James Menefee von LONG ARMS im Interview (Teil 1)

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Long Arms wurde 2009 von James Menefee, der unter anderem auch von Bands wie River City High oder Higley bekannt ist, in Richmond gegründet. Erst in diesem Jahr erschien mit Young Life ihr neues Album auf den in Deutschland ansässigen Label Dead Serious Recordigs.

Wir hatten das Vergnügen mit Long Arms Frontmann James Menefee ein Interview zu führen, bei den wir nicht nur auf sein neustes Projekt, sondern seine ganze musikalische Laufbahn Revue passieren lassen. Vielen Dank dabei an Dead Serious Recordings! Ihr könnt das Album hier bestellen.

Aufgrund der Länge, teilen wir das Interview in drei Teilen auf. Hier findet ihr Teil 1!

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Interview mit James Menefee

Long Arms_Band USA
Long Arms (Promobild)

Erst einmal vielen Dank für dieses Interview. Wie geht es dir?

Es gibt ein Murmeltier, das alle meine Blumen in meinem Hinterhof frisst. Es wird kälter und ich hasse den Winter. Nebenbei lese ich Flannery O’Connor’s “The Violent Bear It Away.” und ich treffe gerade die Vorbereitungen für einen “Stranger Things” Marathon. Der Plan ist es, die 2. Staffel an einem einzigen Abend durch schauen. Mir geht es also sehr gut!

Wo bist Du geboren und aufgewachsen? Wie war deine Kindheit gewesen?

Ich bin in Richmond, Virginia geboren und aufgewachsen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich ein Stadtbewohner bin. Ich bin in einer langweiligen Vorstadt-Hölle aufgewachsen, in der kaum was los war. Als meine Eltern sich scheiden ließen, hatte ich sehr viele Freiheiten. Ich konnte als Kind jeden Abend auf Shows gehen. Ihre einzige Bedingung war, dass meine Schulnoten gut waren. Das ermöglichte mir die Flucht vor dem langweiligen Landleben.

Mit welcher Musik bist du aufgewachsen? Was waren deine wichtigsten Einflüsse?

Als Kind hörte ich nur Rock’n’Roll aus den 50er und 60er Jahren. Buddy Holly war mein Idol, aber ich stand auch auf die Everly Brothers, die Beatles, die Beach Boys, Elvis und Lesley Gore. In der 8. Klasse war ich drei Monate lang total besessen von Led Zeppelin und am Ende dieser drei Monate entdeckte ich den Punkrock. Danach war alles bisherige uninteressant. Am liebsten mochte ich melodischen Punk wie die z.B. die Doughboys, die Descendents oder Screeching Weasel. Aber auch 7 Seconds oder Green Day.

Was sind deine wichtigsten Einflüsse heute?

Ich liebe die Energie sowie die technischen Skills der Replacements. Paul Westbergs Texte haben das gewisse Etwas, etwas nachdenkliches und sie drücken die Dinge meistens besser aus, als du es jemals selbst sagen könntest.  Sätze wie z.B. “All you’re losing is a little mascara.” Er hätte auch einfach sagen können: “You cry a lot.”

Was sind einige deiner frühesten musikalischen Erinnerungen? Hast Du als kleines Kind viel vor dem Radio gesessen?

Mein Vater zeigte mir die Beatles, als ich drei Jahre alt war und das war es für mich. Ich erinnere mich daran, dass ich die Beatles so sehr liebte wie andere Kokain. Ich wurde von ihnen angezogen wie ein Magnet Eisenspäne anzieht. Ich war besessen von meinem Tonbandgerät und habe mich ständig beim Singen von Beatles Songs aufgenommen. Damals, wie auch heute, war ich immer wieder enttäuscht, dass meine Aufnahmen nie so klangen, wie ich es mir im Kopf vorgestellt hatte. Ich hörte ständig Beatles-Songs und notierte die Texte in Notizbücher. Ich war vom Cover der roten Sammelbox fasziniert. Die Bärte ließen sie für mich alt aussehen. Ich dachte, sie müssten 100 Jahre alt sein, dabei war keiner 30 Jahre alt gewesen… haha.

Welches war die erste Platte, die Du gekauft hast? Erzähl uns ihre Geschichte!

An einem Sonntag Abend, während den Weihnachtsferien, hatte ich das Video “Grey Cell Green” von  den Ned’s Atomic Dustbin’s bei “120 Minutes” (ehemalige Alternative Show auf MTV) gesehen. Ich konnte an dem Sonntag sehr lange aufbleiben, weil am nächsten Tag keine Schule war und ich verlor den Verstand, als ich das Video sah. Zwei Wochen zuvor hatte ich den Punk für mich entdeckt und hatte mir bereits eine Reihe von neuen Tapes aufgenommen. Das Video kam also gerade im richtigen Moment, als ich auf der Suche nach neuer Musik war. Als die Schule wieder los ging, sparte ich mein Essensgeld. Am Ende der Woche hatte ich genug gespart, um das “God Fodder” Tape von “Ned’s Atomic Dustbin” zu kaufen. Das Tape war in ein T-Shirt eingewickelt und ich habe es in einem ”Peaches” Laden gekauft.

Long Arms – Young Life ::: Review (2017)

Was war deine erste Show gewesen?

Ich habe Chuck Berry gesehen, als ich in der dritten Klasse war. Ich flehte meinen Vater an, mich mit zu nehmen und er gab irgendwann nach. Ich hatte damals ein Fernglas und habe mir die ganze Show durch das Fernglas angeschaut. Meine erste Show ohne „elterliche Aufsicht“ war “Inquisition” in einem Punk Club namens “The Metro” in Richmond. Inquisition war die erste Band von Thomas von Strike Anywhere und von Mark, der mit mir zusammen in River City High gespielt hat. Des Weiteren waren noch Russ und Robbie von Ann Baretta in der Band gewesen. Sie waren großartig. Wie auch immer, als ich bei dieser Show war, sah ich ein Mädchen mit einem Descendents Shirt. Ich konnte das kaum glauben.

Wer brachte dich sonst noch zur Musik?

Viele… als erstes mein Vater der mir die Beatles zeigte. Mein bester Freund Allen, der Schlagzeug in meiner ersten Band “Fun Size” spielte, zeigte mir die Descendents. Er wusste nicht, dass es Punk war, und ich dachte, Punk ist wie auf diesen schrecklichen Postkarten, auf denen “Grüße aus England” steht und zwei Leute mit Iro-Frisur drauf sind. Die  Descendents sahen wie ich aus… nerdy und nicht wie die üblichen klassischen Punks. Mark von River City High brachte mich zu Thin Lizzy, die mich sofort umgehauen haben.

Long Arms Punk Band USA
Long Arms (Promobild)

Wer waren die großen lokalen Bands in Richmond zu deiner Jugendzeit?

Avail war riesig. Wobei riesig 400 Leute pro Show bedeutete. Das war ziemlich außergewöhnlich. Niemand sonst hatte so viele Leute auf seinen Shows. Nicht einmal Gwar hatten so viele Kids vor Ort. Inquisition und Four Walls Falling waren damals kurz davor sich auf zu lösen. Ich verpasste also ihre Anfangszeit, als beide noch wirklich groß waren.

Deine erste Band hast Du mit 12 gegründet. Wer war diese Band und wie habt ihr zusammen gefunden?

Also meine erste Band hieß “Fun Size”. Ich wohnte auf der anderen Straßenseite von Allen Skillman. Er war drei Jahre älter als ich gewesen. Ich habe immer versucht, älter zu wirken als ich war. Ich war im Grunde aber eher unreif und dumm. Wir haben damals sehr viel Zeit zusammen verbracht. Er zog für ein paar Jahre weg und kam zurück, als ich 12 war. Damals haben wir angefangen zusammen Musik zu machen. Er kam mit jeder Menge Punkrock-Tapes zurück, hauptsächlich von Cruz / SST Records. Sachen wie All, Big Drill Car, Descendents und Doughboys. Wir fingen an, deren Songs nach zu spielen. Wir wussten nicht, wie diese Musik hieß, wir dachten einfach nur, dass sie großartig ist. Die Skater an unserer Schule standen ebenfalls auf diese Musik. Einer dieser Typen war Brian. Wir hörten, dass er Gitarre spielte. Also starteten wir eine Band. Wir wussten damals nicht, wie wir unsere Gitarren stimmen sollten. Es tut mir heute sehr leid für jeden, der damals zuhören musste.

Du bist schon sehr lange im Punk Rock Business. Was motiviert Dich weiterzumachen? Fühlst du Dich der Szene immer noch verbunden?

Long Arms Young Life

Ich mache einfach gerne Musik und bin froh, dass ich es immer noch mache. Ich fühle mich absolut nicht auf irgend eine Art und Weise verbunden. Das war aber so, als ich noch ein Kind war. Ich fühle mich heute oft seltsam, wenn ich zu Shows gehe und feststelle, dass kaum jemand in meinem Alter ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass dies in Städten, in denen es viele ältere Musiker gibt, der Fall ist. Zuhause bin ich aber meistens der Älteste im Raum, das muss ich wohl einfach akzeptieren.

Du hast schon in einigen Bands wie z.B. River City High, Highley and Long Arms gespielt. In welcher Band hattest Du den meisten Spaß?

Jede Band war bzw. ist sehr unterschiedlich. River City High war meine erfolgreichste Band und wir spielten sehr viele große Shows. Das machte mir am meisten Spaß. Durch Highley hatte ich die Ehre mit Bill Stevenson (Descendents, All, Black Flag) auf zu nehmen… dazu muss ich wohl nichts mehr sagen. Wenn wir von einer Show nach Hause fahren, bringen mich die Jungs von Long Arms so sehr zum Lachen, dass ich weinen muss. Ich glaube ich suche immer das Gute in jeder Band… hahaha.

Was deine Musikkarriere angeht … was bereust du am meisten und was würdest du anders machen?

River City High hat alles falsch gemacht! Ich bereue manchmal täglich die schrecklichen Entscheidungen, die wir getroffen haben. Wir haben einen Vertrag bei MCA Records unterschrieben, was natürlich nicht unser größter Fehler gewesen war. Was es so schlimm machte, war, dass wir das Touren aufgegeben haben um an dieser Platte zu arbeiteten und sie mit einem Produzenten auf zu nehmen der uns in zwei Fraktionen geteilt hat. Als MCA dann aufgelöst wurde, kam unser Album nicht mehr raus. Gott sei Dank kam dieses Album niemals raus!

James Menefee von LONG ARMS im Interview (Teil 2)

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