Atlanta Arrival - A Tale of Two Cities (2019)
Atlanta Arrival - A Tale of Two Cities (2019)

Es gibt so Reviews, vor denen schreckt man ein bisschen zurück. Dieses ist eines davon. Zu Beginn möchte ich daher zunächst einen Interessenskonflikt offenlegen: einer der Musiker von Atlanta Arrival ist ein Arbeitskollege von mir. Von daher wäre es mir lieber gewesen, ein anderes Redaktionsmitglied hätte sich um die Bearbeitung gekümmert. Aber es sollte nicht so sein und deshalb lest ihr mein Geschreibsel.

Fangen wir mit der jungen und doch alten Bandgeschichte an. Diese ist nämlich durchaus außergewöhnlich. Atlanta Arrival ist die Nachfolgeband der saarländischen Alternative-Rock-Band The Satellite Year, die sich 2017 aufgelöst hat. Einige Musiker dieser Band haben sich unter dem Namen Atlanta Arrival zusammen getan. Der Name kommt auch durch diese Verbindung zustande, denn Atlanta hat als Wahrzeichen den Phönix. Also: aus der Asche von Satellite Year formierte sich Atlanta Arrival. Doch damit hört die Tragik der Bandgeschichte nicht auf. A Tale of Two Cities war schon fertig geschrieben, als die Band sich ins Studio wagte. Schlagzeuger Björn, bereits vorher an Krebs erkrankt und die Krankheit vermeintlich besiegt, verstarb wenige Wochen nachdem er in Windeseile die Schlagzeugaufnahmen fertig gestellt hatte an einem Gehirntumor. Fuck Cancer! Ein unfassbarer Verlust nicht nur für die Band, sondern auch für die saarländische Musikszene an sich.

Nach kurzer Bedenkzeit nahm die Band, unterstützt auch durch Björns Familie , die Arbeit am Album wieder auf. Bestrebt, Björns musikalisches Erbe weiterleben zu lassen, liegt das Ergebnis uns nun vor. Veröffentlicht vom Label des Herzens Midsummer Records, das auch schon The Satellite Year veröffentlichte, erschien das Album am 6.12. bereits digital. Die Vinylvariante folgt am 20.12. (300 = 100 x weiß/schwarz marmoriert, 200 x schwarz). Was erwartet uns nun musikalisch?

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Nun, sicherlich lässt sich die Vorgeschichte nicht von der Hand weisen, was auch meine größten Bedenken waren, denn The Satellite Year waren mein Fall leider nicht. Doch meine Bedenken waren insofern unbegründet, das Atlanta Arrival meines Erachtens mehr edge hat, als die Vorgängergruppe, weniger verspielt, mehr auf dem Punk(t). Es ist sicherlich auch kein Zufall, das die Band auch auf einem kürzlich vom Label veröffentlichten Blink-182-Tribute zu finden war, denn gesangstechnisch lassen sich einige Parrallelen ziehen. Dennoch darf man hier keinen Ufta-Ufta-Punk erwarten. Es ist alles schon im Emo-/Post-Alternative-Rock-Stil gehalten und auf jeden Fall was für eher anspruchsvolle Hörer.

Einige Lyrics, insbesondere natürlich Colliding Stars, sind als direkten Tribut an Björn zu verstehen und das macht das Album noch etwas schwerer zu hören, aber vielleicht auch etwas besser zu verstehen. Insgesamt zehn Songs erzählen von zwei Städten „als Sinnbild für das Hier und Jetzt und dem Ort, an dem sich Björn nun befindet“, wie es der Infotext uns erzählt. Diesen muss ich jetzt, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit für das Fazit noch einmal zitieren:

Eine Hommage an die Liebe zur Musik, eine Demonstration des Zusammenhaltes auch in schwierigsten Zeiten (…). [E]in Tonträger, der gerade wegen seines emotionalen Kontextes nur so vor Enthusiasmus und Hoffnung strotzt.

Lassen wir das doch einfach mal so stehen.

01. A Girl’s Heart
02. Why
03. Gravity
04. Highwire Act
05. Twins
06. Colliding Stars
07. Endless Hole
08. Misfit
09. Fiction, Once Again
10. Remember The Highs

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Gripweed
Gripweed ist Wikipedianer mit Leib und Seele und das, was man gemeinhin als Musiknerd bezeichnet. Musikalisch ist er in vielen Genres beheimatet, wobei er das Exotische und Unbekannte den Stars und Sternchen vorzieht. Eine Weile bloggte er auch auf blogspot.de und war Schreiberling des leider eingestellten saarländischen Webzines Iamhavoc. nach dessen Einstellung wechselte er mit Max zu AWAY FROM LIFE.
atlanta-arrival-a-tale-of-two-cities-review-2019Auch wenn es nicht ganz meine Musik ist: Durch die Entstehungsgeschichte erscheint mir alles andere als die Höchstnote für schwierig bewertbar. Danke für den außergewöhnlich musikalischen Mut!

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