Hardcore aus der Heimatstadt! Da muss man echt aufpassen, dass man nicht aus reiner Sympathie über den Klee lobt. Also ganz nüchtern bitte, auch, wenn das bei einer Platte schwer fällt, die den Titel trägt: Was erzählen wir jetzt unseren Kindern?.

Die in Eigenregie produzierte 2te LP haben Leaves. ihren Töchtern gewidmet. Klar also, dass in den acht Songs Gedanken über Gegenwart und Zukunft von den Saiten, Fellen und Stimmbändern geschleudert werden.

Und das klingt so, wie ein Western aussieht: Da weht vertrocknetes Gestrüpp durch Westerneinöde und morbide Melancholie schwebt wie heiße, drückende Luft über allem. Doch die Texte ergeben sich nicht in morbider Trägheit und Beschwerden, sondern zeigen Kampfgeist und Entschlossenheit, selbst den tristesten Ort zu einem Platz zu machen, an dem alle wachsen können – mit Offenheit und Nächstenliebe. „Das Futter reicht für alle!“

- NEWSLETTER -
Leaves. live (c) dontlookat.photography

Der erste Track, Lasaan, steht sinnbildlich für die ganze Platte: Lasaan, ein unbekannter und auch digital nicht auffindbarer Ort, verkörpert den heruntergekommenen und orientierungslosen Zustand, der sich in ganz Deutschland an vielen Ecken und Rändern zeigt.

„diese stadt. dieses haus. diese welt. alles platt. alles aus. alles fällt. ich halt das nicht aus. alles kaputt. dieses land. diese angst. dieser kreis. meine hand. keine chance, weil ich weiss, wir haben verloren. wir sind damals einfach umsonst geboren. “

Diese Wut und Verzweiflung über die Resignation und Verschlossenheit zieht sich in bester Emo-Core Manier durch die ganze Platte: Ein paar atmosphärische Elektrozupfereien hier, melancholische Melodien da und moschige Parts überall. Der Leaves. Sound setzt sich zusammen aus nach vorne preschenden Gitarren, wütenden Drums, einem grummeligen Bass und den aus verzweifelter Kehle geschrieenen Texten, die man mitschreien möchte, weil sie so leicht nachvollziehbar sind.

Das Geschrei klingt manchmal fast schon unerträglich schrill, aber das funktioniert wunderbar als Stilmittel, um auf die Dissonanz der Gegenwart hinzuweisen. Die Songs hauen rein, sind wunderbar vertrackt und jeder für sich einzigartig. Auch die Kunst, deutsche Texte zu schreiben, die nicht gleich nach Gewalt klingen, sondern trotz aller Rohheit eher lyrisch, beherrschen Leaves. wunderbar. Die Soundqualität ist für eine DIY Platte wirklich fett, nicht zu geleckt, schön kraftvoll und trotzdem mit genug Raum für die vielen Feinheiten, die es auf Was erzählen wir jetzt unseren Kindern? zu entdecken gibt.

Das hier ist definitiv eine Platte, die man einmal anhört und dann gleich noch einmal von vorne starten möchte, weil sie trotz aller Verzweiflung und Melancholie auch viel Hoffnung spendet. Und natürlich richtig guten Hardcore-Punk.

Leaves. – live (c) immersion.films

Tracks:

  1. Lasaan
  2. Das letzte Hemd
  3. Konzept // gescheitert
  4. sista gången
  5. Keinsterbenswörtchen
  6. Fuchs & Hase
  7. Hello Winter
  8. Bekenntnisse
- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein