Was geht denn bitte hier ab? Es ist erst Februar und Foreign Hands legen mit Bleed The Dream einen heißen Kandidaten für die EP des Jahres vor.
Aber von vorne:
2018 fand sich in der „Neue Musik für Dich“ Playlist auf Apple Music der Song What’s Left Unsaid vom Demo der Band Foreign Hand wieder und hat umgehend ziemlich viele Durchläufe gesammelt. Metalcore im Stile der späten 90er und frühen 2000er prägen den Sound der Band aus Delaware, USA. Seitdem wurden eine Neuauflage des 2018er Demos und eine Split mit zwei neuen Tracks veröffentlicht.
Und nun steht mit Bleed The Dream die neue, erste vollwertige EP in den Startlöchern. Das gute Stück umfasst fünft Songs und erscheint auf DAZE Records, zunächst nur digital und auf CD.
Auch hier schaffen es Foreign Hands den Spirit vom Metalcore der später 90er und frühen 2000er in das Hier und Jetzt zu transformieren. Wobei die fünf Musiker nicht nur einfach den Stil von frühen Pre-Jane Doe Converge oder den ersten Poison The Well Releases nachspielen, sondern etwas sehr eigenständiges kreieren. In den Sound mischt sich dabei gerne noch mal ein Prise frühe Code Orange (Kids) oder Knocked Loose, wenn man gerade aktuelle Größen im Ohr hat. Ist vielleicht auch kein Wunder, denn ein gewisser Isaac Hale von Knocked Loose hat zumindest ein Händchen beim Songwriting mit angelegt.
Schon das Cover wirkt irgendwie etwas aus der Zeit gefallen. Auch musikalisch werden die Stilelemente der Zeit um die Jahrtausendwende zitiert. Besonders die Vocals von Tyler Norris beeindrucken, wie er spielend zwischen geschrieenen Vocals und dem die damalige Zeit so prägenden teils gedoppelten, manchmal leiernden Sprechgesang wechselt. Dazu kommen immer wieder clean gesungene Passagen.
Einzelne vorder- oder hintergründig melodische Songelemente wechseln sich mit dissonanten Teilen und tonnenschweren Moshparts. Diese ergeben sich aber immer organisch aus den Songs und sind eben nicht auf technische Perfektion im Studio zusammengebaut. Damit grenzen sich Foreign Hands wohltuend von dem „Maschinengewehr-Sound“ moderner Metalcore Produktionen ab. Zusätzliche Abwechslung und emotionale Tiefe bringen einzelnen Teile mit Cleangitarren.
Die EP eröffnet mit Anemoia, in dem die Band bereits ihre Stärken ausspielt. Zum zweiten Track Separation Souvenir wurde bereit als Vorab-Single ein Video veröffentlicht, ganz im Stile der Vorbilder aus der Zeit von damals. Der Song ist ein unbedingter Anspieltipp und vereint all das, was Foreign Hands ausmacht. Manch eine*r mag sich hierbei an der ein oder anderen Stelle an die ersten beiden Release der Husumer von Destiny erinnert fühlen.
A Cardiac Winter klingt dann im Refrain schon was ein bisschen zu deutlich wie Poison The Well auf der Tear From The Red. Das gilt sowohl für die Harmonie der Gitarren als auch für die Melodie und Intonation der Gesangsstimme im Chorus. Hesitation Marks zitiert am Anfang kurz den Rhythmus von Concubine von Converge, der aber nur den Einstieg in einen 1:28 Minuten Brecher darstellt, bei dem kein Stein auf dem anderen bleibt. Das titelgebende Bleed The Dream bildet dann den großen Abschluss der EP mit Gänsehautgarantie, spätestens, wenn die Leadgitarre im Stile von Inclintion’s When Fear Turns To Confidence einsetzt.
Nach gerade mal 14 Minuten ist dann auch schon alles vorbei. Viel zu früh. Aber zum Glück gibt es ja die Repeat Funktion.
Einen Stern pro Song macht in Summe 5 Sterne für diese EP. Bitte unbedingt mehr von dieser Qualität!
Tracklist
- Anemoia
- Separation Souvenir
- A Cardiac Winter
- Hesitation Marks
- Bleed The Dream