Johnny Mauser und Captain Gips

Am 01. September haben die beiden Zeckenrapper Johnny Mauser und Captain Gips von Neonschwarz je ein Soloalbum über Audiolith veröffentlicht. Da lohnt sich ein Doppelreview würde ich sagen, zumal beide Alben durchaus vergleichbar sind. Beiden Alben ist auch zueigen, das die Songs musikalisch nicht zur Hauptband passen. An manchen Stellen wünscht man sich aber dennoch Marie Curry herbei.

Fangen wir der Einfachheit halber mit meinem Favoriten an. Klar zum Kentern heißt das mittlerweile vierte Soloalbum des hanseatischen Rappers mit Tendenz zu Seefahrtsmetaphern. Schon vor Neonschwarz war er als Rapper nicht unbeleckt. Will heißen: seine Skills reifen seit Mitte der 1990er und haben derzeit ihren Höchststand erreicht. Das Album bietet straighten Old-School-Hip-Hop, der sich nicht vor seiner konkurrenz zu verstecken braucht. Zwar inszeniert sich der Captain gerne als Punker, aber da fehlt doch noch etwas Kante. Mit Hug the Police verweist er auf seinen bisher größten Erfolg Hug Life. Etwas nervig ist Malediven mit einem ziemlich ätzenden, abgehackten Refrain. Ansonsten ein wirklich grundsolides Album. Bester Part:

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Ihr seid der Grund, warum ich mich so fremdschäme
Die ganzen Rapper und die Fanszene
Entweder dumm oder leider nich‘ cool
Doch Cap is back, ich mach‘ Rap wieder schwul

Gerade ist übrigens Rotz und Schmutz als zweite Auskopplung erschienen:

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Auch ein großartiger Song. „Das ist Rap: Gunshots in the hook“.

Johnny Mauser war lange mein Sorgenkind bei Neonschwarz. Dort lieferte er solide ab. Doch sein Soloalbum Der Katze entkommen und auch die mittlerweile aufgelösten Trouble Orchestra fand ich trotz einiger gelungener Tracks nicht spannend. Und auch Daddy fand ich etwas platt ehrlich gesagt. Nun benötige ich ja immer etwas für Reviews und das kam dem Album sicherlich zu Gute. Ich habs öfter im Auto gepumpt und nach dem ersten Durchlauf wäre „belanglos“ auch mein Fazit für dieses Album. Doch mit der Zeit ballerten die Tracks, was auch an den guten Beats von unter anderem DiscoCtrl liegt (imho das einzig gute an Daddy). Auch Hör mal wer da hämmert krankt unter einer gewöhnungsbedürftigen Hook. Leider eröffnet das Lied auch das Album. Klar, irgendwie müssen sich die beiden von Neonschwarz abgrenzen, aber sind Trap-Hooks da das richtige Mittel? Also durchhalten, denn danach wird es besser. Das Album enthält ansonsten nämlich echte Brecher, das tolle Bumerang zum Beispiel oder KDT. Auch das durch ein Ali-Bumaye-Sample eingeläutete Sei still ist ein Hammerteil. Das chillige und dennoch antifaschistische Cabriolet ist ebenfalls ein Ohrenschmaus. Beste Hook des Albums:

Ein schöner Tag im September
Und ich fahr in meinem Cabriolet
Fester Griff an das Lenkrad
Mit Tempo über das Plakat der NPD
Sonne scheint im September
Und ich fahr in meinem Cabriolet
Mit 120 Sachen immer geradeaus
Mitten in den Stand der AFD

Beide Alben kommen übrigens ohne Features aus, wobei Johnny Mauser seine alte DJ-Crew reanimierte. Für Fans von linkem Hip-Hop sowieso ein Pflichtkauf. Musikalisch finde ich das Album des Captains besser, wobei auch Johnny Mauser gut abliefert. Beide verfügen über genügend pointiertem Wortwitz, so dass hier sicherlich niemand enttäuscht wird. Mittlerweile auch in der Hip-Hop-Szemne anerkannt dürfte dem Erfolg der beiden nur die Doppelveröffentlichung am gleichen Tag entgegenstehen. Wobei: Assi-Hip-Hoper kaufen sich ja auch Boxen für 50 Euro, die einen minderwertigen Rucksack enthalten. Warum dann nicht zwei Alben mit guter Musik?

Tatsächlich gehen die beiden auch gemeinsam auf Tour. Hier die Tourdaten:

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– Playlist: Happy Release Day
BEWERTUNG
Review
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Gripweed
Gripweed ist Wikipedianer mit Leib und Seele und das, was man gemeinhin als Musiknerd bezeichnet. Musikalisch ist er in vielen Genres beheimatet, wobei er das Exotische und Unbekannte den Stars und Sternchen vorzieht. Eine Weile bloggte er auch auf blogspot.de und war Schreiberling des leider eingestellten saarländischen Webzines Iamhavoc. nach dessen Einstellung wechselte er mit Max zu AWAY FROM LIFE.
johnny-mauser-und-captain-gips-review-2017Beide Künstler liefern solide Alben ab, die keinen Zeckenrapfan enttäuschen dürften.

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