublime – Sublime

Sicher gab es Ende der 80er und auch über die 90er einige fantastische Punk-Platten die ich abgöttisch gefeiert habe. Suffer von Bad Religion, Somewhere Between Heaven and Hell von Social Distortion, Punk in Drublic von NOFX, Dookie von Green Day oder Smash von The Offspring. Aber Nichts kam an diese seltsame Reggae-Rock Platte  von Sublime ran. Deren selbstbetiteltes 96er Album ist bis heute ein Hitfeuerwerk. Ich brauchte mir die Platte auch nie zulegen, sie lief eh überall. Und diese übersexy Junkie-Stimme des Sängers, hammer. Ich fühlte mich an Police zurückerinnert, weil man zu diesem Album wieder ausgezeichnet vögeln konnte.

  1. Swervedriver – Mezcal Head 

Nachdem ich 2005 mit der Terrorgruppe aufgehört  habe und für ein, zwei Jährchen Urlaub von Punk und Rockmusik machte,  entdeckte ich zufällig das 1993er Album dieser fantastischen Band für mich. Etwa 12 Jahre zu spät … und ich feier es bis heute hart. Diese Noise-Gitarren-Orgien und die äusserst geschickten und sexy Gesangs-Melodien beeindrucken mich immer wieder. Wer hätte gedacht das ich mal einen 12 Minuten Song wie „Last Train To Satansville“ feiern würde?

Johnny Bottrop’s Top Ten

  1. MC5 – Back in the USA

Eigentlich eine völlig unspektakuläre und eher “understatement”-mässige Rock`n`Roll Platte, zwiespältig, unentschieden zwischen uptempo aufbrausend und ganz konventioneller Rock-Musik, zwischen Teenage-Liebeskummer und Revolte… Aber auch ‘ne Scheibe, die dich nach dem dritten Hören nicht mehr loslässt, weil unglaublich groovend produziert … ich leg seit 1998 mehr oder weniger selten und unregelmäßig Platten in Berliner Bars und Klubs auf, vom kleinen Wiener Blut und Wowsville bis zu SO36 oder White Trash,  ein Abend ohne mindestens 2 Songs von dieser Platte wär unvorstellbar, der tanzbarste, rockigste, souligste und geschmeidigste Stoff, der je von weissen Industriestadt-Kids gespielt wurde. 1000-mal gecovert von vielen 77-Punk, 90ties Grundge- und modernen Rock-Combos. Zu recht.

  1. Bad Brains – ROIR Tape

Selbst ein “atheistischer Agnostiker” wie ich muss mal für 5 Minuten die “Existenz Gottes” Anerkennen, zumindest hat er mal früher Anfang der 80er für ein paar Tage existiert und nannte sich “Jah” oder “Jah-Jah” und kam höchstpersönlich auf die Erde (Ostküste USA) in ein 4-Spur Tonstudio, um bei Produktion und Mix dieses bis heute grössten und mächtigsten Hardcore-Kolosses, der jemals über diesen Planeten gestampft ist, mit einem bekifften Smile hinter den Reglern zu sitzen und das alles auf Tape zu bannen. Mit alt-testamentarischer Wucht werden die Mauern von Babylon zertrümmert und jeder, der nur ein paar Takte dieses Tapes hört, in eine Mischung aus Raserei, Anfall, Gewaltausbruch und spirituellem Trance versetzt. Das Tape schlug in unsere kleine junge Punkszene ein wie the Sound of 10.000 Trombones auf die Mauern von Jericho. Danach war Hardcore König und Punkrock erstmal bloss noch lahmer Altherren-Sound.

  1. Toots and The Maytals – Funky Kingston

Einfach nur sexy… sicherlich die beste Reggae-Platte aller Zeiten; mit dem besten und souligsten Reggae-Sänger und tollsten Harmonien und Hit-Hooks. Jeder, der dazu NICHT sofort mit tanzt oder zumindest mit dem Arsch wackelt ist entweder taub, dement, tot oder Voll-Nazi. Es ist auch definitiv the best Record ever für guten langen Sex (Repeat-Funktion nicht vergessen!).

  1. Rolling Stones – Rolled Gold

Die Single-Compilation der Middle-Class-Delinquenten und Bürger-Schrecks, die dann ab 1966 sowas wie die Staatsfeinde Nummer 1 des spiessigen Nachkriegs-UK wurden. Dazu reichten damals schon ein paar Gramm Grass, ein paar Pillen und Papers und 2 unbekleidete Modells im bekifften Halbschlaf. Wohl keine Platte hat sich mehr in mein Unterbewusstsein eingegraben als diese Doppel-LP, nicht mal Ramones und Pistols und auch nicht die Beatles… hab sie mit 11 Jahren für 2 Mark auf einem Flohmarkt erstanden und dann einfach mal für 2 Jahre jeden Tag gehört… bis zu vier mal täglich. Falls sich irgendwann mal ein Musik-Professor mit unseren TG-Liedern befassen muss (der Arme), dann wird er wohl feststellen, dass ungefähr die Hälfte unserer Akkordfolgen mehr oder weniger auf das Stones Repertoire von 1963-69 zurückzuführen sind.

  1. Sex Pistols  – Never Mind The Bollocks

Wenn die Bad Brains sowas wie ein auf die Erde zurückgekehrter alttestamentarischer Kampf-Koloss waren, die Rolling Stones eine grosse Teenage-Palastrevolution für schlechterzogene Bürgerkinder und Rotzlöffel, dann waren die Sex Pistols wohl die Wasserstoff-Bombe der Jugend-Rebellion schlechthin. Nie wieder in der Geschichte wird eine Band, die gerade mal für einen Zeitraum von 18 Monaten für die Aussenwelt wahrnehmbar existiert hat, mit Haltung, Lyrics, Sound, Optik und Zitaten so sehr Epicenter oder Dreh- und Angelpunkt von  Pop- und Jugendkultur werden, wie diese. Die Bandgeschichte ist so dermaßen over-the-top, dass sie wie ein böses Märchen wirkt, von den Zeitungen zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt, von Königshaus- und Bibeltreuen Mobs erst mit Boykott und später Mord bedroht, nicht einmal genug Geld für eine Dose Bohnen auf der Tasche, aber gleichzeitig auf Nummer 1 der Charts, natürlich boykottiert vom Radio. Mit 13 bekam ich die dazugehörige Single “Holidays in the Sun” in die Finger. Damit war meine “Rolling Stones Phase” beendet.

  1. The Modern Lovers – Rock ‘n Roll with the Modern Lovers

Folk? Folk-Punk?  Ein Genre, dass mir normalerweise nur ein here missbilligendes Achselzucken entlockt. Oh Weia… in mässig lustige gälische Kostümchen gekleidete Menschen, die mit Hilfe von Flöten, Pfeifchen, Akkordeonen, Dudelsäcken und Zupfgeigen prollige Rauf- und Sauf-Musik zelebrieren und dabei sowas wie “Unity” beschwören… dieser Ansatz von Punk bedeutet meistens nur das absolute Grauen und ich muss ganz schnell weglaufen. (Okee… es gibt ein paar Ausnahmen).  Auch die Modern Lovers  waren Folk UND Punk zusammen  (und zudem purer Rock`n Roll). Eigentlich haben sie dieses Genre sogar erfunden, wenn man es mal ganz genau nimmt. 4 Jahre vor den Pogues. Aber sie blieben dabei immer COOL, zurückgelehnt, minimalistisch und völlig unaufgeregt GENIAL. Understatement statt Mitgröhl-Pathos. Fast jeder Song dieser Platte taugt als Blaupause für

  1. a) Welthit
  2. b) primitiver Protopunk-Smasher
  3. c) Kinderlied
  4. d) Doo Wop / Rock’n Roll Evergreen
  5. e) Film-Musik für Krimi / Western / Liebesfilm / Drama / Komödie

… und das alles gleichzeitg. Einer der Songs wurde dann ja auch Welthit… aber erst ein paar Jahre später.

  1. Bob Marley and the Wailers – Natty Dread

Das essentielle Album des grössten Rockstars der Dritten Welt, ein Typ, der an die Zähne bewaffnete verfeindete Clans durch ein paar Songs zu Handshake und Versöhnung brachte und der nach Rhodesiens Befreiung von der Apartheid-Diktatur vor Hunderttausenden Afrikanern auf eigene Kosten die offiziellen Feierlichkeiten beschallte. Man begreift die Bedeutung dieser Musik erst, wenn man mal an einem heissen Nachmittag bei 40 Grad Celsius auf eine Busbahnhof, in einem Taxi, in einem überfüllten Zug oder einem hoffnungslos überladenen Kleinbus irgendwo in den entlegensten Regionen von Indonesien, Panama, Namibia, Brasilien, Ecuador oder Thailand sitzt. Bob Marley läuft überall.  Aus jedem Lautsprecher. “Lively Up Yourself” hat sicher den groovigsten Basslauf der Weltgeschichte… und was für einen Text. Musik, die dich wieder von den Toten erweckt, wenn dich die schlimmsten Ereignisse, Lebensumstände und die ganze Gesamt-Scheisse so richtig herabziehen in ein tiefes schwarzes Loch. Besser als jede Medizin und Therapie.

  1. Hüsker Dü – Zen Arcade 

Wenn der Archi oben schon die Replacements genannt hat, dann muss ich ja zwangsläufig und wegen der Gerechtigkeit auch die zweite grosse Band aus Minneapolis listen. Hüsker Dü sind für den weiteren Verlauf von Alternative Rock, Pop-Punk, Rock-Core, Emo, Post-Punk und “Indie-Rock” ungefähr genauso wichtig wie Alexander Graham Bell für die Entwicklung des Telefonnetzes. Und obwohl teilweise wahnsinnig hi-speed und sehr aggro eingespielt, mit größtmöglicher Verzerrung und herausgeschrieenen Vocals, sind weite Teile diese Doppel-LP der perfekte Soundtrack sowohl für tollen Beischlaf als auch für tiefste Liebeskummer-Depressionen. Für Parties eher ungeeignet.

  1. Sly and the Family Stone –  Dance to the music

Habt ihr schonmal den “Woodstock”-Konzert-Film gesehen? Zugegebenermassen zu 75% ein Haufen hässlicher, lahmer und pathetischer Hippiescheisse hoch zehn. Aber irgendwann taucht in diesem Film eine bunte Truppe von aufgedrehten bizarren Funk- und Soul-Musikern auf, die mit ihren abgespacten Glam- und Phantasie-Outfits, ihren coolen Posen und einer etwas “over-the-top” Tanz-Choreografie wie Wesen vom anderen Stern wirken … und dazu noch ausgerüstet mit den schnellsten, härtesten und groovigsten Funk-Pattern, die man sich überhaupt vorstellen kann … eigentlich sowas wie ein “Boston Not L.A.” oder ein “Flex Your Head” auf Soul und Funk-Format. Irgendwie ist das alles sehr punkig… und gleichzeitig psychedelisch. Und hoch-politisch. Die Songs aus eben diesem Woodstock Film sind hier auf “Dance to the Music” in ihren Studio-Versionen erhältlich. Sly selber soll die Platte damals zu “mainstreamig” und “poppig” empfunden haben, er mochte es noch härter.

  1. The Beatles – Rubber Soul

Man, fuck – welche der Beatles Platten soll ich nennen? Eine muss in die Top-Ten. White Album hat “Cry Baby cry”, “Everybody has got something to hide…” , “Helter Skelter”…  Abbey Road hat den Proto-Punker “Polythene Pam”,  Revolver kommt mit “Doctor Robert”  und A Hard days Night oder Beatles For Sale sind sowieso super…  kann mich nicht entscheiden, fuck, ich nehm jetzt einfach mal die erste Platte aus der mittleren Phase: Rubber Soul mit dem Oberhammer “Drive my Car”

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– Playlist: Happy Release Day

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