Maffai aus Nürnberg / Würzburg haben Anfang Oktober ihr Debütalbum ZEN via Kidnap Music veröffentlicht.

Anlass genug, Bassist Daniel nach seinen 10 Records Worth To Die For zu fragen, dem es laut eigener Aussage nicht möglich sei, seinen Musikgeschmack auf lediglich 10 Interpreten herunterzubrechen. Aber so sind die Regeln! Auch wenn Interpreten wie u.a. Einstürzende Neubauten, The Beatles, The Notwist oder The Prodigy dafür unter den Tisch gekehrt werden mussten – hier sind die Platten, die für Daniel definitiv WORTH TO DIE FOR sind.

1Red Hot Chili Peppers – Blood Sugar Sex Magik (1991)

Für mich DER Meilenstein der 90er, der mich schon seit frühester Jugend begleitet und seinerzeit maßgeblich zum Musik machen animiert hat. Ein besseres Zusammenspiel zwischen Schlagzeug, Bass und Gitarre ist mir – zumindest im popkulturellen Kontext – nie mehr untergekommen. Selbst Anthony Kiedis ist hier dankbarerweise noch meilenweit enfernt von seinen mittlerweile leider standardmäßigen Hey-Oh-California-Ergüßen. Die Band auf ihrem absoluten kreativen Zenit, wozu sicher auch die knochentrockene Rick Rubin-Produktion ihren Teil beiträgt! Lässt mich bis heute noch nach jedem Durchlauf staunend zurück, was im Übrigen auch für die zugehörige Dokumentation Funky Monks gilt, die den Entstehungsprozess der Platte festhält.

Lieblings-Track: Sir Psycho Sexy

2Marilyn Manson – Mechanical Animals (1998)

Große Teile der Öffentlichkeit sehen in Marilyn Manson eher den Pausenclown, der sich durch mal mehr und mal weniger gelungene Coverversionen hervortut und ansonsten mit provokant düsterem Schock-Schtick nach Aufmerksamkeit lechzt, was sich Mr. Manson wohl selbst zuzuschreiben hat. Dass da seit 2003 auch durch die Bank nur noch Schrott kommt, macht die Sache auch nicht gerade besser. Schaut man sich den in die Jahre gekommen Sänger heute an, kann man sich nur noch schwer vorstellen zu was der Typ in den 90ern fähig gewesen ist – zu einer Zeit als Marilyn Manson noch eine Band war. Der eindrucksvollste Beweis ist dabei meiner Meinung nach das von Michael Beinhorn produzierte Glam-Rock-Spektakel MECHANICAL ANIMALS. Ein perfektes Konzept-Pop- Album ohne Ausfälle und mit unfassbar großer künstlerischen Vision, die sich durch Texte, Artwork und die zugehörigen Videos zieht. Auch der stilistisch gewagte Cut zur ebenalls essentiellen Vorgänger-Platte ANTICHRIST SUPERSTAR fasziniert. By the way auch die Lieblingsplatte von Drangsal.

Lieblings-Track: Fundamentally Loathsome

3Zombie Joe – Schlachthaus, Baby! (2005)

Die vielleicht unterschätzteste deutsche Band? Meiner Meinung nach definitiv! Dass das Metal-lastige Debüt (VEGAS) der Band mit seinem Pathos, Goth-Look und New Metal- Gehabe nicht für Begeisterungstürme unter den Kritikern gesorgt hat, kann ich gut nachvollziehen (was die Platte deshalb aber nicht weniger großartig macht!). Warum dann aber der grundverschiedene Nachfolger SCHLACHTHAUS, BABY! so gnadenlos durchs Raster gefallen ist, bleibt mir schleierhaft. Der fiebrige Indierock mit Hamburger Schule- Einschlag, den die Hallenser hier samt anspruchsvollen Texten servieren hat so viel zu geben und hätte so viel mehr verdient gehabt… gerade lyrisch liegen mir Zombie Joe sehr am Herzen. Nach der Platte evolvierte die Band zur Bowie-esken Formation The Baby Universal. Heute ist Sänger Conny Ochs primär solo unterwegs, was gerade live immer ein kleines Happening und genauso ehrlich ist, wie es Zombie Joe auf dieser Platte waren.

Lieblings-Track: Fieber zu Fieber

4Doppelkopf – Von Abseits (1999)

Zeitloser Deutschrap-Klassiker, der bis heute zu jeder zweiten Jahreshälfte hoch bei mir im Kurs steht. Die Art und Weise, wie die melancholisch düsteren Beats von DJ Teaz mit den abstrakten und oft ziemlich eigenwilligen Traumtanzcomic-Stories von Rapper Falk harmonieren hat deutscher Hip-Hop in dieser Perfektion seitdem nicht mehr erleben dürfen. Von der rhythmischen Versiertheit in den Raps mal ganz zu schweigen… Klar, Texte über MörderMonsterMuscheln, Katzer und Tapire sind ziemlich far out und nicht jedermanns Sache, sicherlich aber unique. Bilder in dein Ohr wie zuvor nie gesehen . Erstes und letztes Album der Hamburger Formation, obgleich die vorausgegangene EP VOM MOND ebenfalls Pflichtlektüre ist!

Lieblings-Track: Die Fabelhaften Vier

5Jane’s Addiction – Nothing’s Shocking (1988)

Die Blaupause für alles was sich später mal Alternative schimpfen sollte und Grunge maßgeblich den Weg ebnete. Hippie- und Surferkultur aus Venice Beach trifft auf die heroinvernebelten schmutzigen Ecken von Downtown LA. Jeglichem Sunshine-Feeling zum Trotze jederzeit unterschwellig düster und von vorne bis hinten vollgepackt mit Hits. Dazu steht mit Perry Farrel eine der schillernsten und faszinierendsten Figuren aller Zeiten am Mic – eine der eigenwilligsten Stimmen inklusive. Tragischerweise hat der Initiator des Lollapalooza mittlerweile Septum und Dreads gegen Botox und Nasen-OP eingetauscht… NOTHING’S SHOCKING?

Lieblings-Track: Summertime Rolls

6Beck – Mellow Gold (1994)

Ich dürfte etwa 13 Jahre alt gewesen sein, als ich mir MELLOW GOLD in der Hoffnung zulegte, dass die Platte weitere Songs im Stile der Slacker-Hymne LOSER beinhaltete. Weit gefehlt! Es sollten einige Wochen vergehen ehe ich mich mit dem Rest der weitestgehend verquerten Scheibe anfreunden konnte. Heute liebe ich jede Sekunde! Mitte der 90er noch sowas wie der nettere Kurt Cobain, verkehrt Beck Hansen heute vermehrt in Scientology Kreisen. Gute Musik macht er trotzdem noch ab und an. Mit Winona Ryder war der Kerl auch noch zusammen und im Videoclip zu Beercan fährt Buzz Osborne von den Melvins Traktor. Geht’s noch cooler? Eben..

Lieblings-Track: Beercan

7(həd)pe – (həd)pe (1997)

Dass die Kombi aus Gitarren & Rap gemeinhin verpönt ist, ist mir nicht entgangen und irgendwo auch verständlich. Da gab es einfach zu viele White-Trash-Unfälle und mit Body Count oder den H-Blockx braucht mir auch wirklich keiner zu kommen. Die Akzeptanz von Crossover aber deshalb lediglich auf die frühen Rage Against The Machine und den Judgement Night-Soundtrack zu beschränken halte ich trotzdem für stark übertrieben. Beweis, dass die Verschmelzung von Rap und Rock nicht automatisch nach Papa Roach klingen muss, ist das Debütalbum der selbsternannten G-Punks (həd)pe aus Hunntington- Beach. Nicht zuletzt deshalb, weil hier tatsächlich auch mal der rare Fall eintritt, dass ein MC mit Skills am Mic steht. Wer bei Whammy-Gitarren, Scratches und Texten über Aliens, Skateboards, Kiffen und Verschwörungstheorien nicht komplett durchdreht, dem ist wohl auch echt nicht mehr zu helfen… Von der sechsköpfigen Originalbesetzung ist lediglich der Sänger übrig geblieben, der den Namen (həd)pe seit Jahren schon durch ganz fürchterliche Veröffentlichungen beschmutzt.

Lieblings-Track: Darky

8The Velvet Underground – The Velvet Underground & Nico (1967)

Was die Band um Lou Reed auf ihrem Debüt veranstaltet, bezeichnet der Amerikaner glaube ich als haunting. Die Platte kommt mit viel zu vielen unsterblichen Hits, die eigentlich gar keine sein wollen. Kaputte, drogengeschwängerte Jam-Session-Vibes mit dissonanten Geigen, Texten mit SM-Thematik, schräge Roadtrip-Songs, Hippie-Flair, die wunderschöne Stimme der deutschen Sängerin Nico, das ikonische Plattencover von Andy Warhol und und und…. Intensiver und düsterer als jede Black-Metal-Combo. Mein vollster Ernst!

Lieblings-Track: Venus In Furs

9Mr. Bungle – California (1999)

Alleine mit Mike Patton-Alben hätte man diese Liste hier schon locker füllen können… Die Beach-Boys-Verballhornung CALIFORNIA aber steht unangefochten an der Spitze seines Schaffens und dürfte die erste Avantgarde-Scheibe sein, die mir je zu Ohren gekommen ist. Poppig hier, abgefahren dort, jederzeit unberechenbar und auch die ganz großen Gefühle kommen mehr als einmal zum Zug. Technisch versiert und mit dem vermutlich besten und vielseitigsten Vokalisten ever in den eigenen Reihen punktet das Opus Magnum von MR. BUNGLE durch die Bank. Leider die letzte Scheibe der Combo, aber sicherlich nicht die letzte Großtat von Patton.

Lieblings-Track: Goodbye Sober Day

10Falco – 3 (1985)

Wenn einer den geleckten Dandy noch besser mimen konnte als Mike Patton, dann war das auf jeden Fall Falco (#Fallco). Als Kind geliebt, dann lange nicht mehr angefasst, kommt es bei mir in den letzten Jahren immer wieder zum persönlichen Falco-Revival. 3 ist meiner Meinung nach die rundeste Scheibe von Johann Hölzel und enthält mit Rock Me Amadeus, Vienna Calling oder Jeanny einige seiner größten Hits. Falco ein letztes Mal in Bestform ehe zunehmend absurdere Scheiben folgen sollten. Cheesy ist das natürlich schon an vielen Ecken, aber nicht zuletzt wegen der leicht arroganten, versnobten Art an Coolness kaum zu toppen. Rotiert aktuell wieder permanent auf dem Plattenteller.

Lieblings-Track: Tango The Night

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