Das Konzert von The Hirsch Effekt in Neunkirchen stand unter keinem guten Stern. Friederike wütete in Osnabrück und hielt den Bassisten von den Flares gefangen. Weder der Veranstalter noch die Band konnten in der Kürze der Zeit einen passenden Ersatz finden. So öffneten sich die Pforten der Stummschen Reithalle auch erst um 20:00 Uhr statt um 19:30 wie angekündigt. Vielleicht ganz gut so, denn aus Richtung Zweibrücken kommend gabs auch noch passenderweise einen schweren Unfall…
So bestritt dann das Caspian Sea Monster alleine den Support. Nun, davon bekam ich leider nix mit, denn Freitag ist Sportzeit, so dass ich erst gegen 21:30 eintrudelte. Des einen (Flares, CSM) Leid, ist des anderen Freud (meine), denn so kam ich zum einen pünktlich zum Showbeginn von The Hirsch Effekt, zum anderen konnte ich ein stark verlängertes Set bewundern. Das ganze läuft unter dem Namen GLOOMAAR SHOWCASE #1 und soll den Weg bereiten für das Gloomar Festival gegen Ende des Jahres.
Als ich die Location betrat lief gerade das vermutlich 10minütige Intro. Das heißt, die Umbaumusik war komplett düster und avantgardistisch gehalten statt dem sonst üblichen Gedudel. Dazu leuchteten diverse Instrumente und etwas Nebel schwabberte aus den dafür vorgesehenen Vorrichtungen. Anschließend folgte Bridge Over Troubled Water von Simon & Garfunkel.
Anschließend betrat dann The Hirsch Effekt die Bühne und vollzog einen fast anderthalbstündigen Auftritt. Wer die Band und insbesondere ihr letztes Album Eskapist kennt, weiß dass es sich dabei nicht um harmlosen Stoff handelt. Musikalisch ein Amalgam aus Death Metal, Post Hardcore, Grindcore und vermutlich noch 25 weiteren Stilen sehr anspruchsvoll und für den Zuhörer nicht leicht verdaulich.
Ja, genau, Zuschauer gabs auch. Relativ zahlreich für Neunkircher Verhältnisse, wobei sich das Publikum so bunt zusammensetzte, wie es der Musikstil des Trios zulässt. Heuer waren relativ viele Metaller vertreten, einige konnten sogar mitsingen. Also ich hatte bei der Vorbereitung auf die nie fertiggestellte Rezension schon meine Probleme, die Lyrics irgendwie herauszuhören. Respekt! Respekt auch vor dem vermutlich ebenfalls zur Gattung Musikjournalist gehörenden Sorte Mensch, die während des anderthalbstündigen Gigs vermutlich jede Zeile mitschrieb, während ich schon am nächsten Tag, geschweige denn eine Woche später, Probleme habe mich zu erinnern. Hoffentlich liest irgendjemand sein Geschreibsel. Ich habs leider nicht gefunden, sonst würde ichs hier verlinken. (Update: Zwischenzeitlich ist der Bericht der Saarbrücker Zeitung erschienen, der Link ist hier).
Der könnte bestimmt auch sagen, welche Songs da regelrecht zelebriert wurden. Ich kann jedenfalls sagen, dass die Band auf einem dermaßen technischen Niveau herumbrezelt, das man getrost 1:30 h mit offenem Mund dastehen kann. Dazu zeigt sich die Band auch sehr agil und ist auch freundlich dem Publikum zugewandt.
Ah ja, doch zwei Songs konnte ich mir merken. Vor der Zugabe kam Mara von ihrem zweiten Album Holon : Anamnesis, damals noch über Midsummer Records veröffentlicht. Und die Zugabe war dann Agitation vom gleichen Album.
Fazit: Ein furioser Gig trotz einigen Problemen!