Am 21. und 22. Mai fand im kleinen Örtchen Nonnweiler im Saarland ein sehr ambitioniertes Projekt statt. Auch wenn Progressive Metal sicherlich nicht zu den Hauptthemen dieses Webzines zählt, so ist doch hier eventuell mal der Blick über den Tellerrand vernünftig. Zum zweiten Mal brachte der Verein Theater der härteren Klangart aus dem Saarland eine Metaloper des niederländischen Multiinstrumentalisten und offensichtlich wahnsinnigen Holländers Arjen Lucassen beziehungsweise von dessen Band Ayreon auf die Bühne.

Das Ensemble von 01011001; Foto Theater der härteren Klangart

01011001 ist insgesamt die dritte Produktion des Amateurtheaters und sicherlich ihre bisher aufwändigste Inszenierung. Wohlgemerkt, es handelt sich um ein Amateurtheater, also Laien. Insgesamt 19 Hauptdarsteller plus eine Band bestehend aus acht Musikern galt es unter einen Hut zu bringen. Natürlich sind darunter auch einige gestandene Musiker, so sind als Sänger Martin Klein von Infinight, Oliver Pitsch (ex-Hellowed), Ilka Simon von Une und Rubina Amaranth von Nemesis vertreten. Aber worum gehts eigentlich?

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Wer das Werk des Niederländers kennt, weiß, das dies nicht ganz so einfach ist. Also, mal kurz und knapp zusammengefasst: im Weltall gibt es eine seltsame Rasse von Mensch-Maschinen, die sogenannten Forever. Diese bevölkern den Planeten Y und haben schon vor vielen Zyklen alles, was irgendwie Freude schafft, aus ihrer Welt geschafft, um überleben zu können. Keine Emotionen mehr in den kalten Maschinenleibern. Nun ist das natürlich nicht so dolle und es gibt ja immer ein paar Quertreiber und so versuchen sie sich an einem waghalsigen Experiment. Sie erschaffen eine neue Welt… ihr könnt es euch denken… unsere. Doch irgendwas geht schief, der Mensch nämlich. Ein gewisser Mr L. (gespielt vom Initiator des ganzen Wahnsinns: Yannik Trampert) empfängt Visionen eines nahenden Atomkriegs und wird natürlich nach guter alter menschlicher Tradition ignoriert. Das war jetzt die Story in ganz kurzen Zügen, veröffentlicht auf einer Doppel-CD von Ayreon.

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Forever

Das Ensemble hat es geschafft, diese doch sehr komplexe, vor allem auf englisch verfasste Story mit einfachen Mitteln zu maximaler Wirkung zu führen. Dialogzeilen auf deutsch wurden eingebaut, um dem Zuschauer, der des Englischen nicht ganz so mächtig ist, nicht alleine stehen zu lassen. Die Bühne wurde mit einfachsten Bauteilen gefüllt, ein Pult, ein Tisch, ein paar Kasten und schon kann man zwischen Planet Erde und Planet Y hin- und herwechseln. Stagehands… können die Schauspieler selbst. Die Kostümierung lehnt sich bei den Forever an Black-Metal-Corpsepaint an mit düsteren Dark-Future-Klamotten und Roboter-Bauteilen. Die Menschen, naja, wie Menschen, allerdings mit schönem Trenchcoat, mal hier ein paar Uniformen, nette Details. Wie bereits gesagt, keine Musik vom Band, eine bunt zusammengewürflte Band mit klassischer Metal-Instrumentierung, ergänzt um Violine und Keyboard adaptierten das Musikwerk, was sicherlich ein Haufen Aufwand war. Ayreon bedient sich auf seinen Werken nämlich Musikern mit Rang und Namen, wie Ed Warby (Dismember) oder Derek Sherinian (ex_Dream Theater), also schon so der Elite des Genres.

Über zwei Stunden (plus kleine Pause) agiert das Ensemble auf der Bühne und es wird nie langweilig. Aus dem wirklich grandiosen Ensemble jemand hervorzuheben, ist sicherlich nicht fair. Alle, auch die eigentlich Nicht-Sänger (gibts ja angeblich nicht) liefern eine tolle Gesangsperformance. Unterschiedliche Singstile, wie Power-Metal-, Symphonic-Metal- und Opern-Gesang werden eingesetzt. Einige der Nummern sind sehr eingängig, andere dagegen sehr komplex und scheinbar sperrig. Schauspielerisch allerdings macht Yannik Trampert als Mr. L hier niemand was vor. Sehr eindrucksvolle Wutanfälle und einfach tolles Acting. Aber auch der Rest sollte lobend Erwähnung finden. Textpatzer hab ich kaum welche ausmachen können. Musikalisch gibts auch nix zu meckern. Eine rundum gelungene Inszenierung ohne Wenn und Aber.

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Hand in Hand

Am Ende gabs Standing ovations und eine kleine Zugabe. Ich selbst war am zweiten Tag anwesend, ob es bei der Premiere noch zu Exzessen kam, kann ich daher nicht beurteilen. Mehr davon!

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– Playlist: Happy Release Day

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